International, flexibel, praxisintegriert: Angesichts der Digitalisierung und Globalisierung aller Teilbereiche des öffentlichen Lebens steht auch die juristische Aus- und Weiterbildung vor neuen Herausforderungen. Von Dr. Eva Feldbaum, Direktorin der SIBE Law School
Eine oft gehörte Antwort auf die sich aus der Dynamik der modernen Arbeitswelt ergebenden Fragen besteht in der Aufforderung zur Nachhaltigkeit. Nach einer recht allgemeinen Definition des Begriffes fungiert sie als ein Handlungsprinzip zur Ressourcennutzung, bei dem die Bewahrung der wesentlichen Eigenschaften, der Stabilität und der natürlichen Regenerationsfähigkeit des jeweiligen Systems im Vordergrund steht. Und so muss auch das Recht trotz zunehmender Komplexität nachhaltig sein – ebenso der Rechtsanwender und die juristische Ausbildung. Doch regenerationsfähig wird sich die juristische Aus- und Weiterbildung nur erweisen, wenn sie der mit der Digitalisierung verbundenen Dynamik Rechnung trägt sowie folgende drei Voraussetzungen erfüllt.
Die fortschreitende Globalisierung zwingt den Juristen von heute unausweichlich zur Beschäftigung mit einem sich ständig verändernden, nicht mehr national geprägten, im europäischen Raum in hohem Maße supranationalen und insofern „entgrenzten“ Recht. Daher muss er seine Kenntnisse laufend verbreitern und spezialisieren, um den transnationalen Dimensionen gerecht zu werden. Zumindest sollte er die Fähigkeit erwerben, sich schnell in das andere Recht einzuarbeiten.
Internationales Networking führt zu sozialem Zusammenhalt und damit zu Nachhaltigkeit in der Ausbildung
Allgemein gesprochen, hat jedes interne Rechtsgebiet mit wirtschaftsrechtlichem Bezug eine transnationale Dimension. Daher gehört die Zukunft den internationalen Lerngruppen mit Teilnehmern aus verschiedenen Rechtskulturen, die durch das gemeinsame Bestreben verbunden sind, mit der juristischen Dimension dieser sich rasch entwickelnden internationalen Verflechtung vertraut zu werden. Das dadurch entstehende internationale Networking führt zu sozialem Zusammenhalt und damit zu Nachhaltigkeit in der Ausbildung.
Dies wirft auch die Frage der medientechnischen Bewältigung des Unterrichts auf: Die Antwort kann nur sein, dass die neuen telekommunikativen Mittel, besonders die Nutzung des Internets, zum Einsatz kommen müssen. Zeitliche und örtliche Flexibilität ermöglicht eine moderne Organisation des Alltags der Lernenden und gewährleisten damit die für die Lebensqualität und damit die Leistungsfähigkeit so wichtige Work-Life-Balance. Anders gewendet: Flexibilität der Aus- und Weiterbildung generiert deren Nachhaltigkeit.
Mit Blick auf die hohe Arbeitsbelastung der international tätigen Juristen sollte die juristische Aus- und Weiterbildung schließlich dual, parallel zur Arbeit, zu ihr komplementär und mit ihr abgestimmt, durchgeführt werden. Elementar sind die Beschäftigung mit Fragen, die dem jeweiligen beruflichen Interesse entsprechen – also nachhaltig, da es Möglichkeit zur direkten Anwendung des Erlernten in Gegenwart und Zukunft gibt. Das zu bearbeitende Thema sollte dabei in einem Dialog zwischen Lernendem und Lehrendem gefunden werden Zusammenfassend gewährleisten insbesondere Internationalität, Flexibilität und Praxisintegration die Nachhaltigkeit der juristischen Aus- und Weiterbildung in einer sich ständig verändernden Situation des nationalen und internationalen (Wirtschafts-) Rechts.