Durch die Globalisierung wächst die Welt zusammen: Firmen agieren international, Geschäftskunden sitzen im Ausland und auch der Kollegen im Team hat vielleicht einen anderen kulturellen Hintergrund – das bietet viele Chancen. Um diese jedoch in wirtschaftliche Erfolge umzuwandeln und auf internationalem Parkett keinen Fauxpas zu landen, müssen Kommunikation, Produkte und Dienstleistungen passgenaue Botschaften vermitteln und die kulturellen Gegebenheiten vor Ort einkalkulieren. Absolventen die interkulturelle Kompetenzen mitbringen, weltgewandt und neugierig sind, haben also beste Chancen. Von Elisa Maifeld
In Zeiten zunehmender Vernetzung und Globalisierung passt sich das eigene Leben an die Strukturen an – das gilt für Arbeitsweisen genauso wie für Freizeitgestaltung: Ein bis zwei Auslandssemester hier, gefolgt von einem Freiwilligendienst in Übersee dort – was im Studium noch Spaß ist, zahlt sich im Berufsleben oft aus. Für Personaler ist neben der Abschlussnote immer häufiger auch die internationale Erfahrung wichtig. Die Devise: Wer über den eigenen Tellerrand schaut, überwindet kulturelle Differenzen leichter und trägt wichtige Fähigkeiten ins Unternehmen hinein. Doch die Zahlen machen nachdenklich: In Deutschland sind die Wirtschaftswissenschaftler zwar Vorreiter in Sachen Auslandsstudium, doch von insgesamt 2,8 Millionen Studierenden wagen laut Statistischem Bundesamt weniger als 140.000 diesen Schritt.
Klar ist: Zukünftig benötigen viele verantwortungsvolle Positionen und Bereiche interkulturelle Kompetenzen – das gilt für internationale Unternehmen ebenso wie für Non-Profit- oder Nicht-Regierungs-Organisationen. Ob internationales Projektmanagement, Verkauf, Personalentwicklung, Controlling, Social Entrepreneurship oder Social Start-ups. Wer in diesen Bereichen arbeitet, ist gut beraten, sich mit landestypischen Strategien, Normen und Instrumenten auseinanderzusetzen. Und als oberste Grundvoraussetzung gilt natürlich: Die eigene Kommunikation muss kulturell angemessen sein.
In Deutschland reicht man sich zur Begrüßung die Hand. In China und den meisten asiatischen Ländern sorgt das für Verwirrung: Eine Verbeugung ist angebracht. Hierzulande gilt Pünktlich-keit als Tugend, doch schon im Nachbarland Frankreich rechnet man eine knappe Viertelstunde Verspätung ein. Damit das erste Meeting also nicht zu Frust führt oder gar die Zusammenarbeit zum Stocken bringt, braucht es interkulturelles Wissen. Gleiches gilt für das globale Business: Denken und Handeln nach dem „One fits all“-Prinzip funktioniert nicht.
Plädoyer für kulturelle Neugierde
Wer international managen möchte, der sollte seine Kompetenzen ausbauen und sein interkulturelles Profil stärken:
- Arbeitet Ihre Universität mit ausländischen Partnern zusammen? Dann erwerben Sie einen Doppelabschluss.
- Auslandspraktika bieten Einblicke in die Arbeitsweise anderer Kulturen. Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl, welches Land Sie inspiriert.
- Innerhalb Deutschlands bieten 14 Hochschulen einen Master-Studien-gang mit Schwerpunkt Interkulturelles Management an – hier lohnt sich ein Blick, ob Summer Schools angeboten werden.
- Gestalten Sie eine diverse Gesellschaft mit. Das könnte auch im Start-up nebenan sein, bei dem multikulturelle (virtuelle) Teams zusammenarbeiten.
Interkulturelle Sommer-/Winterakademie
Zweimal jährlich bietet der Verein Interculture in Kooperation mit dem Bereich Interkulturelle Wirtschaftskommunikation der Universität Jena Workshops an. Mehr Infos unter: www.interculture.de/ausbildung-weiterbildung/ik-sommerakademie