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Interview mit Dr. Norbert Bensel

Dr. Norbert Bensel übernahm im Juni 2002 den Personalvorstand bei der Deutschen Bahn AG. Seine ersten „Personalerfahrungen“ sammelte er in der Kneipe seines Großvaters. Was zwischen Kneipe und Bahn geschah, erzählte er dem karriereführer. Von Heike Jüds

„Ich wollte immer Förster werden“, antwortet Norbert Bensel spontan auf die Frage seines Wunschberufs als Kind, „nicht Feuerwehrmann“. Auch jetzt schwingt die Begeisterung dafür noch in seiner Stimme mit. Aus Steinau kommt er und sein Großvater hatte einen Bauernhof, daher seine Naturverbundenheit. Und was haben Sie gelernt? „Chemielaborant.“ Die Arbeit im Labor hat ihm sehr großen Spaß gemacht. Das motivierte ihn auch später in seinem Chemie-Studium, das er mit der Promotion abschloss. Mit den Naturwissenschaften blieb er erst einmal bei seinem Lieblings-Thema: der Natur. Und der Bezug zum Personalwesen? Der kam zum Teil im Laufe des Studiums dazu. Er engagierte sich bei der Fachschaft und machte sich dort für seine Kommilitonen stark. „Die ersten Grundsteine sind aber schon vorher bei der Arbeit in der Kneipe gelegt worden, die mein Großvater neben dem Bauernhof hatte.“ In einer Kneipe? „Ja. Dort erzählen einem die Menschen Ihre Probleme. Da lernte ich zuhören und mich auf andere einstellen.“ Auch während seines Studium jobbte er dort. Nach seinem Studium bewarb sich Norbert Bensel bei der Schering AG. Es war die einzige Bewerbung, die er jemals geschrieben hatte, „Danach hat sich vieles so ergeben.“ So einfach? Nein, natürlich nicht so einfach. Bensel hatte hart dafür gearbeitet. Das ist ihm jedoch leicht gefallen, denn die Arbeit faszinierte ihn. „Spaß an der Arbeit, Interesse an der Sache und den Wunsch, immer wieder etwas Neues kennen zu lernen“, das ist für ihn die Motivation für Arbeit und Karriere.

Vom Labor zum Personalwesen
Später wechselte er bei der Schering AG in die Personalentwicklung und arbeitete zuletzt dort als Leiter. Seine Vorbilder stammen noch aus dieser Zeit. Zum einen war es der vorherige Leiter der Forschungsabteilung. Bensel war beeindruckt von seinem analytischen Verstand und seiner Art und Weise Probleme anzupacken. Und zum anderen? „Der Leiter der Personalentwicklung. Mir gefiel es gut, wie er die Mitarbeiter führen und motivieren konnte. Ganz besonders imponierte mir, dass er immer ein Augenmerk auch auf alle Personalbereiche hatte. Eine Kombination aus beiden Vorbildern habe ich immer angestrebt.“ Ist Ihnen das gelungen? „Ich arbeite jeden Tag daran“, kommt mit einer Portion Humor herüber.

Neue Besen kehren gut
Von der DaimlerChrysler Services (debis) AG ist er im Juni 2002 zur Deutschen Bahn AG gewechselt. Bewerbungsverfahren gibt es in dieser Position nicht mehr. In der Regel liegt ein Interesse von beiden Seiten vor, und dann wird geredet. Welche Tipps gibt er für die ersten Tage in einer neuen Firma? „Offen auf die neuen Mitarbeiter zugehen und sich nach allen Seiten umschauen. Aber das gilt nicht nur für den ersten Tag, sondern auch für alle weiteren.“ Ist es denn gut, direkt verbessernd in Verfahrensabläufe einzugreifen oder ist es besser, erst einmal abzuwarten? Bensel hat da ein ganz einfaches Rezept: „Veränderungen sind für ein Unternehmen wichtig. Alles, was mir auffällt, versuche ich positiv zu beeinflussen. Manches muss aber auch erst beobachtet werden.“ Und wie werden diese Entscheidungen getroffen? „Auch aus dem Bauch heraus. Der gehört auf jeden Fall zu der Fachkompetenz dazu.“ Gab es denn schon einmal eine Fehlentscheidung? „Ja, vor meiner Zeit bei der Bahn, da habe ich nicht auf meinen Bauch gehört und zwei Mitarbeiter eingestellt, obwohl ich mir nicht sicher war. Ich dachte, dass sie sich mit positiver Unterstützung vielleicht noch verändern. Aber das hat nicht funktioniert.“ Wenn Bensel von positiver Unterstützung spricht, meint er die Intensivierung der Personalentwicklung für Führungskräfte, die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern, den Aufbau einer DB Akademie für Führungskräfte..

Wechsel der Perspektiven
Auf die Frage, wie oft in der Regel ein Beruf oder eine Stelle gewechselt wird, antwortet er mit der statistischen Angabe: alle fünf Jahre. Er selbst hat, bis auf eine Ausnahme, alle zehn Jahre gewechselt. „Der Anspruch, immer etwas Neues zu lernen, ist eine große Herausforderung. Das war auch in den meisten Fällen mein Grund zu wechseln.“ Ob Bensel noch einmal die Firma vor seiner Pensionierung wechseln wird, sagt er lachend: „Nein, dafür bin ich zu alt.“ Wann wollen Sie denn die Füße hochlegen? „Früher wollte ich mit 50 aufhören, aber da bin ich ja schon drüber weg. Nein, aufhören möchte ich noch nicht, vielleicht werde ich später noch als Berater arbeiten, das könnte ich mir gut vorstellen.“ Also doch noch zu jung, auf jeden Fall zum Aufhören. Und wie lassen sich Privatleben mit Ihrem Einsatz im Beruf vereinbaren? „Fragen Sie da mal lieber meine Frau. Obwohl, sie ist Ärztin und arbeitet auch sehr viel. Ich denke, dass es mir in den meisten Fällen gut gelungen ist, beides miteinander zu vereinbaren. Jedenfalls beschweren sich meine Kinder nicht. Woran ich das merke? Sie besuchen uns auch jetzt noch gerne und fahren sogar ab und an mit uns in den Urlaub, obwohl sie schon studieren und nicht mehr zu Hause wohnen.“

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