Interview mit Monty Roberts

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Monty Roberts ist einen kuriosen Weg gegangen: vom „Pferdeflüsterer“ zum Unternehmensberater. Auf Welttourneen zeigt er Managern, wie sie ihre Mitarbeiter friedlich zum Erfolg führen können. Dem karriereführer flüsterte er seine persönlichen Lebensweisheiten. von Alexandra Lauff und Anne Thesing

Zur Person

Marvin Earl Roberts, bekannter als Monty Roberts, ist mit seiner Autobiografie „The man who listens to horses“ weltberühmt geworden. Queen Elizabeth II. hatte ihn ermutigt, dieses Buch zu schreiben. 1989 lud sie ihn zum ersten Mal als Pferdetrainer an ihren Hof ein. Seine humane Methode, Pferde zu zähmen, hatte die First Lady fasziniert. Monty Roberts löste sich mit seiner Arbeitsweise von seinem Vater, dessen Brutalität gegenüber Pferden und Menschen ihn schon als Kind abgeschreckt hatte.
Roberts wurde 1935 in Salinas (Kalifornien) geboren und wuchs auf der Pferdefarm seines Vaters auf. Schon mit 13 Jahren lernte er die Sprache der Pferde. Seitdem gewinnt er das Vertrauen der wildesten Tiere. Diese Fähigkeit bescherte ihm nicht nur die persönliche Aufmerksamkeit der Queen und einen Platz in den weltweiten Bestseller-Listen. Sie führte ihn auch nach Hollywood, wo er mit James Dean, Elizabeth Taylor und Charlton Heston zusammen arbeitete. Mittlerweile interessieren sich auch Unternehmen für die Methoden des „Pferdeflüsteres“, die er in seinem Buch „Horse Sense for People“ auf menschliches Verhalten anwendet.

In your capacity as „horsewhisperer“, you also consult Managers. What exactly is it that Managers can learn from horses?
I wrote a whole book on this: „Horse Sense For People“, in which I ask people to rethink the way we use powers over others. Managers learn that they can adapt horses non-violent behavioral patterns to the human species. With humans, as with horses, the gentle way is the better way and trust, respect and communication – not coercion – are the key to fruitful relationships.

What have you learned for yourself by working with horses?
Mostly, that violence ist never the answer.

What kind of job were you dreaming of as a child?
I dreamt of being a horse trainer. As son of a horseman, I spent most time of the day on horse-back when only two years old.

Is there any childhood experience that particulary influenced your path of life?
Several experiences: the physical abuse by my father, the role model guidance of an 8th grade teacher and the lessons from wild horses (mustangs).

With what have you earned your first money?
With stuntwork. At the age of eight, I appeared stunt double in a number of feature films: for Elizabeth Taylor in National Velvet, Roddy McDowell and more.

What does an ordinary day of your working life look like?
Now it is occupied by travel, demonstrations and teaching.

Who is a personal example to you?
Ghandi.

What is your life’s goal?
To leave the world a better place than I found it, for horses and for people too.

Which career related advise would you give young people who graduate today?
They should develop integrity and a strong work ethic.

Interview mit Stefan Rizor

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Erfahrungen im Ausland, Flexibilität im Denken und sehr gute Englischkenntnisse sind seiner Meinung nach wichtige Voraussetzungen für die Karriere. Gute Examensnoten zwar auch, aber Stefan Rizor interessiert mehr der Mensch dahinter. Dem karriereführer verriet er, was sonst noch einen guten Juristen ausmacht. Das Interview führte Meike Nachtwey.

Zur Person Stefan Rizor

Stefan Rizor ist Partner und Managing Partner Deutschland bei Osborne Clarke. Der gebürtige Hannoveraner studierte in Würzburg und an der McGill University (Montreal, Kanada), wo er seinen LL.M. erwarb. Seit 1990 Rechtsanwalt, seit 1994 Partner in der überörtlichen Sozietät Graf von Westphalen Fritze & Modest, und ab 2001 bei Osborne Clarke, spezialisierte sich Stefan Rizor schnell auf grenzüberschreitende Unternehmenstransaktionen und -streitigkeiten.

Der Jurist ist zudem Leiter des Immobilienrechts- Teams und Experte für die Recycling- Industrie. Seit mehr als einem Jahrzehnt vertritt er die Interessen des „Grünen Punktes“ (Duales System Deutschland). Die Intensivierung des Handels und gegenseitigen Verständnisses zwischen Nordamerika, insbesondere Kanada, und Deutschland bildet einen weiteren Schwerpunkt seiner Tätigkeit.

Erinnern Sie sich noch an Ihr erstes Bewerbungsgespräch nach dem Studium?
Nach Studium, Referendariat und Master führte mich meine erste berufliche Bewerbung nach London zu Clifford Chance. Der dortige Partner erläuterte mir, nach welchen Kriterien Clifford Chance – jedenfalls damals – Kandidaten suchte. Neben überdurchschnittlichen Examina wurden Kandidaten mit „personality“ gesucht. Neugierig fragte ich, nach welchen Kriterien sich denn „personality“ bemesse. Mein Gesprächspartner erklärte mir dies an einem Vergleich: Er stelle sich vor, wie Mandanten wohl auf einem gemeinsamen Flug von London nach Sydney reagieren würden, den sie mit dem jungen Anwalt verbringen müssten. Könne der junge Anwalt nur über den Fall sprechen, steige der Mandant spätestens in Abu Dhabi aus. Auch mir kommt es heute darauf an, den Kandidaten kennen zu lernen. Dass er ein guter Jurist ist, sieht man meist schon an den Unterlagen.

Aber gute Examina sind immer noch wichtig?
Der gute Anwalt bemisst sich nicht allein an der Qualität der Examina. Wir stellen häufig Kandidaten ein, bevor sie das Zweite Examen absolviert haben. Wer sich bei uns in Studium und Referendariat bereits bewährt, dessen Qualitäten kennen wir. Des Stempels durch einen Prüfer, der den Kandidaten eine Stunde an einem Tag getestet hat, bedarf es dann nicht mehr. Die Erfahrung lehrt: Mit dem Arbeitsvertrag bei Osborne Clarke in der Tasche gehen die meisten Kandidaten entspannter in die Prüfungen, was dann in aller Regel zu guten Ergebnissen führt.

Was sollte denn ein guter Anwalt noch mitbringen, um von Ihnen eingestellt zu werden?
Er sollte eine vielseitige Persönlichkeit mitbringen und er sollte neugierig sein. Mandanten spüren sehr genau, ob Anwälte sich für sie und ihre Tätigkeit interessieren. Wer ein Unternehmen und seine Produkte oder Dienstleistungen versteht, ist im Vorteil. Auch hilft es, die längerfristigen Vorstellungen von Mandanten zu erkennen. Es macht einen Unterschied, ob der Unternehmer beabsichtigt, das Unternehmen kurz- oder mittelfristig zu veräußern oder das Unternehmen an die nächste Generation in der Familie zu übertragen. Dazu muss die Bereitschaft kommen, über juristische Fragen nachzudenken, die Neuland sind. Der Gesetzgeber hängt dem technischen Fortschritt stets hinterher. Der junge Anwalt braucht Courage und muss teamfähig sein. Junge Anwälte unterschätzen häufig zu Beginn ihrer Laufbahn den Druck der Verantwortung. Man muss in der Lage sein, in Projekten Teams zu führen, sich aber auch selbst zurücknehmen zu können.

Sie sind Partner in einer Kanzlei, die sich auf die Fahne geschrieben hat, anders zu sein als alle anderen Kanzleien. Ein Dienstleistungsunternehmen, das Wert legt auf Teamarbeit und Work- Life-Balance: Wie wichtig sollte die Karriere im Leben sein?
Die Arbeit nimmt im Leben jedes Menschen eine zentrale Bedeutung ein. Dazu gehört aber auch eine kritische Prüfung: Bin ich bereit, Verantwortung zu übernehmen? Wie groß ist mein Ehrgeiz? Was möchte ich erreichen? Was bin ich bereit, dafür einzusetzen? Glück und Zufriedenheit im Privaten, mit Freunden und Familie, Zeit, seine Hobbys zu genießen, werden sich nur dann einstellen, wenn man auch beruflich das erreicht hat, was man sich vorgenommen hat. Deswegen kann ich jungen Menschen immer nur empfehlen, von Anfang an auf eine möglichst erstklassige Ausbildung zu achten.

Und was muss ein Hochschulabsolvent heute tun, um Karriere zu machen?
Wer in einer Wirtschaftskanzlei Karriere machen möchte, muss Englisch in Wort und Schrift beherrschen. Zudem sind die bei Auslandsaufenthalten gesammelten Erfahrungen unverzichtbar: Der Hochschulabsolvent hat sich in ungewohnten Konstellationen neu bewiesen und Herausforderungen gemeistert. Deswegen kann ich jungen Juristen immer nur empfehlen, die heimatliche Scholle zu verlassen. Nutzen Sie die Semesterferien, um Zusatzqualifikationen zu gewinnen, denn diese machen Sie später unterscheidbar. Man sollte auch stärker seine Interessen verfolgen, statt bestimmten Moden nachzugehen. Völker- und Europarechtler, an der Uni häufig belächelt, finden sich später häufig in führenden Positionen, weil sie lernen, auf nationales Recht aus einer internationalen Perspektive zu blicken und Prinzipien hinter den Normen zu erkennen und in Rechtsgrundsätze zu verwandeln. Wer ein hohes technisches Verständnis hat, wird – unabhängig von jedem Zeitgeist – immer genug Arbeit im Technologieoder Patentbereich finden. Es hilft, Bereiche zu wählen, die einen persönlich interessieren. Dann fällt auch intensive Arbeit nicht schwer, denn in dieser Umgebung wird man sich wohl fühlen und nachher auch unter den Spezialisten sein berufliches Zuhause finden.

Was ist, wenn es nicht so gut läuft mit der Karriere? Wie sollte man mit Rückschlägen umgehen?
Rückschläge sind wichtig. Sie sind unvermeidlich, denn es wird nicht immer alles gelingen. Über Siege freut man sich, aus Rückschlägen lernt man. Deshalb sollte man Rückschläge akzeptieren. Wer beispielsweise im Ersten Examen kein Vollbefriedigend oder besser erzielt, wird nicht in Harvard weiterstudieren können, aber das Studium an anderen Universitäten, an denen auf hohem Niveau Auslandserfahrung und Sprachkenntnisse erworben werden können, bleibt möglich.

Ihr Karrieretipp für unsere Leser?
Die wichtigste Empfehlung für Ihre Leser: Seien Sie mutig, stellen Sie sich neuen Herausforderungen. Meine wichtigste Aufgabe gerade bei Studenten oder Referendaren besteht darin, ihnen Mut zu machen, damit sie sich dort bewerben, wofür sie brennen. Verlassen Sie altbekannte Bahnen. Und: Ausländische Studenten investieren in der Regel auch wirtschaftlich in ihr Studium. Viel zu häufig machen deutsche Juristen die Entscheidung, ob sie ins Ausland gehen, von der Vergabe von Stipendien abhängig. Dabei ist der Kredit, den man für eine erstklassige Ausbildung aufnimmt, schnell zurückgezahlt. Keine Investition erzielt eine höhere Dividende als die eigene Ausbildung.

Zum Unternehmen

Osborne Clarke wurde 1748 im englischen Bristol gegründet. 1987 eröffnete Osborne Clarke ein Büro in London, 1998 im Thames Valley und 2000 im kalifornischen Silicon Valley, wodurch die Firma die erste pan-europäische Kanzlei wurde, die in der amerikanischen Technologiehochburg vertreten ist. In Deutschland hat Osborne Clarke Büros in Köln und München. Sie ist eine fullservice Anwaltskanzlei. Internationalität und moderne Technologien bilden einen Schwerpunkt. Die Nachwuchsförderung liegt der Firma traditionell besonders am Herzen.

Interview mit Peter Riedel, Rohde & Schwarz

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Peter Riedel, heutiger COO von Rohde & Schwarz, war verantwortlich für den Ausbau der Rohde & Schwarz Niederlassung in Singapur. Darum verbrachte er viel Zeit im Jahr in Asien. Dort war er gerne, denn er mag den asiatischen Arbeitseifer und die Gastfreundschaft. Mit Bettina Blaß unterhielt er sich darüber, warum die asiatischen Länder für sein Unternehmen und die gesamte deutsche Wirtschaft so wichtig sind. [Das Interview ist dem karriereführer asien 2008/2009 entnommen.]

Zur Person

Peter Riedel, Foto: Rohde & Schwarz
Peter Riedel, Foto: Rohde & Schwarz

Peter Riedel, geboren 1965 in München, studierte nach dem Abitur Elektrotechnik, Fachrichtung Kommunikationstechnik an der Technischen Universität München. Nach dem Studium ging er 1991 als Entwicklungsingenieur für Mobilfunkmesstechnik zur Rohde & Schwarz GmbH und Co. KG.

Dort hatte er im Bereich Messtechnik verschiedene Positionen im Zusammenhang mit der Entwicklung von Testsystemen und -geräten für Mobilfunknetze und -endgeräte inne. Sein Schwerpunkt lag dabei im Bereich der Protokolltests.

Im Dezember 2005 wechselte er in den Geschäftsbereich Überwachungs- und Ortungstechnik und leitete dort seitdem das Fachgebiet Geräteentwicklung.

Seit 2016 ist Riedel Mitglied der Geschäftsführung in der Position des COO.

Warum ist der asiatische Markt für Rohde & Schwarz so wichtig?
Wir sind ein Unternehmen der Hightechindustrie. Asien ist für uns ein riesiger Wachstumsmarkt. Alleine der Mobilfunk hat gewaltiges Wachstumspotenzial.

Für welche asiatischen Länder neben China erwarten Sie einen Boom?
Für Indien, Vietnam, Malaysia und Thailand – in dieser Reihenfolge.

Wie sieht Ihre Asien-Strategie für die nächste Zeit aus?
Wir sind in den vergangenen Jahren in Asien schon stark gewachsen. Nun geht es darum, unser technisches Know-how vermehrt dorthin zu bringen. Wir wollen außerdem unsere Kundenbeziehungen ausbauen und den Kunden noch mehr Support bieten. Denn zufriedene Kunden empfehlen uns auch weiter.

Warum haben Sie die Hauptniederlassung Asien in Singapur angesiedelt?
Singapur ist sowohl von Europa als auch von anderen asiatischen Ländern aus bestens zu erreichen. Außerdem gibt es mehrere sehr gute Universitäten und hervorragend ausgebildete Absolventen. Zudem ist es für Ingenieure aus anderen asiatischen Ländern einfach, hier eine Arbeitserlaubnis zu bekommen. Und schließlich bietet Singapur eine hohe Rechtssicherheit. Damit haben wir eine ideale Basis für weiteres Wachstum in Asien geschaffen.

Sie kooperieren mit mehreren Universitäten in Singapur. Warum?
Nicht nur dort. Rohde & Schwarz kooperiert in den meisten Ländern mit etwa vier bis fünf Universitäten. Der Grund ist immer der gleiche: Wir wollen nicht nur in Deutschland die besten Köpfe für unser Unternehmen gewinnen, sondern auch in Asien. Darum ermöglichen wir auch einigen asiatischen Studenten ein Studium oder einen Masterabschluss in Deutschland. Außerdem führen wir sowohl in Deutschland als auch in Singapur jährlich einen Fallstudienwettbewerb für Studenten durch, bei dem die herausragendste Lösung für ein gestelltes Problem prämiert wird.

Warum haben Sie neben Singapur Niederlassungen in 28 weiteren asiatischen Ländern?
Wir wollen den asiatischen Markt strategisch entwickeln. Das geht besser mit Niederlassungen vor Ort, weil wir so langfristig planen und handeln können.

Und warum arbeiten Sie vor allem mit lokalen Mitarbeitern zusammen?
Unsere Kunden sind Asiaten. Stammen unsere Mitarbeiter auch von dort, gibt es sofort eine gemeinsame Verständigungsebene.

Was schätzen Sie an der Zusammenarbeit mit Ihren asiatischen Kollegen?
Unsere Kollegen sind sehr motiviert und engagiert. In Erfolg investieren sie eine Menge Zeit. Außerdem sind sie äußerst gastfreundlich. Ich bin wirklich gerne in Asien und arbeite mit ihnen zusammen. Dabei habe ich mir auch angewöhnt, dass ich nicht alles verstehen muss. Es gibt einfach kulturelle Unterschiede. Die lassen sich aber mit Offenheit gut überbrücken. Und es muss nicht immer alles so gemacht werden, wie wir das aus Deutschland kennen.

Haben Ihre deutschen Mitarbeiter gar keine Chance, nach Asien zu kommen?
Doch, sehr große Chancen sogar, vor allem als Coach oder Mentor. Um beim Aufbau von Niederlassungen mitzuarbeiten beispielsweise.

Müssen die Mitarbeiter, die nach Asien gehen, besondere Voraussetzungen erfüllen?
Oh ja! Sie müssen offen sein für anderes, flexibel, manchmal auch kreativ. Außerdem müssen sie die Firma gut kennen, denn sie sollen die Firmenkultur unter den gegebenen Umständen implementieren. Dazu benötigt man ein gewisses Fingerspitzengefühl.

Achten Sie schon beim Vorstellungsgespräch darauf, ob ein Mitarbeiter auch in Asien einsetzbar wäre?
Da wir ein global operierendes Unternehmen sind: ja. Für uns ist Offenheit wichtig. Und wir suchen Teamplayer. Fachkenntnis setzen wir sowieso voraus,wobei gute Noten nicht alles, aber immerhin ein Indikator sind. Außerdem sollte sich ein Bewerber für uns interessieren und gute Argumente dafür haben,warum er sich bei uns bewirbt. Einfach nur zu sagen:„Die Branche hat Zukunft“ wäre nicht ausreichend.

Wie bereiten Sie die Mitarbeiter auf den Asien-Einsatz vor?
Im Vorfeld bieten wir Crossculture-Trainings an. Es werden nur die Kollegen für längere Zeit nach Asien geschickt, die geschäftlich schon einige Male dort waren und wissen, was auf sie zukommt.Wer länger als sechs Monate am Stück vor Ort ist, kann im Regelfall auch seine Familie mitnehmen.

Wie oft sind Sie selbst in Asien?
Etwa zehn bis zwölf Mal im Jahr für fünf bis zehn Tage. Meistens in Singapur, aber durchaus auch in anderen Ländern.

Wie findet das Ihre Familie?
Das ist nur durch ihre Toleranz und Unterstützung möglich. Spielte sie nicht mit, wäre der Job so nicht machbar.

Was kann Europa von Asien lernen?
Dass wir manchmal auch schneller reagieren könnten. Irgendwann ist der Punkt erreicht, wo alle Faktoren abgewogen sind, dann müssen die Dinge einfach gemacht werden. Darin sind uns die Asiaten einen Schritt voraus. Und sie sind der Zukunft und neuen Technologien gegenüber positiver eingestellt. In Europa werden neue Technologien oft als Gefahr gesehen, in Asien dagegen als Chance.

Welchen Stellenwert wird Asien künftig für die deutsche Wirtschaft haben?
Asien wird in den kommenden Jahren Wachstumsregion bleiben. Das ergibt sich schon aus der Alters- und Bevölkerungsstruktur. Das heißt, Asien wird weiterhin wichtig sein für Deutschland, den Exportweltmeister. Möglicherweise wird der Stellenwert sogar noch steigen.

Zum Unternehmen

Der Elektronikkonzern Rohde & Schwarz ist ein führender Lösungsanbieter in den Arbeitsgebieten Messtechnik, Rundfunk, Funküberwachung und -ortung sowie sichere Kommunikation. Vor 85 Jahren gegründet ist das selbstständige Unternehmen mit seinen Dienstleistungen und einem engmaschigen Servicenetz weltweit präsent. Rund 10.500 Mitarbeiter erwirtschafteten im Geschäftsjahr 2016/17 einen Umsatz von 1,91 Milliarden Euro. Der Firmensitz ist in München mit regionalen Hauptquartieren in den USA (Columbia) und Asien (Singapur).

Interview mit Stefan Rasch

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Stefan Rasch kennt den Markt und die Kunden. Der Geschäftsführer und Leiter der Praxisgruppe „Konsumgüter und Handel“ der Boston Consulting Group (BCG) in Deutschland weiß, was nachgefragt wird – und wie sich das Angebot danach richten muss. Mit dem karriereführer sprach der BWLer über Mentalitäten, Innovationen, wichtige Auslandserfahrungen und darüber, was BWLer morgen für ihre Karriere brauchen. Das Interview führte André Boße.

Zur Person

Stefan Rasch hat an der Universität Augsburg Betriebswirtschaft studiert, nach seinem Abschluss als Dipl.-Kaufmann ging er nach Pittsburgh und absolvierte dort einen Master of Business Administration-Studiengang. Von 1989 bis 1992 arbeitete er als Finanzmanager für den deutschen Sitz des amerikanischen Konsumgüterkonzerns Procter & Gamble.

Seit 1993 ist er Berater bei der Boston Consulting Group (BCG). Von 1996 bis 1999 arbeitete er in Toronto, Kanada. Als er 1999 nach Deutschland zurückkehrte, war er zunächst für das Thema E-Commerce zuständig; seit 2002 ist er Leiter der BCG-Praxisgruppe „Konsumgüter und Handel“ in Deutschland. In dieser Position verantwortet Stefan Rasch Beratungsprojekte in der Konsumgüterindustrie sowie im Handel mit den Schwerpunkten Wachstumsstrategie, Vertriebskonzepte, Organisationsentwicklung und Effizienzsteigerung.

Herr Rasch, noch immer rätselt man, warum sich das Konsumverhalten der Deutschen trotz der Krise nicht geändert hat. Haben Sie eine Erklärung?
Da kommen mehrere Faktoren zusammen. Erstens: In Deutschland lebt ein großer Anteil der Bevölkerung von Transferzahlungen. Wesentlich mehr als in anderen europäischen Ländern oder in den USA. Da sind die Beamten und alle öffentlichen Bediensteten, die Rentner und Studenten, die BAföG erhalten – und diese Gruppen haben im vergangenen Jahr keinen Cent weniger verdient. Deren Transferleistungen sind sicher, Krise hin oder her. Zweitens haben die Deutschen traditionell eine gute Sparquote. Und drittens trägt tatsächlich auch die Abwrackprämie ihren Teil dazu bei. Sie ist ein starkes Signal dafür, dass der Staat Konsum fördert. So kam in Deutschland nicht die Stimmung auf, man müsse sich nun einschränken.

Wird sich das in diesem Jahr ändern?
Das glaube ich nicht. Der Konsum wird vielleicht leicht zurückgehen, aber er wird nicht dermaßen einbrechen wie in Amerika.

Wie beurteilen Sie heute den Markt für Konsumgüter? Treffen junge Ökonomen, deren Karriere jetzt beginnt, auf einen gesättigten Markt – oder auf einen, der hungrig nach Innovationen ist?
Es gibt ein Grundbedürfnis nach Innovationen, keine Frage. Es gibt Segmente, in denen der Sättigungsgrad sehr hoch ist. Aber besonders dort herrscht ein enormer Wettbewerb. Und um den zu gewinnen, helfen nur Innovationen.

Wie beurteilen Sie die Innovationskraft der deutschen Unternehmen?
Ich sehe bei meinen Kunden eine große Motivation für Innovation. Viele Unternehmen widmen sich von morgens bis abends den Fragen: Welche neuen Produkte können wir entwickeln? Wo ist unser Wettbewerbsvorteil? Dabei geht es nicht mehr nur um marginale Veränderungen, die weder der Konsument wahrnehmen noch der Handel unterstützen kann. Die Unternehmen suchen nach echten Durchbruch-Innovationen – und versuchen gleichzeitig Flops zu vermeiden.

Innovation bedeutet also nicht blindes Risiko.
Nein. Mit dem Innovationsbegriff kann man spielen, und für jedes Unternehmen hat er, je nach Position und Geschäftsmodell, eine andere Bedeutung. Es gibt Unternehmen, die wir die „Fast-Follower“ nennen, und die sehr gut damit leben, schnell das nachzumachen, was der Wettbewerb ihnen vorgibt. Vom Marktführer wiederum erwarten Handel und Konsument, dass er große Innovationen bringt.

Trifft man weiterhin auf Kunden, für die gilt: „Geiz ist geil“?
Für Kunden ist die Wertorientierung weiterhin sehr wichtig. Die Tendenz geht daher zum „trading down“, wobei es interessant ist, bei jedem Konsumenten genau hinzuschauen: Denn jeder Kunde besitzt Kategorien, die ihm wichtig sind – und welche, die er für weniger wichtig hält. Bei Produkten der zweiten Kategorie möchte er nicht viel Geld ausgeben und greift daher zu Basisprodukten. Vor allem bei Artikeln des täglichen Bedarfs haben deshalb die „value brands“ Marktanteile gewonnen.

Zeichnet diese „value brands“ neben dem günstigen Preis noch etwas anderes aus?
Ja, sie konzentrieren sich auf den Basisnutzen eines Produktes. Eine Windel, die ohne viele Extras trocken hält. Ein Waschmittel, das reinigt und gut riecht. Die erfolgreichen „value brands“ haben weniger Funktionen – aber der eigentliche Nutzen ist absolut erkennbar. Und immer mehr Konsumenten reicht das.

Sie waren von 1999 bis 2001 bei der BCG für E-Commerce verantwortlich. Dann platzte die Blase. Welche Rolle spielt der Internethandel heute bei Unternehmen aus der Old Economy?
Viele unserer Stammkunden beginnen wieder, sich mit dem Thema E-Commerce zu beschäftigen, weil sie merken, dass der Kanal jetzt für sie nutzbar geworden ist. Die Themen sind fast die gleichen wie 1999, aber die Ausgangsposition ist eine andere. Nehmen Sie den Textilhandel: Rund sieben Prozent des Gesamtumsatzes läuft heute über das Internet; in England und Skandinavien liegt der Anteil schon bei über zehn Prozent. Viele Kunden haben heute ihren Ankleideraum nach Hause verlagert: Man bestellt sich drei Größen, probiert sie daheim aus – und schickt die nicht passenden zurück.

Wie haben Sie sich denn als Strategieberater und Experte für E-Commerce gefühlt, als 2000 die New Economy plötzlich am Boden lag?
Ich kam 1999 aus Kanada nach Deutschland zurück, war frisch gebackener Partner bei BCG und eben für das Thema E-Commerce zuständig. Als es boomte, hatte ich ein sensationelles Betätigungsfeld. Als die Blase dann platzte, stand ich für einen Moment mit leeren Händen da, weil sich kein Kunde mehr mit dem Thema beschäftigen wollte. Da gab es schon ein paar Wochen, in denen ich ein bisschen nervös war. Ich musste mich neu orientieren, hatte aber auch viele Erfahrungen gesammelt, von denen ich heute noch profitiere.

Vermissen Sie in Deutschland die Art, wie man in Nordamerika über Wirtschaft denkt?
Zunächst einmal: Die Vorurteile über die unterschiedlichen Mentalitäten kann ich bestätigen. Da ist tatsächlich der amerikanische Optimismus und die Eigenschaft, mit Schwung auf Dinge zuzugehen. Und da ist auch der Deutsche, der dreimal überlegt, bevor er sich entscheidet – es dann aber auch wirklich macht und umsetzt, statt immer weiterzureden. Was ich in Deutschland vermisse, ist aber die Leichtigkeit der Amerikaner im persönlichen Umgang.

Was raten Sie denn einem jungen Berater am Anfang seiner Karriere: Auf welche Mentalität soll er setzen?
Die Mischung macht es. Wir als Berater haben bei unseren Projekten die Aufgabe, einerseits Energie und Schwung einzubringen, andererseits aber auch mit deutscher Gründlichkeit Fakten zu erarbeiten, sodass am Ende fundiert entschieden wird.

Sind Auslandserfahrungen notwendig, um beide Mentalitäten leben zu können?
Mir haben die Jahre in Amerika ganz sicher geholfen. Und wer bei uns Anfangen möchte, für den ist internationale Erfahrung ein Muss-Kriterium. Ganz einfach, weil man dort neue Denkweisen lernt und diese Zeit – egal, in welchem Land man ist – extrem prägend für die persönliche Entwicklung ist.

Zum Unternehmen

Die Boston Consulting Group (BCG) ist mit einem Jahresumsatz von global 2,4 Milliarden Dollar (2008) eine der weltweit größten Unternehmensberatungen. Gegründet wurde sie 1963 in Boston von Bruce D. Henderson. Das Unternehmen ist im Eigentum von mehr als 500 Partnern, weltweit arbeiten rund 4300 Berater in 68 Büros in 39 Ländern für die BCG. Deutsche Büros unterhält die Unternehmensberatung in München, Düsseldorf, Frankfurt/Main, Hamburg, Stuttgart, Berlin und Köln.

Die Boston Consulting Group versteht sich als Strategieberatung und gliedert sich in mehrere Kompetenzfelder. Diese umfassen die Industrien Consumer Products, Industrial Goods, Energy, Health Care, Financial Services, Insurance und Technology & Communications.

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Hobbythek-Moderator Jean Pütz

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Jean Pütz und die „Hobbythek“, das gehört einfach zusammen. Aber die bekannte Wissenschafts-Sendung ist nicht sein einziger Lebensinhalt. Mindestens genauso wichtig: seine junge Familie, seine Überzeugungen und seine Vergangenheit. Wir trafen den begeisterten Physiker, Chemiker, Soziologen und Vater bei Pizza und Pasta in der Kölner City. von Anne Thesing

„Lust ist einer der größten Antriebe unserer Zeit, der Menschheit, ja der ganzen Welt.“ Die Augen des 67-Jährigen leuchten. Unzählige Lachfältchen ziehen sich durch sein Gesicht, und hinter dem alles dominierenden Schnurrbart lässt sich ein Schmunzeln erahnen. Jean Pütz ist in seinem Element.
Lässig, in Jeans, Hemd und mit ungebändigten Locken, sitzt er da. Sein Blick schweift durch das Restaurant. Genießerisch nimmt er einen letzten Bissen von seinem italienischen Salat, schiebt den Teller zur Seite und erzählt: Von seinen Anfängen als Redakteur, seinen Überzeugungen, seinen ersten Erfolgen und davon, wie er Anfang der 70-er Jahre eigenständig die WDR-Redaktion „Naturwissenschaft und Technik“ aufbaute. Schnell wird klar: Die Lust auf etwas Neues hat auch Jean Pütz angetrieben. „Ich bin vor allem ein neugieriger Mensch“, beschreibt er seine Motivation.

Gesammeltes Wissen unter einem Hut
In seiner bekanntesten Sendung, der „Hobbythek“, lebt der Sohn einer Luxemburgerin seine Neugier seit 29 Jahren aus. Bis zum Jahr 2001 war er als Autor und Moderator aktiv. Die Moderation hat seine Pensionierung überdauert. „Wir basteln einen Heißluftballon“, „Weine zum Selbermachen“, „Spaß mit Chemie“, „Buchbinden für Anfänger“, „Ökowaschmittel beim Wort genommen“, „Gut gekaut ist halb verdaut“,Hobbythek-Moderator Jean Pütz „Preiswert telefonieren“, … Es gibt kaum ein Thema, das er in seiner Sendung noch nicht wissenschaftlich beleuchtet hätte. „Ich hatte immer Horror davor, ein Fachidiot zu werden.“ Ein Blick auf seinen Lebenslauf verrät, dass diese Gefahr nie bestand: Seine Ausbildungen reichen von einer Lehre zum Elektromechaniker übers Ingenieur-, Physik-, Chemie-, Mathematik- und Lehramts- bis hin zum Soziologie- und Volkswirtschaftsstudium. „Früher hätte ich nie geglaubt, dass ich diese verschiedenen Studien und Berufe irgendwie zusammenbringen könnte.“ Heute weiß er, dass es möglich ist: In der WDR-Redaktion setzte er sein Wissen praktisch um. In der „Hobbythek“ und in den Sendereihen „Wissenschaftsshow“, „Bilder der Wissenschaft“, „Globus“ und „Dschungel“.

Begeisterung aus Überzeugung
Jean Pütz mit Sohn AdrianoDiese Arbeit hat ihn jung gehalten. Doch nicht nur die Arbeit. Ein Blick zum Nachbartisch, an dem eine fröhliche Runde gerade Pizza und Pasta schlemmt, zeigt, was noch dazu gehört: Freunde, Familie, Kollegen. Unter ihnen seine künftige Lebensgefährtin Pina. „Das Privatleben ist ungeheuer wichtig für mich. Ich brauche einen Menschen, auf den ich mich verlassen kann“, betont er. Diesen Menschen hat er in der jungen Italienerin gefunden. Kennen gelernt hat er sie vor fünf Jahren auf Sylt. Ihr gemeinsamer Sohn Jean Adriano ist heute vier Jahre alt. Für Adrianos Vater ist ein „Hobbythek“-Thema Wirklichkeit geworden: Anti-Aging. „Mir ist es vergönnt, drei Generationen zu leben. Und genau das war immer mein Traum. Ich lebe jetzt wieder so, als wäre ich 25. Zwar kann auch ich dem Alter auf Dauer kein Schnäppchen schlagen, aber ich kann meine Begeisterung bewahren.“ Und wieder ist da dieses Funkeln in seinen Augen, das bei allem, was ihn begeistert, sein Gesicht erhellt – Ob er nun mit kölschem Tonfall von seinem erfüllten Privatleben erzählt, von seinen politischen Überzeugungen, von Molekülen oder Thermodynamik. Problemlos springt der gesprächige Moderator von seinen Erinnerungen an die 68er, in denen er Mitbegründer eines radikal-demokratischen Clubs wurde, zu seinen ersten Sendereihen. Darunter „Energie, die treibende Kraft“, „Einführung in die Elektronik“, deren Begleitbuch noch heute verkauft wird, und „Einführung in die Digitaltechnik“. „All diese Themen sind noch heute hochaktuell. Zum Beispiel die Digitaltechnik: Damals glaubten die Menschen noch, das sei etwas Unanständiges. Dabei war das wirklich ein prophetisches Thema“, schwärmt er. Und der Stolz, den richtigen Riecher gehabt zu haben, ist nicht zu überhören. „Mir war das von Anfang an klar, ich war ein Überzeugungstäter.“ Die Überzeugung, seine Zuschauer zum Hinsehen, Nachdenken und Mitmachen zu motivieren, hat den einstigen Lehrer durch alle Sendungen begleitet. Aber auch die Überzeugung, nicht der alles wissende Guru zu sein. Mit einem Mal verschwindet das Funkeln in den Augen, Pütz:“Viele Moderatoren halten sich heute für die Größten”die Lachfalten werden zu Sorgenfalten und hinter dem sorgfältig geschwungenen Schnurrbart macht sich Verbitterung breit. „Wenn ich mir anschaue, wie viele Moderatoren sich heute für die Größten halten, dann ärgert mich das. Schließlich machen sie nur ihre Arbeit, wie jeder andere auch. Mit dem einzigen Unterschied, dass diese Arbeit elektronisch vervielfältigt wird.“ Für ihn sind Moderatoren „auch nur Menschen“. Mit Stärken und Schwächen, mit guten und schlechten Erfahrungen.

Wissen mit Risiken und Nebenwirkungen
Erfahrungen haben auch Jean Pütz geprägt und etwas in ihm ausgelöst. Zum Beispiel die Kindheitserfahrungen aus dem Zweiten Weltkrieg. Nur durch Zufall überlebte der damals Siebenjährige einen der schrecklichsten Bombenangriffe auf Köln. „Von 60 Menschen aus unserer Stasse, dem Blaubach, haben nur fünf überlebt“, erzählt er mit belegter Stimme. Jean PützGlücklicherweise hatte sein Vater, ein Bierbrauer, Zugang zu einem hermetisch abgeschlossenen Raum. Vier Stockwerke unter der Erde bot dieser Kühlraum Vater, Sohn und einigen Flüchtlingen sicheren Schutz vor den Bomben. Alle anderen Hausbewohner kamen ums Leben. Jean Pütz musste über ihre Leichen steigen, um den Keller zu verlassen. Nach diesem Erlebnis begann er, sich für Gesetzmäßigkeiten in der Natur und im menschlichen Verhalten zu interessieren. „Wie konnte ein zivilisiertes Volk wie die Deutschen zu solchen Barbaren werden?“, fragt er sich noch heute. Bei allem, was Jean Pütz künftig tat, behielt er im Hinterkopf, dass Wissen nicht nur Positives bewirken kann. „Ich habe Wissenschaft immer mit ihren Risiken und Nebenwirkungen dargestellt“, erklärt er seinen kritischen Ansatz.

„Jecke Fairsuchung“
Neben der Kriegserfahrung prägte die Herkunft aus einfachen, nicht-akademischen Verhältnissen seine Arbeit. „Chancengleichheit“ ist das große Thema, dass er fast in einer Doktorarbeit vertieft hätte. „Aber dadurch, dass ich begleitend zu meinen Sendungen auch noch viele Bücher schrieb, fehlte mir die Zeit.“ Statt in einer Doktorarbeit setzte der Moderator das Thema ganz praktisch um.Jean Pütz „Wissenschaft für jedermann“ – diesem Motto der „Hobbythek“, aber auch seinen humanistischen, ökologischen und moralischen Ansprüchen versuchte er immer treu zu bleiben. Jüngstes Beispiel: Beim letzten Rosenmontagszug trat der begeisterte Karnevalist als Schirmherr der Kampagne „Jecke Fairsuchung“ auf und warf „fair gehandelte Kamelle“ unter das Narrenvolk. Nicht, um den Menschen einen kurzen Genuss zu bieten, sondern um seinen langjährigen Einsatz für Transfair-Produkte zu untermauern. „Bei allem was ich mache, geht es mir nicht um kurzfristige Erfolge, sondern um die Wirkung über mich hinaus“, betont er. „Ich bin ein Mensch, der immer Nachhaltigkeit sucht, sozusagen ein Langstreckenläufer.“

Anti Aging live
Jean Pütz„Das alles klingt vielleicht wie das Wort zum Sonntag, aber es ist mir wichtig“, bemerkt er augenzwinkernd und gesellt sich zu der fröhlichen Runde am Nachbartisch. Hier, im Kreis seiner Familie, lebt er regelrecht auf. Von einer Sekunde auf die andere wird der „Hobbythek“-Moderator zum Familienvater und präsentiert live, was die Lust am Leben für ihn bedeutet. Er genießt das italienische Großfamilien-Flair mit allem, was dazu gehört: Jung und Alt an einem Tisch, Gelächter, freundliche Gesichter, spielende Kinder und ein wenig Chaos. Jeder probiert von jedermanns Teller, Antipasti machen die Runde, Gespräche übers Kochen, Essen und über die Schönheiten der italienischen Landschaft bringen Leben in das Restaurant. „Holen Sie auch den kleinen Jean mit aufs Foto“, regt er noch an und ruft seinen kaum zu bändigen Sohn zu sich. Und bei der Verabschiedung gibt er schmunzelnd einen letzten Tipp: „Lesen Sie unbedingt mein Anti-Aging-Buch“. Und, ein bisschen Selbstmarketing muss sein: „Mein nächstes Buch schreibe ich zusammen mit meiner Lebensgefährtin. Zum Thema Bauchtanz“. Die Lust am Leben, die Neugier und die außergewöhnlichen Ideen werden dem Halbzeit-Pensionär noch lange nicht vergehen.

Interview mit Dr. Matthias Prinz

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Man sieht nur die im Licht – ob sie wollen oder nicht? Ob es um ungefragt geschossene Fotos von Prinzessin Caroline geht oder um frei erfundene Interviews – in Aufsehen erregenden Prozessen gegen die Yellowpress vertritt Matthias Prinz viele prominente Mandanten. Von Martin Rath.

Zur Person

Professor Dr. Matthias Prinz war nach dem ersten Staatsexamen wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Hamburg. Er studierte anschließend an der Harvard Law School und erwarb dort 1983 den Master-Titel (LL.M.). Seit 1984, nach dem Bar Exam, ist er in New York als Anwalt zugelassen. 1985 folgte die Promotion bei Hein Kötz, die Zulassung als Rechtsanwalt in Hamburg und die Gründung seiner Kanzlei, gemeinsam mit Sabine Neidhardt. Zur Kanzlei Prinz Neidhardt Engelschall zählen heute acht Anwältinnen und Anwälte mit Sitz in Hamburg und Berlin.

Herr Prinz, Sie sind der wahrscheinlich bekannteste Medienanwalt Deutschlands, viele Ihrer Mandanten stehen im Rampenlicht. Wo aber findet man den Anwalt Matthias Prinz öfter: Am Journalistenstammtisch oder auf dem Opernball?
Nun, auf dem Wiener Opernball war ich noch nie. In die Oper gehe ich aber trotzdem. Meine Mandanten kann ich beim Opernball wie am Stammtisch treffen. Theoretisch. Eher finden Sie mich aber vor Gericht. Und natürlich in meiner Kanzlei.

Welche Stationen Ihres Bildungsweges waren für Ihre heutige Tätigkeit von besonderem Gewicht?
Große Bedeutung hatte für mich meine Assistenzzeit bei Hein Kötz, der damals Professor an der Universität Hamburg war – der Spezialist für Rechtsvergleichung, für internationales Zivilrecht und Direktor des Max-Planck-Instituts für ausländisches und internationales Privatrecht. In dieser Zeit habe ich mich bereits mit der economic analysis of law – der so genannten Ökonomischen Analyse des Rechts – befasst. Sehr prägend war das Studium an der Harvard Law School …

… heute ist es fast eine Mode, einen amerikanischen „Master“ zu erwerben …
… für mich war der „Titel“ weniger wichtig. Was ich in Harvard lernen konnte, war mir wichtiger: Die Art, wie amerikanische Juristen im Case Law Probleme lösen. Das ist schon etwas anderes, als die deutsche Methode, sich auf den Wortlaut des Gesetzes zu fixieren und die Frage zu stellen, welche Absichten die Väter des BGB im Jahr 1895 hatten. Und Harvard bot auch die Möglichkeit, den geistigen Horizont zu erweitern: Rechtsanthropologie, economic analysis – es gab viele Erkenntnisse, die im deutschen Hörsaal nicht geboten wurden.

Hat sich – Ihrer Meinung nach – das sozialwissenschaftliche Angebot in der Juristenausbildung hier zu Lande inzwischen verbessert?
Eher nicht. Aber meine Kenntnisse im klassischen internationalen Recht, Steuerrecht und so weiter habe ich in Hamburg erworben.

Was würden Sie einem Berufsanfänger raten, der heute ins Medienrecht einsteigen möchte?
Das ist eine schwierige Frage. Gewiss, das Rechtsgebiet ist klein, schick und natürlich gibt es inzwischen viel Literatur zum Thema. Aber die Beschäftigungsmöglichkeiten sind sehr begrenzt – auf die Rechtsabteilungen der großen Medienunternehmen und eine kleine Zahl spezialisierter Kanzleien.

Wie sehr legt man sich als Berufsanfänger bei der Wahl seines Arbeitgebers fest? Heißt es: Einmal Verlagsanwalt, immer Verlagsanwalt – einmal Anwalt von „Medienopfern“, immer Anwalt von „Medienopfern“? Für immer und ausschließlich?
Nein, das sicher nicht. Wie in allen anderen Rechtsgebieten wechseln Anwälte natürlich im Lauf der Zeit gelegentlich die Seiten. Aber das kann die Glaubwürdigkeit, vor allem auch bei Gericht, gefährden. Beispielsweise (lacht): Heute vor Gericht darum zu kämpfen, dass die Veröffentlichung von Intimfotos für rechtswidrig erklärt wird, sich morgen dafür einzusetzen, dass die Publikation o.k. sei – das dürfte der Glaubwürdigkeit eines Anwalts kaum gut tun.

Sie haben sich mit Ihrer Kanzlei eindeutig positioniert?
Ja, wir vertreten im Presserecht ausschließlich die Betroffenen. Wer, wie wir, eine Reihe von Grundsatzurteilen bis zum Bundesgerichtshof oder vor dem Bundesverfassungsgericht erstreitet, der muss mit ganzem Herzen dabei sein. Diese Entscheidung – die von Ihnen so genannten „Medienopfer“ zu betreuen – wurde auch nicht zuletzt von unserem Partner Manfred Engelschall beeinflusst, der vor seinem Eintritt in unsere Kanzlei 40 Jahre als Richter tätig war: Ein moralisch hoch integrer Jurist, der unter anderem seine Erfahrungen als Vorsitzender des Beschwerdeausschusses des deutschen Presserats bei uns eingebracht hat.

Sie haben für Ihre Mandanten Schadensersatzbeträge wegen Persönlichkeitsrechtsverletzungen erstritten, die ohne Beispiel waren z. B. 100.000 € im Verfahren Lafontaine gegen Sixt. Worum ging es dabei?
Nachdem Lafontaine als Finanzminister zurückgetreten war, ließ Sixt eine Anzeige drucken mit Fotos aller Kabinettsmitglieder: Lafontaines Foto war durchgestrichen, der Werbespruch des Autoverleihers lautete: Wir haben auch Wagen für Mitarbeiter in der Probezeit.

Mich hat es immer fasziniert, dass es Tabellen gibt, die darüber Auskunft geben, wie hoch der Schadensersatz zum Beispiel bei Verletzung oder Verlust eines Auges oder Beines ist. Gibt es solche Tabellen auch für die Verletzung von Persönlichkeitsrechten?
Versuche dazu, solche Tabellen einzuführen, gibt es. Aber in medienrechtlichen Prozessen sind die Gerichte im Allgemeinen mutiger.

Inwiefern mutiger?
Nun, die Tabellen für Körperschäden sind für Unfallopfer oft ein zusätzliches Unglück: Viele Gerichte orientieren sich an den Beträgen, die in den Tabellen aufgelistet sind. Diese Tabellen berücksichtigen aber beispielsweise die Inflationsentwicklung nicht genügend. Sobald ein Gericht signalisiert, dass es den tabellarischen Betrag für nicht ausreichend hält, suchen die Anwälte der Haftpflichtversicherer schnell die Einigung mit dem Unfallopfer, um ein Urteil zu vermeiden – auch damit kein höherer Wert in die Schadenstabellen einfließt. So werden dauerhaft zu geringe Beträge fortgeschrieben. Gegen ähnliche Entwicklungen beim Schadensersatz wegen Verletzung des Persönlichkeitsrechts würden wir uns entschieden zur Wehr setzen.

Stehen Sie der Mediation, außergerichtlicher Schlichtung, deshalb in Ihrer Praxis skeptisch gegenüber?
Nein, durchaus nicht. Unfallopfer oder „Medienopfer“ sind oft „one shooter“ – wie der US-Rechtsanthropologe Marc Galanter sie nennt. Menschen also, die ohne juristische Erfahrung vor Gericht so genannten „repeat players“ begegnen: den Anwälten hoch qualifizierter Rechtsabteilungen mit Spezialkenntnissen, Prozesserfahrung und erheblich höheren Erfolgsaussichten. Unsere Kanzlei ist auch ein „repeat player“ – aber im Dienst der eigentlich schwächeren Seite. Bei über 800 Verfahren, die wir jährlich betreuen – viele davon ohne medienrechtlichen Bezug – spielen außergerichtliche Lösungen durchaus eine Rolle. Wir haben dabei aber die entsprechende Verhandlungsmacht.

Es heißt, in Süddeutschland würden Steuerdelikte milde, Körperverletzungen hart bestraft – in Norddeutschland sei es umgekehrt. Gibt es im Medienrecht ähnliche regionale Unterschiede?
Regionale Unterschiede gibt es, aber kein Nord-Süd-Gefälle. Es sind eher Nuancen von Gericht zu Gericht: Bei dem einen wird die Eilbedürftigkeit einer presserechtlichen Gegendarstellung nur zehn Tage nach dem Druck anerkannt, bei dem anderen noch nach zwei Wochen. Das Medienrecht ist im wesentlichen Landesrecht, das zwar weitgehend gleichförmig geregelt ist, sich aber in den Details unterscheidet: Genügt es, eine Gegendarstellung per Fax zu versenden – oder muss es ein Original per Brief sein? In dieser Hinsicht sind die örtlichen Unterschiede ein Minenfeld, in dem man auch stolpern kann…

Böse Zungen behaupten, dass der gemeine Feld-Wald-und-Wiesenanwalt von zwei Dingen lebt: von Verkehrssündern und von streitsüchtigen Lehrern mit Rechtsschutzversicherung. Wovon lebt Ihre Kanzlei?
Durchaus nicht allein vom Medienrecht. Meine Kollegin Sabine Neidhardt, Mitgründerin der Kanzlei, arbeitet im Familien- und Erbrecht. Einen weiteren Schwerpunkt bildet das Arbeitsrecht. Und wir kooperieren mit Fachleuten in anderen Rechtsmaterien, denen wir unsere Expertise im Verfahrensrecht zur Verfügung stellen. Neben dieser so genannten Litigation betreuen wir Unternehmen, sowie ihre Mitarbeiter, Organe und Eigentümer bei Konflikten mit der einschlägig interessierten Presse: Börse Online, Wirtschaftswoche etc. – das Medieninteresse an Wirtschaftsunternehmen ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Die Fälle der „klingenden Namen“, Messner, Kahn, der Prinzessin von Hannover oder der Königin von Schweden, machen höchstens 30 bis 40 Prozent unserer Arbeit aus. Mit Medienrecht muss das übrigens nicht unbedingt zu tun haben. Natürlich „machen“ wir auch die Scheidung, wenn der prominente Mandant schon weiß, dass sie durch die Presse gehen wird. Er kennt uns schließlich schon. Und ein Fußballmanager will auch dann arbeitsrechtlich beraten werden, wenn seine Vertragsverhandlungen einmal nicht durch die Presse geistern.

Wie steht es um die medienrechtliche Betreuung der „Hausfrau von nebenan“, deren Privatleben durch die Yellowpress gezerrt wird?
Mein Eindruck ist, dass sich die Boulevardpresse zurzeit vor allem für die Prominenten interessiert. Wie gerät ein Normalbürger in die Zeitung? Als Verbrecher, Opfer, Beteiligter an einem spektakulären Unfall, wenn er von Ebola befallen ist oder auf den Philippinen entführt wurde. Wenn es in solchen Fällen um Grundsatzfragen geht, arbeiten wir auch mit der Opferschutz-Organisation „Weißer Ring“ zusammen. Sonst produziert die Boulevardpresse eher Schlagzeilen wie „Jürgen Drews’ Hintern geliftet“, „Rainhard Fendrichs von Ehefrau gehörnt“ – oder umgekehrt (lacht. Holt die aktuelle Bild-Zeitung). „Bild“ titelt heute „Stich – Millionenschlacht um Baby“. Erst viele Seiten später ein Artikel mit Fotos von sechs Kindern, die zu Mördern geworden sein sollen. So kommt der Normalbürger in die Boulevardpresse.

Wie findet eigentlich der europäische Hochadel den Weg in Ihre Kanzlei?
Auf Empfehlung anderer Mandanten.

Gibt es „Standesprobleme“, wenn in Ihrer Kanzlei Adel und Bürger aufeinandertreffen?
Inwiefern?

Die FAZ hat es einmal geschafft, eine halbe Spalte lang die Frage zu diskutieren, wie die korrekte Anrede der Fürstin Thurn und Taxis lautet – wie würden Sie sie ansprechen?
(Lacht.) Ich mache grundsätzlich keine Aussagen zum Anwalt-Mandanten-Verhältnis.

Der Medienanwalt Matthias Prinz taucht selbst eher selten in den Medien auf. Warum?
Wenn es nicht anders geht, weil Journalisten im Gerichtssaal sitzen, erkläre ich natürlich auch vor der Presse die Position meiner Mandanten. Sonst muss das nicht unbedingt sein.

Kurz gefragt:

Stellen Sie sich vor, Sie hätten einen Beruf weit ab von einer juristischen Tätigkeit – welcher wäre das?
Journalist.
Was ist Ihr Hauptcharakterzug? Das müssen Sie meine Frau fragen.
Welche Eigenschaften schätzen Sie? Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, Humor, Pünktlichkeit.
Was ist Ihr größter Vorzug? Das kann man nicht fragen.
Was ist Ihnen sehr unangenehm? Hektik.
Was dulden Sie auf keinen Fall? Unehrlichkeit.
Was entschuldigen Sie sofort? (Lacht.) Wenn das in meinem Büro herumgeht…
Gibt es etwas, was Sie unter allen Umständen auf eine Reise mitnehmen? Laufschuhe.
Wo möchten Sie leben – wenn nicht da, wo Sie jetzt schon sind? Berlin.
Wo ist Ihre Grenze? Bei 26 Meilen 385 Yards.
Wo tanken Sie auf? Beim Sport.
Was war Ihr größter Flop? (Lacht.) Darüber zu sprechen, verbietet das Anwaltsgeheimnis.
Was möchten Sie in fünf Jahren tun? Das gleiche wie jetzt.
Haben Sie ein Motto? Never give up!

Unternehmens-Check

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von Torsten Brandenburg

„Drum prüfe, wer sich ewig bindet.“ Wem bei diesen Worten die Bilder von Brautkleidern, dunklen Anzügen, Ringen und einer großen Torte in den Sinn kommen, liegt wohlmöglich mit seinen Assoziationen richtig. Doch diese Weisheit gilt nicht nur für die eigene Hochzeit. Auch das Unternehmen, für das Sie einmal arbeiten, sollten sie sorgsam und gezielt auswählen. Zwar ist Ihr erster Job meist nicht der fürs Leben, aber trotzdem treten Sie bei dieser Wahl einen wichtigen Schritt in Ihrem Leben an.

Top Ten
Trotz der nach wie vor schwierigen Arbeitsmarktsituation sollten Sie sich nicht auf jeden beliebigen Job einlassen. Machen Sie einen „Check-Up“ für sich selbst und das Unternehmen, bevor Sie sich entscheiden. Passen Sie in dieses Unternehmen? Passt das Unternehmen zu Ihren Wünschen und Vorstellungen? Was sind Ihre persönlichen Zielvorstellungen? Und was ist Ihnen dabei wichtig: Ein bekannter Name, ein üppiges Einstiegsgehalt, selbstständiges Arbeiten, ein dauerhaft sicherer Arbeitsplatz? Welche Aspekte sind Ihnen weniger wichtig und wo können Sie Kompromisse machen?

Anhand dieser Leitfragen sollten Sie sich zunächst einmal darüber klar werden, welche Anforderungen Sie an Ihren Arbeitgeber stellen. Versuchen Sie, eine Top Ten-Liste Ihrer Wünsche aufzustellen. Wahlweise können Sie auch noch eine negative Top Ten-Liste erstellen. Hier führen Sie alles auf, was Sie auf jeden Fall davon abhalten würde, für ein Unternehmen zu arbeiten. Versuchen Sie danach, detaillierte Informationen über das Unternehmen, seine Kultur und Arbeitsweise herauszufinden (Tipps dazu weiter unten). Mit diesen Informationen können Sie nun einen Abgleich starten: Was wünsche ich mir? Was bietet das Unternehmen?

Hinzu kommen die Anforderungen, die von Unternehmensseite an die Bewerber gestellt werden. Auch hier sollten Sie überprüfen, ob das geforderte Bewerberprofil auf Sie zutrifft. Vielleicht fragen Sie auch Freunde, Bekannte oder Ihre Hochschuldozenten, wie diese Sie in Bezug auf die geforderten Fähigkeiten einschätzen.

Nehmen Sie sich auf jeden Fall Zeit für die Auswahl Ihres zukünftigen Arbeitsplatzes. Sie sollten sich sicher und mit Ihrer Wahl zufrieden sein, um auch motiviert und mit voller Leistung starten zu können. Als mögliches Schema für Ihre Unternehmensanalyse könnten die folgenden vier Punkte wichtig sein:
Arbeitsbedingungen im Unternehmen, Soziale Kriterien, Persönliche Entwicklungsmöglichkeiten, Zukunftsperspektiven des Unternehmens und der Branche

Recherchequellen
Besuchen Sie die Internetseite des Unternehmens. Viele Unternehmen veröffentlichen dort Stellenanzeigen und Informationen über das Unternehmen und den Bewerbungsprozess. Schauen Sie sich Zeitungsannoncen an. Was wird gefordert und wie präsentiert sich das Unternehmen? Lesen Sie Wirtschafts- und Hochschulmagazine. Oft werden dort Unternehmen genauer unter die Lupe genommen.
Besorgen Sie sich Unternehmensbroschüren oder den Geschäftsbericht des jeweiligen Unternehmens. Gehen Sie zu Rekrutierungsmessen und sprechen Sie die Mitarbeiter direkt an.

Wenn Sie wichtige Informationen nicht auf anderem Wege erfahren können, rufen Sie die Personalabteilung oder eine Bewerber-Hotline an.
Fragen Sie Freunde und Bekannte, die schon einmal im entsprechenden Unternehmen gearbeitet oder Praktika absolviert haben.

 

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Interview mit Luis Praxmarer

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Rancher und Meinungsmacher zugleich ist Luis Praxmarer, Senior Vice President sowie Consulting Director East and Middle East bei der Meta Group. Und er sitzt fest im Sattel: Egal ob er als Marktanalyst und Berater im Mittleren Osten Mentalitäten und Kulturen vergleicht oder als Rancher in Colorado seine Pferde ausreitet. Von Ina Hönicke

Herr Praxmarer, die USA ist Ihre zweite Heimat, Sie arbeiten unter anderem in Dubai, Ägypten und Indien, haben außerdem viele Jahre in Europa verbracht. Was fasziniert Sie an diesem Leben als „Globetrotter“?
Mich fasziniert, jeden Tag etwas Neues zu sehen und zu lernen, keinen Stillstand zu haben und ständig die Aufbruchstimmung zu spüren. Als Researcher stelle ich für Best Practice-Erfahrungen gerne Vergleiche an. Ich sage immer, wenn Sie Weitblick haben wollen, dann sollten Sie nicht in den Spiegel schauen.

Sie sind seit vielen Jahren Topmanager bei der Meta Group. Welche Stationen Ihres Bildungsweges waren für Ihre heutige Tätigkeit von besonderem Gewicht?
Digital Equipment war besonders wichtig. Ich habe dort zirka 500 Tage (also 4000 Stunden) professionelles Training bekommen – und zwar in den unterschiedlichsten Themengebieten. Darüber hinaus bin ich bei der Meta Group in nahezu allen Bereichen tätig gewesen – angefangen vom Service, Ausbildungsbereich, Vertrieb, Marketing und Engineering bis hin zum Management. Lebenslanges Training und Erfahrung auf möglichst vielen Gebieten ist bei der Halbwertszeit des IT-Wissens absolut notwendig.

Was würden Sie auf Ihrem Karriereweg heute wieder genauso machen?
Mein Studium schnell abschließen, früh ins Berufsleben einsteigen – und zwar bei einem international ausgerichteten Unternehmen – und kontinuierlich weiterlernen.

Sie haben in den letzten Jahren erlebt, wie die IT-Arbeitswelt aus den Fugen geraten ist. Kann man jungen Leuten überhaupt noch empfehlen, sich für einen High-Tech-Job zu entscheiden?
Die Aufs und Abs sind normale Marktbewegungen und nichts Außergewöhnliches. Als ich 1979 nach Deutschland gekommen bin, war der Markt ebenfalls scheinbar übersättigt. Ende der 80er-Jahre hat man dann auch in den USA von einer IT-Sättigung gesprochen.
Ja, ich empfehle jungen Leuten weiterhin, sich für einen High-Tech-Job zu entscheiden. Die Euphorie ist zwar vorüber, aber die Informationstechnologie ist letztlich aus keinem Bereich mehr wegzudenken. Das macht die Auswahl leichter.

Was raten Sie Berufseinsteigern? Wie können sie sich auf die Anforderungen der Globalisierung einstellen?
Durch Sprache, Offenheit, Flexibilität, Umgang mit anderen Kulturen und Teamgeist. Ganz wichtig ist zudem die Fähigkeit, unter Stress arbeiten zu können und auch zu wollen, schnell reagieren und Essenzen herausholen zu können. Das Studium ist nur eine intellektuelle Basis – aber für die Karriere sind die eben erwähnten Fähigkeiten entscheidend. Darüber hinaus ist es für Hochschulabsolventen wichtig zu lernen, sich und die eigene Meinung präsentieren zu können. Die Meta Group sucht hier zu Lande seit Jahren vergebens nach Marktanalysten. Analytisch denkende Absolventen zu finden, ist kein Problem – aber es fehlt die Repräsentanz und Überzeugungskraft. Hierin sind die Engländer und Amerikaner den Deutschen weit überlegen.
Noch ein Tipp: Hochschulabsolventen sollten Berufserfahrungen sammeln, bevor es richtig losgeht – also Praktikantenstellen annehmen.

Sie sind Marktanalyst und gelten in der Branche als Meinungsmacher. In welchen Bereichen der IT liegt Ihrer Meinung nach Zukunftspotenzial?
Nach einer Fokussierung auf der Kostenseite ist das Zukunftspotenzial jetzt wiederum stark auf dem Gebiet der Innovationen zu finden. Aber nicht nur bei technologischen Innovationen wie Wireless beziehungsweise Mobilität, Sprache, RFID, On Demand sondern besonders stark auch bei Prozessinnovationen, Service und „Paketierung“. Kurz: In den Bereichen Innovation, Integration, Vernetzung und Globalisierung.

Was müsste Ihrer Meinung nach getan werden, um den IT-Karren wieder anzuschieben?
In vielen Ländern läuft es ganz gut. Der Abhängigkeit von der Gesamtwirtschaft kann man nicht mehr entkommen, und das ist die Herausforderung in Deutschland. Aber auch eine kreativere und innovativere Betrachtung der Prozessketten und globalen Vernetzung bietet große Vorteile für die Unternehmen. Für die Umsetzung indes sind sowohl gute technische als auch betriebswirtschaftliche Fähigkeiten und ausgezeichnete Marktkenntnisse erforderlich.

Sie sind mit Ihrer Meinung so manches Mal angeeckt. Beispielsweise haben Sie im Beratungsbereich immer wieder vor dem blinden Nachlaufen von Trendmeinungen gewarnt und für mehr eigene Kompetenz plädiert. Fühlen Sie sich in vielem bestätigt?
Ja, natürlich sieht man sich in vielem bestätigt. Aber als Teil des gesamten Ecosystems reicht es nicht nur, Recht zu haben, sondern man muss Dinge auch verändern. Die Warnungen zur Euphorie im Bereich Neuer Markt, zu den fehlenden „Killer Application“ im UMTS Umfeld und zum Standort Deutschland wurden von vielen nicht ernst genommen. Zu einem guten Berater und insbesondere Analysten gehört auch das Hinterfragen von Trends und Meinungen, um sich eine eigene bilden zu können. Man kann nie jemanden überholen, wenn man nur in dessen Fußstapfen tritt. Es gehört Mut dazu, eigene und neue Wege einzuschlagen. Und wir brauchen in Deutschland mehr Mut und Freude am Tun.

Sie haben der deutschen Bildungspolitik des Öfteren vorgeworfen, ungeachtet der weltweiten Veränderungen an veralteten Konzepten festzuhalten. Die Ergebnisse der letzten Jahre scheinen Ihnen Recht zu geben. Glauben Sie an politische Einsichten?
Politische Einsicht setzt sich aus Politik und einer Sicht zusammen. Sehen und Wahrnehmen ist der Beginn, aber jetzt muss gehandelt werden. Die wichtigste Priorität vieler Politiker ist die Politik. Da ist es erfrischend zu sehen, dass in anderen Ländern viele Ministerien mit unpolitischen, dafür aber fähigen Experten besetzt werden.

Sie sind in wichtige Gremien berufen worden und entscheiden unter anderem mit, wer in die „Who´s Who-Liste“ aufgenommen wird. In welchen Bereichen nutzen Sie Ihre Einflussnahme?
In keinem. Ich bin, soweit dies geht, unpolitisch und glaube an den Wert guter Empfehlungen und Strategien. Wer diese haben will, soll sie kaufen. Beziehungen ermöglichen Gespräche, aber ich halte nichts davon, diese auszunutzen. Natürlich freut man sich, wenn Einzelpersonen für erstklassige Leistungen honoriert werden. Das verbessert den Standort und die Wettbewerbsfähigkeit und bringt uns weiter.

Sie arbeiten gerade in Dubai, Ihre Familie lebt in Deutschland. Ist das die Flexibilität und Mobilität, auf die sich Hochschulabsolventen einstellen müssen?
Nicht jeder muss oder will ins Ausland. Aber es ist trotzdem schockierend zu sehen, wie schwach Deutschland international im Vergleich zu seiner Größe und wirtschaftlichen Bedeutung vertreten ist. Der Großteil der Mitarbeiter lehnt Auslandseinsätze ab. Obwohl sie hervorragende Sprungbretter für die Karriere sind und eine sehr interessante und reichhaltige Lebenserfahrung ermöglichen. Ein gutes Beispiel ist Dubai mit einem Ausländeranteil von rund 80 Prozent. Hier ist jedes Projekt multikulturell. Amerikaner aber auch Europäer, die hier tätig waren, brauchen keine Angst mehr vor fremden Kulturen und mentalen Unterschieden zu haben. Sie haben hier ihr multikulturelles Fitnessprogramm hinter sich gebracht.

Was tun Sie, wenn Sie mal richtig abschalten wollen?
Am besten kann ich abschalten, wenn ich reite oder in den Bergen wandere. Natürlich lese ich auch sehr viel und gerne. Und ein schönes Abendessen mit Freunden mit Diskussionen und Spaß ist immer wieder eine traumhafte Möglichkeit, die Zeit und alles darum zu vergessen.

Der IT-Macher

Luis Praxmarer ist Senior Vice President & Consulting Director EMEA.
Er ist anerkannter Experte für den Einsatz neuer Informationstechnologien und zukünftiger Trends des weltweiten IT-Marktes. Insbesondere beschäftigt er sich mit den Themen Innovationsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit der IT als Beitrag zum Unternehmenserfolg. Die Computerwoche zählt ihn zu den „100 IT-Machern 2002“.
Vor seiner Gründung der META Group Deutschland GmbH 1994 war Luis Praxmarer in den USA bei Digital Equipment unter anderem als Vertriebsleiter und Corporate Marketing Manager tätig.

Das Stellengesuch im Internet

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Sich entspannt zurücklehnen und auf Jobangebote von interessanten Firmen warten? Die sogenannten Gesuchsdatenbanken der Online-Jobbörsen machen es möglich. Von Nicole Göttlicher

Zahlreiche unterschiedlich große Unternehmen aus verschiedenen Branchen nutzen bereits Lebenslauf-Datenbanken als festen Bestandteil bei der Mitarbeitersuche. Sobald das anonymisierte Bewerberprofil eingetragen ist, können sich die Unternehmen im Netz von den Kenntnissen und Fähigkeiten des Kandidaten überzeugen – und ihn daraufhin kontaktieren, sofern er damit einverstanden ist. Das Erstellen von Stellengesuchen ist für Bewerber mit keinerlei Kosten verbunden. Doch was so einfach klingt, ist auch mit ein wenig Aufwand verbunden. Denn nur ein mit Sorgfalt erstelltes Profil des Bewerbers wird Firmen dazu anregen, ihn anzusprechen.

Tipps zum gelungenen Online-Stellengesuch

Umfragen zufolge bemängeln Personalverantwortliche am Stellengesuch am häufigsten die Ernsthaftigkeit und Aussagekraft. Nehmen Sie sich also Zeit, wenn Sie Ihr Stellengesuch eintragen und präsentieren Sie in Ruhe Ihre persönlichen und beruflichen Qualifikationen. Machen Sie sich für das Unternehmen interessant. Auch wenn das Internet viele Möglichkeiten bietet, Jobgesuche einzutragen, sollte man dennoch darauf achten, dies nur bei einer renommierten Jobbörse zu tun. Folgende Qualifikationskriterien sollten bei einem Online-Gesuch unbedingt abgefragt werden:

  1. Genaue Bezeichnung der gesuchten Tätigkeit
    Der Name der von Ihnen gesuchten Tätigkeit ist für den Stellenanbieter der „eye-catcher“ Ihres Gesuchs. Geben Sie eine Positionsbezeichnung ein oder nennen Sie Ihr Berufsbild/Tätigkeitsfeld mit einer Spezialisierung, beziehungsweise betonen Sie Ihre besondere Eignung (zum Beispiel: „Experte“, „Spezialist“). Wählen Sie dynamische Wörter, die Ihre Aktivität im Bewerbungsprozess signalisieren („Suche…“; „Biete…“), oder treten Sie durch eine direkte Ansprache in den „Dialog“ mit dem Stellenanbieter. Was können Sie als Bewerber anbieten, kurzgefasst in einigen wenigen Stichworten? Was kann Sie für Ihren künftigen Chef attraktiv machen?
  2. Persönliche Daten
    Diese Daten erhalten interessierte Unternehmen erst auf Ihren ausdrücklichen Wunsch. Geben Sie Ihre Kontaktdaten fehlerfrei ein und nennen Sie das Medium (zum Beispiel E-Mail oder Telefon), mit dem Sie am sichersten zu erreichen sind. Vermeiden Sie im Stellengesuch die Angabe von dienstlichen Telefonnummern und E-Mail-Adressen.
  3. Persönliches Anschreiben
    Das persönliche Anschreiben ist das Herzstück Ihres Online-Gesuchs. Es ist Ihre Visitenkarte und sollte formal korrekt und inhaltlich aussagekräftig sein. Nutzen Sie dieses Freitextfeld unbedingt, um wie im herkömmlichen Bewerbungsanschreiben auf Ihre Interessen, Fähigkeiten, Kenntnisse und Ziele zu verweisen. Wichtig: Auf keinen Fall die E-Mail-Adressen oder andere Kontaktdaten angeben! Stark abzuraten ist, Unzufriedenheit mit dem derzeitigen Arbeitgeber auszudrücken. Unloyales Verhalten wird sofort registriert, und Sie müssen spätestens in einem eventuellen Vorstellungsgespräch damit rechnen, wieder auf diese Bemerkungen angesprochen zu werden!
  4. Ausbildung und Berufserfahrung
    Liefern Sie wie im herkömmlichen Lebenslauf eine vollständige Übersicht über Ihr bisheriges schulisches, akademisches und berufliches Leben. Vermeiden Sie vor allem Lücken in der Chronologie. Sollten Sie eine Zeit lang nicht beschäftigt beziehungsweise arbeitslos gewesen sein, überlegen Sie, was Sie in dieser Zeit dennoch geleistet haben, etwa eine Weiterbildung oder Ähnliches. Achten Sie dabei auf eine einheitliche Form mit Absatzgliederung, damit der Interessent die Anzahl Ihrer Berufstätigkeiten bequem überschauen kann.
  5. Persönliche Qualifikationen
    Füllen Sie nicht alle Felder aus! Setzen Sie in jedem Stellengesuch Schwerpunkte! Reflektieren Sie Ihr Berufsbild und die angestrebte Stelle und entscheiden Sie, inwieweit ein Kriterium von Belang für die auszuübende Tätigkeit ist! Antworten Sie stets wahrheitsgemäß und reflektieren Sie jedes neue Kriterium auf Ihre beruflichen Prioritäten und Fähigkeiten hin. Es bringt Ihnen und dem Interessenten wenig, wenn Sie so oft ein „sehr gut“ abhaken, so dass Ihnen keine Steigerungsmöglichkeit für Ihre ganz besonderen Stärken mehr bleiben.

Wenn Sie diese Regeln beherzigen, heißt es nur noch: Unterlagen bereit halten. Denn in der Regel werden Sie gebeten, Ihre Bewerbungsunterlagen nachzusenden: Entweder direkt per E-Mail oder per Post. Dann sollten Sie schnell reagieren können. Sofern direkt ein Vorstellungstermin vereinbart wird, bringen Sie eine Bewerbungsmappe zum Gespräch mit.

Auswahl von Job-Börsen mit Online-Stellengesuch-Datenbanken

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Interview mit Klaus Pöllath

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Mauern hochziehen und mit Steinen und Mörtel bauen – das hat Klaus Pöllath schon als Schüler begeistert. Direkt nach dem Studium stieg er bei Züblin ein, dem heutigen Marktführer im deutschen Hoch- und Ingenieurbau, wo er 24 Jahre später Vorstandsmitglied wurde. Für die Baubranche wünscht er sich mehr Akzeptanz in der Gesellschaft. „Denn Bauingenieure und Architekten prägen die Welt, in der wir leben“, sagt der Ingenieur. Im karriereführer spricht er über seinen Berufseinstieg, faszinierende Bauprojekte und die Zukunft der Branche. Die Fragen stellte Britta Hecker.

Zur Person

Klaus Pöllath wurde 1953 in Marktredwitz geboren. Von 1973 bis 1978 studierte er Bauingenieurwesen mit den Vertiefungsfächern Massivbau, Grundbau und Bodenmechanik an den Technischen Universitäten in Stuttgart und München. Nach dem Abschluss stieg er bei der
Ed. Züblin AG ein.

Zehn Jahre später wurde der Ingenieur Niederlassungsleiter der Züblin Spezialtiefbau GmbH in München. Seit 1990 ist er Geschäftsführer der Züblin Spezialtiefbau GmbH in Stuttgart. Zusätzlich führte er von 2001 bis 2005 die Geschäfte der Auslandsabteilung als Geschäftsführer der Züblin International GmbH. Vorstandsmitglied der Ed. Züblin AG ist er seit 2003. Der gebürtige Oberfranke ist verheiratet und hat zwei Söhne.

Wie sind Sie 1979 zu Züblin gekommen?
Als ich gerade meinen Abschluss an der TU München gemacht hatte, fragte mich der damalige Vorstand der Ed. Züblin AG, Professor Volker Hahn, ob ich nicht zu seiner Firma nach Stuttgart kommen möchte. Das schien mir das richtige Unternehmen zu sein. Schließlich träumt jeder Student davon, anspruchsvolle Bauwerke zu erstellen. So landete ich damals, mit 25 Jahren, in der neu gegründeten Abteilung Spezialtiefbau.

Wie lief der Einstieg?
Für mich war das mehr als die Erfüllung meiner Träume. Denn ich hatte ganz schnell die Möglichkeit, meine erste Baustelle als Bauleiter zu betreuen. Das war am Kulturwehr in Kehl am Rhein – für mich als Jungspund eine sehr interessante Maßnahme.

Und heute sind Sie Vorstandsmitglied im selben Unternehmen. Ist so eine Karriere auch heute noch möglich?
Bei Züblin wurde der Vorstand immer aus den eigenen Reihen gewählt. Denn die Erfahrungen im eigenen Unternehmen, die Akzeptanz durch die Mitarbeiter und das langjährige Engagement sind entscheidend für eine Vorstandstätigkeit. Das sichert die Kontinuität und eine enge Beziehung zum Unternehmen und zu den Kunden.

Mit welchen Fähigkeiten kommt man denn an die Spitze eines Unternehmens?
Was ich jetzt aufzähle, trifft natürlich nicht nur auf mich, sondern auch auf viele andere zu: Voraussetzungen sind eine sehr gute Fachausbildung, die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen, ein ausgeprägtes Interesse, Neues auszuprobieren. Man muss über das normale Maß hinaus einsatzbereit und teamfähig sein, detailgetreu arbeiten, aber auch den Blick für das Ganze behalten. Und wie jeder Vorgesetzte sollte man seine Freude an der Arbeit auch an andere weitergeben können und in gewisser Weise ein Vorbild sein. Wenn man mit diesen Fähigkeiten zur rechten Zeit am rechten Ort ist, kann man auch an die Spitze des Unternehmens kommen.

Wie steht es derzeit um die Baubranche?
Wir sind derzeit sehr gut aufgestellt, um unsere gesellschaftlichen Aufgaben zu erfüllen. In Deutschland stehen viele Aufgaben an, zum Beispiel die Erneuerung der Infrastruktur, Brücken, Kanalisation, Schulen und Universitäten, Krankenhäuser und altengerechtes Wohnen. Die Instandhaltung und der Neubau öffentlicher Gebäude sind von größtem Interesse. Dabei gehen wir gemeinsam mit den Auftraggebern neue Wege: Stichwort Public Private Partnership. Ein anderes wichtiges Thema in der Baubranche ist der Nachwuchs. Wir müssen Jugendliche wieder für Technik begeistern und für eine technische Ausbildung werben. Damit es in Zukunft mehr Ingenieure gibt.

Mit welchem Spezialwissen kommt man heutzutage als junger Bauingenieur weiter?
Bauingenieure müssen ihre Fertigkeiten in Spezialgebieten beweisen und nicht nur Fachwissen einbringen. Der Bauingenieur muss mit seinem Fachwissen als Unternehmer tätig sein, das heißt, er muss ein guter Verkäufer sein und seine Arbeit präsentieren können. Darüber hinaus muss er Verantwortung übernehmen können. Auch betriebswirtschaftliche Kenntnisse sind wichtig. Vor allem muss man von dem, was man tut, überzeugt sein. Einen guten Gedanken muss man verfolgen, dann wird man auch zu einer guten Lösung kommen.

Welche Einstiegsmöglichkeiten bietet Züblin den Hochschulabsolventen?
Bei uns gibt es drei Möglichkeiten des Einstiegs. Als Trainee durchlaufen die Absolventen in 15 Monaten verschiedene Bereiche, um sie optimal auf die entsprechende Zielposition vorzubereiten. Darin enthalten ist auch ein Auslandsaufenthalt. Eine andere Möglichkeit ist der Direkteinstieg in der Zentralen Technik, das ist eine Abteilung in der Hauptverwaltung. In diesem Bereich stellen wir jedes Jahr 100 bis 150 Mitarbeiter ein, die anschließend in den operativen Bereich wechseln. Der Direkteinstieg ist auch im operativen Bereich möglich, in einer Niederlassung oder Geschäftsstelle. Wir sind sehr regional orientiert.

Was sind die aktuellen herausragenden Bauprojekte Ihres Unternehmens?
Erwähnenswert sind beispielsweise der 140 Meter hohe Opernturm in Frankfurt am Main oder das Kraftwerk Neurath bei Köln. Dann haben wir ein Brückenbauwerk in Abu Dhabi, das in drei unterschiedlichen Bauweisen – Taktschieben, Freivorbau und Lehrgerüst – produziert wird. Oder die Hochgeschwindigkeitsstrecke in China, eine industriell gefertigte Feste Fahrbahn von 458 Kilometer Länge. Da schnalzt man als Ingenieur mit der Zunge. Diese besonderen technischen Projekte begeistern mich sehr.

Wie oft sind Sie selbst auf der Baustelle?
Auf Baustellen bin ich etwa zweimal pro Woche. Das ist ein wichtiger Bestandteil meiner Arbeit, um die Beziehungen zu den Mitarbeitern, aber auch zu den Kunden zu pflegen. Erst gestern war ich auf einer Baustelle in Leipzig. Dort bauen wir in einer Arbeitsgemeinschaft den City-Tunnel-Leipzig im Bereich des bestehenden Hauptbahnhofs. Leipzig bekommt seine erste U-Bahn, die zwischen dem Bayerischen Bahnhof und dem Hauptbahnhof verlaufen soll. Bei solchen Ingenieurtiefbauprojekten tauchen im Bauablauf immer wieder Probleme auf, die analysiert und mit allen Parteien vor Ort besprochen werden müssen. Da kommt dann auch mal der Vorstand mit dazu.

Welches Bauprojekt fasziniert Sie immer wieder?
Auch heute noch interessiere ich mich für die Entstehung komplexer Baugruben, vor allem in Berlin. Dort sind die Bedingungen sehr schwierig, weil das Grundwasser sehr hoch steht und der Bauuntergrund überwiegend sandig ist. Wir erstellen Baugruben im Zentrum Berlins, wie Unter den Linden, im Spreedreieck und am Alexanderplatz. Hier ist höchste Kompetenz gefragt. Dieses Thema ist meine Leibspeise. Hier führt die Verbindung direkt zu meinen beruflichen Anfängen.

Was würden Sie gerne noch bauen?
Ich denke vor allem an erneuerbare Energien. Da müssen wir als Ingenieure unseren Beitrag leisten. Wir sind bei großen Projekten dabei, etwa Offshore- Windparks in der Nordsee oder Sonnenaufwindkraftwerke in der Sahara. Für Ingenieure ist das auf jeden Fall faszinierend.

Zum Unternehmen

Die Ed. Züblin AG ist eines der größten deutschen Bauunternehmen mit Niederlassungen und Tochtergesellschaften im In- und Ausland. Das Unternehmen gehört zum österreichischen Konzern Strabag SE. Bereits 1898 gründete der Ingenieur Eduard Züblin das „Ingenieur- Bureau für Cement-Eisenconstructionen“ im elsässischen Straßburg. 1919 entstand das deutsche Stammhaus in Stuttgart. Der Hauptsitz des Unternehmens befindet sich heute in Stuttgart- Möhringen, im sogenannten Züblin-Haus, erbaut nach Plänen des Architekten Gottfried Böhm.

Im Jahr 2006 erwarb Züblin den Hoch und Ingenieurbau der Strabag AG, Köln, und entwickelte sich zum deutschen Marktführer in diesem Geschäftsfeld. Die Gesamtleistung des Konzerns betrug im vergangenen Jahr etwa 2,6 Milliarden Euro. 23 Prozent der Summe wurden im Ausland erwirtschaftet. Der Konzern beschäftigt etwa 10.000 Mitarbeiter.

Interview mit Klaus Christian Plönzke

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Selbst Unternehmen zu gründen und andere dabei zu unterstützen – das ist eine der Leidenschaften von Klaus Christian Plönzke. Er stieg bereits vor 53 Jahren in die IT-Branche ein, die Begeisterung für Neues hat er in all den Jahren niemals verloren. Im karriereführer spricht er über seinen Berufseinstieg, den Wert von Mitarbeitern und den Wunsch, niemals stehen zu bleiben. Die Fragen stellte Christoph Berger.

Zur Person

Klaus Christian Plönzke wurde 1936 in Schwedt an der Oder geboren. 1955 stieg er nach Abschluss der Berufsfachschule bei IBM ein. 1969 machte er sich selbstständig.

2003 erhielt Plönzke für seine Leistungen beim Aufbau der deutschen IT-Branche und sein Engagement für junge Unternehmensgründer das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Er betreibt im Taunus ein Gestüt, auf dem sich auch viele unterschiedliche Tierarten wie kanadische Wildgänse, Lamas, Pfauen und Enten tummeln. Außerdem besitzt er auf Mallorca eine Ölmühle mit Hotel und Restaurant als Think-Tank und Tagungsstätte.

Sie haben bereits 1955 bei IBM angefangen. Wie war Ihr Einstieg damals?
Mich würde man heute als einen klassischen Quereinsteiger bezeichnen. Wir besuchten damals mit der Schulklasse IBM, und ich habe mitbekommen, dass da ein Tabellierer gesucht wird. Ich habe mich um diesen Job beworben, ihn bekommen, 299 DM im Monat erhalten und bin dann 15 Jahre bei dem Unternehmen geblieben, bevor ich die Möglichkeit bekam, mich selbstständig zu machen. Damals haben wir noch mit Lochkarten und Hollerithmaschinen gearbeitet. Später bin ich dann in den Bereich der Programmierung hineingewachsen. Das erste System war das Rechnersystem 1401 von IBM, 1970 folgte das System 370. Es war das erste IBM-System mit monolithischem Speicher.

Wie hat sich die Branche seitdem verändert?
Alles ist vor allem schneller und leistungsfähiger geworden. Die zwei großen Sprünge sehe ich von den Lochkarten zu den Großrechneranlagen und später dann den Schritt in die PC-Welt und in Web-Applikationen. Das lösungsorientierte Denken ist aber in den all den Jahren geblieben. Insgesamt würde ich sagen, dass die Zeit heute spannender ist, weil sie so schnelllebig und weitaus komplexer ist. Früher dachten wir immer, wir seien an den Grenzen der Technologie angelangt. Das ist heute nicht mehr so.

Wie sehen die Chancen für Absolventen aus, in der IT-Branche Fuß zu fassen?
Gerade in der letzten Zeit waren die Chancen sehr gut, und so wird es auch weiterhin bleiben. Der Vorteil liegt ja vor allem auch darin, dass in den verschiedensten Branchen IT-Leute gesucht werden. Denken Sie alleine an die Bereiche Logistik und Beratung. Oder an den elektronischen Zahlungsverkehr. Es gibt die unterschiedlichsten Möglichkeiten, Branchen und Berufe inhaltlich kennenzulernen. Und immer geht es darum, die Anforderungen der Kunden in IT-Lösungen umzusetzen.

Welche Voraussetzungen haben die Einsteiger mitzubringen?
Da hat sich in den letzten zehn Jahren nicht viel geändert. Einsteiger sollten lernwillig und begierig sein, sie sollten Einsatz zeigen. Die Ausbildung ist auch sehr gut, sie ist strukturiert, und es gibt viele Spezialisierungen, so dass sie breiter aufgestellt ist. Sicher nehmen Analysen heute einen größeren Stellenwert ein, und die Konzepte werden meist tief bis in Details schriftlich fixiert.

Sie waren selbst immer wieder Gründer, unterstützen auch kleine IT-Firmen. Was fasziniert Sie bei jungen Unternehmern?
Mich fasziniert, welche guten Ideen immer noch kommen. Deshalb unterstütze ich seit zwölf Jahren auch immer wieder Ideen, die aus der IT und Forschung kommen. Meine Gründer – initiative Forum Kiedrich ist zum Beispiel so ein Projekt. Darin unterstützen wir jedes Halbjahr mit 150 Mentoren – alte Hasen aus der Branche und ehemalige Mitarbeiter – 80 unterschiedliche Gründer.

Würden Sie Absolventen raten, sich auch bei kleineren Unternehmen zu bewerben?
Der Eintritt in kleine und mittlere Unternehmen lohnt sich auf jeden Fall. Zwar haben die Großen meist einen Namen, der in der Wirtschaft bekannt ist. Allerdings gibt es viele exzellente Unternehmen, die etwa zwischen 50 und 100 Mitarbeiter haben. Der Vorteil von denen ist, dass sie sehr nah am Kunden sind und somit schnelle Reaktionszeiten haben. Meist ist auch das Unternehmensklima persönlicher und familiärer, die Mitarbeiterzufriedenheit spielt eine größere Rolle. Ohnehin ist der gesamte Mittelstand sehr viel größer als die wenigen Großen. Und wer beides sehen will, kann ja nach fünf Jahren auch mal wechseln.

Sie beschäftigen sich heute sehr stark mit Netzwerken. Was verstehen Sie genau darunter, und was fasziniert Sie so daran?
Ein Netzwerk bedeutet für mich etwa die bereits 150 erwähnten Mentoren oder das Plönzke Netzwerk, bei dem sich kleinere, aber sehr professionelle und agile Unternehmen unter einem gemeinsamen Wertesystem zusammengeschlossen haben. Da kommen Menschen unterschiedlichster Coleur zusammen, die das Thema Vertrauen, Verantwortung und Fairness untereinander und zum Kunden hin sehr ernst nehmen. Ich selbst engagiere mich zudem in der Bitkom, der IHK, dem Forum Kiedrich, und pflege Kontakte zu ehemaligen Mitarbeitern all meiner Firmen. Immer wieder treffe ich Menschen aus diesem Netzwerk im Zug oder Flugzeug. Das Schöne ist: Man lernt voneinander und bereichert sich gegenseitig. Davon profitiert jeder. Allerdings muss man dafür auch offen für viele Ansichten sein. Und Netzwerken hilft, Aufträge zu finden. Denn jeder ist auf der Suche nach neuen Ressourcen. Durch die virtuelle Ebene ist das Netzwerken natürlich einfacher geworden.

Welches sind die entscheidenden Herausforderungen, denen sich die Branche zu stellen hat, und wie kann ihnen begegnet werden?
Da sind zum einen die großen Themen: der demographische Wandel unserer Gesellschaft und die Energieversorgung. Ebenso das Thema Ausbildung, die gut und auf dem hohen Level bleiben muss. Des Weiteren ist es wichtig, die Leute frühzeitig zu vernetzen, ihnen Kontakte zu bieten, die sie voranbringen, mit denen sie sich austauschen können und die eine gegenseitige Bereicherung liefern. Es ist wichtig für den Einzelnen, in seinem Handeln schnell und flexibel zu sein, diese beiden Fähigkeiten sollte sich jeder aneignen. Wir haben bei der Ploenzke AG immer von U- und Schnellbooten gesprochen, die im Gegensatz zu den Kreuzern viel manövrierfähiger sind. Dazu muss jedoch das Unternehmerdenken im Unternehmen verwirklicht werden. Das Achten der Mitarbeiter spielt eine Rolle, das Aufstellen eines Wertesystems, das die Arbeit und Fähigkeiten jedes einzelnen Mitarbeiters schätzt und als unverzichtbaren Baustein im Ganzen sieht.

Sehen Sie sich selbst als einen Pionier in der deutschen IT-Landschaft?
Früher hätte ich das niemals von mir behauptet. Da ich heute jedoch so gesehen werde, muss ich Ja dazu sagen. Ich betrachte mich aber auch als eine Art Visionär, der durch die Anforderungen des Marktes gewachsen ist. Während meiner gesamten Laufbahn habe ich anderen immer wieder über die Schulter gesehen, und diese Neugierde ist bis heute geblieben. Dadurch weiß ich auch, dass andere in bestimmten Bereichen besser sind. Das sollte auch jeder für sich akzeptieren können.

Zum Unternehmen

Plönzke Holding AG – Klaus Christian Plönzke gründete 1969 das EDV Studio Ploenzke. 1992 strukturierte er das Unternehmen zu einer Aktiengesellschaft um, der Ploenzke AG. Das Unternehmen gehörte zu den führenden IT-Beratungsunternehmen im deutschsprachigen Raum mit Niederlassungen in Südeuropa..
Ab 1995 verkaufte Plönzke das Unternehmen schrittweise an das amerikanische IT-Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen Computer Science Corporation. Mit dem Ende der Transaktion im Jahr 1999 gab er den Vorstandsvorsitz ab.
1997 gründete Plönzke außerdem die Gründerinitiative Forum Kiedrich, aus dem die Forum Kiedrich GmbH hervorging. Zwei Jahre später folgte das Venture Capital-Unternehmen Plönzke Holding AG und im Jahr 2000 die Gründung des Plönzke Netzwerks. Im selben Jahr noch ging er mit der alego AG an den Markt, der heutigen Pluralis AG.

Interview mit Dr. Andreas Penk

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Bei ihm passen Unternehmensdynamik und eigenes Naturell gut zusammen. Dr. Andreas Penk empfindet Wandel als positiv und gestaltet ihn aktiv mit. Im karriereführer verrät der Mediziner, wie Absolventen ihre Karriere richtig planen, und spricht über Persönlichkeitsplanung, Netzwerke und Karriereziele. Die Fragen stellte Meike Nachtwey.

Zur Person

Dr. Andreas Penk ist Mediziner und Manager mit Leib und Seele. 1965 in Leipzig geboren, startete er nach dem Studium der Medizin mit 29 Jahren seine Karriere bei Pfizer Deutschland als Produktmanager für Klinikpräparate in Karlsruhe. Bereits drei Jahre später, 1997, avancierte er zum Leiter der strategischen Geschäftseinheit für Klinikprodukte. Im Herbst 2000 wurde er zum Direktor der strategischen Geschäftseinheit für Neuroscience/Urologie/Klinik an der deutschen Niederlassung von Pfizer berufen. Im März 2002 übernahm Andreas Penk dann die Geschäftsführung von Pfizer Österreich. Dort konnte er die Integration der beiden Unternehmen Pfizer und Pharmacia erfolgreich abschließen. Seit dem 1. März 2007 ist Andreas Penk Vorsitzender der Geschäftsführung der Pfizer Deutschland GmbH. Er ist verheiratet und Vater zweier Töchter.

Sie haben Medizin studiert – welches Berufsziel hatten Sie vor Augen, als Sie mit dem Studium anfingen?
Eigentlich wollte ich Arzt in einem Krankenhaus werden. Das war allerdings zu einer Zeit, in der Deutschland noch geteilt war. Ich habe ja in den neuen Bundesländern studiert. Mit der Wende taten sich dann gegen Ende meines Studiums ganz neue Möglichkeiten auf. Eine dieser Möglichkeiten war die Industrie.

Diese Chance haben Sie ergriffen, zunächst als Pharmamarktforscher gearbeitet und seit 1994 Karriere bei Pfizer gemacht. Heute sind Sie Vorsitzender der deutschen Geschäftsführung. Wie gelingt eine solche Traumkarriere?
Von Traumkarriere möchte ich eigentlich nicht sprechen. Das klingt, als könnte man seinen beruflichen Werdegang bis ins letzte Detail vorausplanen. Dem ist ja nicht so, denn zum Geschäftsführer wird man von anderen ernannt – und auf deren Entscheidung hat man letztlich wenig Einfluss. Der entscheidende Punkt in meiner Laufbahn war, dass sich das Unternehmen Pfizer, in das ich 1994 eingetreten bin, massiv gewandelt hat. Im Grunde gibt es das Unternehmen von damals heute gar nicht mehr. Ich habe diesen Wandel immer als etwas Positives erlebt und ihn in unterschiedlichen Verantwortungsbereichen aktiv mitgestaltet. Das tue ich bis heute, und so passen die Unternehmensdynamik und mein Naturell offenbar ganz gut zusammen.

Wie groß ist der Vorteil, den Sie als Mediziner in der Rolle des Geschäftsführers eines Pharmaunternehmens haben? In der Reihe der deutschen Pfizer-Geschäftsführer sind Sie immerhin der erste Mediziner.
Nun ja, zumindest ist es kein Nachteil, dass ich Mediziner bin. Wahrscheinlich verstehe ich medizinische Sachverhalte etwas besser als ein Nicht-Mediziner. Ich kenne die Herausforderungen, denen Ärzte bei der Behandlung ihrer Patienten gegenüber stehen. Ich spreche selbst die Sprache der Mediziner. Das heißt, ich kann sehr gut nachvollziehen, nach welchen Gesichtspunkten Ärzte ein Medikament beurteilen und warum sie sich für oder gegen ein bestimmtes Präparat entscheiden. Letztlich sind das aber Punkte, die man nicht überbewerten sollte. Die ärztliche Wahrnehmung ist ja nicht alles, was den Erfolg eines Pharamunternehmens ausmacht. Und meine medizinische Ausbildung alleine befähigt mich noch nicht zum Geschäftsführer von Pfizer Deutschland.

Welchen Rat können Sie Hochschulabsolventen für Ihre Karriereplanung geben?
Ich möchte nicht von Karriereplanung, eher von Persönlichkeitsplanung sprechen. In meinen Augen geht es weniger darum, welche Titel ich in fünf, acht oder zwölf Jahren erreichen möchte. Es geht darum, welche Fähigkeiten ich ausbauen, welche neuen Kenntnisse ich mir aneignen und welche Netzwerke ich aufbauen möchte. In diesen Fragen kann ich gezielt an mir arbeiten und mir Ziele stecken. Ich ganz alleine habe in der Hand, ob ich diese Ziele erreiche oder nicht.

Heißt das, Naturwissenschaftler müssen heute ein möglichst breites Wissen mitbringen, um beruflichen Erfolg zu haben?
Sicher. Das gilt im Übrigen nicht nur für Naturwissenschaftler. Es reicht nicht mehr aus, eine bestimmte Fähigkeit auf ein sehr hohes Niveau zu treiben. Mehrere Dinge sind gefragt, und dazu gehört natürlich auch die fachliche Kompetenz. Was hinzu kommt, sind eine hohe soziale Kompetenz und die Fähigkeit, Probleme erkennen und lösen zu können. Ein gesunder Menschenverstand gepaart mit erkennbarer Tatkraft sind schon gute Voraussetzungen dafür.

Was ist geeigneter, um Karriere zu machen: ein ingenieurtechnisches Aufbaustudium oder Promotion?
Auch hier gilt: Beruflicher Erfolg ist heute nur noch in sehr wenigen Fällen von akademischen Titeln abhängig. Es geht vielmehr um Inhalte. Nehmen wir an, ein Jurist setzt sich während seiner Promotion intensiv mit dem Pharmarecht auseinander. Dann kann es sein, dass ihn dies für eine spätere Position in einem Pharmaunternehmen sehr gut qualifiziert. Die Promotion alleine – also der Nachweis, dass jemand wissenschaftlich arbeiten kann – genügt natürlich noch nicht.

Kommen wir noch einmal zu Pfizer: Warum sollten sich Hochschulabsolventen gerade in Ihrem Unternehmen bewerben?
Weil die Art, wie wir die Dinge bei Pfizer anpacken, viele Chancen für talentierte und engagierte Absolventen bietet. Wer aktiv ist und sich einbringt, hat viele Freiräume, seinen Aufgabenbereich und damit das Unternehmen mit zu gestalten. Ich habe das an Pfizer immer sehr geschätzt. Hinzukommt: Unser Ziel ist Gesundheit für Mensch und Tier. Mit der Erforschung und Entwicklung unserer Arzneimittel helfen wir, Leiden zu lindern und Krankheiten zu besiegen. Etwas Großartigeres kann es aus meiner Sicht nicht geben.

Welches – noch nicht existierende – Medikament wird Ihrer Meinung nach am dringendsten benötigt?
In Industrienationen ist es sicher ein Medikament, das Alzheimer heilt. Aufgrund der demographischen Entwicklung ist dies ein Feld, das uns zunehmend vor große medizinische und gesellschaftliche Herausforderungen stellt. In Entwicklungsländern wird dringend ein noch potenteres HIV-Medikament benötigt. Auf beiden Therapiegebieten forscht Pfizer.

Zum Schluss noch drei Fragen abseits der Pharmabranche: Welchen Beruf würden Sie ergreifen, wenn Sie für eine Woche tauschen könnten?
Dann wäre ich Chef eines großen Kunstmuseums. Das Kunsthistorische Museum in Wien würde mir zum Beispiel sehr gefallen.

Und in Ihrer Freizeit: Was tun Sie da am liebsten?
Ich habe zwei wunderbare Töchter und verbringe meine Zeit außerhalb der Arbeit am liebsten mit der Familie.

Haben Sie ein Motto?
Nein, da muss ich Sie leider enttäuschen.

Zum Unternehmen

Der forschende Arzneimittelhersteller Pfizer ist weltweit führend und schwerpunktmäßig in den Gebieten Human-Arzneimittel und Tiergesundheit tätig.

Im vergangenen Jahr profitierten über 165 Millionen Patienten von Pfizer-Arzneimitteln, davon mehr als neun Millionen in Deutschland. Mit dem höchsten Forschungsetat der Branche (2006: 7,6 Milliarden US-Dollar) setzt der Arzneimittelhersteller mit Hauptsitz in New York neue Standards in der Erforschung und Entwicklung von innovativen Medikamenten. Im Geschäftsjahr 2006 erzielte das Unternehmen weltweit einen Umsatz in Höhe von rund 48,4 Milliarden US-Dollar und beschäftigte circa 100.000 Mitarbeiter.

Die Unternehmen der Pfizer-Gruppe in Deutschland befinden sich an fünf Standorten: Karlsruhe, Feucht, Illertissen, Freiburg und Frankfurt-Höchst. Insgesamt sind etwa 5200 Mitarbeiter beschäftigt (Stand: 31.12.2006).