StartRechtDas letzte Wort hat: Dr. Frank Bräutigam, ARD-Rechtsexperte und „Tatort“-Erklärer

Das letzte Wort hat: Dr. Frank Bräutigam, ARD-Rechtsexperte und „Tatort“-Erklärer

Dr. Frank Bräutigam ist ARD-Rechtsexperte und leitet die ARD-Rechtsredaktion des SWR in Karlsruhe. Neben der aktuellen Berichterstattung hat er Magazinformate wie den „ARD-Ratgeber Recht“ oder „Die Sofa-Richter“ betreut und Formate wie den Bürgertalk „Im Namen des Volkes – Deutschland fragt zum Grundgesetz“ entwickelt. Außerdem erklärt er Rechtsfragen aus dem ARD-TV-„Tatort“. Die Fragen stellte Dr. Marion Steinbach.

Zur Person

Dr. Frank Bräutigam begann nach dem Abitur in Freiburg sein Jurastudium und sammelte erste journalistische Erfahrungen als Reporter der „Badischen Zeitung“. Fernseherfahrung gewann er bei Stationen im ZDF-Studio Brüssel sowie in den Rechtsredaktionen von ARD und ZDF. Nach dem Zweiten juristischen Staatsexamen und einer kurzen Zeit als freier Journalist begann er 2006 als Redakteur in der ARD-Rechtsredaktion. Nach zwei Jahren als Referent des SWR-Fernsehdirektors übernahm er Ende 2010 die Redaktionsleitung.

Wie wird man „Tatort“-Erklärer?
Durch Zufall und Interesse. Ich bin als Journalist ja eigentlich für Nachrichten zuständig, kenne aber die Kolleginnen und Kollegen aus der Tatort-Redaktion bei uns im SWR ganz gut. Dort habe ich mich irgendwann mal als Tatort-Fan geoutet. Vor einigen Jahren kam dann die erste Anfrage, mal einige Rechtsfragen aus einem Film zu erklären. Seitdem mache ich das drei- bis viermal pro Jahr als eine Art „berufliches Hobby“.

Was war Ihr schwierigster „Tatort-Fall“?
Im Januar 2024 lief der Ludwigshafen-Tatort „Avatar“ mit den Kommissarinnen Lena Odenthal und Johanna Stern. Da ließ eine Mutter ihre verstorbene Tochter digital „weiterleben“, außerdem ging es um sexuellen Missbrauch und einige Morde. Das war juristisch spannend, aber vor allem auch menschlich sehr berührend. Meine Clips als „Tatort-Jurist“ findet man übrigens in der ARD-Mediathek.

Was stellt Sie im Nachrichtengeschäft vor die größten Herausforderungen?
Am kompliziertesten zu erklären sind die Gerichtsverfahren rund um das Wahlrecht. Dieses Thema den Leuten ansatzweise über Grafiken zu erklären, ist regelmäßig eine Herausforderung. Das ist sehr schade, weil es ja um das Königsrecht in der Demokratie geht, das eigentlich jeder durchdringen sollte. Aber wir geben nicht auf.

Was reizt Sie an Ihrer Arbeit?
Die Arbeit ist sehr vielfältig, und ich komme viel raus. Ich bekomme die großen Verfahren am Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe live mit, bin aber auch bei großen Strafprozessen (NSU, Lübcke-Mord, „Reichsbürger“-Prozesse) in den Gerichtssälen vor Ort unterwegs. Das sind anstrengende Tage, aber dieses „dabei sein und berichten“ ist sehr reizvoll. Erst recht, wenn es für so eine große Nachrichtenmarke wie die „Tagesschau“ sein darf.

Welche Kompetenzen brauchen Sie für Ihre Arbeit?
Einmal das juristische Fachwissen als Basis. Journalistisch: komplexe Dinge einfach erklären. Unter Zeitdruck arbeiten können. Speziell beim Fernsehen auch in Bildern zu denken. Denn jeder Satz in einem Tagesschau-Beitrag muss bebildert werden. Das erfordert aufwendige Vorbereitung oft schon Tage vor einem Urteil.

Welche Erfahrungen aus dem Studium kommen Ihnen bei Ihrer Arbeit zugute?
Die Grundfrage „Wer will was von wem woraus?“ ist als Basis für ein journalistisches Produkt gar nicht schlecht. Im Referendariat war dann der Aktenvortrag eine gute Übung. Da bekam man einen unbekannten Fall vorgelegt, den man sehr schnell zusammenfassen und lösen musste. Ansonsten muss man als Journalist auch vieles anders machen als im Jurastudium, vor allem beim Formulieren. Kurze Sätze, Verben statt Substantive, keine Fremdwörter.

Wie hat sich Ihre Arbeit in den letzten Jahren verändert?
Wir schreiben immer mehr Artikel für tagesschau.de über tagesaktuelle rechtliche Fragen. Die Bandbreite ist enorm. Außerdem produzieren wir Inhalte für den Instagram-Account der Tagesschau. Dem folgen immerhin fünf Millionen Menschen. Die Konstante bleiben die Berichte und Live-Gespräche für die Tagesschau. Solange die jeden Abend weiterhin zehn Millionen Menschen sehen wie derzeit, ist das klassische Fernsehen allen Abgesängen zum Trotz weiterhin am Leben.

Was empfehlen Sie jungen Juristinnen und Juristen, die in die Medien gehen wollen?
Frühzeitig praktische Erfahrung zu sammeln. Ich habe zum Beispiel nach dem Abitur ein erstes Praktikum bei unserer Lokalzeitung gemacht. Im Studium war ich dann als freier Mitarbeiter unterwegs.

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