StartRechtDas letzte Wort hat: Andreas Föhr, Jurist und Krimiautor

Das letzte Wort hat: Andreas Föhr, Jurist und Krimiautor

Zur Person

Andreas Föhr ist Jurist und arbeitete bei der Rundfunkaufsicht sowie als Anwalt. Seit 1991 schreibt er zusammen mit Thomas Letocha Drehbücher für Fernsehserien wie „SOKO 5113“, „Ein Fall für zwei“ und „Der Bulle von Tölz“. Seine Kriminalromane über das Ermittlerduo Wallner & Kreuthner sind preisgekrönt und oft monatelang in den Top 10 der Bestsellerlisten. Zuletzt erreichte sein Roman „Herzschuss“ Platz 1 der Spiegel- Bestsellerliste. Die Fragen stellte Sonja Theile-Ochel

Sie haben einen spannenden beruflichen Weg hinter sich: Vom Anwalt zum gefeierten Autor. Was hat diesen Wechsel ausgelöst?
Nach dem Jurastudium arbeitete ich drei Jahre als Verwaltungsjurist und in einer Kanzlei. Dann fragte mich Thomas Letocha, ein alter Schulfreund, ob wir zusammen Drehbücher schreiben wollten. Ein Produzent suchte Autoren für eine Sketch-Show im Stil von „Spitting Image“, und Thomas wollte nicht allein schreiben. Zwar wurden die angefragten Drehbücher nie realisiert, aber eine TV-Produktionsfirma lud uns ein, an einer neuen Serie mitzuschreiben. So kamen wir ins Fernsehgeschäft. Ich merkte schnell, dass mir das Drehbuchschreiben mehr Freude bereitete als die juristische Arbeit. Damals begannen die privaten Sender, eigene Fiction zu produzieren, was den Bedarf an Drehbuchautoren enorm steigerte. Das waren Goldgräberzeiten.

Welche juristischen Fähigkeiten nutzen Sie heute beim Schreiben?
Mein juristischer Hintergrund half mir nicht nur fachlich, sondern auch in Sachen Lebenserfahrung beim Schreiben. Ich kenne den Alltag in Kanzleien und Behörden, was sich auf andere Arbeitsbereiche übertragen lässt. Zudem ermöglicht mir meine juristische Ausbildung, rechtliche Aspekte präzise und lebensecht darzustellen. Das ist bei Krimis je nach Format mal mehr, mal weniger wichtig. Bei „Der Staatsanwalt“ spielte es eine große Rolle, besonders bei einem Fall mit verzwicktem juristischem Hintergrund. In meinen Romanen um die Münchner Strafverteidigerin Rachel Eisenberg sind juristische Themen noch zentraler.

Was raten Sie jungen Juristen, die eine Karriere abseits der klassischen juristischen Pfade anstreben, beispielsweise im Bereich des kreativen Schreibens oder der Medien?
Einfach machen. Schreiben Sie ein Drehbuch, eine Kurzgeschichte oder einen Romananfang – oder gleich den ganzen Roman. Diese Werke kann man über einen Agenten anbieten. Wenn niemand Interesse zeigt, bleibt die Möglichkeit, das Werk als E-Book bei Amazon zu veröffentlichen. Selbst wenn der Erfolg ausbleibt, verbessert man sich als Autor. Schreiben lernt man durch Schreiben. Vielleicht klappt es beim nächsten Mal.

Zum Buch

Cover TotholzEine Leiche im Wald, eine verschwundene Zeugin und eine antike Kanone: »Totholz« ist der 11. bayerische Krimi aus Andreas Föhrs Feder. Verlag: Knaur, 2024, 16,99 €

Welche Herausforderungen mussten Sie als Autor meistern?
Als Thomas und ich die ersten Drehbuchaufträge erhielten, arbeitete ich abends und am Wochenende, da ich noch in einer Kanzlei angestellt war. Bald wurde es zu viel, und ich kündigte, nahm einen neuen Juristenjob an und bat um dreißig unbezahlte Urlaubstage. Doch das funktionierte nicht, und nach einem Jahr hörte ich ganz auf, als Jurist zu arbeiten. Damit fiel mein festes Gehalt weg. Es dauerte, den Verlust mit Drehbuchaufträgen auszugleichen. Als freier Autor schwanken die Einnahmen stark. Ich hatte 20.000 D-Mark Überziehungskredit und stand einmal an Silvester vor einem Geldautomaten, der mir kein Geld mehr gab. Das machte anfangs nervös. Doch irgendwann etablierten wir uns, und die Einkünfte wurden regelmäßiger.

Wie wichtig ist es Ihrer Meinung nach für Juristen, über den Tellerrand hinauszuschauen und interdisziplinäre Erfahrungen zu sammeln?
Das ist gerade für Juristen existenziell. Jura ist keine isolierte Wissenschaft, sondern beschäftigt sich mit so gut wie allen Dingen, die im täglichen und beruflichen Leben von Menschen vorkommen – und dann auch vor Gericht landen.

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