Schiff ahoi

Seerecht ist nicht nur ein vielfältiges, sondern auch ein bedeutsames Arbeits- und Rechtsgebiet. Ob es um die Nutzung und Ausbeutung des Meeresbodens oder die Freiheit und Sicherheit der Meere geht: Juristen müssen sich den unterschiedlichsten Problemen und Fragen stellen. Jedoch fehlen jetzt schon kundige Anwälte – für den Nachwuchs also beste Aussichten auf eine spannende Karriere. Von Thomas Wanckel

Gern wird darauf verwiesen, dass die Meere rund 70 Prozent der Erdoberfläche bedecken und für den Warentransport von erheblicher Bedeutung sind. Man denke nur an die immer größer werdenden Containerschiffe, die inzwischen bei einer Länge von fast 400 Metern mehr als 13.000 Standardcontainer transportieren können. Auch als Nahrungs- und Rohstofflieferanten sowie für die Windenergie werden die Ozeane immer wichtiger. Besonders in Deutschland, das die Energiewende auch mit Hilfe der Windenergie schaffen will und 80 Prozent seiner Exporte über See abwickelt, werden schon heute mehr Seerechtsjuristen gebraucht, als derzeit an den Universitäten die knappen Vorlesungsangebote nutzen.

Daher bietet die Universität Hamburg nach einigen Testläufen zum Wintersemester 2012/13 endlich einen neuen Schwerpunktbereich „Maritimes Wirtschaftsrecht“ an. Der als Wahlschwerpunkt angebotene einjährige Studiengang ist Bestandteil der Ausbildung zur juristischen Staatsprüfung und umfasst die ganze für Kenner spannende Materie. Danach wird sich der Jurist entscheiden müssen, ob er sich dem öffentlichen Seerecht, also insbesondere dem Seevölkerrecht, zuwenden möchte oder eher dem privaten Seehandelsrecht. Stichwörter für den Regelungsbereich des öffentlichen Seerechts sind zum einen die schon erwähnte Nutzung und Ausbeutung des Meeresbodens, aber auch der Meeresoberfläche durch Offshore- oder Windenergieanlagen, insbesondere die Freiheit und Sicherheit der Meere, die durch die ansteigende Piraterie derzeit massiv gefährdet sind.

Juristen werden sich dem Problem nicht nur im Strafrecht, sondern auch etwa bei Fragen der Bewaffnung von Schiffsbesatzungen oder der Marineeinsätze stellen müssen. Das privatrechtliche Seerecht gerät immer wieder bei Schiffskatastrophen in den Fokus der Öffentlichkeit. Zuletzt im Rahmen der Havarie des deutschen Containerschiffes „MSC Flaminia“, das auf dem Nordatlantik Feuer fing, nahezu ausbrannte und nur mit Mühe in den neuen Tiefseehafen Wilhelmshaven geschleppt werden konnte. Seerechtler werden zu klären haben, wer für die erheblichen Schäden an Schiff und Ladung und für die Kosten der Bergung des Schiffes aufkommen muss.

Da das Seerecht immer auch einen internationalen Bezug hat, werden sich angehende Seerechtler nicht nur sprachlich – sehr gute Englisch-Kenntnisse sind ein absolutes Muss –, sondern auch fachlich im anglo-amerikanischen Raum weiterbilden müssen.

[quote_center]DVIS Deutscher Verein für Internationales Seerecht: www.seerecht.de[/quote_center]

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