Jung, erfolgreich und trotzdem nicht glücklich. Für Isabell Prophet ist das keine Option! Für ihr erstes Buch „Die Entdeckung des Glücks“ setzt sich die VWLerin und Journalistin mit neuesten Studien und Alltagsfallen auseinander und stellt fest: Glück entsteht durch Aufmerksamkeit für die kleinen Dinge. In ihrem Gastbeitrag erklärt sie, wie es mit wenigen Tricks gelingt, in jedem Job glücklich zu werden und Herausforderungen gelassen entgegen zu treten.
Ich bin nicht glücklich. Das erkannte ich, als ich begann, mich mit dem Glück zu beschäftigen. Ich bin Journalistin und entdeckte das Thema eher zufällig für mich. Glück ist ein Forschungsthema, gleich mehrere Disziplinen beschäftigen sich damit. Die Psychologin Sonja Lyubomirsky hat das Glück analysiert. Sie sagt: 50 Prozent unseres Glücksempfindens werden durch unsere Gene bestimmt. Für 40 Prozent ist unser Verhalten verantwortlich, und für 10 Prozent unsere Lebensumstände. Doch für gewöhnlich sind es jene Umstände, die wir für unser Unglück verantwortlich machen. Der Chef, die Wohnung, die Stadt in der wir leben. Dinge, die wir ändern könnten – doch es wäre aufwendig.
Fünf kleine Veränderungen können unseren Arbeitstag verbessern – das ist sogar wissenschaftlich belegt.
- Ein richtig guter Arbeitstag startet erst am Arbeitsplatz – nicht schon im Bett mit E-Mails auf dem Smartphone.
- Abwechslung ist die Würze eines Tages – nicht die Würze einer Stunde. Multitasking funktioniert nicht, einen Tag lang an einer Sache durcharbeiten aber auch nur selten.
- Powermodus in Stillarbeit – 90 Minuten ohne Kommunikation schaffen vielleicht schon das halbe Tagespensum.
- Alle 60 bis 90 Minuten braucht unser Kopf eine Pause von der Arbeit; das gilt vor allem, wenn wir uns konzentrieren müssen. Danach geht es schneller weiter – und besser.
- Motiviert und macht den Kopf frei: abends die eigenen Erfolge durchdenken und einen Plan für den nächsten Tag notieren.
Glücksforscher raten deshalb zu einer Verhaltensanpassung. Ihr Experiment: Studenten und Absolventen sollten Tagebücher schreiben – mal neutral, mal mit positivem Schwerpunkt. Wer einen Filter auf seinen Tag legte, der fühlte sich schon nach wenigen Tagen glücklicher. Genau das Gegenteil machen viele von uns, sobald sie ihren ersten Job haben: Sie klagen. Dabei passieren viele gute Dinge – wir müssen sie nur wahrnehmen. Das gelingt besser, wenn wir wissen, dass wir am Abend darüber sprechen werden. Eine gute Beschwerde ist auch eine gute Geschichte, sie verspricht Aufmerksamkeit. Doch mit Klagen laugen wir nicht nur uns selbst aus, sondern auch unsere Beziehungen.
Dabei sind es Freunde und Familie, die uns glücklich machen. Einige Hochschulpsychologen haben mir erzählt, dass Studenten immer häufiger einsam sind, gerade zu Beginn und Ende ihres Studiums. Besser geht es ihnen, wenn sie sich Uni-Gruppen anschließen. Als ich für mein Masterstudium die Hochschule wechselte, verschlug es mich deshalb in den Debattierclub. Ich war furchtbar schlecht und hatte viel zu viel Angst, vor anderen zu sprechen. Aber ich lernte neue Leute kennen, das tat mir gut.
In einem anderen Experiment mussten die Teilnehmer einige Wochen lang regelmäßig Sport treiben, bevor sie eine Präsentation hielten. Es half! Am Tag der Wahrheit litten sie weniger unter Ängsten, fühlten sich stärker und beeindruckten die Chefs mehr. Der Effekt ist im Gehirn messbar: Wer Sport treibt, kann besser arbeiten. Es sind die kleineren Dinge, die uns glücklich machen, das habe ich bei meinen Recherchen für das Buch gelernt. Die ganz großen Lebensumstände, die halten wir dann auch noch aus.
Buchtipp
Isabell Prophet: Die Entdeckung des Glücks. Dein Leben fängt nicht erst nach der Arbeit an. Mosaik 2017. 16 Euro.