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Wertpapiergeschichte aus weiblicher Perspektive

Die Welt der Wertpapiere als Männerdomäne? Weit gefehlt. Die Ausstellung „Frauen und Finanzen. Die weibliche Rolle auf Wertpapieren“ zeigt, dass Frauen im Wertpapiergeschäft von Beginn an mitmischten. Zu sehen ist die bemerkenswerte Ausstellung, die auf der früheren Sammlung des Düsseldorfers Jakob Schmitz basiert, im Museum „Wertpapierwelt“ im schweizerischen Olten. Von André Boße

Bevor sich Frauen aktiv an der Finanzwelt beteiligen konnten, waren sie auf die Rolle von werbewirksamen Ikonen beschränkt. Wertpapiere, die mit göttlichen oder vorbildlichen Frauenfiguren bedruckt waren, sollten den Gesellschaften ein gutes Image verleihen. Schließlich symbolisieren Frauen Fruchtbarkeit – und damit Prosperität. Als Mütter stehen sie für Tatkraft und Pflichtbewusstsein – für Werte also, die sich ein Unternehmen gerne auf die Fahnen schreibt. Die Ausstellung zeigt zudem eine Reihe von Wertpapieren, die man mit reizenden und exotischen Frauen bedrucken ließ, um die Männer zum Kauf dieser Wertpapiere zu verführen.

www.wertpapierwelt.ch

Ab dem 18. Jahrhundert nahmen Frauen aktiv am Wertpapierhandel teil – wobei dieses Recht zunächst nur privilegierten Adeligen zustand. Sie durften, anders als Bürgerinnen, frei über ihr Vermögen verfügen und legten es auch in Aktien an. Besonders eindrucksvoll waren die finanzpolitischen Aktivitäten der österreichischen Kaiserin Maria Theresia, die im 18. Jahrhundert den Haushalt ihres Reiches verwaltete – was mit Blick auf teure Kriege und kostspielige Reformen keine leichte Aufgabe war. Originalanleihen belegen den großen Finanzbedarf der Herrscherin, die zudem 16 Kindern das Leben schenkte.

Vor rund 200 Jahren begannen dann auch bürgerliche Frauen, ihre Finanzen selber in die Hand zu nehmen. Erbinnen übernahmen nach dem Tod ihrer Männer die Verantwortung für das Unternehmen; Töchter aus reichem Hause wie Gertrude Vanderbilt Whitney, Tochter des Eisenbahn-Tycoons Commodore Cornelius Vanderbilt, erbten Aktienpakete. Pionierinnen weiblichen Unternehmertums waren Barbe- Nicole Clicquot-Ponsardin, die 1805 das Champagnerhaus ihres verstorbenen Mannes übernahm, oder Marie Tussaud, die 1802 ihren Ehemann in Paris zurückließ, um mit ihrem Wachsfigurenkabinett in Großbritannien Geld zu verdienen.

Dass der Gang an die Börse ein runder Abschluss für das Leben als Unternehmerin sein kann, bewies Beate Uhse: Nach Kriegsende schrieb sie Bestseller- Broschüren zur Verhütung, deren Erlös sie in den Aufbau eines erotischen Versandhandels investierte. An die Börse ging ihr Unternehmen 1999, die Aktien schmücken wenig bekleidete Damen – kurz danach zog Beate Uhse sich aus dem Geschäft zurück.

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