StartBerufslebenAufsteigenMit Legal Design Lösungen entwickeln, die Mandanten lieben

Mit Legal Design Lösungen entwickeln, die Mandanten lieben

Digitalisierung, Technisierung, Kostendruck und eine veränderte Erwartungshaltung vonseiten der Mandanten sind Herausforderungen für Kanzleien. Legal Design ist die Antwort hierauf. Was es mit der Methode auf sich hat, welche Vorteile damit einhergehen und wie sie in der Praxis eingesetzt werden kann, erläutert Rechtsanwältin und Designerin Astrid Kohlmeier.

Zur Person

Die Rechtsanwältin und Legal Design Pionierin Astrid Kohlmeier verbindet seit über 20 Jahren Recht und Design. Sie entwickelt nutzerzentrierte Lösungen und juristische Dienstleistungen mit Fokus auf Innovation und digitale Transformation und berät Rechtsabteilungen von Unternehmen und Kanzleien. Sie wurde mit Design-Preisen sowie als „Woman of Legal Tech” ausgezeichnet, ist Mitglied und Dozentin der Executive Faculty am Bucerius Center on the Legal Profession, Mitbegründerin des „Liquid Legal Institute e. V.”, Referentin und Fachbuchautorin.

Was ist Legal Design?

Legal Design ist eine Kombination aus Recht und Design. Dabei wird vor allem die Innovationsmethode Design Thinking, also die Denkweise von Designern, auf die Rechtspraxis übertragen. Die Methode löst die Aufgabe, das Recht für Menschen ohne Rechtsausbildung zugänglich zu machen, indem sie dazu beiträgt, nutzerzentrierte Lösungen zu entwickeln. Konkret bedeutet das: Wir starten den Prozess beim Empfänger und fragen uns, welche Bedarfe er hat.

Nehmen wir den Due Diligence Report als Beispiel aus dem Kanzleialltag: Er ist oft sehr lang, sehr juristisch und für den Empfänger schwer verständlich. Denn der Empfänger eines solchen Reports ist meist eine Person aus dem Management. Daher fragen wir uns als Legal Designer: Welche Informationen benötigt der Manager oder die Managerin und wie müssen diese aufbereitet sein? Wie machen wir es dem Empfänger leicht, die Inhalte zu verstehen und für seine Aufgaben zu nutzen? Das Ergebnis ist dann beispielsweise ein Report, in dem mit Farben gearbeitet wird, mit Schaubildern und Grafiken, in dem eine einfachere Sprache genutzt wird, Inhalte verkürzt werden. Beim Kurzen ist es wichtig, dass wir keine Rechtsposition beschneiden, denn das ist ein weiterer Wesenskern des Legal Design: Die Inhalte müssen juristisch korrekt bleiben, können aber einfacher, besser strukturiert und leichter verpackt sein. Wir nehmen auch Rücksicht auf digitale Gewohnheiten und fügen z. B. interaktive Elemente ein, die den Nutzer intuitiv führen.

Die aktuelle Praxis in den Kanzleien

Natürlich gibt es Unterschiede zwischen den Kanzleien. Aber wir beobachten, dass die Mandanten zugängliche, interaktive und verständlichere Arbeitsergebnisse wünschen. Die Nachfrage ist also da, sodass Kanzleien nicht mehr wegschauen können, wenn sie die Mandanten halten wollen. Tatsächlich ist Legal Design auch ein Instrument, um Kosten, Zeit und Ressourcen zu sparen. Das gilt gerade auch für Unternehmen: Erstellt die Rechtsabteilung beispielsweise interne Richtlinien, die zwar juristisch korrekt sind, von den Mitarbeitern aber nicht verstanden werden, kommen zum einen viele Rückfragen, zum anderen ist die Gefahr groß, dass die Richtlinien nicht beachtet werden.

Der Weg zum Legal Designer

Legal Designer besitzen im Idealfall das juristische Fachwissen und die Kenntnisse eines Designers. Natürlich kann man nach dem Jurastudium noch Design studieren. Wir bieten aber auch Legal-Design-Kurse, die das entsprechende Wissen vermitteln. Zudem kann man sich im Selbststudium mit Büchern und Selbstlernkursen das nötige Wissen beibringen.

Umsetzung des Wissens in die Praxis

Starten Sie einfach einmal mit einem kleinen Projekt. So können Sie zeigen, welchen Nutzen und Mehrwert Legal Design bringt und das Mindset in der Kanzlei verändern. Dabei ist es gar nicht zwingend erforderlich, dass Sie alles selbst erarbeiten können. Sie sollten dabei kollaborativ vorgehen und beispielsweise mit der IT- und der Marketingabteilung zusammenarbeiten. Denn auch der interdisziplinäre Ansatz und Zusammenarbeit sind eine Besonderheit von Legal Design. Gerade Juristinnen und Juristen sollten hier umdenken. An den Universitäten werden sie zu Einzelexpertinnen und -experten „erzogen“. In der Praxis brauchen wir aber Kollaborateure.

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