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Interview mit Dr. Peter Körner

Dr. Peter Körner ist seit 1998 bei der Telekom beschäftigt. Bisher ging es für den Wirtschaftswissenschaftler in der Konzernhierarchie stetig bergauf, heute ist er Leiter der Personalentwicklung. Im Gespräch mit dem karriereführer verrät er seine Aufstiegsstrategie und erzählt von den Eigenarten eines großen Konzerns wie der Telekom. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Peter Körner, 46 Jahre, trat 1998 in die Deutsche Telekom ein und leitete zunächst bei T-Systems den Bereich obere Führungskräfteentwicklung. Von 2001 bis 2006 war Körner dann bei T-Online International für die Personal- und Organisationsentwicklung verantwortlich und betreute zeitweise auch den Bereich Recht. Später leitete er bei T-Mobile International den Bereich Business Partner für die internationale Organisation Technology.

Im Dezember 2007 bestellte ihn der Aufsichtsrat der T-Mobile Deutschland GmbH zum neuen Geschäftsführer Human Resources/ Legal. Seit 2009 ist er Leiter des Global Competence Centre Human Resources Development (CC HRD) der Deutschen Telekom und damit mitverantwortlich für die Personalentwicklung des Konzerns. Vor seiner Karriere bei der Telekom arbeitete Peter Körner als Business Consultant bei der GenoConsult sowie als IT- und Personalberater bei Preussag, wo er 1991 als Trainee seine Karriere begann. Zuvor hatte Körner in Kiel Informatik und Wirtschaftswissenschaften studiert.

Herr Dr. Körner, wie wichtig ist einem Konzern wie der Telekom, dass nicht nur die wirtschaftlichen Daten stimmen sondern die Öffentlichkeit das Unternehmen auch als innovativ und fortschrittlich wahrnimmt?
Ein gutes Ansehen in der Öffentlichkeit ist heute entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen. Nur die innovativsten und fortschrittlichsten Firmen können langfristig Kunden und Investoren überzeugen und die besten Mitarbeiter an sich binden. Dafür ist eine offene und transparente Unternehmenskultur unverzichtbar. Deshalb führen wir innerhalb des Konzerns diese wichtigen Diskussionen. Über unsere Richtlinie zum stark limitierten Umgang mit mobilen Kommunikationsgeräten außerhalb der Arbeitszeit zum Beispiel. Oder über die Frauenquote oder die Frage, wie wir internationale Kandidaten in die Führungsmannschaft hineinbekommen. Die Öffentlichkeit erlebt, dass hinter der Telekom fortschrittliche und zukunftweisende Dinge stecken. Und das freut uns natürlich.

Verlangt eine neue Generation an qualifizierten Arbeitskräften auch eine neue Unternehmenskultur?
Ich denke schon. Die Wirtschaftswissenschaftler, die heute bei uns einsteigen, gehören zur Generation Y. Und die Generation Z rund um den Jahrgang 1990 steht schon in den Startlöchern. Das sind junge Leute, die gewohnt sind, unter anderen Rahmenbedingungen zu arbeiten als ihre Eltern. Wir müssen uns von den stromlinienförmigen Lebensläufen verabschieden. Im Gegenteil: Kreativität, Vielfalt und Offenheit sind die wesentlichen Merkmale unserer neuen Unternehmenskultur. Die Zukunft unserer Märkte liegt im weiteren Ausbau der Informations- und Kommunikationstechnologien, der intelligenten Netze und des mobilen Internets – und bei diesen Themen kennt sich die Generation Y schließlich bestens aus.

Sie sind seit 1998 bei der Telekom. Was ist aus Ihrer Sicht der größte Vorteil, wenn man in einem so großen Konzern arbeitet?
Ich war vor meiner Zeit bei der Telekom acht Jahre bei Preussag, der heutigen TUI, beschäftigt, ich kenne also die großen Konzerne. Der Vorteil, in einem solchen zu arbeiten, ist die Vielfalt. Wenn Sie sich in einem Konzern ein bisschen auskennen, werden Sie keinen Tag erleben, der einem anderen gleicht. Jeder Tag bietet eine neue Herausforderung.

Was meinen Sie damit, man müsse sich in einem Konzern auskennen?
Ich muss den Konzern „lesen“ können. Ich muss entscheiden können, welche Bereiche ich spannend finde und in welchen Projekten ich mich engagieren möchte. Das müssen Projekte sein, die mich zufriedenstellen. So wie ein Bauarbeiter zufrieden ist, wenn das Haus fertig ist. Und ich muss dann natürlich durch Leistung beweisen, dass ich für das Projekt, das ich mir ausgesucht habe, der richtige Mann war. Dass meine Handschrift innerhalb des Projekts erkennbar ist.

Haben Sie ein Beispiel für ein solches Projekt, an dem Sie mitgearbeitet haben?
Wir haben vor zehn Jahren das „Performance & Potential Review“ entwickelt, eine Methode, um die Qualität von Führungsarbeit bewerten zu können. Es entstand damals in einem kleinen Bereich des Konzerns, heute ist es Standard für die gesamte Telekom. Wir waren damals von unserem Produkt überzeugt, und uns ist es gelungen, alle operativen Segmente davon zu überzeugen.

Ein Erfolg, der Ihrer Karriere bei der Telekom sicher nicht geschadet hat.
Die eigene Handschrift wird sichtbar, das ist ganz wichtig. Entscheidend war aber vor allem, dass mir das Projekt erstens Spaß macht und es zweitens nachhaltig ist. Nur dann kann ich ein Projekt auch überzeugend vertreten. Zudem ist eine gewisse Flexibilität wichtig, denn es kann sein, dass ein Projekt für ein Unternehmen noch zu früh kommt. Dann hilft es, sich in Geduld zu üben – und zum richtigen Zeitpunkt hartnäckig zu sein.

Mit Blick auf Ihre Karriere: Würden Sie sagen, Sie lief konstant geradeaus, oder gab es Kurven?
Wenn mir einer erzählt, er habe seine Karriere über 20 Jahre von A bis Z geplant, sage ich: Hut ab – aber ich halte das für gewagt, denn dafür passiert einfach zu viel in den Unternehmen und auf den Märkten. Realistisch ist in meinen Augen zu überlegen, wie die nächsten drei bis fünf Jahre aussehen. Zu wissen, was der nächste Schritt sein wird – und welcher danach folgen könnte.

Sie haben in Kiel parallel Informatik und Wirtschaftswissenschaften studiert. Welchen Einfluss haben die Studieninhalte bis heute auf Ihre Arbeit?
Ich habe bewusst diese beiden Fächer kombiniert, weil ich vorhatte, in drei Bereichen tätig zu sein: in den Umfeldern IT, Organisationsberatung und Personal. Im Laufe meiner Kariere habe ich immer geschaut, Projekte zu finden, die sich innerhalb dieses Dreiecks abspielen. Und diese drei Bereiche bestimmen mein Berufsleben tatsächlich bis heute.

Definieren Sie heute den Begriff Karriere anders als zu Ihrer Studienzeit?
Ich habe damals immer gezuckt, wenn mir Kommilitonen aus den Wirtschaftswissenschaften im Brustton der Überzeugung sagten, sie wollten „Karriere machen“. Mir war diese Zielstrebigkeit suspekt, weil ich merkte, dass es für mich besser sein wird, mich nach zwei Schritten wieder neu zu orientieren. So eine Strategie nimmt den Druck aus der Karriereplanung – und wenn ich eines in den Jahren gelernt habe, dann die Gewissheit: Je weniger Druck ich mir selber mache, desto besser verläuft die Karriere. Viele kommende BWLer glauben, es sei genau umgekehrt – aber das stimmt nicht, denn wer sich ausschließlich auf die Karriere versteift, übersieht viele Chancen.

Zum Abschluss: Warum ist die Telekommunikationsbranche für Absolventen der Wirtschaftswissenschaften besonders interessant?
Weil sie in der Zukunft einzigartige Herausforderungen bietet. Die Projekte werden immer spannender, internationaler und interdisziplinärer. Sie führen dazu, dass auch junge Mitarbeiter schnell Verantwortung übernehmen, sich beweisen und ausprobieren können. Da wir mit dem Vorantreiben von Innovationen Neuland betreten, dürfen auch Fehler gemacht werden. Es herrscht keine Angstkultur. Wichtig ist nur, den Fehler dann genau zu analysieren und daraus zu lernen.

Zum Unternehmen

Die Deutsche Telekom ist weltweit eines der führenden Dienstleistungsunternehmen der Telekommunikations- und Informationstechnologie-Branche. Als international ausgerichteter Konzern ist die Telekom in rund 50 Ländern vertreten. Mehr als die Hälfte des Konzernumsatzes wird außerhalb Deutschlands erwirtschaftet. Mit mehr als 131 Millionen Mobilfunkkunden sowie rund 37 Millionen Festnetz- und fast 16 Millionen Breitbandanschlüssen ist die Telekom eines der führenden integrierten Telekommunikationsunternehmen weltweit (Stand Juni 2010). Insgesamt beschäftigt das Unternehmen mit Hauptsitz in Bonn rund 251.000 Mitarbeiter (Stand Juni 2010).

Der Konzern bietet Produkte und Dienstleistungen aus den Bereichen Festnetz, Mobilfunk, Internet und IPTV für Privatkunden sowie ICT-Lösungen für Groß- und Geschäftskunden. Im April 2010 kündigte die Telekom an, bis 2012 und abhängig von der Geschäftsentwicklung mehr als 4000 Hochschulabsolventen und Experten neu einzustellen.

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