Wie nachhaltig sind Unternehmen?
Gute Karten
Allen Schlagzeilen zum Trotz: Banken gehören zu den attraktiven Arbeitgebern. Doch auch sie stehen laut einer repräsentativen Studie vor den Herausforderungen des demografischen Wandels: Die Bewerberzahlen gehen zurück, und es wird für die Institute schwieriger, offene Positionen zu besetzen. Eine Entwicklung, von der Absolventen profitieren. Von Christoph Berger
Noch vor wenigen Jahren konnten die Unternehmen aus dem Vollen schöpfen, konnten aus einem riesigen Bewerberpool auswählen, ihre Wünsche zu Voraussetzungen und Fähigkeiten der Bewerber nach oben schrauben. Doch die demografische Entwicklung zwingt die gleichen Unternehmen nun, ihre Strategien zu überdenken und sie den gesellschaftlichen Entwicklungen anzupassen. Laut der Studie „Banken und die demografische Entwicklung“ des Personaldienstleisters Hays sehen bereits zwei Drittel der Finanzunternehmen in der demografischen Entwicklung Auswirkungen auf ihre Unternehmenspolitik. Sie hat Einfluss auf die Einstellungspolitik und die Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung. Wie andere Branchen müssen sich auch die Banken vermehrt um Bewerber, Einsteiger und Mitarbeiter bemühen, sich nun selbst „bewerben“, um als Arbeitgeber zu überzeugen. Banken entwickeln daher Förder- und Entwicklungsprogramme für die Mitarbeiter, organisieren Weiterbildungen, bieten Maßnahmen zur Gesundheitsförderung an und garantieren eine bessere Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben. Dazu zählen beispielsweise flexiblere Arbeitszeitmodelle. Außerdem planen die Finanzunternehmen neue Einstellungen, ein größeres Engagement im Bereich Ausbildung und eine neue und erweiterte Rekrutierung. Im Vergleich zu 2010 ist hier ein deutlicher Anstieg zu spüren. Um die Mitarbeiter zu binden, setzen 66 Prozent der befragten Unternehmen auf eine marktgerechte Entlohnung und 64 Prozent auf eine betriebliche Altersvorsorge. Das Aufzeigen von Karriereperspektiven liegt mit 38 Prozent hingegen erst auf Rang 7. Dabei dürfte gerade dieser Aspekt für Hochschulabsolventen interessant bei der Auswahl des zukünftigen Arbeitgebers sein. Wer aus all dem nun schließt, die Unternehmen würden bei der Auswahl von Bewerbern nicht mehr richtig hinschauen, irrt. Zwar nehmen die Chancen für Bewerber zu, gleichzeitig schauen die Unternehmen aber auch genauer hin: Passen die fachlichen Voraussetzungen? Und: Passt der Bewerber zu unserer Unternehmenskultur? Denn bei aller Knappheit ist es umso wichtiger, dass alle an einem Strang ziehen.Vorgestellt: CFA
Es sind nur drei Buchstaben. Und doch verbergen sich dahinter eine meist mehrjährige Ausbildung und noch mehr Verantwortung. Denn wer einmal den Titel eines Chartered Financial Analyst tragen darf, muss jährlich die damit verbunden Regeln anerkennen, um ihn auch zu behalten. Von Christoph Berger
Für die mehrjährige Weiterbildung zum Chartered Financial Analysten benötigt man einen Bachelorabschluss. Die Durchschnittsdauer der Fortbildung beträgt drei Jahre, pro Jahr wird ein Examen geschrieben. Alternativ zum Bachelorabschluss kann man sich auch im Abschlusssemster seines Studium befinden. Daneben gelten Nachweise von vier Jahren Berufserfahrung oder eine Kombination von Berufs- und Universitätserfahrung von ebenfalls mindestens vier Jahren. Eine gute Arbeitsorganisation, Zeitmanagement, Selbstdisziplin und Motivation sind ebenfalls unabdingbar. Denn die Vorbereitung auf die Examina findet im Selbststudium statt. Wer die drei Examen bestanden hat, kann anschließend eine Mitgliedschaft beim CFA Institute beantragen – auch dies ist eine Voraussetzung für das Tragen des Titels CFA. Darüber hinaus muss man einmal jährlich den CFA Institute Code of Ethics and Standards of Professional Conduct unterzeichnen, in dem man immer wieder aufs Neue sein einwandfreies Verhalten im Geschäftsalltag bestätigt. Denn Ethik, Kapitalmarktintegrität und Exzellenz in der Praxis waren genau die Gründe, weshalb die Ausbildung zum Chartered Financial Analyst ins Leben gerufen wurde. Vergeben wird der Titel vom CFA Institute mit Hauptsitz in den USA. In Deutschland wird die Institution durch den Verein CFA Society Germany mit Standorten in mehreren Städten vertreten. Der Verein fungiert als Sprachrohr für die deutschen Titelträger, berät darüber hinaus aber auch Anwärter und gibt Tipps für die Prüfungsvorbereitungen. Denn die haben es in sich: Pro Examen sind etwa 300 bis 400 Stunden zur Vorbereitung einzukalkulieren – je nach Vorkenntnissen. Auf dem Lehrplan stehen beispielsweise Anleihen, Finanzberichte- und -analysen oder Portfolio- Management. Die englischsprachigen Prüfungen dauern sechs Stunden. Ein Computer darf dabei nicht zur Hilfe hinzugezogen werden. Beim Level- I-Examen im Dezember 2012 haben gerade mal 37 Prozent der Teilnehmer bestanden und damit die erste der drei Prüfungen geschafft. Den Level II bestanden 42, den Level III 52 Prozent – wobei die jeweiligen Quoten von Jahrgang zu Jahrgang schwanken. Der Vorteil: Die Weiterbildung ist um einiges günstiger als viele MBA- oder kostenpflichtigen Masterprogramme. Und Titelträger sind willkommene Kandidaten bei den Unternehmen.Bankmanager 2.0
Seit vielen Jahren steht der Dozent vor seinen Studenten, um sie in die Welt der Finanzen zu entführen. Portfoliotheorie auf Powerpoint – das ging immer. Doch in letzter Zeit verlagert sich die Aufmerksamkeit der Seminarteilnehmer zunehmend auf die flackernden Bildschirme der Smartphones und Notebooks. Von Dirk Hoenerbach
Die einen mögen diese Entwicklung als Sittenverfall und mangelnden Respekt vor der Lehrkraft sehen, für die anderen ist mit dem Einzug moderner Medien in den Seminarraum eine neue Ära der Wissensvermittlung angebrochen. Wie das Internet und die hier entstandenen sozialen Medien die Wissensvermittlung verändern werden, ist noch nicht entschieden. Dass die Chancen und Risiken von Plattformen wie Xing, YouTube, Facebook und GooglePlus von angehenden und etablierten Finanzprofis in Zukunft kompetent bewertet werden müssen, steht außer Frage. Doch auf welchen Ebenen tangiert das Social Web den Mitarbeiter eines Finanzinstitutes? Medienkompetenz als Schlüsseldisziplin Ein Medium zu kennen, heißt nicht unbedingt, es auch zu verstehen. Wer sich in der virtuellen Welt auskennt und sich darin sicher bewegt, ohne sich in den vielen Möglichkeiten zu verlieren, besitzt heute einen großen Wettbewerbvorteil. Dazu gehört auch, die Kommunikationsregeln und Sprachcodes der Social-Media-Welt zu kennen. Hierbei gilt es, stets das eigene Mediennutzungsverhalten zu hinterfragen und sich bewusst darüber zu sein, dass man sich auf Social-Media-Plattformen, wenn auch nur virtuell, in der Öffentlichkeit bewegt. Alles, was ich schreibe und für alle sichtbar hochlade, kann Einfluss auf meine Karriere nehmen. Nicht selten informieren sich Personalchefs gerne auf Social-Media-Plattformen über ihre Bewerber. Und bringe ich durch mein Verhalten bei Facebook oder anderen Netzwerken den Arbeitgeber in Verruf, kann das sogar juristische Konsequenzen nach sich ziehen. Viele Finanzunternehmen haben diese Kompetenzlücke bereits erkannt und spezielle Social-Media-Verhaltenskodizes für ihre Mitarbeiter aufgestellt, um damit auch den Ruf des Unternehmens zu schützen. Nicht allein aus diesem Grund sollte in Studium und Lehre im Finanzwesen Medienkompetenz auf dem Lehrplan stehen. Reputationsmanagement und Crowdsourcing Der gute Ruf ist eines der wichtigsten Assets im Finanzsektor. Die Reputation der Marke und der Mitarbeiter eines Unternehmens steht jedoch durch die Möglichkeiten der sozialen Medien zur Disposition. Täglich handeln User durch ihre Kommentare, Blogbeiträge und Posts neu aus, wie ein Unternehmen in der Öffentlichkeit dasteht. Längst sind es nicht mehr die klassischen Medien wie die gedruckte Zeitung, Fernsehen oder Radio, die mit ihrer Berichterstattung das Bild eines Unternehmens zeichnen. Ein schlecht gelaufenes Beratungsgespräch findet kaum Einzug in die Nachrichtenagenda. Anders im Netz der neuen Möglichkeiten, wo jeder zum Sender werden kann und jeden Tag ein neuer Skandal einen alten ersetzt. Doch bietet diese Situation auch große Chancen für Unternehmen der Finanzbranche, näher an Kunden heranzutreten, sie an der Unternehmensentwicklung teilhaben zu lassen und sie damit stärker an sich zu binden. Diese neue Beziehung kann auch darin münden, dass der Kunde als Ideengeber fungiert und damit Produktentwicklung und Service mit vorantreibt. In der Fachsprache wird diese Vorgehensweise Crowdsourcing genannt. Nutzt man das kreative Potenzial der Internetgemeinde oder auch der eigenen Mitarbeiter durch intelligente Wege wie den Aufbau eines internen Wiki oder durch Ideenwettbewerbe, kann das die Reputation des Unternehmens stützen und zugleich die Kunden- und Mitarbeiterbindung verstärken. Hierfür bedarf es jedoch eines abteilungsübergreifenden, vernetzten Denkens, das schon in Ausbildung und Lehre gefördert werden muss. Keine weitere Dotcom-Blase Vielen Bankern und Anlegern ist das Platzen der ersten Internetblase Anfang der 2000er-Jahre noch schmerzlich in Erinnerung. Die Euphorie zog alle in ihren Bann. Keiner wollte das Nachsehen haben und dabei sein, wenn der Internetzug richtig anrollt. Leider folgten viele Banker blind dem Hype, meist aus Mangel an Kenntnissen über die Tragfähigkeit eines onlinebasierten Geschäftsmodells. Heute heißt der Hype Social Media – und wenn man genau hinschaut, kommt es auch hier wieder zu einer Übersättigung des Marktes. Doch wie bewertet man das Potenzial eines Start-up-Unternehmens im Onlinebereich, ohne ausreichende Kenntnis darüber, wie der Markt der Neuen Medien funktioniert? Auch an dieser Stelle sollten die Bildungsangebote um spezielle Kurse erweitert werden, die insbesondere den Social-Media-Markt ökonomisch stärker unter die Lupe nehmen. Der Bankmanager der Zukunft wird demnach jemand sein, der neben klassischer Finanzlehre die Klaviatur moderner Medienplattformen nicht nur kennt, sondern die Tasten richtig zu bedienen weiß und dabei einen kühlen Kopf bewahrt. Und was sollte der Dozent mit seinen Seminarteilnehmern machen, die eher dem bunten Treiben auf ihren Bildschirmen folgen? Am besten gibt er ihnen eine praktische Aufgabe, die sie mittels Social Media lösen müssen. Warum nicht die Schwarm-Intelligenz der Masse nutzen und darüber diskutieren? So funktioniert heute der Markt der Meinungsbildung.Literatur
Thomas M. Koulopoulos: Die Innovations-Zone: Wie sich Firmen neu erfinden Midas Management Verlag 2010. ISBN 978-3907100349. 29,80 Euro Brett King: Bank 3.0 Marshall Cavendish C/O Times E 2012. ISBN 978-9814382120. 22,50 Euro. Kindle Edition: 6,49 Euro
Future of Banking
Die Digitalisierung im Finanzsektor wächst stetig, die Kunden besuchen ihre Bankfiliale immer seltener. Nur mit einer Strategie, die die Online- und Offline-Welt nahtlos miteinander verbindet, können Banken den veränderten Kundenanforderungen künftig gerecht werden. Von Matthias Schubert
Es ist noch keine 15 Jahre her, dass Kunden regelmäßig die Filiale besuchten, um dort ihre Bankgeschäfte am Schalter zu erledigen. Heute hingegen können sie das bequem von zu Hause aus tun. Online-Banking ist bereits zur Selbstverständlichkeit geworden, und Mobile Banking via Smartphone oder Tablet wächst stetig. Doch das Internet dient natürlich nicht nur der Abwicklung von Transaktionen, sondern beschleunigt auch den Informations- und Meinungsaustausch und sorgt für eine bislang nie dagewesene Transparenz. Nur einen Klick entfernt Nicht nur junge Menschen, sondern auch ältere Kunden klicken sich heutzutage vor dem Kauf eines Finanzproduktes wie selbstverständlich durch Suchmaschinen und Vergleichsportale oder holen sich Rat in sozialen Netzwerken ein. Für den eigentlichen Geschäftsabschluss bevorzugen die meisten Kunden allerdings noch immer die Bankfiliale, ein Umstand, der auch als „ROPO-Effekt“ bezeichnet wird – research online, purchase offline. Bevor es überhaupt zu einem solchen Besuch in der Bank kommt, hatten die Kunden allerdings bereits viele alternative Kontaktpunkte im Netz. Die Gefahr einer Abwanderung ist dabei natürlich groß, schließlich ist die nächste Kontoverbindung gerade mal einen Mausklick entfernt. Eine wesentliche Herausforderung für Banken und Sparkassen ist daher die erfolgreiche Überleitung der Kunden vom Internet zur Filiale. Wichtig ist dabei, eine positive „Customer Experience“ zu erreichen, den Kunden also zu begeistern. Zufriedene und loyale Kunden kaufen nicht nur mehr Produkte, sondern sind auch bei weitem nicht so anfällig für Alternativangebote. Doch wie kann eine Bank den Kunden im Internet optimal abholen? Freund oder nicht Freund? In den letzten Jahren sind viele Banken dazu übergegangen, neben ihrer Webseite auch eine Präsenz bei Facebook aufzubauen. Was die Anzahl der Fans und Interaktionen angeht, jedoch häufig nur mit mittelmäßigem Erfolg. Woran liegt das? Zunächst sollte man das Wort „Fan“ hier nicht allzu wörtlich nehmen. Das Gefühl, Teil einer Gemeinschaft mit einem Kreditinstitut zu sein, also eine echte Fan-Beziehung mit ihm einzugehen, gehört nämlich laut Forrester Research zu den absolut unbedeutendsten Motiven der User, die „Gefällt mir“-Funktion zu nutzen. Vielmehr sind es entweder handfeste Vorteile, zum Beispiel Sonderangebote und Gewinnspiele, oder Informationen über Finanz- und Wirtschaftsthemen sowie aktuelle Hintergrundberichte, die von den Nutzern als Mehrwert wahrgenommen werden. Nicht die Masse der Beiträge, sondern die Qualität der Inhalte entscheidet. Virtuelle Bankfilialen Eine wichtige Chance bieten soziale Netzwerke für Finanzdienstleister im Bereich Kundenservice. Eine schnell und positiv beantwortete Kundenanfrage oder -beschwerde kann auch hier für Zufriedenheit sorgen und die Kundenbindung stärken. Weltweite Beachtung fand in diesem Zusammenhang eine innovative Idee der neuseeländischen ASB Bank. Sie eröffnete im Jahr 2010 die „erste virtuelle Bankfiliale der Welt“ auf Facebook. Über eine gesicherte Verbindung können sich Kunden hier über ein Chatsystem mit einem Mitarbeiter in Echtzeit austauschen. Doch was noch vor kurzem als Innovation gefeiert wurde, wird wohl schon bald nicht mehr state-of-theart sein. Statt dem Betrieb virtueller Chat-Filialen werden Banken und Sparkassen in Zukunft vielmehr dazu übergehen müssen, ihre echten Filialen mit dem Internet zu vernetzen. Omnikanal-Banking Für eine Integration der Filialen in die virtuelle Welt werden künftig leicht bedienbare Online-Zugangskanäle zu den Kundenbetreuern aus den Geschäftsstellen angelegt werden. So wird der persönliche Berater künftig also nicht mehr nur in der Filiale, sondern auch online, per Videokonferenz oder eben auch bei Facebook und Co. zum zentralen Ansprechpartner. Der Kunde kann dabei jederzeit seinen bevorzugten Kommunikationskanal selbst wählen. Anders als beim bisherigen Multikanal-Banking, dessen vorrangiges Ziel es war, mit dem Kunden über möglichst kostengünstige Kanäle zu kommunizieren, kann der Kunde beim Omnichannel-Banking den Kanal jederzeit wechseln und dabei trotzdem seinen Bearbeitungsstatus „mitnehmen“. Er kann also beispielsweise eine Interaktion über sein Smartphone beginnen und später über einen anderen Kanal nahtlos fortführen. Institute, denen es gelingt, eine derartige Verzahnung von Online- und Offline- Welt zu erreichen und ihre Kunden dabei durch ein konsistentes „look and feel“ zu begeistern, dürften sich in den kommenden Jahren einen größeren Marktanteil im Retail Banking sichern.Literaturempfehlungen
Oliver Everling/Robert Lempka (Hg.): Finanzdienstleister der nächsten Generation. Die neue digitale Macht der Kunden. Frankfurt School Verlag 2013. ISBN 978-3940913623. 59,90 Euro Matthias Schubert Chancen und Grenzen der Online-Kommunikation im Kundenbindungsmanagement von Genossenschaftsbanken. Shaker Verlag 2013. ISBN 978-3844015799. 29,80 Euro
„An Werten orientieren“
Dieter Lehmkuhl hat sein Leben lang als Arzt und Psychotherapeut gearbeitet. Das meiste Geld hat er aber bekommen, ohne etwas dafür tun zu müssen: als Erbe eines beachtlichen Familienvermögens. Diese Geldvermehrung ohne Gegenleistung wurde ihm selber unangenehm, sodass der 69-Jährige 2009 einen Appell zur Vermögensabgabe für Wohlhabende ins Leben rief. Was es damit auf sich hat und was er sich von der jungen Generation von Bankern erhofft, erzählt er im Interview. Die Fragen stellte André Boße
Dieter Lehmkuhl, 69 Jahre, arbeitete als Arzt und Psychotherapeut und leitete bis zu seinem Ruhestand 2007 den sozialpsychiatrischen Dienst in Berlin- Reinickendorf. Mit 50 erbte er ein beachtliches Familienvermögen aus Aktien einer Dortmunder Brauerei und Immobilien.
Solidarität
Als Lehmkuhl merkte, wie schnell sein Vermögen wuchs, ohne dass er etwas dafür tun musste, wurde er nachdenklich. Im Mai 2009 gründete er mit rund 20 weiteren Vermögenden die Initiative „Appell für eine Vermögensabgabe“. Mittlerweile gibt es 63 Unterzeichner. Die Idee: Deutsche mit einem Vermögen von mehr als 500.000 Euro (das sind rund 2,2 Millionen Bürger) sollen zwei Jahre lang fünf Prozent davon an den Staat abgeben. Nach diesen zwei Jahren schlagen die Initiatoren die Wiedereinsetzung der Vermögenssteuer von einem Prozent vor. Genutzt werden soll dieses Geld gezielt für den ökologischen Umbau der Wirtschaft sowie für die Bereiche Bildung, Gesundheit und Soziales. Die Abgabe würde rund 160 Milliarden Euro generieren. www.appell-vermoegensabgabe.de
Grünes Geld
Die 1997 gegründete Umweltbank mit Sitz in Nürnberg finanziert und fördert mit dem Geld aus ethischökologischen Anlagen ausschließlich Umweltprojekte in Deutschland. Eva-Maria Reihofer ist Trainee bei der Bank – der Umwelt zuliebe. Aufgezeichnet von Stefan Trees
Zur Person
Chefvolkswirt
Neben den Vorstands- und Aufsichtsratsmitgliedern gibt es wohl kaum eine Position im Finanzbetrieb, die so im öffentlichen Fokus steht wie die des Chefvolkswirts. Seine Analysen sind von allen Seiten gefragt, da sie im Idealfall das Gesamtsystem im Blick haben. Von Christoph Berger
Sicher könnte sich Dr. Frank Augsten positivere Themenschwerpunkte als die momentane Euro-Schuldenkrise für seine Arbeit vorstellen. Einerseits. Andererseits ist die Begrenzung von Staatsverschuldungen in föderalen Systemen schon über ein Jahrzehnt das Steckenpferd des heutigen Chefvolkswirts der Gothaer Versicherung in Köln. Er ist Experte auf diesem Gebiet, hatte Ende der 1990er-Jahre dazu bereits seine Promotion an der Universität Passau geschrieben und kann seine Kollegen daher kompetent und fundiert zu allen relevanten Fragestellungen zu diesem Thema beraten. „Das Diffizile daran ist, dass die Kapitalmärkte sehr politisch geprägt sind“, sagt der 44-Jährige. Da bedürfe es einer intensiven fachlichen Begleitung und Kommentierung. Und für die ist in dem Versicherungskonzern der Chefvolkswirt verantwortlich. Augsten hat von 1990 bis 1996 Volkswirtschaftslehre in Freiburg studiert und war dann an den Wirtschaftstheoretischen Lehrstuhl in Passau gewechselt. In dieser Zeit lernte er viel für seine heutigen Aufgaben. Und zwar nicht nur notwendiges Wissen in fachlicher Hinsicht. In von ihm geleiteten Übungen für Studierende erkannte er auch, wie wichtig es ist, komplexe Sachverhalte einfach und auf unterschiedliche Zielgruppen ausgerichtet zu erklären. „Es geht darum, sich einfach auszudrücken“, erklärt er. „Und zwar so, dass die eigentliche Aussage nicht verfälscht wird.“ Die Verbindung zwischen Wissenschaft, Präsentation und dem Bezug zum wirtschaftlichen Tagesgeschäft hat er so gut hinbekommen, dass er direkt nach seiner Unilaufbahn auf seiner heutigen Position einstieg. „Natürlich wurden meine Aufgaben mit der Zeit breiter, meine Position hat sich entwickelt“, sagt er. Inzwischen durchdringe er den Konzern in allen Facetten. Zugeordnet ist er dabei dem Bereich Asset Management. Im Segment der Kapitalmarktanalyse entwickelt er Anlagestrategien und passt sie den Bedingungen und notwendigen Voraussetzungen der Portfoliomanager an. Dabei geht es vor allem darum, den Konzern auf die Zukunft vorzubereiten und möglichst nachhaltige Aussagen zu treffen. Viele seiner Prognosen sind auf einen Zeitraum von über drei Jahren ausgerichtet. Wer die schnelllebigen und sich stets verändernden Finanzmärkte kennt, weiß, wie schwierig das ist. Hinzu kommen die unterjährigen Ereignisse. Und schließlich sind da noch die Ad-hoc-Themen, die im Vorfeld nicht erkennbar sind und plötzlich auftreten. Das können zum Beispiel politische Krisen sein, die zu kriegerischen Konflikten anwachsen. Auch auf die muss schnell und möglichst richtig reagiert werden, auch sie haben Auswirkungen auf das Gesamtwirtschaftssystem – mal mehr, mal weniger. „In einem Veröffentlichungskalender für volkswirtschaftliche Daten sind viele Termine hinterlegt. Das heißt aber nicht, dass es nicht hin und wieder auch für mich turbulent werden kann“, weiß er. Chefvolkswirt heißt in Augstens Fall übrigens nicht, dass er einem ganzen Team von anderen Volkswirten vorsteht, die ihm zuarbeiten und deren Chef er ist. Zwar beschäftigt die Gothaer noch zahlreiche andere Mitarbeiter mit volkswirtschaftlichem Abschluss, diese sind jedoch über die unterschiedlichsten Abteilungen und Bereiche des Konzerns verstreut. Außer dem Erstellen von Anlagestrategien gehört es auch zu seinen Aufgaben, volkswirtschaftliche Analysen zu erarbeiten. Um hierfür ein klares Bild zu entwickeln, liest er zahlreiche Studien und muss nebenbei über das Tagesgeschehen informiert sein. Auch dabei kommt ihm die Rolle eines Übersetzers zu. Sowie die eines Filters. Denn nicht alles, was in Schriften niedergeschrieben wurde und im großen Stil veröffentlicht wird, ist auch für die Arbeit eines Versicherungskonzerns relevant. Nachdem Augsten sich selbst ein vollständiges Bild gemacht hat, siebt er aus den Quellen die für seinen Konzern wichtigen Informationen heraus und setzt sie wieder so zusammen, dass sie für die einzelnen Unternehmensbereiche brauch- und nutzbar sind. Das können Einschätzungen mal für die Vertriebler, mal für die Produktentwickler sein. Und auch gegenüber dem Vorstand ist Augstens Einschätzung in vielen Belangen gefragt. Ist die einfache Darstellung komplexer Zusammenhänge ein Grund dafür, dass Chefvolkswirte so gerne von Medien zu ihren Analysen gebeten werden – so wie sie es intern tun? „Auf jeden Fall“, ist sich Augsten sicher. „Hinzu kommt die breite Aufstellung.“ Augsten meint das Wissen in Bezug auf unterschiedlichste Fragestellungen. Er ordnet die Rolle eines Chefvolkswirts den Generalistenpositionen in Unternehmen zu. „Wir haben eine sehr breite Ausbildung, kennen uns mit unterschiedlichen Schwerpunkten in diversen Fächern aus. So sind wir zum Beispiel keine reinen Geld- oder Konjunkturtheoretiker, sondern auch Fachleute für politische Ökonomie“, sagt er. Hinzu komme Standhaftigkeit. Seine Erfahrung hat ihn gelehrt, dass nicht immer alle Zuhörer in einem Raum mit ihm einer Meinung sind, dass ihm bei Vorträgen nicht das gesamte Publikum gut gesonnen ist. „Wer auf der Bühne steht, braucht außerdem eine ausgeprägte Eloquenz“, sagt Augsten. Und es helfe, Ruhe und Besonnenheit zu bewahren. All diese Fähigkeiten könne man zwar bis zu einem gewissen Grad trainieren, man müsse jedoch auch die Veranlagung dazu mitbringen, um die Position schließlich richtig gut ausfüllen zu können.Aufgaben
- Erstellen von langfristigen Unternehmensstrategien
- Erarbeiten volkswirtschaftlicher Analysen
- Beraten von Fachabteilungen und Führungsgremien
- Präsentieren von Ergebnissen mit Ausblick und Bezug auf das eigene Unternehmen
Ausbildung
- Volkswirtschaftliches Studium
- Erfahrung in volkswirtschaftlichen Abteilungen und/oder
- Erfahrungen im wissenschaftlichen Arbeiten
Voraussetzungen
- Breites Allgemein- und Fachwissen
- Ruhe und Eloquenz
- Gut ausgebildete rhetorische Fähigkeiten
- Präzises und genaues Arbeiten
- Schnelle Auffassungsgabe
- Die Fähigkeit, relevante und irrelevante Informationen voneinander zu trennen und zu präsentieren
Mein Bewerbungsgespräch bei: Deutsche Bank
Bis heute verlief mein Einstieg bei der Deutschen Bank genauso, wie ihn mir der Leiter der Bielefelder Filiale im März letzten Jahres aufzeigte. Von Alexandra Kroth
Profildaten
Name: Alexandra Kroth Geburtsjahr: 1990 Hochschulabschluss als: Bachelor of Arts, Betriebswirtschaft & Recht Warum die Deutsche Bank? Wegen der vielfältigen Perspektiven Bewerbung: erst als Praktikantin, dann als Trainee Bewerbungsweg: erst Initiativbewerbung, später Online-Bewerbung Wann war das Vorstellungsgespräch? Anfang März 2012 Wann war Arbeitsbeginn? Anfang April 2012
Das Auto gibt den Ton an
Christopher Voigt suchte eine berufliche Verbindung zum Auto – und fand sie bei einer Autobank. Seit seinem Einstieg beschäftigt er sich damit, wie er den Absatz seiner Lieblingsmarke erhöhen kann. Von Christopher Voigt
Bei meinem Faible für Autos hätte ich eigentlich Ingenieur werden müssen. Doch um in diesem Bereich erfolgreich zu sein, reicht mein technisches Verständnis leider nicht aus, glaube ich. Anders sieht es im kaufmännischen Bereich aus. Der liegt mir, was vielleicht auch damit zusammenhängt, dass ich zu Schulzeiten schon ein Wirtschaftsgymnasium besucht habe. Um nun aber trotzdem im Automobilumfeld arbeiten zu können, fand ich einen anderen Weg – den über eine Autobank. Drei Jahre lang studierte ich an der Welfenakademie in Braunschweig Betriebswirtschaft mit den Vertiefungen Banken und Versicherungen. Parallel dazu absolvierte ich bei der Volkswagen Financial Services AG, dem automobilen Finanzdienstleister des Volkswagen Konzerns, eine Lehre zum Bankkaufmann: ein typischer dualer Studiengang. Zum Ende meines Studiums unterhielt ich mich dann eher zufällig mit einem Abteilungsleiter aus dem Bereich Markenmanagement. Das entwickelte sich schließlich zu einem Bewerbungsgespräch und verlief so gut, dass ich direkt nach meinem Abschluss dort beginnen konnte. Markenmanagement bedeutet in dem Fall, dass wir attraktive Finanzprodukte für den Autoerwerb entwickeln. Es handelt sich also um Absatzfördermaßnahmen, in unserem Fall für Volkswagen. Hierbei spielen vor allem das Pricing und das Leasing für unsere Kunden eine wesentliche Rolle. Es handelt sich bei meinem Job vor allem um eine operative Tätigkeit, in die jedoch auch strategische Überlegungen einfließen. So stimmen wir mit den Konzernmarken zusammen ab, wo die Finanzierungskonditionen für das Modell Golf im Vergleich zu anderen Wettbewerbsmodellen anderer Marken liegen soll. Das Aufgabengebiet einer Autobank ist prinzipiell erst einmal originäres Bankgeschäft. Allerdings gibt es bei uns beispielsweise kein klassisches Investmentbanking. Und auch das Wertpapiergeschäft spielt nur eine untergeordnete Rolle – auch wenn ein Handel über uns möglich ist. Wir haben dagegen eine starke Anbindung an den Hersteller, der unser Aktivgeschäft klar vorgibt. Ich beschäftige mich zum Beispiel gerade vorrangig mit Captive-Konzepten für Einzelkunden. „Wie können wir unsere Produkte und Prozesse noch besser auf den Handel ausrichten?“, ist dabei die entscheidende Frage. Spannend ist die Arbeit für mich aus mehreren Gründen. Zwei will ich beispielhaft herausstellen: Zum einen werden wir schon relativ früh in die Produktentwicklung einbezogen. Ich bekomme daher auch einiges von Autos mit, die erst in einiger Zeit auf den Markt kommen. Das ist für mich als Autofan also eine schöne Verknüpfung von Beruf und Hobby. Zum anderen kam ich in eine sehr junge Abteilung, die in dieser Form noch nicht besonders lange existiert. Das bedeutete zwar von Beginn an eine größere Verantwortung, da unser Team noch im Aufbau war, gleichzeitig habe ich dadurch aber auch einen größeren Gestaltungsspielraum in meinem Aufgabenbereich. Ich kann das Thema relativ selbstständig weiterentwickeln – natürlich immer in Absprache mit meinem Vorgesetzten und dem Hersteller. Trotz all dieser neuen Herausforderungen: Weiß ich einmal nicht weiter, habe ich mit meinem Chef einen perfekten Ansprechpartner, den ich jederzeit fragen kann. Ansonsten gibt er mir für meine Arbeit die Rahmenbedingungen vor, gibt mir gleichzeitig aber auch eine Menge Gestaltungsspielraum. Zur Einarbeitung in ein Thema starte ich meist mit einem Brainstorming. Ich notiere mir sämtliche Gedanken, die zielführend sein könnten. Dann starte ich mit weiteren Recherchen und versuche so, einen noch tieferen Einblick in die Materie zu bekommen. Diese Vorgehensweise erwies sich bisher als sehr praktikabel. Um mich beruflich noch weiterzuentwickeln, stieg ich vor Kurzem auf Teilzeit um und absolviere parallel zu meiner Arbeit ein Masterstudium in Chemnitz. Generell hätte ich die Möglichkeit, über meinen Arbeitgeber auch noch einmal ins Ausland zu gehen: in Polen, Spanien und in Großbritannien könnte ich für ein Jahr arbeiten. Ob ich dieses Angebot annehme, kann ich jetzt allerdings noch nicht sagen. Erst einmal will ich meine momentanen Aufgaben erfolgreich bearbeiten und abschließen.Zur Person
Christopher Voigt 24 Jahre Absatzförderer im Markenmanagement, Bereich Consulting
Organische Karrieren
Wer seinen Berufsweg über viele Stationen geht, empfiehlt sich für größere Aufgaben. Dies liegt auch daran, dass die Geschäftsfelder einer Bank heute immer enger verdrahtet sind und in ihrer Komplexität vernetzt gesteuert werden. Vor allem Mitarbeiter aus einer Regionalbank sind in der Lage, genau diese Aufgaben sehr gut zu meistern, erklärt Prof. Dr. Bernd Nolte im Interview. Die Fragen stellte Christoph Berger.
Zur Person
Prof. Dr. Bernd Nolte ist Sprecher der Geschäftsführung der auf Banken spezialisierten Unternehmensberatung 4P Consulting in Stuttgart. Als Professor unterrichtet er an Universitäten in Berlin, Stuttgart, Arbil (Irak) und Ulan Bator (Mongolei). 2008 und 2009 wurde er von der Steinbeis Stiftung und vom Stuttgart Institute of Management and Innovation zum Best Lecturer of the Year ausgezeichnet.
Sparkassengesetz
Das Sparkassenrecht in Deutschland wird von den einzelnen Bundesländern geregelt und gestaltet – es gibt also 16 verschiedene Sparkassengesetze. Das liegt daran, dass Sparkassen in der Regel öffentlich- rechtliche Kreditinstitute sind. Daneben gibt es jedoch auch die „Freien Sparkassen“. Diese sind im Verband der Deutschen Freien Öffentlichen Sparkassen zusammengeschlossen und nicht kommunal gebunden. Dem Verband gehören sechs deutsche Freie Sparkassen sowie eine deutsche öffentlich-rechtliche Sparkasse, die aus einer Freien Sparkasse hervorgegangen ist, als ordentliche Mitglieder an.Den Kunden kennen
Auch die Regionalbanken sind Universalkreditinstitute, die sämtliche finanzbezogenen Dienstleistungen in ihrem Portfolio haben. Doch durch ihre enge Verzahnung mit den Regionen, an die die jeweils eigenständigen Institute vertraglich gebunden sind, steht für sie ganz klar der Kunde im Mittelpunkt des Geschäfts. Die Strukturen der Regionalbanken sind dafür ein perfekter Wettbewerbsvorteil. Von Christoph Berger
Mareike Schiller hat ihren Wunscharbeitgeber gefunden. Die 32-jährige Volljuristin kann sich nur schwer eine spannendere und abwechslungsreichere Tätigkeit als die Arbeit bei der Sparkasse Bochum vorstellen – dort ist sie inzwischen zur stellvertretenden Leiterin der Rechtsabteilung mit 21 Kollegen aufgestiegen. Sie beschäftigt sich unter anderem mit Darlehensverträgen, Zwangsversteigerungen, Betrugsfällen und Wertpapiergeschäften. „Für neue Produkte erstelle und überprüfe ich außerdem Verträge, meine Kollegen unterstütze ich bei Erbschaftsfällen“, erklärt sie. Zudem kam in den letzten Jahren immer mehr Führungsverantwortung hinzu. Das bedeutet vermehrte Koordination und Organisation. Das Netz der Sparkassen und Volksbanken Raiffeisenbanken in Deutschland ist eng gestrickt. Im Mai 2012 zählte die Sparkassen-Finanzgruppe 426 Sparkassen mit 245.969 Mitarbeitern. 88 Prozent ihrer Angestellten arbeiten in bankspezifischen Bereichen. Dazu kommen die acht Landesbank- Konzerne mit der Deka Bank. Zehn Landesbausparkassen, die Deutsche Leasing-Gruppe und elf öffentliche Erstversicherungsgruppen sind weitere Unternehmen der Finanzgruppe. Ähnlich ist die Verbreitung bei den Volksbanken Raiffeisenbanken: Rund 1101 Banken mit 13.000 Geschäftsstellen werden nach eigener Aussage betrieben – alle rechtlich und wirtschaftlich selbstständig. Durch diese Dichte an Filialen erreichen die Regionalbanken so gut wie alle Menschen in Deutschland: Es gibt nur wenige Ortschaften, die nicht mit Filialen oder Geschäftsstellen erschlossen sind. Genau in dieser regionalen Ausrichtung liegt auch eine der Chancen für Hochschulabsolventen: „Wer plant, sich beruflich regional auszurichten, hat bei der Sparkasse hervorragende Voraussetzungen“, sagt Carsten Kaulfuß, stellvertretender Personalleiter der Sparkasse Bochum. Die Regionalbank im Ruhrgebiet betreibt mit rund 1300 Mitarbeitern 45 Geschäftsstellen. „Unser Wettbewerbsvorteil ist die Marktkenntnis, wir kennen die politischen und wirtschaftlichen Strukturen der Region sowie von vielen Finanzierungsvorhaben und Standorten die Vor- und Nachteile und können demnach individuell und zielgerichtet beraten“, erklärt Kaulfuß. Auch wenn es aufgrund dieser Strukturen nicht zwingend nötig ist, als Einsteiger selbst aus der Region zu kommen: Ein Vorteil ist es allemal. Zumindest gehört es zu den Grundvoraussetzungen, sich auf die regionale Nähe zu den Kunden einzulassen. Damit Hochschulabsolventen den Bereich finden, der zu ihnen passt, bietet die Bochumer Sparkasse ein individuell gestaltbares zweijähriges Traineeprogramm an. Danach können die Trainees wählen zwischen einer Fachund einer Führungskräftelaufbahn. Aufgrund der Kundenstruktur werden vor allem Experten für das Retailgeschäft gesucht, also jene Geschäftsbereiche, die unmittelbar im Zusammenhang mit Privatpersonen stehen. Mareike Schiller ist über eine Initiativbewerbung zur Sparkasse Bochum gekommen. Nach einem Bewerbungsgespräch durchlief sie das Traineeprogramm. In dieser Zeit arbeitete sie auch in den einzelnen Filialen der Sparkasse und bekam so einen hervorragenden Einblick in die Vorgänge einer Bank. Zu schätzen weiß sie auch den engen Kontakt zu Kunden und Kollegen aus anderen Bereichen. Auch die Regionalbanken stehen vor Herausforderungen: Auf der einen Seite müssen sie sich in der Kosten- Ertrags-Relation verbessern. Momentan stellen Regionalinstitute fest, dass sie im Vergleich zu den Vorjahren etwa 30 Prozent ihres Zinsertrags durch die niedrigen Zinsniveaus in der Eurozone einbüßen. „Diese wegfallenden Erträge müssen sie durch Kosteneinsparungen oder alternative Ertragsquellen wieder reinholen“, sagt der auf Banken spezialisierte Unternehmensberater Prof. Dr. Bernd Nolte. Auf der anderen Seite sieht er im gesamten Themenkomplex Nachhaltigkeit und Unternehmensfinanzierung neue Ertragsquellen: „Es geht hier um die Finanzierung nachhaltiger Energiegewinnungstechnologien, zum Beispiel Biogas, Photovoltaik oder Windkraft.“ Da entständen derzeit ganz neue Geschäftsmodelle. Regionalinstitute finanzieren beispielsweise viele Energie- oder Bürgergenossenschaften und vermitteln Beteiligungskapital zwischen den örtlichen Energieunternehmern und den Bankkunden. „Zusätzlich müssen die Banken ihre Filialnetze und Kostenstrukturen überprüfen“, erklärt Nolte. Der demografische Wandel müsse hier seiner Meinung nach genutzt werden, um die Filialen neu zu positionieren und um kostenwirtschaftlicher zu werden. Drängende Herausforderungen also – mit mehreren Stellschrauben. Und interessant für Absolventen, die aufgrund der neuen Geschäftsmodelle schon früh mit diesen unternehmerischen Herausforderungen in Berührung kommen, Einblicke ins Bankmanagement erlangen und dadurch den General-Management- Ansatz „live“ miterleben können.Mitarbeiter in Kreditgenossenschaften
Nach dem Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) waren 2011 bei den deutschen Genossenschaftsbanken inklusive der Sparda- Banken und PSD Banken 158.250 Mitarbeiter im Bankgeschäft angestellt. Gegenüber 1990 ist dies eine positive Entwicklung, damals waren es 151.400. Allerdings gab es auch schon einmal mehr Angestellte: 1997 wurden 171.800 Mitarbeiter gezählt. Insgesamt gehört die genossenschaftliche FinanzGruppe zu einer der größten Bankengruppen Deutschlands. Quelle: www.bvr.de