Zwischen Boomern, Gen X und Gen Z herrscht oft Schweigen, schlimmstenfalls Unverständnis und Ablehnung, wenn es um Arbeit, Leistung und Karriere geht. Zu unterschiedlich scheinen die Haltungen zu Work und Life zu sein. Susanne Nickel ist den Ursachen hierfür auf den Grund gegangen. Ihr Buch „Verzogen. Verweichlicht. Verletzt. Wie die Generation Z die Arbeitswelt auf den Kopf stellt und uns zum Handeln zwingt“ ist innerhalb von kurzer Zeit zum Spiegel- Bestseller avanciert.
Zur Person
Susanne Nickel ist Rechtsanwältin, Wirtschaftsmediatorin, Management- Beraterin und Expertin für Arbeit und Wandel. Ihre Erfahrung sammelte sie in ihrer langjährigen Tätigkeit als Managerin und Beraterin in nationalen und internationalen Unternehmen und Konzernen. Viele Jahre war sie als Pressesprecherin und Rechtsexpertin im Fernsehen zu sehen.
Die Juristin Susanne Nickel ist Expertin für Arbeit und Wandel. Das prädestiniert sie, den Konflikten zwischen den Generationen auf den Grund zu gehen. Denn viele Unternehmen klagen über die Anspruchshaltung der Gen Z: Sie möchte sich selbst verwirklichen, selbstbestimmt und flexibel arbeiten, am liebsten vier Tage pro Woche, aber auch finanzielle Sicherheit. Wie passt das zusammen? „Selbstbestimmt zu arbeiten und die Arbeit selbst zu gestalten gibt der Gen Z das Gefühl der Sicherheit“, erklärt Susanne Nickel. Dass das Leistungsstreben bei der Gen Z negativ besetzt ist, hat wiederum mit deren Erfahrungen zu tun: „Die Gen Z hat erlebt, wie die Eltern – Boomer oder Angehörige der Gen X – alles für die Arbeit gegeben haben, um Anerkennung zu erhalten. Bis zum Burnout. Gen Z ist zwar auch leistungsbereit, aber nicht um jeden Preis.“
Dass die Gen Z Forderungen an die Arbeitgeber stellt, hat auch mit der Wirtschaftslage zu tun: „Die Gen Z ist sich ihres Marktwerts bewusst. Der Fachkräftemangel, aber auch der mediale Fokus auf die Gen Z spielen ihr in die Hände. Beides stärkt ihr Selbstbewusstsein zusätzlich.“ Ganz anders sind die Erfahrungen der Boomer und Gen X: Sie waren nach dem Studium oft erst mal arbeitslos, mussten dankbar sein für jeden Job, konnten keine Forderungen stellen. Dabei hätten sie sich auch mehr Flexibilität und mehr Selbstbestimmung bei der Arbeit gewünscht.
Der Weg: mehr Empathie
Susanne Nickel plädiert für mehr Generationenempathie: „Wir sollten in den Dialog gehen und uns aufeinander zu bewegen.“ Die Älteren sollten erkennen, was die Gen Z Gutes mitbringt, wie digitale Kompetenzen, Schnelligkeit, frische Ideen. Die Gen Z sollte sich erst einmal zurücknehmen, Grenzen erkennen und akzeptieren und den richtigen Zeitpunkt abpassen, um ihre Ideen einzubringen.
Auch die oft gehörte Klage, dass Gen Z keine Führungsverantwortung übernehmen möchte, hat Susanne Nickel analysiert: Abgelehnt werde nicht die Führungsverantwortung als solche, sondern die alten Führungsstrukturen: „Gen Z will gecoacht werden und möchte als Coach führen. Das jedoch klappt nicht immer. Wenn die Hütte brennt, kann ich nicht überlegen, wer den Schlauch am besten abrollt. Da muss ich löschen“, beschreibt Nickel anschaulich die Notwendigkeit, als Führungskraft Entscheidungen zu treffen und durchzusetzen.
4 Tipps für Gen Z
Kommunikation ist für Susanne Nickel der Schlüssel für ein verständnisvolles und erfolgreiches Miteinander. Dabei meint Nickel die soziale, die zwischenmenschliche Kommunikation. Ihre Tipps:
- Nimm eine positive Haltung zur sozialen Kommunikation ein.
- Prüfe, wie gut deine Soft Skills sind.
- Lerne zuzuhören, um zu verstehen, und nicht zuzuhören, um zu antworten.
- Gehe mit Interesse auf andere Menschen zu und zeige Empathie. Schau genau hin, „gehe ein Stück in den Schuhen der anderen“ und versuche zu verstehen.
Gerade Juristinnen und Juristen legt sie diese Tipps ans Herz: Im Studium, so die Juristin, lernen Jurastudierende sich – auch kommunikativ – durchzusetzen. Sie lernen jedoch nicht, empathisch zuzuhören, bei einem Konflikt beide Seiten zu sehen und für beide (!) Seiten eine Lösung zu finden. Genau das sei jedoch der Weg zu einem erfolgreichen Miteinander der Generationen.
Buchtipp
Verzogen. Verweichlicht. Verletzt. Wie die Generation Z die Arbeitswelt auf den Kopf stellt und uns zum Handeln zwingt. 208 Seiten. FinanzBuch Verlag 2024. 18,00 €.