Anders ausbilden: Rachs Restaurantschule

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Rund 55.000 Studierende verlassen in Deutschland jährlich ihre Hochschule ohne Abschluss, berichtet Studienabbrecher.com und fast 1,5 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 29 Jahren sind inzwischen ohne Berufsausbildung, so N-TV in einer Meldung aus dem Jahr 2011. Christian Rach, 54, ermutigt in „Rachs Restaurantschule“ (Montagsabends RTL, 21:15 h) erneut Menschen mit ungeradem Lebenslauf, die bislang auf dem Arbeitsmarkt gescheitert sind, zum Aufbruch.

Zur Person

Sturm und Drang. Die Küche – als Kind sein Lieblings-, später sein Arbeitsplatz. Christian Rach wurde am 6. Juni 1957 in St. Ingbert/Saarland geboren. Sein Vater war Ingenieur, die Mutter Hausfrau. Das Elternhaus war katholisch geprägt, Rach elf Jahre lang Messdiener. Mit 20, als junger Freigeist im Hippie-Look, verlässt er die Heimat und wählt Hamburg als sein Tor zur Welt. Nach dem Zivildienst nimmt er das Studium der Philosophie und Mathematik auf, das er mit Kochen finanziert. 1983, im Examenssemester, entschließt er sich, Koch zu werden, lernt in Grenoble, wird Souschef in Wien, reist durch die Welt und eröffnet 1986 in Hamburg sein erstes Restaurant.
christianrach.de

Am 16.04.2012 startete die zweite Staffel von Rachs Restaurantschule. Rach, Sternekoch, Gastronomieberater und Buchautor zeigt mit sozialem Engagement ganz pragmatisch Wege, wie Ausbildung anders funktionieren kann: Chancen geben ohne den Blick auf formale Qualifikation zu richten, individuell Talent entdecken und fördern. Dem Faktor Sozialkompetenz kommt bei diesem Ausbildungsweg eine noch höhere Bedeutung zu als sonst. Christian Rach kümmert sich um die 18-48 Jahre alten Teilnehmer, ist Gesprächspartner, schenkt Vertrauen, respektiert den bislang schwierigen Lebensweg seiner Schützlinge, unterstützt sie mit einem professionellen Team bei sozialen Problemen und motiviert sie zur Veränderung ihres Lebens. Das mag ihm auch deshalb gut gelingen, weil er selbst in seinem Berufsleben Biss beweisen musste.

Wie er sich seinen Traum erfüllte? Er hat Mathematik und Philosophie studiert und brach sein Studium im Examen ab, um Koch zu werden. Bereits 1991 erhielt er den begehrten Michelin-Stern. Den Erfolg hat er sich hart erarbeitet, wobei Leidenschaft fürs Kochen einerseits und Fleiß und Disziplin andererseits den Alltag bestimmten. Als Ausbilder lebt er das alles seinen Restaurantschülern vor. „Die Sendung bietet für die Praktikanten der Restaurantschule eine echte Jobperspektive – mit Aussicht auf Übernahme in dem neuen Restaurant“, erklärt Christian Rach.

Zum Projekt: Berlin-Mitte, Jäger-Straße. Hier entstand in den letzten Monaten nach dem Vorbild des Slowman in Hamburg, Rachs erster Restaurantschule aus dem Jahr 2010, das Ausbildungsrestaurant „Roter Jäger“. Eröffnet wurde es am 05.03.2012. Neu ist, dass es neben der eigentlichen Küche des neuen Restaurants im Gebäude eine zweite Küche geben wird, die Christian Rach langfristig als Schulungsküche nutzen wird. Das TV-Format „Rachs Restaurantschule“ wurde mit dem Deutschen Fernsehpreis 2010 sowie dem Ernst-Schneider-Preis der deutschen Wirtschaft 2011 ausgezeichnet.

Im Interview mit dem karriereführer: Pi mal Gaumen – Christian Rach über Kochen, Coachen und Karrieren Zum Interview

karriereführer-Ratgeber

Studium abgebrochen – was nun? Weiter

Buchtipps:

Beate Wesphal, „Eigentlich wär ich gern…“, Wie Sie Ihre Talente zum Traumjob machen. Weiter
Hesse/Schrader, „Was steckt wirklich in mir?“ Die Potenzialanalyse. Weiter

Die kreative Kraft des Einkaufs

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Wer beim Wort Einkauf immer noch an das biedere Bestellbüro von einst denkt, hat die vergangene Dekade verschlafen. Längst managt ein Einkäufer nicht mehr nur Kosten, sondern trifft zunehmend Entscheidungen von strategischer Tragweite. Diese Entwicklung schlägt sich auch in der Consulting-Szene nieder, in der sich immer mehr Einkaufsberater tummeln. Von Wolf Alexander Hanisch

Gute Seemänner erkennt man bei schlechtem Wetter. Für Einkaufsexperten gilt Ähnliches: Auch deren Abteilung steht traditionell im Fokus, wenn die Zeiten rau und die Märkte hart umkämpft sind. Was kein Wunder ist: In der Regel werden 50 bis 70 Prozent der Betriebskosten vom Einkauf verantwortet, und die Hebelwirkung auf den Gewinn ist nirgendwo größer. Und das gilt heute mehr denn je. Wie Berechnungen des Bundesverbands für Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik zeigen, klettern die Einkaufspreise für Unternehmen von einem Allzeithoch zum nächsten.

Allerorten werden die Beschaffungsmärkte unbeständiger, nimmt die Verflechtung globaler Warenströme zu, sinkt die Wertschöpfungstiefe in den Betrieben. Die Folge ist ein immenser Kostendruck. Um ihm Herr zu werden, werten Firmen ihre zentralen Einkaufsfunktionen auf und greifen zusätzlich auf Einkaufsberater zurück. Die externen Profis haben sich seit rund zehn Jahren etabliert und gewinnen kontinuierlich an Bedeutung. Nach Meinung von Dietmar Fink, Professor für Unternehmensberatung an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, können sie dazu beitragen, den Einkauf um 15 Prozent zu optimieren. Das Einsparpotenzial größerer Konzerne erreiche damit schnell zweistellige Millionenbeträge.

In Zeiten steigender Rohstoffpreise und knapper Ressourcen steht jedoch die Versorgungssicherheit ganz oben auf der Prioritätenliste. Schließlich treffen leere Lager die Produktion ähnlich hart wie leere Auftragsbücher. Um die richtige Balance zwischen Risiko und Nutzen zu wahren, helfen Berater bei der fortlaufenden Beschaffungsmarktforschung, ermitteln Frühwarnindikatoren und arbeiten Notfallpläne aus. Zudem kurbeln sie die Ertragskraft ihrer Klientel an, indem sie Warengruppen neu ordnen, die Beschaffung bündeln, für professionelle Ausschreibungen sorgen oder im Kundennamen direkt mit den Lieferanten verhandeln. „Wir sind nicht der Sportdirektor, wir kicken mit“, kommentiert Gerd Kerkhoff diesen umsetzungsorientierten Ansatz, der auch für sein Haus gilt. Der Berater ist Chef der Düsseldorfer Kerkhoff Consulting, die sich als eines der ersten deutschen Unternehmen auf Projekte im Einkauf konzentriert hat. Dazu gehöre auch, dass die Arbeit nicht mit der Präsentation endet, sondern erst dann, wenn das Konzept vollständig beim Kunden implementiert ist, so Kerkhoff.

Für Berater bedeutet dies, dass sie mit den Geschäftsbereichen ihrer Auftraggeber im Detail vertraut sein müssen. Ein guter Einkaufsconsultant versteht etwa, welche Bedürfnisse die Produktentwicklung hat, worauf der Vertriebler Wert legt, was dem Techniker wichtig ist oder wo die Prioritäten der Qualitätssicherer liegen. Auf der anderen Seite besitzt er einen scharfen Blick für die Leistungsfähigkeit zuliefernder Produzenten. Dabei geht es immer wieder um grundsätzliche Fragen: Soll ein bestehender Lieferant des Kunden weiterentwickelt werden? Oder ist es sinnvoller, in neue Märkte wie Brasilien oder Indonesien zu investieren – mit dem Risiko, zu Beginn einer neuen Kooperation Abstriche hinsichtlich der gewohnten Qualität machen zu müssen?

Auf diese Weise ist der Einkauf vom reinen Kostensenker zu einem Agenten des Wachstums geworden, der seine Stärken keineswegs mehr nur in Krisenzeiten ausspielt. Wer im Einkauf ausschließlich das Terrain der Rabattjäger sieht, irrt daher gewaltig. Vielmehr kann der Tunnelblick auf den billigsten Lieferanten unter Umständen Qualitätsprobleme heraufbeschwören, die enorme Kosten zur Folge haben. Die Arbeitszeit, die Einkäufer mit bloßem Feilschen um Rabatte verbringen, sinkt daher deutlich. Die Unternehmensberatung Bearing Point schätzt vielmehr, dass Einkäufer bald die Hälfte ihrer Zeit strategischen und taktischen Tätigkeiten widmen werden. Schließlich wollen globale Wertschöpfungsnetzwerke, zunehmender internationaler Wettbewerb, knapper werdende Ressourcen und strengere gesetzliche Auflagen im Einkaufsmanagement berücksichtigt sein.

Seine kreative Kraft beweist der Einkauf insbesondere in der Industrie. Im Schulterschluss mit externen Spezialisten fungieren dort moderne Einkäufer immer häufiger als Trendscouts, die spezielle Vorprodukte und Werkstoffe auf den Weltmärkten ausfindig machen und so zum Innovationsmotor für die eigene Produktion werden. „Dies stellt die Einkaufswelt auf den Kopf“, ist sich Consultant Kerkhoff sicher. „Hat vorher die Produktion den Einkauf damit beauftragt, die Bauteile für die eigens erdachten Produkte zu bestellen, kommt nun die Herstellungsidee aus dem Einkauf heraus. Eine Denkweise, die von vielen Unternehmen bisher vollständig vernachlässigt worden ist.“

Exaktes Branchenwissen ist das A und O für einen starken Einkaufsberater. Es überrascht insofern wenig, dass unter den Mitarbeitern vieler Anbieter nicht nur die üblichen Betriebs- und Volkswirte sowie Wirtschaftsingenieure zu finden sind. Häufig trifft man auch Absolventen von Fachrichtungen an, die man in diesem Geschäft nicht unbedingt erwartet. Ein Beispiel dafür sind Ärzte, die ihr Wissen als Berater in der Medizintechnik einbringen.

Ist das Business der Einkaufsberater also die Goldgrube der Zukunft? Eva Manger-Wiemann tritt auf die Bremse. „Der Zugang zum Kunden macht den Beratern mittlerweile richtig Arbeit“, sagt das Mitglied der Geschäftsleitung der Schweizer Meta-Consulting-Firma Cardea. Wirtschaft boomt, Beratung boomt – diese klassische Gleichung gilt auch für Einkaufsberater nicht mehr. Zwar hat die Finanzkrise den Rang ihrer Disziplin eindeutig verbessert. Doch die Beschaffungsressorts für Dienstleistungen in den Unternehmen wollen es heute ganz genau wissen. Consultants berichten von 150-seitigen Ausschreibungen und vom Ende der Kungelei – strikte Compliance-Regeln verlangen maximale Transparenz, um die beste Offerte herauszufiltern. Die Pointe liegt auf der Hand: Ausgerechnet ihre eigenen Prämissen machen den Einkaufsberatern mittlerweile zu schaffen.

Up or Out ist out

Up or out ist ein Karrieremodell, bei dem ein Mitarbeiter das Unternehmen verlassen muss, wenn er nicht in festgelegten Zeiträumen die jeweils nächste Hierarchiestufe erreicht. Dies war lange Zeit gängige Praxis in vielen Unternehmensberatungen. Aber es geht auch anders. Von Camilla Molitor

Camilla Molitor ist Assistant im Bereich Transaction Advisory Services bei Ernst & Young in Frankfurt am Main/Eschborn

Ob Börsengänge, Fusionen oder Carveouts: Die Anforderungen an einen Consultant der Transaction Advisory Services (TAS) sind hoch. Genau deshalb hat Ernst & Young exklusiv für diesen Bereich ein Karrieremodell entwickelt, mit dem Consultants ihr Know-how systematisch aufbauen und ihren Aufstieg individuell gestalten können. Um Consultants maximal zu fördern, setzt das Unternehmen auf die drei Prinzipien Experience, Learning und Coaching. Das heißt: Durch intensives Training-on-the-Job sammeln die Berater wertvolles Praxiswissen in drei unterschiedlichen Schwerpunkten der Trans action Advisory beziehungsweise der Assurance Services. Sie erweitern ihr Know-how durch die Teilnahme an TAS-spezifischen Intensivtrainings, und ihr persönlicher Mentor gibt ihnen regelmäßig Feedback über ihre individuellen Stärken, ihre Entwicklungspotenziale und Möglichkeiten.

Ich habe mich nach meinem BWL-Studium im Oktober 2010 entschieden, bei Ernst & Young im Bereich TAS in mein Berufsleben zu starten. Meine Entscheidung wurde insbesondere durch eines meiner Praktika geprägt, das ich während des Studiums im Unternehmen im Bereich TAS/Transaction Support absolvierte. Die Aufgaben und die Einbindung in das Team hatten mich davon überzeugt, dass es die richtige Wahl für mich ist, hier zu arbeiten. Neben dem Bereich Transaction Support hatte ich die Möglichkeit, in der sogenannten Busy Season die Wirtschaftsprüfung auf drei Mandaten zu unterstützen. Seit November 2011 bin ich im Rahmen des TAS-Karrieremodells im Bereich Operational Transaction Services eingesetzt. Dort unterstütze ich derzeit ein großes Integrationsprojekt in München. Die einzelnen Aufgaben sind sehr faszinierend, und ich werde über alle Phasen des Karrieremodells hinweg vielfältig gefördert.

In den nächsten Phasen werde ich weitere Erfahrungen im Bereich Operational Transaction Services sammeln und möchte noch den Bereich Real Estate kennenlernen. Anschließend werde ich mich entscheiden, in welchem Bereich ich nach meinen drei Stationen langfristig arbeiten möchte. Als Senior habe ich dann die Möglichkeit, mich auf einen Bereich zu fokussieren und mich zudem langsam auf eine Branche zu spezialisieren. Besonders würde mich hierbei „Retail and Consumer Goods“ interessieren, da ich in diversen Unternehmen dieser Sparte bereits Praktika absolviert habe und ich das Marktumfeld sehr spannend finde. Auf der letzten Stufe des TAS-Karrieremodells übernimmt man immer mehr Verantwortung in der Mandantenbetreuung, im Business Development und in der Mitarbeiterführung. Das Karrieremodell der Transaktionsberatung ermöglicht nicht nur eine extrem steile Lernkurve, sondern auch die Berücksichtigung von persönlichen Zielen in jeder Karrierephase.

Ganzheitliche Sichtweise

Wenn ich morgens zu einem Termin komme, dann am besten schon ein paar Minuten früher. So kann ich noch kurz ein paar Worte mit Mitarbeitern wechseln, vielleicht noch den aktuellen Stand im Projekt erfahren und welche Neuigkeiten es gibt: Wer ist krank, welcher Kunde hat sich beklagt, welcher tolle neue Auftrag ist reingekommen? Von Christine Neeb

Christine Neeb
44 Jahre
Diplom-Wirtschaftsingenieurin
Unternehmensberaterin bei Neeb Management- und Organisationsberatung

Wir beraten kleinere und mittlere Unternehmen im Rahmen der Einführung von Managementsystemen und rund um organisatorische Fragen. Ein Projekt startet mit der mehrmonatigen Vorbereitung zur Zertifizierung. Es gilt, die Prozesse kennenzulernen, zu verstehen und zu dokumentieren, Optimierungsbedarf wahrzunehmen, Verbesserungen vorzuschlagen und die Anforderungen der verschiedenen Normen konkret umzusetzen.

Die Unternehmer, mit denen wir sprechen, wünschen sich praxisnahe Regelungen und eine Dokumentation, die ihrem Unternehmen angemessen ist: kein Formblatt zu viel, aber gerne neue Ideen umsetzen. Oder die Ideen, die schon lang in der Schublade schlummern, endlich im Betriebsalltag anwenden. Nach der Zertifizierung geht die Betreuung – wenn gewünscht – im nächsten Jahr im Rahmen der Vorbereitung auf das Überwachungsaudit weiter. So werden aus Neukunden vertraute Gesichter und bekannte Umstände.

Es ist spannend, die Entwicklung „meiner“ Unternehmen zu begleiten und zu sehen, wie auch schwierige Situationen gemeistert oder aber wiederkehrende Probleme nicht ausgeräumt werden. Aus meiner Sicht ist der größte Unterschied zwischen der Beratung kleiner und mittlerer Unternehmen und der Betreuung von großen Firmen die ganzheitliche Sichtweise. Natürlich geht es erst einmal darum, inhaltliche Fragen zu klären. Aber wenn ich mit dem Unternehmer oder der Geschäftsführerin spreche, dann sind da plötzlich auch ganz andere Themen wichtig: Mitarbeiterführung, Chefverhalten, Arbeitsbedingungen. Die Entscheidungswege sind direkter, schnell kenne ich viele der Mitarbeiter. Umgekehrt heißt das auch, dass ich mich einmischen darf, Vorschläge machen kann – auch wenn ich nicht gefragt wurde. Dazu ist es gut, dass ich betriebswirtschaftliches und technisches Wissen mitbringe, Führungsmodelle kenne, eine Ahnung habe, wie der Vertrieb tickt, ziemlich neugierig bin und hinhören kann. Ich glaube, eine gute Beratung zeichnet sich durch praxisorientierte Problemlösungen aus sowie durch eine innovative, aber angemessene Methodik und den Mut, konkret und persönlich zu sein.

Verantwortung von Anfang an

Ein guter Lebenslauf gespickt mit Praxiserfahrung ist heute ein Muss für einen erfolgreichen Einstieg ins Berufsleben. Studentische Unternehmensberatungen bieten von Anfang an jede Menge Verantwortung und eigenständiges Arbeiten in einer professionellen Umgebung – und das nicht nur für wirtschaftlich ausgerichtete Studenten. Von Lena Otto

Lena Otto ist Mitarbeiterin der studentischen Unternehmensberatung Oscar in Köln

Die studentische Unternehmensberatung Oscar mit Sitz in Köln und Stuttgart verfolgt seit 1992 den Unternehmenszweck, möglichst vielen Studenten und Jungabsolventen eine praxisnahe Ausbildung zu ermöglichen. Die GmbH ist wie ein kleines mittelständisches Unternehmen aufgebaut und verfügt über bewährte Strukturen, um Projekte professionell abwickeln zu können.

Der Reiz einer studentischen Unternehmensberatung liegt in der großen Verantwortung, die man ab dem ersten Tag übertragen bekommt. Neben der klassischen Projektarbeit, die eine Beratung ausmacht, werden auch die unternehmensinternen Abteilungen wie Finanzen & Controlling oder Personal mit Studenten und jungen Absolventen besetzt. Diese sorgen für einen reibungslosen Ablauf der Projekte und bilden das organisatorische Gerüst des Unternehmens. Professionelle Strukturen und standardisierte Prozesse sorgen dafür, dass neue Mitarbeiter schnell eingearbeitet werden können, bevor die eigentliche Arbeit losgeht. „Ein Sprung ins kalte Wasser ist für mich genau das Richtige, um in der Berufswelt weiterzukommen“, sagt Marisa Schmenger, die bei Oscar nach einer Projekt- eine Abteilungsmitarbeit angeschlossen hat und sich von Anfang an in der unternehmenstypischen Atmosphäre wohlfühlte.

Besonders die freundschaftliche, aber doch professionelle Atmosphäre unter den Mitarbeitern hebt studentische von etablierten Unternehmensberatungen ab. Da sämtliche Mitarbeiter noch Studenten sind oder frisch von der Uni kommen, liegt der Altersdurchschnitt bei 25 Jahren. Christian Offer, der seit einem Monat die Personalabteilung verstärkt, erzählt: „Ich habe hier Menschen kennengelernt, mit denen ich mich auch abseits der täglichen Arbeit gerne treffe.“ Gemeinsame Aktivitäten nach der Arbeit unterstützen das studentische Konzept und helfen neuen Mitarbeitern, sich schnell ins Unternehmen einzufügen. Das ist insbesondere deshalb notwendig, da die meisten „Oscarianer“ nur für eine Dauer von drei bis sechs Monaten angestellt sind. Alle Mitarbeiter bekommen einen befristeten Vertrag, sodass möglichst vielen Studenten und Jungabsolventen die Chance geboten wird, eine praxisnahe Ausbildung zu erhalten.

Oscar ist ein Unternehmen von Studenten für Studenten, und so liegt es auch in der Verantwortung jedes einzelnen Mitarbeiters, für das erfolgreiche Fortbestehen zu arbeiten. Ein besonderes Tool namens Change.me unterstützt die Mitarbeiter dabei, ihre eigenen Ideen einzubringen und umzusetzen. Dominique Rau, der die Abteilung Finanzen & Controlling verantwortet, sagt: „Ich erhalte vielfältige Einblicke ins operative und strategische Kostenmanagement und habe die Möglichkeit, auch meine eigenen kreativen Controllingideen umzusetzen.“ So profitiert das Unternehmen vom Ideenreichtum der Mitarbeiter, und diese können aktiv etwas bewegen.

Jung und erfolgreich bei: Volkswagen Consulting

Vor einem Jahr bin ich nach Abschluss meines Wirtschaftsingenieurstudiums an der TU Berlin als Berater bei der Volkswagen Consulting eingestiegen. Ausschlaggebend für meine Entscheidung waren die inspirierenden Auswahlgespräche sowie die vielfältigen Herausforderungen, die die interne Managementberatung des Konzerns Hochschulabsolventen bietet.Von Jens-Olav Jerratsch

Name: Jens-Olav Jerratsch
Position: Berater
Stadt: Wolfsburg
Alter: 28 Jahre
Studium: Wirtschaftsingenieurwesen an der TU Berlin, der Tongji-Universität Shanghai und der Università degli Studi di Perugia
Abschlussjahr: 2010
Interessen: Italienisch sprechen, kochen und essen
Ziel: Dynamisches Berufsumfeld eines Weltunternehmens mitgestalten und dabei täglich Teamspirit sowie Kollegialität erleben

Die Projektarbeit für Europas größten Automobilhersteller ist äußerst spannend. Die Projekte begleiten den gesamten Wertschöpfungsprozess von der Entwicklung über die Beschaffung und die Produktion bis zum Vertrieb. Das bedeutet auf der einen Seite immer wieder Abwechslung und Möglichkeiten, mich neuen Aufgaben zu stellen. Auf der anderen Seite kann ich mir als Berater für das Geschäftsfeld Entwicklung und Produkte sicher sein, mich nicht von der Technik, die ich studiert habe, zu entfernen.

Aktuell arbeite ich in einem Projekt zur Einführung des Modularen Querbaukastens mit. Diese Weiterentwicklung der Plattformstrategie ist wegweisend für die Automobilindustrie und wird auch weitere Entwicklungsprojekte des Volkswagen Konzerns nachhaltig beeinflussen. Das Arbeitsumfeld im Unternehmen ist für die persönliche Weiterentwicklung enorm wichtig. In kleinen Projektteams profitiere ich vom Wissen erfahrener Kollegen und direkten Kundenkontakten. Die Maßstäbe sind von Anfang an hoch. Gleichzeitig werden Freiräume geboten, diese zu erfüllen. Besonders die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit unseren Kunden – sie sind immer auch unsere Kollegen – ermöglichte mir einen Einstieg nach Maß. Das Businessmodell von Volkswagen Consulting umfasst Beratung und die Ausbildung von Führungsnachwuchskräften. Daher haben unsere Vorgesetzten sowie meine Kollegen und ich auch die persönliche Weiterbildung fest im Blick.

Als gebürtiger Berliner schätze ich die Möglichkeit, die Wochenenden auch dort zu verbringen. Dies machen eine exzellente ICE-Verbindung und der persönliche Dienstwagen möglich. Pünktlich zum Frühlingsbeginn steige ich gerade auf das neue Golf Cabrio um. Das Inhouse-Consulting-Modell ist in jeder Hinsicht äußerst reizvoll. Auch kommt hier die Vereinbarkeit von Beruf und Familie nicht zu kurz. So bleibt neben spannenden Projekten und attraktiven Weiterentwicklungsmöglichkeiten noch Raum und Zeit fürs Privatleben, ich kann mehrmals in der Woche Sport treiben und dabei den Kopf frei kriegen. Insgesamt bietet das Inhouse Consulting herausragende Bedingungen. Voraussetzung für einen Einstieg sind Eigeninitiative, hervorragende Leistungen und die Bereitschaft, sich auf eine Branche zu fokussieren. Bei der Volkswagen Consulting zählen neben Fachkompetenz und Teamfähigkeit vor allem Internationalität sowie erste Automobil- oder Beratungserfahrung zu den wesentlichen Auswahlkriterien.

Heute Finanzdienstleistung, morgen Industriegüter

Die Arbeit als Berater bei einem Top-Player ist nicht nur enorm vielseitig und abwechslungsreich, sie ist auch eine große persönliche Bereicherung. Von Nicolas Schweizer, Consultant bei The Boston Consulting Group in München

Schon während meines wirtschaftswissenschaftlichen Studiums war mir klar, dass ich mit dem Einstieg bei einer Unternehmensberatung viele der Ziele, die ich mir für meinen Berufsstart gesetzt hatte, würde vereinen können: international zu arbeiten, verschiedene Branchen kennenzulernen, die Strategien von Unternehmen mitzugestalten und dabei viel zu lernen. Um Einblick in die Welt eines Strategieberaters zu erhalten, habe ich mich für ein Praktikum bei The Boston Consulting Group beworben und nach einem Interviewtag, unter anderem mit verschiedenen Fallstudien, die Zusage erhalten. Bei den Fallstudien kamen mir meine Kenntnisse aus dem Studium natürlich zugute. Viel wichtiger waren jedoch eine strukturierte, lösungsorientierte und pragmatische Herangehensweise sowie ein authentisches Auftreten. Im Anschluss an das zehnwöchige Praktikum wurde ich in das sogenannte „Fast Forward“- Programm mit der Option aufgenommen, nach meinem Studium direkt ins Unternehmen einzusteigen.

Ich bin nun seit zwei Jahren hier und konnte in unterschiedlichen Branchen und Themenfeldern arbeiten – von der Industriegüterbranche über Finanzdienstleister bis hin zur öffentlichen Hand; von der Entwicklung einer Wachstumsstrategie bis zur Umsetzung eines Restrukturierungsprogramms und damit der langfristigen Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens. Dabei führten mich die Projekte unter anderem nach Großbritannien und in die Niederlande.

Besonders spannend fand ich, für einen europäischen Industriegüterhersteller neue Absatzmärkte in Südostasien zu evaluieren. Die Herausforderung bestand darin, sich in kurzer Zeit in neue Produktfelder und Märkte einzuarbeiten. Gemeinsam mit den Kollegen in Südostasien wurden Wettbewerber analysiert, Geschäftsmodelle verglichen und schließlich Strategieempfehlungen entwickelt.

Der besondere Reiz in der Welt der Strategieberatung ist für mich die steile Lernkurve. Und durch die Arbeit in interdisziplinären Teams mit Ingenieuren, Geisteswissenschaftlern, Medizinern und Juristen lassen sich wirtschaftliche Abläufe aus einer völlig neuen Perspektive betrachten. Dadurch entstehen nicht nur kreative Ansätze und Lösungen für die Kunden, es ist auch persönlich eine große Bereicherung.

Flexibel, engagiert, spontan

Im Januar 2011 stand für mich fest, dass ich nach meinem Bachelor einen Master absolvieren und anschließend promovieren wollte. Den Graduate Management Admission Test (GMAT) hatte ich schon hinter mir, und meine Master-Bewerbungen hatte ich bereits verschickt. Doch dann kam alles ganz anders als geplant. Von Charlotte Pallua, Consulting Analyst bei Roland Berger Strategy Consultants

Ich bin 21 Jahre alt und habe einen Bachelor of International Economics and Management an der Bocconi University in Italien und am Dartmouth College in New Hampshire in den Vereinigten Staaten von Amerika erworben. Eines meiner Praktika habe ich bei der internationalen Strategieberatung Roland Berger im Competence Center Consumer Goods & Retail absolviert. Dabei sollte ich die Berater während eines Projekts bei einem führenden Getränkehersteller in Prag unterstützen.

Schon an meinem ersten Arbeitstag flog ich zu dem Kunden, ohne zu wissen, was mich genau erwartete. Obwohl ich bereits ein Praktikum bei einer anderen großen Unternehmensberatung absolviert hatte, war vieles für mich komplett neu und die Eingewöhnungsphase kurz. Es ging direkt los: Von Anfang an durfte ich interessante Aufgaben übernehmen, wie die Durchführung von Interviews, aber auch an Workshops teilnehmen, und war in das Projektteam integriert. Hochspannend fand ich den Projektalltag: ab Montagmorgen beim Kunden sein und am Donnerstagabend zurückfliegen, um am Freitag mit anderen Kollegen im Büro zu arbeiten und sich über die Erfahrungen der Woche auszutauschen. Auf der anderen Seite wollte ich aber das Studentenleben noch nicht aufgeben, denn ich habe meine Freiheiten und flexiblen Lernstunden sehr genossen.

Umso schwerer fiel mir die Entscheidung, als ich einen Master-Platz an der Ecole des Hautes Etudes Commerciales (HEC) in Paris und zeitgleich ein Angebot von Roland Berger für den Festeinstieg nach dem Bachelor erhielt. Doch zum Glück musste ich mich gar nicht entscheiden, denn das Angebot, als Consulting Analyst zu arbeiten, sicherte mir die Freistellung sowie die finanzielle Unterstützung für das Masterstudium zu. So kann ich mein Studium an der HEC einfach ein Jahr später beginnen.

Mittlerweile arbeite ich seit über einem halben Jahr bei Roland Berger und bin mit meiner Wahl sehr zufrieden. Auch mein erstes Projekt nach dem Festeinstieg war sehr aufregend, denn ich durfte eine Initiative der deutschen Luxusindustrie unterstützen – eine Branche, die ich schon während meiner Studienzeit in Mailand näher kennengelernt hatte. Meine Entscheidung, meinen ursprünglichen Studienplan umzustellen, war daher optimal, denn die Arbeit hier macht mir großen Spaß. Einerseits sind die Anforderungen sicherlich hoch: Flexibilität, Engagement, und Spontanität werden von mir erwartet. Andererseits lerne ich jeden Tag viel Neues dazu, werde stark gefördert und arbeite an immer neuen Projekten im Team mit spannenden Menschen zusammen.

Steile Lernkurve

Die Wahl des Berufseinstiegs und des ersten Arbeitgebers sind wichtige Entscheidungen, denn sie stellen die Weichen für den weiteren Karriereweg. Kaum eine Branche ist dynamischer, vielseitiger und bietet engagierten Akademikern steilere Lernkurven als die Topmanagement-Beratung.
Von Dr. Thomas Fritz, Director Recruiting bei McKinsey & Company

Den meisten Wirtschaftswissenschaftlern ist McKinsey bereits ein Begriff, und viele haben sich bereits mit der Berufsoption Unternehmensberatung auseinandergesetzt. Bei den anderen Studienrichtungen ist das weniger der Fall. Gerade Naturwissenschaftler, Ingenieure, Juristen oder Geisteswissenschaftler wissen oft sehr wenig über den Beraterberuf, obwohl er für viele eine interessante Perspektive darstellen könnte.

Unsere Berater arbeiten gemeinsam mit unseren Klienten daran, komplexe Probleme zu lösen, Konzepte zu entwickeln und erfolgreich umzusetzen. Das Spektrum reicht von Unternehmensstrategien über Prozessverbesserungen im Unternehmen bis hin zum Umgang mit dem Klimawandel. In allen Projekten können unsere Berater zeigen, was es heißt, immer auf der Suche nach neuem Wissen und neuen Möglichkeiten zu sein und Ideen auch gegen Widerstände umzusetzen. Als Berater muss man oft in neuen Ansätzen denken und Lösungen erarbeiten, die nicht direkt auf der Hand liegen. Das gelingt vielseitig interessierten Menschen mit außergewöhnlichen Werdegängen oft besser.

Bewerber sollten also gezeigt haben, dass sie sich engagieren und Spitzenleistungen erbringen können, sowohl in der Uni, aber vor allem auch über das Studium hinaus – ob im sozialen, musikalischen oder sportlichen Bereich. Ein spezieller Notendurchschnitt ist nicht Voraussetzung, um sich bei uns zu bewerben. In der Regel gehören unsere Mitarbeiter aber zu den Jahrgangsbesten führender Universitäten und Business Schools. Auch die Fachrichtung spielt keine Rolle. Wir raten immer dazu, mit möglichst vielen Beratern über den Berufsalltag zu sprechen oder ihn im Rahmen eines Praktikums selbst zu erleben. Unser neues Praktikumsprogramm GapYear beispielsweise, das wir dieses Jahr gemeinsam mit der Allianz, Bertelsmann und Henkel gestartet haben, gibt Bachelor-Absolventen den Freiraum, vor dem Master nicht nur vielfältige Praxiserfahrung in verschiedenen Unternehmen zu sammeln, sondern auch ein ganz persönliches Projekt zu realisieren.

Viele unserer Praktikanten kommen nach Ende des Studiums als Berater zurück. Eine Kollegin beispielsweise hat im Praktikum an dem Pro-bono-Projekt „MittelstandPlus“ mitgearbeitet, einer Initiative, die kostenlos hoch qualifizierte Experten als Bei- und Aufsichtsräte vermittelt. Danach stieg sie als feste Beraterin ein. Sie berät nun hauptsächlich Klienten aus der Konsumgüterindustrie zu Marketingthemen.

Der Weg zur klaren Aussage

Case Studies sind Fallbeispiele im Bewerbungsgespräch. Dabei werden dem Bewerber ein oder mehrere fach- und berufsbezogene Fälle vorgelegt, die er innerhalb einer knapp bemessenen Zeitspanne lösen soll. Von Markus Gerds, Principal Energy & Utilities, Capgemini Consulting

Wie in einem Rollenspiel sitze ich als Personaler vor Ihnen, und Sie sollen die Fragen aller Fragen beantworten, mit Ja oder Nein. Und wenn das nicht möglich ist, erklären Sie mir bitte Ihre Lösungsansätze dazu. Das ist Ziel und gleichzeitig das Geheimnis einer Case Study: der Weg zu einer klaren Aussage. Denn mit Hilfe dieser Methode sollen Struktur, Transparenz, Nachvollziehbarkeit, Konsistenz, Rhetorik und Transferleistung des Kandidaten in einer ersten Arbeitsprobe getestet werden.

Ein Beispiel: „Sie sind privater Investor. Ihr frei verfügbares Vermögen beträgt eine Million Euro. Ihnen wird die Autobahn München–Stuttgart für genau eine Million Euro zum Kauf angeboten. Kaufen Sie?“ Gefragt ist hier Ihr Weg zur Lösung, nicht Ihre Lösung! Würden Sie im ersten Schritt zum Beispiel auch eine vollständige Liste aller denkbaren konzeptionellen Ansätze erstellen, zum Beispiel Cash Flow versus Bilanz? Und wenn ja, warum? Wenn Sie diese Fragen beantworten können, demonstrieren Sie, dass Sie den Kern des Problems erfasst haben und in der Lage sind zu abstrahieren. Sie zeigen, dass Sie Abstraktion als Basis für Transferleistung nutzen, das heißt, Anwendung von theoretischem Wissen auf ein Problem aus der Praxis. Dies ist aus der Sicht eines Personalers ein guter Start in die Lösung einer Case Study.

So gerüstet können Sie die Case Study entweder in die Breite, zu einer Diskussion der verschiedenen konzeptionellen Ansätze, oder in die Tiefe, also die Entwicklung einer Lösung zur Berechnung des Cash Flows, entwickeln. Sie bieten Ihrem Gesprächspartner damit die Möglichkeit zu wählen, und das zeigt, dass Sie ein komplexes Thema leicht verständlich darstellen können. Oder Sie schlagen vor, wie es weitergehen soll, und zeigen damit, dass Sie ein Gespräch führen und den Gesprächspartner steuern können.

Im weiteren Verlauf der Fallstudie kommen Sie bei der Lösung der Case Study noch an mindestens zwei möglichen Stoppschildern vorbei: Rechnen und Annahmen. Bereiten Sie sich darauf vor, dass beides von Ihnen verlangt werden kann. Da Ziel und Struktur von Case Studies meist sehr ähnlich sind, können Sie sich mithilfe des Internets gut vorbereiten. Das unterstützt Sie dabei, einen guten Start in die Lösung zu finden. Ja oder Nein – eine Case Study soll auch Ihnen helfen zu entscheiden, ob Sie den für Sie richtigen Arbeitgeber gefunden haben.

Interview mit Dr. Frank Wierlemann

Frank Wierlemann, 47 Jahre, ist Gründer und Vorstand der Unternehmensberatung Inverto, die ihr Consulting-Geschäft auf die Themen Einkauf und Supply Chain fokussiert. Im Interview verrät er, was einen guten Berater in diesem Bereich auszeichnet und warum man als erfolgreicher Consulting-Experte mit diesem Schwerpunkt das Beste aus zwei Welten vereinen muss. Das Interview führte André Boße.

Zur Person

Dr. Frank Wierlemann, geboren am 13.10.1964 in Köln, schloss als promovierter Diplom-Kaufmann sein Studium der Betriebswirtschaftslehre an den Universitäten Köln und Wuppertal ab. Anschließend war er Geschäftsführer eines Dienstleistungsunternehmens und wechselte als Manager zu einer internationalen Unternehmensberatung. In einem Handelskonzern übernahm er zunächst eine Position im Inhouse-Consulting, bevor er nach einem erfolgreichen Projekt zum Thema Einkauf und Supply Chain dort zum Einkaufsleiter aufstieg.

Seine Erfahrungen als Unternehmensberater und im Einkauf kombinierte er im Juli 2000, als er zusammen mit zwei Partnern die Unternehmensberatung Inverto gründete. Dort ist Frank Wierlemann als Partner und Vorstand Spezialist für die Bereiche Handel, Konsumgüter und Pharmaindustrie. Er berät mittelständische Unternehmen und Konzerne in allen Fragen des Sourcing und Supply-Management.

Herr Wierlemann, auf Ihrer Homepage heißt es „Berater gibt es viele“. Was zeichnet denn unter den vielen einen wirklich guten Berater aus?
Ein guter Berater, wie wir ihn verstehen und für unser Unternehmen suchen, besitzt einerseits ein gutes Konzept, hat aber andererseits immer schon die Umsetzung im Blick. Das beste Konzept ist nämlich wertlos, wenn es am Ende an der Machbarkeit scheitert.

Worauf kommt es an, wenn man bei der Beratung immer auch konsequent an die Umsetzung denken möchte?
Es geht nicht darum, standardisierte Konzepte und Lösungen anzubieten. Der Berater muss sich stattdessen auf einzelne Kundensituationen einlassen. Grundlage dafür ist eine Expertise, die bei uns zweigeteilt ist: Zum einen benötigt ein guter Berater natürlich eine Methodenkompetenz. Für die Beratung im Einkauf ist jedoch besonders wichtig, dass er auch eine Fachkompetenz zum jeweiligen Thema entwickelt.

Können Sie an einem Beispiel verdeutlichen, warum das so ist?
Nehmen wir einen Kunden, der Beratung für seinen Rohstoffeinkauf sucht, weil er in diesem Bereich wirklich etwas verbessern möchte. Als Berater kann man ihm nur dann helfen, wenn man die Thematik wirklich durchdrungen hat. Wenn man die Besonderheiten der Rohstoffmärkte kennt – und zwar, wenn nötig, auch im Detail.

Müssen Einsteiger dieses Wissen direkt im ersten Kundengespräch parat haben?
Wir verlangen von einem Einsteiger nicht, dass er von Beginn an zum Beispiel alle Facetten des Einkaufs von Orangensaftkonzentrat kennt. Einen guten Berater zeichnet jedoch aus, dass er sich schneller als andere in solche Themen einarbeiten kann. Diese Neugierde ist wichtig. Denn nur so gelingt es ihm, den Kunden schließlich nicht nur konzeptionell, sondern auch auf inhaltlicher Ebene zu überzeugen.

Gibt es Themen, in die Sie sich selber trotz Ihrer Erfahrung erst einarbeiten müssen, bevor Sie in die Beratung gehen?
Auf jeden Fall. Alleine schon deshalb, weil unser Beratungsgeschäft in den vergangenen Jahren wesentlich anspruchsvoller geworden ist. Überspitzt gesagt: Vor zehn Jahren waren viele Kunden schon zufrieden, wenn man ihnen in Aussicht stellte, bestimmtes Büromaterial wie eine Tonerkartusche günstiger als bisher einzukaufen. Wenn ich heute einen Großbäcker berate, wie es ihm gelingen kann, seinen Einkauf von hochwertigem Weizenmehl zu optimieren, sind wesentlich größere Marktkenntnisse gefragt. Beinahe alle Themen, an denen wir arbeiten, sind komplexer geworden.

Welche Rolle spielt bei Ihren Kunden eine nachhaltige Einkaufspolitik? Gibt es einen Trend zum „grünen Einkauf“? Oder sind die Unternehmen ausschließlich auf der Suche nach Einsparungspotenzial?
Es gibt heute eigentlich keinen Kunden mehr, der einen niedrigen Preis als allein glücklich machenden Faktor betrachtet. Der Kunde möchte eine transparente Wertschöpfung. Er möchte wissen, wo die Waren herkommen, wie sie verarbeitet wurden. Auch trifft der Kunde verstärkt nachhaltige Lieferantenentscheidungen. Er schaut nicht mehr darauf, wer ihn jeweils am schnellsten und günstigsten beliefern kann, sondern achtet auf ein möglichst langfristiges Vertrauensverhältnis. Um diesen Kunden beraten zu können, müssen wir also auch die möglichen Lieferanten kennen. Wir müssen wissen, wie diese aufgestellt sind, wie ihre Maschinenparks bestückt sind, welche Zertifizierungen sie besitzen und so weiter.

Klingt nach einer Fleißarbeit.
Beim Thema Einkauf muss man tatsächlich sehr viel Detailarbeit leisten. Erfolgreich ist nur der Berater, der wirklich neugierig jeden kleinen Stein in der Liefer- und Einkaufskette umdreht.

Die strategische Unternehmensberatung gehört weiterhin zur Königsklasse des Consultings. Mit welchem Argument überzeugen Sie ein Beratertalent, dass das Consulting im Einkauf mindestens genauso spannende Karrieren bietet?
Ich habe selber einige Jahre lang in einer klassischen Unternehmensberatung gearbeitet. Dort lautete das Motto zwar auch „Beratung heißt Umsetzung“ – und doch wurden die meisten Projekte mit einer Vorstandspräsentation abgeschlossen, nach der man als Berater keinen blassen Schimmer hatte, ob es jemals zu einer Umsetzung kommen wird – oder ob das ganze Konzept einfach verpufft. Dieses schwarze Loch in der Beratung gibt es bei uns nicht. Unsere Umsetzungsquote liegt nahe bei 100 Prozent.

Andersherum: Mit welcher Besonderheit im Lebenslauf kann ein Bewerber Sie überzeugen?
In unserem Umfeld ist das Thema Sprache besonders wichtig. Einkauf ist ein internationales Thema. Mögliche Lieferanten kommen aus allen Ländern der Erde. Englisch ist für uns selbstverständlich, aber wer zum Beispiel Mandarin, Türkisch oder Spanisch spricht, besitzt damit wertvolle Zusatzqualifikationen.

Sie sind nach Ihrem Einstieg bei einer Unternehmensberatung zunächst als Einkaufsleiter zu einem Handelskonzern gewechselt. Wie kam es damals zu Ihrer Entscheidung für eine Karriere mit dem Schwerpunkt Einkauf und Handel?
Ich arbeitete in dem Konzern zunächst im Inhouse-Consulting. Ein Projekt drehte sich um das Thema Einkauf, und als dann nach einer Umstrukturierung ein Einkaufsleiter gesucht wurde, erinnerte man sich an meine Begeisterung für dieses Thema. Ich habe dann schnell erleben dürfen, wie weit man kommen kann, wenn man es versteht, ein gutes konzeptionelles Grundgerüst mit Pragmatismus zu kombinieren. Ein wenig überspitzt gesagt: Der klassische Berater ist der Theoretiker, der Einkäufer ist der Praktiker. Und wer als Berater im Einkauf Karriere machen möchte, sollte das Beste aus beiden Welten mitbringen.

Zum Unternehmen

Inverto ist eine Unternehmensberatung, die sich konsequent auf die Themen Einkauf und Supply Management ausrichtet. Das Unternehmen mit Sitz in Köln beschäftigt 120 Mitarbeiter und betreibt weltweit neun Büros, darunter auch Niederlassungen an international bedeutenden Handelsplätzen wie Shanghai, Hongkong und Mumbai.

Das Unternehmen unterstützt seine Kunden dabei, die Organisation des Einkaufs neu auszurichten, Make-or- Buy-Entscheidungen zu treffen, Global- Sourcing-Prozesse umzusetzen, Preise und Konditionen zu optimieren und neue Lieferanten-Strategien sowie -prozesse zu erarbeiten. Zu den Kunden der stetig wachsenden Unternehmensberatung gehören marktführende Unternehmen aus dem Mittelstand, Industrie- und Handelskonzerne sowie große Private-Equity-Unternehmen.

Spezialisieren Sie sich erst später

Dr. Walter Jochmann ist Mitglied der Geschäftsführung von Kienbaum Consultants International sowie Vorsitzender der Geschäftsführung von Kienbaum Management Consultants. 1983 stieg er zunächst als Assistent des geschäftsführenden Gesellschafters Jochen Kienbaum ein, danach arbeitete er als Berater im Recruitment und in der Personalentwicklung. Seit 1998 führt er das strategische Geschäftsfeld Human Resource Management. Im Interview mit Christiane Siemann sprach er über die Vielseitigkeit des Beratungsfeldes.

Was macht den Job HR-Berater spannend?
Auf der einen Seite arbeiten wir mit einem sehr spezialisierten Beratungsansatz. Die Beratung im Bereich Personalentwicklung, strategische Personalinstrumente oder Vergütung erfordert – ähnlich einer Wirtschaftsprüfung – ein tiefes Einsteigen in die Organisation und Kultur eines Unternehmens. Auf der anderen Seite ist es ein menschenorientiertes Thema, das auch konzeptionell betrieben werden muss. Wie kann ein Unternehmen Transparenz über seine Nachwuchskräfte erhalten? Wie muss sich ein Arbeitgeber planerisch und im Recruiting aufstellen, um 2018 eine bestimmte Prozentzahl Managementpositionen mit Frauen oder internationalen Mitarbeitern zu besetzen? Allen Konzepten ist gemeinsam, dass sie immer die technologische Umsetzung umfassen, in der Regel international sind und um Akzeptanz der Mitarbeiter geworben werden muss.

Kann ein Berufseinsteiger beispielsweise direkt den Weg als Coach oder Talent Manager anpeilen?
Da die universitäre Ausbildung bis auf einige wenige Ausnahmen nicht auf den Beruf HR-Consultant vorbereitet, sind Absolventen gut beraten, sich nicht auf bestimmte Bereiche festzulegen. Die ganze Breite und Tiefe der unterschiedlichen HR-Aufgaben ist den meisten nicht bekannt. Es macht mehr Sinn, erst nach zwei bis vier Jahren zu entscheiden, ob sie sich im Bereich Talent Management, Diagnostik, Vergütung oder HR-Strategie spezialisieren wollen.

Junior-HR-Berater ohne längere Erfahrung in der freien Wirtschaft – stößt das auf Akzeptanz beim Kunden?
Wir müssen zwischen konzeptionellen und umsetzungsorientierten Beratern unterscheiden. Berufseinsteiger, die konzeptionell im Team arbeiten, treten beim Kunden eher als Zuhörer in Erscheinung. Wer im realisierenden Geschäft arbeitet, also im Training, Coaching oder bei Audits, wie Assessment Centern oder Beurteilungen von Mitarbeitern, der muss persönlich Flagge zeigen. Um als Beraterpersönlichkeit akzeptiert zu werden, brauchen Sie in der Regel längere Berufserfahrung als HR-Consultant.