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Karriereleiter: Wahlstation

Auf dem Weg zum Partner einer Kanzlei müssen junge Juristen nach dem 1. Staatsexamen zunächst mehrere Stationen im Referendariat durchlaufen. Neben den Pflichtstationen gehört auch die Wahlstation dazu. Manuel Goetzendorf entschied sich für die Weltbank in den Vereinigten Staaten. Von Manuel Goetzendorf

Unmittelbar nach dem Beginn des Referendariates stand für mich fest, dass ich die dreimonatige Wahlstation in den USA absolvieren wollte. Zunächst stellte sich dabei die Frage nach einer geeigneten Ausbildungsstätte. Das Internetangebot des Auswärtigen Amtes hat mir hier weitergeholfen und mich auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht, die Wahlstation bei der Weltbank in Washington D.C. zu verbringen. Nachdem ich die üblichen Bewerbungsunterlagen eingereicht hatte, kontaktierte mich mein späterer Ausbilder bereits kurze Zeit danach und vereinbarte einen Termin zu einem Telefoninterview. Nachdem auch diese Hürde genommen war, durfte ich mich auf die Wahlstation in der Hauptstadt der Vereinigten Staaten freuen.

Deutsche Referendare werden in der Weltbankgruppe bei der sogenannten „Special Litigation Unit“ eingesetzt, einer Abteilung der „Integrity Vice Presidency“, die die missbräuchliche Verwendung von Weltbankgeldern verfolgt. Der Leiter der Abteilung ist ein deutscher Jurist und weiß die Referendare daher gezielt einzusetzen. Vom ersten Tag an habe ich mich als vollwertiges Mitglied eines multinationalen Teams von Anwälten gefühlt. Dabei war gerade die Zusammenarbeit mit den Juristen aus den verschiedensten Regionen der Welt eine Herausforderung, die die täglichen Arbeitsabläufe geprägt hat. Mir wurden während der Station vielfältige Aufgaben zugewiesen.

Grundsätzlich sollte jeder Referendar ein sogenanntes „Statement of Accusation and Evidence“ anfertigen, das in etwa vergleichbar mit einer Anklage der deutschen Staatsanwaltschaft ist. Hierbei steht man mit den für die Weltbank tätigen Ermittlern, die im Einzelfall vor Ort die jeweiligen Korruptionsvorwürfe untersuchen, in engem Kontakt. Neben allgemeinen Rechercheaufgaben gehören zu den Tätigkeiten eines Referendars auch Stellungnahmen zu diversen rechtlichen Fragestellungen. Letztlich hatte ich noch die Gelegenheit, einen Vortrag über das Thema „Strafzumessung in Deutschland“ zu halten.

Ein persönliches Highlight war für mich die Teilnahme an einem Trainingsmodul, das für die Ermittler der Weltbank und der UNO organisiert wurde. Hier konnten wir uns mit Mitarbeitern der Vereinten Nationen austauschen und dadurch einen vertieften Einblick in die Arbeitsweise einer weiteren internationalen Organisation erhalten. Neben dem wirklich einzigartigen internationalen Arbeitsumfeld trug auch das Leben in der Hauptstadt der USA dazu bei, dass ich die Station als sehr gelungen empfunden habe. Ich kann eine Wahlstation bei der Weltbank jedenfalls uneingeschränkt empfehlen.

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