StartBerufslebenArbeitswelt SpezialUnternehmensberater der Versicherung: Der Blick von außen

Unternehmensberater der Versicherung: Der Blick von außen

Nadine Schmitz hatte zwar schon bei ihrem Studienstart die Welt der Versicherungen als mögliche Einstiegsbranche im Blick, fokussierte sich nach ihrem Abschluss jedoch erst einmal als Beraterin auf Industrieunternehmen. 2011 konnte sie einem Angebot dann aber doch nicht widerstehen. Von Christoph Berger

2011 stand Nadine Schmitz vor einer schwierigen Entscheidung. Vier Jahre hatte sich die heute 35-jährige Betriebswirtin intensiv in die Welt der Industrie-, Technologie- und Automobilunternehmen eingearbeitet, hatte sich das dazu nötige Wissen erworben und ein weitgespanntes Netzwerk aufgebaut. Für die Münchener Niederlassung der Wirtschafts- und Beratungsgesellschaft KPMG beriet sie vor allem Unternehmen des Dax und des TecDax. Auch viele internationale Unternehmen zählten zu ihren Mandanten.

„Nach Hause kam ich oft nur am Wochenende zum Waschen der Wäsche“, sagt sie. Die Arbeit und das Leben machten ihr Spaß. Und sie war erfolgreich: Damals stand sie kurz vorm Erreichen der Prokura. Doch dann kam ein neues Angebot ihres Arbeitgebers.

Buchtipp

Gabriele Zimmermann (Hg.): Change Management in Versicherungsunternehmen. Springer Gabler 2014.

ISBN 978-3658059736. 39,99 Euro

Sie wurde gefragt, ob sie nicht zusammen mit einem Kollegen die Beratungsaktivitäten des Konzerns im Bereich der Versicherungen ausbauen wolle. „Das war keine leicht zu entscheidende Situation“, erinnert sie sich. Sie führte viele Gespräche mit Kollegen und Branchenexperten und entschied sich schließlich für den Wechsel. In einer traditionellen Branche zu arbeiten, die sich gleichzeitig in einem Umbruch befindet – dieses Argument hatte sie überzeugt.

„Die Versicherungen müssen kostenund prozesseffizienter werden. Auch die Technik wird in der Branche eine immer entscheidendere Rolle einnehmen“, erklärt sie. Schmitz reizte es zudem, selbst inhaltliche Schwerpunktthemen setzen zu können – eine Situation, die der Neuaufbau mit sich brachte. So zog sie 2012 von München nach Köln und begann, ein neues Team aufzubauen.

Eine ihrer ersten Aufgaben – neben der strategischen Ausrichtung, geeignete Mitarbeiter einzustellen: „Viele der heutigen Kollegen kamen direkt von der Uni. Diese musste ich begleiten und schrittweise an die Mandanten heranführen“, erklärt sie. „Wir suchten vor allem Absolventen mit einer Grundneugierde, Mitarbeiter, die keine Scheu vor Neuem haben und flexibel sind.“ Auch fachlich sind die Teams meist breit aufgestellt. Das verlangen schon die herausfordernden Projekte bei den Mandanten: Geht es beispielsweise um den Einsatz von Big Data im Versicherungswesen, braucht es nicht nur Experten für die betriebswirtschaftlichen Zusammenhänge, sondern auch solche, die sich mit der Anbindung an die Technik auskennen.

Durch den Positions- und Aufgabenwechsel veränderte sich auch das Arbeits- und Aufgabenfeld von Nadine Schmitz. Hin und wieder kommt es zwar vor, dass sie noch internationale Mandanten betreut, doch der Fokus des Kundenstamms im Versicherungsbereich liegt klar auf Deutschland. Zudem nimmt sie mehr administrative Aufgaben wahr. Schmitz koordiniert die Projekte, leitet die Statusbesprechungen und hinterfragt und überwacht die festgesetzten Meilensteine in den Projektabläufen. Außerdem akquiriert sie neue Mandanten und Projekte. Doch auch der Kundenkontakt ist ihr weiterhin sehr wichtig, getreu dem Motto „Jeder Tag, den du nicht beim Kunden bist, ist ein verlorener Tag“. Immer wieder begleitet sie ihre Kollegen, um den Bezug zu den Kunden intensiv und persönlich aufrechtzuerhalten.

„Es ist enorm wichtig, mit den Mitarbeitern bei den Mandaten auf Augenhöhe zu kommunizieren“, erklärt sie. Immerhin gehe ihre Arbeit oft mit Veränderungen für diese einher. „Wir haben zwar einen Auftrag, daher erledigen wir unsere Aufgaben professionell. Doch die menschliche Ebene verlieren wir dabei nicht aus den Augen.“ Zudem sieht Schmitz in der Beauftragung einer externen Beratung ganz klare Vorteile: Der Blick von außen auf das Unternehmen und dessen Prozesse, die kritische Betrachtung und Einschätzung von bisher Bewährtem, der Marktblick und das Benchmarkingmaterial eines Beratungshauses zahlen sich für die beauftragenden Unternehmen fast immer aus. Komplettiert werde das Angebot durch das regulatorische Know-how der Berater.

„Hier sind diejenigen richtig, die Lust haben, in einer spannenden Zeit die Weichen für die Zukunft zu stellen“, wirbt Schmitz nicht nur für die Beratung von Versicherungsunternehmen alleine, sondern für die Branche der Versicherungen an sich. Wer bereit sei, sich den Herausforderungen zu stellen, seine Persönlichkeit einzubringen und über Grenzen hinauszugehen, habe die besten Voraussetzungen, um auch seine eigene Karriere erfolgreich zu gestalten.

Herausforderungen

Laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) stehen die Versicherungsunternehmen fortwährend vor immensen Herausforderungen. Vor allem das

  • anhaltende Niedrigzinsumfeld,
  • regulatorische Reformen,
  • der demografische Wandel,
  • die fortschreitende Digitalisierung sowie
  • die Zunahme großer Naturereignisse stellen die Versicherungsunternehmen vor große strategische Aufgaben.

Quelle: www.gdv.de

Das könnte dich auch interessieren

Künstliche Intelligenz verstehen und nutzen

Generative KI bietet enormes Potenzial. Jedoch sind nicht alle Antworten und Lösungen, die ChatGPT...

Mandate, Machine Learning und Menschenkenntnis: Zukunftskompetenzen für Juristinnen und Juristen

Zunehmend ziehen Legal- Tech-, wie etwa KI-basierte, Anwendungen in Kanzleien, Rechtsabteilungen und die Justiz...

Sherlock Holmes und Tante Emma

Im Einsatz im Handel, bei Versicherungen und in der Wirtschaftsprüfung: Die generative KI schafft...



Anzeige