Simon Tanner hat einen Roman geschrieben. Der Titel: „Harte Landung“. Doch viel ist über den Autor nicht bekannt. Jurist sei er, sagt er. Und er wolle Geschichten erzählen, von denen er glaubt, dass sie es wert sind. Von Christoph Berger
Eines direkt vorweg: Simon Tanner ist ein Künstlername. Und Simon Tanner ist der Autor des Romans „Harte Landung“, einerseits einem Wirtschaftsroman, in dem es um das Leben in Top-Management- Zirkeln geht. Andererseits wird in dem Buch auch das Einzelschicksal von Heiko Anrath, einem Familienvater, leidenschaftlichen Schachspieler und erfahrenen Manager, beschrieben.
„Alles Fiktion“, wie Tanner erklärt, der neben seinem Autorenleben nach Eigenaussage selbst auch im Top-Management eines Industrieunternehmens arbeitet. Derzeit. Denn dieser Stelle seien andere Positionen und Branchen vorangegangen – immer als General Manager. Ebenso ein Jurastudium mit erstem und zweitem Staatsexamen. Dann noch ein Wirtschaftsstudium. Das habe er allerdings später abgebrochen.
Seinen Lebensunterhalt verdiente sich Tanner während seines Studiums als Journalist für eine Regionalzeitung. Daneben schrieb er bereits kleinere Geschichten. Aber nur für sich. Das Schreiben schien ihm zu liegen. Nach dem Studienabschluss lag ihm sogar das Angebot vor, bei einer großen überregionalen Tageszeitung anzufangen. Ihn zog es jedoch in die Wirtschaft. Nicht in eine Anwaltskanzlei oder die öffentliche Verwaltung. In eine andere Branche.
Tanner bleibt bei vielen seiner Ausführungen vage, er will anonym bleiben. Auch sein Alter gibt er nur mit „um die 50 Jahre alt“, an. Diesen Weg der Anonymität geht er nicht aus Angst, seine Autorentätigkeit könnte ihm in seinem anderen Leben, dem Manager-Leben, schaden. Er wolle einfach nicht auf den Manager reduziert werden, der nun einen Roman geschrieben hat. Oder umgekehrt. Er will das Buch und die Person Simon Tanner für sich wirken lassen. „Das ist für die Literatur gut und auch für meinen Job in der Top-Managementebene“, sagt er.
Einen Bezug zur Literatur habe er aber schon immer gehabt, verrät Tanner immerhin. Ein Vielleser sei er schon als Kind gewesen. Und genauso sei er es noch heute. Da habe er sich einiges von den Autoren für seinen Debutroman abgeschaut. Denn irgendwann habe er eine Geschichte im Kopf gehabt und begonnen, an ihr zu arbeiten. „Es gab den Zeitpunkt, da war die Geschichte so weit fortgeschritten und ich mit meinen Protagonisten und Protagonistinnen so eng verbunden, dass ich es ihnen und mir einfach schuldig war, die Sache zu einem Ende zu bringen“, erzählt er.
Etwa drei Jahre hat er an „Harte Landung“ gearbeitet. Frühaufsteher Tanner setzte sich dazu morgens ab vier, fünf Uhr an den Schreibtisch, um das Leben in Managementmilieus auf Papier zu bringen. „Kontinuität, mit der Arbeit verbundene Rituale und Disziplin sind unerlässlich, um ein solches Vorhaben neben einer anderen Vollzeit-Tätigkeit durchzuziehen“, sagt er. Gegen acht saß er dann am Schreibtisch der Firma, deren Geschicke er mit zu verantworten hat. Und die Arbeit scheint sich gelohnt zu haben. Immerhin sagt Bestseller-Autor Veit Etzold über Tanners Buch: „Ein kraftvolles Buch, ein literarischer Coup. Tanner ist der deutsche John Grisham.“
Zum Buch „Harte Landung“
„Harte Landung“ ist ein Roman, der mitten im Top- Management eines deutschen Konzerns spielt. Heiko Anrath, Familienvater, leidenschaftlicher Schachspieler und erfahrener Manager der Nerma AG, ist, so sagt man es ihm, eine der großen Hoffnungen des Konzerns. Doch in der Welt des Top-Managements kann das zweierlei heißen: Sein Rausschmiss steht unmittelbar bevor oder man macht sich Sorgen, dass er plötzlich zu einem anderen Unternehmen verschwindet. Kaum fragt sich Anrath, was von Beidem wohl die bessere Alternative ist, wird sein geordnetes Managerleben durch mehrere Ereignisse mit einem Schlag auf den Kopf gestellt.
Aber schließlich waren es nicht nur der Plot sowie die Verbundenheit mit den in seinem Roman auftretenden Figuren, die Tanner das Buch schreiben ließen. Das Schreiben sei seine Form, Fantasien auszuleben. „Ich habe eigentlich schon immer gerne geschrieben. Vielleicht ist das mein Versuch, Kreativität zum Ausdruck zu bringen und zu gestalten. Zeichnen und Musik sind es jedenfalls nicht“, sagte er mal in einem Interview. Tanner meint damit Kreativität, für die im Alltag eines Managers oft viel zu wenig Zeit und Raum bleibt. Bei dem Aufgabenpensum sei es schwierig, verschiedene unterschiedliche Dinge nebeneinander zu tun. Das Schreiben sei daher auch ein Ausgleich, sagt er. Inzwischen sitzt Tanner schon an seinem nächsten literarischen Projekt: „Zwei bis drei Bücher werden mit Sicherheit noch folgen“, lässt er durchblicken.
Und was hat der Autor Tanner mit dem einstigen Jurastudenten und heutigen Top-Manager gemeinsam? Rein literarisch ist „Harte Landung“ Fiktion, wie Tanner betont, aber natürlich kämen in dem Roman auch Versatzstücke aus seinem Leben beziehungsweise seiner Arbeit vor. Und was den Juristen Tanner betrifft, da sei es einfach so, dass man mit einem Jurastudium so flexibel und wandlungsfähig sei, dass man im Grunde überall arbeiten könne. Vor allem die Form zu denken, die einem im Studium vermittelt werde, befähige zu der späteren Vielseitigkeit. Und mit dieser Vielseitigkeit schlägt er dann auch die Brücke vom Juristen zum Manager Tanner. Denn schließlich sei ja auch das Wirtschaftsleben im Grunde ein Regelwerk, das aus vielerlei Abkommen bestehe. Das komme Juristen sicher zugute. Außerdem „In einer Welt, in der sich das Spezialistentum immer schneller entwickelt, braucht es Menschen, die den Gesamtüberblick behalten. Verantwortliches Handeln verlangt, dass man den Überblick behält.“ Tanners Hauptfigur Anrath geht diese Fähigkeit manches mal ab. Wie es um Tanner selbst diesbezüglich bestellt ist, bleibt mit einem Fragezeichen versehen. Aber es ist ihm zu wünschen.