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Traumjob Modistenmacherin

Sie studierte einst BWL, nahm den Hut und verdient heute Kopfgeld. Mit ihrem Faible für Handwerk und Hüte fertigt Ulrike Strelow seit 15 Jahren als Modistenmeisterin mit ihrem kleinen Team im Essener Stadtteil Rüttenscheid Kopfbedeckungen aller Art. Form und Materialien sind dabei kaum Grenzen gesetzt Mit ihrem Werdegang macht sie auch Studierenden Mut, den eigenen Träumen in einem anderen Fach zu folgen. Die Fragen stellte Christoph Berger.

Ulrike Strelow, Foto: Wiebke Rübel / www.flickr.com/photos/a_la_rue
Ulrike Strelow, Foto: Wiebke Rübel / www.flickr.com/photos/a_la_rue

Frau Strelow, sie studierten einst BWL. Haben Sie vor dem Fach den Hut gezogen?
Es stimmt, ich habe mal BWL studiert, das Studium aber nicht beendet. Irgendwann habe ich gemerkt, dass das Studium nichts für mich ist, und dass da kein Beruf für mich hervorgeht, in dem ich mein Leben lang arbeiten kann. Das Faible für das Handwerkliche hatte ich hingegen schon immer.

Wie kamen Sie dann zu Hüten?
Zu Hüten hatte ich überhaupt keine Verbindung. Eher zum Handwerk allgemein. Allerdings hatte mir meine Mutter irgendwann nach dem Abitur mal einen Artikel über eine Hutmacherin in Hamburg gegeben. Sie meinte damals, dies sei ein Beruf für mich. Nachdem ich mich etwas über den Beruf informiert hatte und gesehen habe, was man damit verdienen kann, habe ich den Vorschlag erst einmal wieder verworfen. Während des Studiums reifte dann in mir die Erkenntnis: Lieber ein bisschen weniger Geld verdienen …

Kann man Assoziationen zwischen einem Hut und seinem Träger ziehen?
Ein Hut kann natürlich sehr stark die Persönlichkeit verändern. Oder unterstreichen. Das hängt auch mit der jeweiligen Stimmung des Trägers zusammen. Es kann ein Hut sein, mit und unter dem man sich gut behütet fühlt, unter dem man sich vielleicht so ein bisschen versteckt. Es kann aber auch ein Hut sein, der einen herausstellt, mit dem man die Blicke auf sich zieht.

In der Kunst-, Mode- und Kulturwelt hat der Hut in den letzten Jahren eine Renaissance erfahren. Woran liegt das?
Es ist generell ja so, dass es die eine Mode nicht mehr gibt. Es gibt nicht mehr die Rocklänge oder Linie, die von allen getragen wird. Vielleicht gibt es noch Richtungen, aber im Prinzip ist heute alles möglich. Derzeit gehört der Hut auf jeden Fall zu so einer Richtung. Die Zeiten, in denen dem Hut etwas Altmodisches und Altbackenes anhaftete und in denen er verpönt war, sind vorbei. Gerade auch, weil viele junge Leute Hüte tragen.

Und welche Stellung hat der Hut in der Business-Welt?
Man sieht nicht besonders viele Menschen mit Hut, aber es werden mehr. Es kommt ja wieder der Trend, sich schicker anzuziehen. Und da kann ein Hut dazugehören: Er komplettiert dann die Garderobe. Und prinzipiell ist ein Hut ja nicht nur schick. Er schützt vor Sonne, Regen und Kälte. Es gibt unterschiedlichste Ansätze, einen Hut zu tragen.

Aus der von Ihnen gemachten Erfahrung: Was ist Ihr Tipp für Absolventinnen und Absolventen, die nach dem Studium überlegen, noch einmal einen ganz neuen Karrierepfad einzuschlagen?
Man muss sich darauf einstellen und damit zurechtkommen, einen Beruf von Grund auf zu erlernen. Man lässt sich mit einem solchen Schritt nicht auf etwas ein, was man mal in einem Workshop oder Praktikum lernt. Der Weg ist echt hartes Brot. Aber wenn man es nicht von der Pike auf lernt, um dann viel machen zu können, dann findet man nicht die Kunden dafür. Am Anfang meiner Ausbildung, ich war 24 Jahre alt, war ich wieder das Lehrmädchen, das die Werkstatt gefegt hat. Da ist es völlig egal, was man davor alles gemacht hat.

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