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Aufgestiegen zur General Counsel

Im Januar 2022 schaffte das sich auf dem Weg zu einem Industrieunternehmen befindliche Wasserstoff- Unternehmen Sunfire die Stelle einer General Counsel. Besetzt wurde sie mit Dr. Valesca Molinari, die seitdem den Rechts- und Compliancebereich aufbaut und verantwortet. Und für die sich mit der Übernahme der Stelle ein Kreis schließt. Von Christoph Berger

Wenn Dr. Valesca Molinari auf ihr bisheriges Berufsleben blickt, dann ist dies gespickt mit zahlreichen spannenden Stationen: Die promovierte Juristin schloss ihr Studium der Rechtswissenschaften mit den Schwerpunkten Handels- und Gesellschaftsrecht an der Universität Bayreuth mit einer wirtschaftswissenschaftlichen Zusatzausbildung ab, sie absolvierte ein Praktikum bei einem Private Equity Fonds, war Mitgründerin und Gesellschafterin eines Start-ups, später wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Privates Bau- und Immobilienrecht an der Humboldt-Universität zu Berlin. Dort schrieb sie auch ihre Dissertation bevor sie als Rechtsanwältin im Bereich Corporate/M&A bei der internationalen Wirtschaftskanzlei Baker McKenzie in Frankfurt am Main einstieg.

„Ich beriet für die Kanzlei Industrieunternehmen bei Transaktionen und Gesellschaftsrecht“, sagt sie. In dieser Zeit begann sich außerdem ein Wandel der Rechtsbranche anzukündigen: Legal Tech kam langsam im Big Law an – vorerst noch in einer kleinen Bubble mit Meetups. Doch damals begann sich bereits abzuzeichnen, dass Agilität und Entrepreneurship durchaus auch für Großkanzleien interessant sein können. „Für mich war es spannend, diese Themen in einem kleinen Team voranzutreiben und größer zu machen“, erzählt sie. In der Kanzlei stieg sie so zum Co-Head of Innovation and Legal Tech auf, sie war Mitglied der dortigen globalen Coding Strategy-Arbeitsgruppe, initiierte ein Associate Innovation Incubator Programm und agierte als eine der Liaison-Personen des Legal Innovation Hubs ReInvent in Frankfurt. 2019 ging sie außerdem für Baker McKenzie für sechs Monate nach San Francisco, USA, und arbeitete dort im Rahmen eines Secondments beim „Centre for the Fourth Industrial Revolution“ des World Economic Forums mit. Ihr Fokus lag auf „Future Mobility“. Noch heute erinnert sie sich gerne an das dann folgende Erlebnis: „Das Highlight war schließlich, dass wir im Februar 2020 unsere Ergebnisse in Davos präsentieren konnten.“

Ein Growth-Unternehmen auf dem Weg zum Industriekonzern

Anfang 2022 fügten sich all diese Stationen und Erfahrungen zusammen, wie Valesca Molinari selbst sagt: Sie wurde General Counsel bei Sunfire, einem auf Anlagenbau im Segment des grünen Wasserstoffs spezialisierten Unternehmen. „Wir bauen Elektrolyseure“, erklärt sie. Dabei handelt es sich um Anlagen, in denen mit Einsatz elektrischen Stroms Wasserstoff erzeugt wird. Stammt der genutzte Strom aus erneuerbaren Energien, wird von grünem Wasserstoff gesprochen. Molinari sagt weiter: „2021 lernte ich Sunfire kennen. Ich nahm war, in welch spannender Phase sich das Unternehmen gerade befand: ein Growth-Unternehmen auf dem Weg zum Industriekonzern.“ Die Industriesparte war ihr aufgrund ihrer Beratungstätigkeit der letzten Jahre bei Baker McKenzie vertraut, die sich nun mit der Dynamik eines schnell wachsenden Unternehmens paarte. Nicht zu vergessen der Purpose: „Zugleich ist grüner Wasserstoff eine Antwort auf die drängendsten Fragen unserer Zeit, um den energieintensiven Industrien bei der Dekarbonisierung zu helfen.“

Ich habe die Schwerpunkte ja nicht gesetzt, weil ich wusste, dass ich General Counsel bei Sunfire werden möchte. Viele Aufgaben habe ich übernommen, weil sie interessant oder herausfordernd waren. Als das Angebot von Sunfire kam, dachte ich: Dies möchte ich machen. Natürlich war das nicht geplant.

Industrieerfahrung, gesellschaftsrechtliche Kompetenz sowie Erfahrungen in den Bereichen Tech und Prozesse, Legal Management und Legal Operations, dazu die Chance, in einem solchen Umfeld eine Rechtsabteilung aufzubauen und zu leiten: „Die Annahme der Stelle war damit direkt klar“, sagt Molinari. Und fügt an: „Ich habe die Schwerpunkte ja nicht gesetzt, weil ich wusste, dass ich General Counsel bei Sunfire werden möchte. Viele Aufgaben habe ich übernommen, weil sie interessant oder herausfordernd waren. Als das Angebot von Sunfire kam, dachte ich: Dies möchte ich machen. Natürlich war das nicht geplant.“

Bei Sunfire baut sie seit dem 1. Januar 2022 eine business- und prozessintegrierte Rechtsabteilung auf. Bedeutet: Es braucht rechtliche Lösungen, die nicht nur richtig, sondern auch praktikabel und pragmatisch sind. Dazu gehöre es, Risiken aufzuzeigen, bei Business-Entscheidungen zugleich aber auch, Risiken zu bewerten und Lösungswege aufzuzeigen, erklärt sie. Und wird konkreter: „Business-integriert bedeutet, das Geschäft zu verstehen. Der intensive Austausch und eine enge Zusammenarbeit mit den anderen Abteilungen, wie zum Beispiel Finance, Projektmanagement und Sales ist wichtig. So können wir in der Rechtsabteilung die Risiken besser bewerten und gemeinsam mit den Kolleg*innen die für Sunfire passenden Lösungen finden.“ Prozess-orientiert bedeutet für sie, dass das Recht sich eingliedert. Dazu sei es wichtig, eng am Business und Produkt zu sein. Legal wird damit zu einem maßgeblichen Stakeholder. Schnittstellenkompetenzen sind dabei ein entscheidender Vorteil, für ihre Position und das gesamte Team sogar ein Muss, wie sie betont.

Der Reiz des Mitgestaltens

Wirkte Molinari Anfang des Jahres noch allein, ist das Legal, Compliance und Contract-Management-Team inzwischen auf drei Personen gewachsen, bis Ende des Jahres sollen es vier sein. „Wir haben so viele Themenfelder, dass es eine der wichtigsten Aufgaben war, ein Team aufzubauen. Und ich bin stolz und glücklich, dass wir als Sunfire in diesem Jahr so tolle und erfahrene Kolleg* innen für die Rechtsabteilung gewinnen konnten“, so Molinari. Zudem sollten Prozesse automatisiert, Standards etabliert, mit Templates gearbeitet und Abstimmungsprozesse mit Tech-Lösungen vereinfacht werden. Alles sehr reizvolle Aufgaben: „Dadurch, dass wir die Abteilung aufbauen, können wir als Legal Team selbst gestalten.“

All die Herausforderungen und Gegebenheiten machen die General Counsel-Position für Valesca Molinari attraktiv: „Ich stehe zu 100 Prozent hinter dem Schritt, hierhergekommen zu sein. Die Aufgaben sind so unfassbar vielschichtig, die Entwicklung so schnell. Das macht die Position spannend – auch, weil ich Veränderungen und Dynamik mag.“

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