Diplom-Betriebswirtin Helene Prölß ist Strategiecoach, Sinnstifterin und CEO der Stiftung „Manager ohne Grenzen“, die sie aufgebaut hat, um Know-how aus dem Management und Entwicklungshilfe zusammenzuführen. Afrika, Asien, Mittelamerika – weltweit ist das Fachwissen erfahrener Experten gefragt, die während eines mehrwöchigen Auslandseinsatzes konkrete Projekte mit Einheimischen planen und umsetzen. Welche Kompetenzen wichtig sind, um in einem von rund 20 Social-Business-Projekten weltweit mitzuarbeiten und welche Tipps sie für Absolventen mit Fernweh hat, erfragte Elisa Maifeld im Interview.
BWLer engagieren sich für Manager ohne Grenzen ganz konkret in der Entwicklungshilfe. Verraten Sie uns, wie das funktioniert?
Wir ermöglichen Beratungshilfe für unternehmerische Entwicklung und stellen entsprechendes Know-how zur Verfügung. Wir planen und stellen die richtigen Fragen. Die Aufgaben und Antworten kommen aber immer aus der Bevölkerung. Momentan gehen wir noch einen Schritt weiter und bauen im afrikanischen Tansania Netzwerke mit lokalen Partnern, die sogenannten Business HUBs, auf. So kann Wissen der Einheimischen integriert und sofort abgerufen werden.
Studentenprogramm
Das Programm zielt auf soziales Engagement, Wissenstransfer und die praktische Umsetzung in einem Social-Business-Projekt ab. Bewerben können sich Studenten im Masterstudium, die eine Position im Management anstreben, sowie Berufseinsteiger. https://stiftung-managerohnegrenzen.de/
Sie sagen, Sie bieten keine perfekten Lösungen an, sondern die Menschen vor Ort lösen ihre Probleme selbst. Wie sehen Hilfestellungen aus?
Die Anträge der möglichen Projektpartner aus den Entwicklungsländern, die bei uns eintreffen, legen die Problematik sehr deutlich offen. Im Fragebogen tritt das sofort zutage, und dann analysieren wir gemeinsam. Aktuell steht ein Manager kurz vor der Ausreise in ein Dorf in Tansania, knapp 100 Kilometer nördlich von Daressalam. In einem sehr verzweigten Gebiet soll die Milch von etwa 1500 Kühen besser vermarktet werden, und die Frauen fordern höhere Milchpreise. Uns ist klar: Für den Einsatz brauchen wir einen Manager aus dem Marketing. Je nach Kompetenz der Manager bieten wir dann weitere Hilfe an und empfehlen einen Experten, der dabei unterstutzt, das Problem zu losen.
Doch bevor es soweit ist, durchlaufen die Interessenten – sowohl die deutschen Manager als auch die Partner aus den Ländern – einen Bewerbungsprozess. Wie können wir uns das vorstellen?
Die Manager müssen sich erstmal bei uns bewerben: Sie stellen sich mit Vita und Motivationsschreiben vor. Im Gegenzug schlagen wir ein Projekt vor, das zum Profil passt. In einem Vorbereitungsseminar – übrigens eine Grundvoraussetzung für jeden Einsatz – analysieren wir die Gegebenheiten der Lander, die Herausforderungen und Aufgaben bis hin zu Lösungsmöglichkeiten in der praktischen Umsetzung. Auch die Anwärter bewerben sich bei uns, indem sie detailliert ihr Problem schildern – wir prüfen das und machen dann ein Projekt daraus. Wichtig ist uns, dass sie bestimmte standardisierte Kriterien erfüllen – etwa dass die Bewerber eigenständig und spendenunabhängig arbeiten, das Projekt ein realistisches Vorhaben ist und eine langfristige Perspektive bietet.
„Klassisches“ Management und Entwicklungshilfe: Worauf kommt es bei einer nachhaltigen Zusammenarbeit an?
Wir erwarten eine interkulturelle Kompetenz, sprich: Wir agieren nicht übergriffig, sondern unterstutzen ausschließlich methodisch: Der Manager lernt, was die typischen Vorgehensweisen in dem jeweiligen Land sind und was adäquat für den Markt im jeweiligen Einsatzprojekt ist. Dennoch: Hier wie dort braucht man die gleichen Module der Marktanalyse – von der Zielgruppendefinition bis zur genauen Problembeschreibung.
Es gibt auch ein Studentenprogramm für Berufseinsteiger oder Master-Studenten mit Schwerpunkt Management. „Young Leaders“ arbeiten als Tandem mit erfahrenen Managern zusammen – wie genau funktioniert das?
Wir brauchen Nachwuchsführungskräfte! Ihnen geben wir die Möglichkeit, neue Kompetenzen zu erschließen. Die Teilnehmer reisen im Tandemverfahren zusammen mit einem erfahrenen Manager als Mentor zu einem Projekteinsatz in ein Entwicklungsland. Wir fordern die Jungen, schätzen ihre Ideen und ihr frisches Uniwissen. Sie haben den doppelten Nutzen: Sie lernen von einer erfahrenen Führungskraft und für sich persönlich – und das in einem anderen Land.