Fraud Manager spielen eine immer wichtiger werdende Rolle bei der Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität – sowohl in großen Firmen wie auch bei Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. Von Rechtsanwalt Dr. Rainer Buchert, Polizeipräsident a. D., Dr. Buchert & Partner, Frankfurt am Main
Bei Fraud Management geht es primär um die Abwehr und Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität, von der in den letzten Jahren – glaubt man namhaften Studien – rund die Hälfte aller großen und mehr als ein Drittel aller Unternehmen in Deutschland betroffen waren. Der englische Begriff Fraud wird hier nicht nur für die verschiedenen Formen von Betrug, sondern als Oberbegriff für eine Vielzahl wirtschaftskrimineller Handlungen sowie für alle Facetten von Unternehmenskriminalität gebraucht: zum Beispiel Untreue, Geldwäsche, Bilanzfälschung, Korruption oder Datenmissbrauch.
m Prinzip geht es um die Bündelung verschiedener Maßnahmen, die darauf abzielen, dolose Handlungen zu vermeiden, aufzudecken und aufzuarbeiten. Also alle vorsätzlichen und grob fahrlässigen Schädigungen eines Unternehmens. Aufgabe eines (Anti-)Fraud-Managers ist es, ein Sicherheits- und Überwachungskonzept aufzubauen oder weiterzuentwickeln und in diesem Rahmen Verdachtsmomenten nachzugehen und sie aufzuklären. Das wird oft in Form oder im Rahmen von Compliance-Management-Systemen (CMS) erfolgen und Bestandteil eines internen Kontrollsystems (IKS) sein.
Fraud Management ist also durch die drei Säulen der Prävention, der Aufdeckung und der Aufarbeitung gekennzeichnet. Dabei sollte die Vorbeugung eigentlich die wichtigste Rolle spielen, was aber keineswegs immer der Fall ist. Je nach Struktur eines Unternehmens sind solche Funktionen in der Rechtsoder Compliance-Abteilung, der Revision oder zum Beispiel bei Finanzdienstleistern in gesonderten Organisationseinheiten zusammen mit Geldwäschebekämpfung angesiedelt. Volkswagen hat für die Ermittlungen seit einiger Zeit ein eigenes Investigation Office gegründet. Große Firmen haben in ihren Revisionsabteilungen Einheiten für interne Ermittlungen gebildet.
MBA-Studiengang und Zertifikatskurs
An der School of Governance, Risk & Compliance (School GRC) wird der MBA in der Vertiefung Wirtschaftskriminalität & Compliance angeboten (www.school-grc.de/studium/master-of-business-administration.html) und einen Zertifikatsstudiengang zum „Certified Fraud Manager (CFM)“ bietet die Frankfurt School of Finance and Management an (www.frankfurt-school.de/home/executive-education/governance-audit/zertifikatsstudiengang-certified-fraud-manager.html).
Familienunternehmen scheuen sich oder zögern oft ein Fraud Management zu etablieren und setzen vor allem auf eine Vertrauenskultur. Die Erfahrungen weisen aber in die Richtung, neben dem Vertrauen, das man in die Mitarbeiter setzt, auch angemessene Kontrollsysteme einzurichten. Juristen haben gute Berufschancen im Fraud Management, ebenso Absolventen der Wirtschaftswissenschaften. Zusätzliche Ausbildungen oder Erfahrungen in den Bereichen Interne Revision, Finanz- und Rechnungswesen oder Controlling sind vorteilhaft. Einen speziellen Studiengang gibt es nicht, wohl aber MBA-Programme mit entsprechenden Schwerpunkten. Als Arbeitgeber kommen vor allem große Unternehmen und der gesamte Mittelstand in Betracht. Aber auch Wirtschaftsprüfungsgesellschaften suchen Manager für das Fraud Management, das sie ihren Kunden anbieten.