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Deckblatt zur Bewerbungsmappe

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Mit der Bewerbungsmappe erstellen Sie eine Werbebroschüre über Ihre eigene Person. Neben dem Inhalt ist der erste Eindruck ein wichtiger Entscheidungsfaktor. Eröffnen Sie Ihre Bewerbung daher mit einem persönlichen Deckblatt. Setzen Sie Ihren Namen und Ihr Porträt auf die Titelseite.

Auf das Deckblatt gehören üblicherweise folgende Informationen:

  • Ihre Adresse und Telefonnummer – falls vorhanden auch Fax-Nummer und E-Mail-Adresse
  • Eine Überschrift: z. B. „Bewerbung als …“ (Bezeichnung der Stelle, wie ausgeschrieben) oder „Bewerbungsunterlagen für die … GmbH“ (Firma des Stellenanbieters)
  • Ihr Lichtbild (entweder sorgfältig aufgeklebt oder als Scan)
  • Eventuell das Inhaltsverzeichnis zur Bewerbungsmappe.
 

Lesen Sie weitere Texte im karriereführer-Angebot zum Thema Bewerbung.

Bewerbungsmappe

Sind Bewerbungsmappen in Zeiten von E-Mail- und Online-Bewerbungen eigentlich noch zeitgemäß? Je nach Unternehmen sehr wohl: In den Stellenanzeigen ist meist vermerkt, ob der potenzielle Arbeitgeber die Bewerbung lieber per Post oder auf elektronischem Wege erhält. Und wer sichergehen will, welches der richtige Weg ist, fragt am besten schnell in der Personalabteilung nach. 

Soll es die bewährte Postbewerbung sein, sollten Sie eine gute Mappe wählen – denn auch hier zählt der erste Eindruck. In gut sortierten Schreibwarengeschäften wird eine Vielzahl von Bewerbungsmappen angeboten. Geeignet sind sie alle – von einfachen Klemm-Mappen bis hin zu den dreigeteilten, hochwertig gestalteten Mappen. Egal, für was Sie sich entscheiden: Verwenden Sie für den Inhalt keine Klarsichthüllen.

Die Unterlagen werden, ohne Sie zu lochen, in der folgenden Reihenfolge zusammengestellt:

  1. Das Anschreiben liegt oben auf der Mappe, nicht innen.
  2. Das Foto, mit Ihrer Adresse auf der Rückseite, wird auf die erste Seite des Lebenslaufs oben rechts geklebt.
  3. Der Lebenslauf wird mit Datum und Unterschrift versehen.
  4. Dahinter ordnen Sie Zeugnisse und Anlagen ein.

Achten Sie darauf, dass die Zeugnisse und Bescheinigungen so sortiert sind, dass die für die aktuelle Stelle wichtigen und aussagekräftigen zuerst kommen. Die Reihenfolge kann also von Bewerbung zu Bewerbung unterschiedlich sein. Achten Sie auf die Vollständigkeit Ihrer Unterlagen. Stimmt die Adresse auf dem Anschreiben mit der auf dem Umschlag überein? Ist der Umschlag ausreichend frankiert? Mit Ihrem Absender versehen, kann die Bewerbung nun „ab in die Post“.

Interview mit Ulrich Weiss

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Ulrich Weiss ist der Enkel des Firmengründers Leonhard Weiss. Schon als Kind verbrachte er mit seinem Vater viel Zeit auf Baustellen. Seit mehr als drei Jahrzehnten leitet der Ingenieur die Geschicke des traditionsreichen Bauunternehmens im Schwabenland. Im karriereführer spricht er über die Philosophie des Familienunternehmens, Qualifikationen der Nachwuchskräfte und die Zukunft des Baugewerbes. Die Fragen stellte Britta Hecker.

Zur Person

Der Enkel des Firmengründers Leonhard Weiss, Ing. Grad. Ulrich Weiss, ist Vorsitzender der Geschäftsführung des Bauunternehmens. Geboren 1943 in Göppingen, studierte er nach einer Maurerlehre Ingenieurwesen in Stuttgart. Anschließend arbeitete er zunächst bei der Firma Abele in Schorndorf, 1967 kehrte er zum Familienunternehmen zurück. Dort startete er als Bauleiter im Gleisbau. Zwei Jahre später übernahm er die Bereichsleitung und wurde persönlich haftender Gesellschafter der damaligen Leonhard Weiss KG.

Nach der Umstrukturierung wurde Ulrich Weiss stellvertretender Vorsitzender des Bereichs Gleisbau. 2003 wechselte er aus dem operativen Geschäftsbereich in den Beirat des Unternehmens. Zwei Jahre später kehrte er wieder als Vorsitzender in die Geschäftsführung zurück.

2004 erhielt Ulrich Weiss das Bundesverdienstkreuz am Bande. Der 63-Jährige ist verheiratet und hat zwei Kinder. Der Enkel des Firmengründers Leonhard Weiss, Ing. Grad. Ulrich Weiss, ist Vorsitzender der Geschäftsführung des Bauunternehmens. Geboren 1943 in Göppingen, studierte er nach einer Maurerlehre Ingenieurwesen in Stuttgart. Anschließend arbeitete er zunächst bei der Firma Abele in Schorndorf, 1967 kehrte er zum Familienunternehmen zurück. Dort startete er als Bauleiter im Gleisbau. Zwei Jahre später übernahm er die Bereichsleitung und wurde persönlich haftender Gesellschafter der damaligen Leonhard Weiss KG.

Nach der Umstrukturierung wurde Ulrich Weiss stellvertretender Vorsitzender des Bereichs Gleisbau. 2003 wechselte er aus dem operativen Geschäftsbereich in den Beirat des Unternehmens. Zwei Jahre später kehrte er wieder als Vorsitzender in die Geschäftsführung zurück.

2004 erhielt Ulrich Weiss das Bundesverdienstkreuz am Bande. Der 63-Jährige ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Haben Sie sich jemals etwas anderes vorgestellt, als im Bauunternehmen Leonhard Weiss zu arbeiten?
Nach meinem Studium war ich zunächst in einer anderen Firma im Bereich Konstruktion tätig. Mein Vater war nicht erfreut darüber. Für mich jedoch war es ganz wichtig, in einem anderen Unternehmen zu lernen. Im eigenen ist man doch immer „der Sohn vom Chef“. Aber ich bin natürlich mit der Firma Leonhard Weiss aufgewachsen und habe das Bauwesen schon von klein auf hautnah miterlebt. Für mich gab es nichts anderes.

Was ist das Besondere an einem Familienunternehmen?
Das ganze Unternehmen ist wie eine Familie. Wir halten zusammen, vertrauen einander und setzen aufeinander. Unsere Mitarbeiter verstehen sich als Mitunternehmer und sind in viele wichtige Entscheidungen eingebunden. Wir Gesellschafter saugen das Unternehmen nicht aus, sondern lassen die Gewinne größtenteils im Unternehmen. So ist Leonhard Weiss in der Lage, modernste Techniken einzukaufen und einzusetzen. Zudem bleibt das Unternehmen dauerhaft bankenunabhängig. Die Mitarbeiter erkennen dadurch, wofür sie arbeiten – jeder für den Erhalt seines Arbeitsplatzes und die Entwicklung des Unternehmens. Als Geschäftsführer verstehe ich mich als einen von 2600 Mitarbeitern.

Welche Meilensteine in der Geschichte des Unternehmens haben Sie erlebt und mitgestaltet?
Die 50er, 60er und 70er Jahre standen für das Unternehmen ganz im Zeichen der Mechanisierung. Die Schlagworte heute heißen: schnell, wirtschaftlich, termintreu. Diesen Anforderungen werden wir mit bestens geschultem Personal und modernster Maschinentechnik gerecht. Ein Beispiel: Unsere Schnellumbauzüge sind Fließbänder auf Rädern und garantieren das Einhalten kürzester Sperrzeiten auf Gleisstrecken. In diesem Bereich sind wir heute führend. In der Zeit der Mechanisierung haben wir frühzeitig angefangen, Maschinen zu kaufen, um unsere Leistungsfähigkeit maßgeblich zu erhöhen. Unsere Erfahrungen und Ideen haben wir bei den Herstellern eingebracht, gemeinsam umgesetzt und so die Weiterentwicklung der Maschinentechnik in allen Bereichen des Bauens vorangetrieben.

An welchen Großprojekten hat Ihr Unternehmen mitgewirkt?
Wir haben zum Beispiel bei vielen Großprojekten der Bahn mitgearbeitet. An der Bahnstrecke Köln-Rhein-Main haben wir 42 Kilometer Gleise gebaut. Die ICE-Strecke wurde 2002 eingeweiht. Das war schon eine große Herausforderung, die wir gemeinsam mit Partnern aus dem Mittelstand erfolgreich gelöst haben. Dann bauen wir mit an der Neubaustrecke Nürnberg- München – ein Projekt mit einem Volumen von 300 Millionen Euro. Und ich denke natürlich gerne an das Großprojekt Messe Stuttgart. Dafür waren mehr als zwei Jahre Bauzeit vorgesehen. Wir haben nur eineinhalb Jahre gebraucht. In so kurzer Zeit so viele Bauwerke zu erstellen – das ist schon sehr anspruchsvoll. Im Moment bauen wir unter anderem für BMW einen beispielhaften Windkanal.

Wie oft sind Sie selbst noch auf der Baustelle?
Der Kontakt und das Gespräch mit jedem Mitarbeiter im Haus sind mir wichtig. Ich besuche heute, wann immer es mir möglich ist, verschiedene Baustellen.

Auf welche Entwicklung im Unternehmen sind Sie besonders stolz?
Wir haben uns 1998 neu positioniert. Unsere Niederlassungsstrukur wurde in eine Spartenstruktur umgewandelt: Straßen- und Netzbau, Ingenieur- und Schlüsselfertigbau, Gleisbau und die Zentralen Dienste. Entgegen der Konjunktur hat sich unser Unternehmen nach oben entwickelt. Trotz der Strukturkrise am Bau haben wir in den vergangenen zehn Jahren unsere Mitarbeiterzahl gehalten beziehungsweise sogar geringfügig erhöht.

Wie sieht es mit dem Bedarf an Hochschulabsolventen aus?
Wir brauchen laufend Bauingenieure in allen Sparten, weil wir uns ständig weiterentwickeln. Bei uns arbeiten im Moment etwa 180 Bauingenieure. Wir brauchen Praktiker, Unternehmer, die wissen, worum es geht. Denn auf der Baustelle verdienen wir unser Geld.

Welche Qualifikationen schätzen Sie bei Berufseinsteigern besonders?
Es kommt immer auf die persönlichen Eigenschaften an. Jeder Mensch hat seine Stärken und Schwächen. Jeder hat einen ganzen Fächer an Begabungen, und die gilt es zu entdecken. Der Beruf des Bauingenieurs bringt den Umstand mit sich, jeden Tag mit Menschen umgehen zu dürfen. Dazu ist ein gesunder Menschenverstand erforderlich. Teamfähigkeit, Personalführung und gewisse rhetorische Fähigkeiten sind genauso gefragt.

Wie viel Wert legen Sie auf Auslandserfahrungen der Absolventen?
Das Baugewerbe wird immer internationaler werden. Deshalb ist es unerlässlich, dass die Nachwuchskräfte während der Ausbildung ins Ausland gehen. Mit der Öffnung der Grenzen hat sich auch unser Betätigungsfeld erweitert. Unsere Aufträge außerhalb Deutschlands machen inzwischen zehn Prozent aus. Wir arbeiten in Skandinavien, Rumänien, Tschechien, in der Schweiz, in Italien und neuerdings auch in Dänemark.

Wie sieht die Zukunft des Baugewerbes aus?
Meiner Ansicht nach hat die Strukturkrise im Baugewerbe die Talsohle durchschritten. Wir werden uns auch in Zukunft interessante Projekte suchen – je anspruchsvoller, desto besser. Ob Infrastrukturprojekte, Schienenwege oder Ingenieurbauwerke – es gibt genug zu tun. Bauingenieure werden immer gebraucht. Die Strukturkrise hat zwar viele abgeschreckt, Bauingenieurwesen zu studieren. Aber wie es jetzt aussieht, haben sie die besten Chancen, einen Arbeitsplatz zu finden und interessante Projekte zu betreuen.

Wird es in der Firma Leonhard Weiss einen weiteren Nachfolger aus der Familie Weiss geben?
Ja, mit Sicherheit. Leonhard Weiss soll auch in Zukunft ein familiengeführtes Unternehmen bleiben. Aus den Gesellschafterfamilien arbeiten heute bereits drei Söhne und Junggesellschafter in verantwortungsvollen Positionen.

Zum Unternehmen

Die Geschichte des Bauunternehmens, das Leonhard Weiss im Jahr 1900 gründete, beginnt mit dem Gleisbau. Nach dem Zweiten Weltkrieg kommen weitere Sparten hinzu. Heute ist das Unternehmen ein Komplettanbieter von Bauleistungen. Mit drei operativen Geschäftsbereichen, dem Straßen- und Netzbau, dem Gleisbau und dem Ingenieur- und SF-Bau (schlüsselfertiges Bauen), bedient das mittelständische Unternehmen sowohl regionale als auch überregionale Kunden.

Das Unternehmen hat zwei Standorte in Göppingen und Satteldorf sowie 13 weitere Niederlassungen bundesweit.

Bei Leonhard Weiss sind etwa 2600 Mitarbeiter beschäftigt.

Individuelle Selbst-PR: Die „Dritte Seite“

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Die „Dritte Seite“, auch „Persönliches Statement“ oder „Qualifikationsprofil“ genannt, ist für viele Personalentscheider noch neu und zieht daher Aufmerksamkeit auf sich. Sie bietet Ihnen die Möglichkeit, Ihrer Bewerbung eine besondere persönliche Note zu geben. Wem es an dieser Stelle gelingt, in wenigen kurzen Sätzen einen überzeugenden Eindruck zu vermitteln, hat gute Chancen auf ein Vorstellungsgespräch.

Idee
Die Idee für diese Komponente wurde Mitte der 90er-Jahre im „Berliner Büro für Berufsstrategie“ Hesse/Schrader entwickelt. Hintergrund ist, dass die Informationen in Anschreiben und Lebenslauf aufgrund der Vielzahl an Bewerbungen und des Zeitdrucks in den Personalabteilungen zu wenig Beachtung finden. Die „Dritte Seite“ dagegen spielt die Rolle eines „Eye-Catchers“ und liefert – gut konzipiert – überzeugende Argumente.

Form
Wie der Name schon sagt: Die „Dritte Seite“ sollte sich auf den Umfang einer Seite beschränken. Sie liegt in der Bewerbungsmappe hinter dem Deckblatt und dem Lebenslauf.

Inhalt
Zweck der „Dritten Seite“ ist es, Ihre Persönlichkeit zu unterstreichen. Inhaltlich sollte sie daher zentrale Aussagen in Anschreiben und Lebenslauf aufgreifen und pointieren. Hier können Sie persönliche Eigenschaften, Stärken oder Angaben zu Ihrer Motivation, Ihrem Arbeitsstil oder Erfahrungen aus Ihrem bisherigen Werdegang formulieren. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt. Insgesamt sollte die „Dritte Seite“ kurz und knackig formuliert sein sowie Optimismus und Tatendrang vermitteln.

Glaubwürdigkeit
Bei aller Kreativität sollten Sie überzogene Stilblüten vermeiden und darauf achten, dass Form und Inhalt zu Ihnen passen. Es geht nicht um eine gute B-Note für Erfindungsreichtum. Vielmehr stellt die „Dritte Seite“ unter Beweis, dass Sie Ihre Bewerbung und Eignung sorgfältig reflektiert haben.

Mögliche Überschriften

  • Zu meiner Person
  • Über mich
  • Warum Sie mich kennen lernen sollten
  • Was sonst noch für mich spricht
  • Was Sie sonst noch von mir wissen sollten
  • Meine Motivation
 

Lesen Sie weitere Texte im karriereführer-Angebot zum Thema Bewerbung.

Interview mit Rolf-Magnus Weddigen

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In seinem 20. Berufsjahr bei der Strategieberatung Bain & Company wurde Rolf-Magnus Weddigen 2009 zum Deutschland-Chef berufen. Welche Aspekte seinen Job zum Traumberuf machen und wie es einem Consultingeinsteiger gelingt, die Grenzen des Erfolgs auszuweiten, erklärt der leidenschaftliche Berater im Interview.Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Rolf-Magnus Weddigen, 48 Jahre, studierte Wirtschaftsingenieurwesen an der Technischen Universität Karlsruhe und erwarb einen MBA an der Business School INSEAD in Fontainebleau bei Paris. Vor seinem Einstieg bei Bain arbeitete er zunächst bei einem deutschen Automobilzulieferer sowie in England in der Computerindustrie und in Dänemark bei einem Unternehmen der Biotechnologie. 1989 begann er seine Karriere bei der Strategieberatung Bain & Company. Er arbeitete sich im Unternehmen Schritt für Schritt nach oben und wurde im August 2009 Deutschland-Chef. Der Managing Director ist Mitglied des weltweiten Board of Directors von Bain & Company und leitet zudem die Private-Equity-Gruppe im deutschsprachigen Raum. Zu seinen Kunden zählt Rolf-Magnus Weddigen in erster Linie Finanz- und strategische Investoren. Diese berät er bei M&ATransaktionen sowie den nachfolgenden Maßnahmen zur Integration und Wertsteigerung der Unternehmen.

Herr Weddigen, wann haben Sie zuletzt gedacht, dass Sie einen wunderbaren Beruf ausüben?
Das denke ich eigentlich täglich, ob bei Besprechungsrunden in unseren Teams, im Gespräch mit Klienten oder im Kontakt mit Bewerbern. Ein Beispiel: Gestern saß ich mit meinem Team zusammen, wir arbeiteten an den Eckpfeilern einer Internationalisierungsstrategie für einen europäischen Industriekunden. Natürlich ist genau das der Job des Beraters. Aber ich finde es immer wieder erstaunlich, welche Dynamik sich entwickelt, wenn talentierte und leidenschaftliche Leute gemeinsam daran arbeiten, die beste Lösung zu finden. In meinem Team ist ein Kollege Projektleiter, den ich vor sechs Jahren als Associate Consultant eingestellt habe und dessen enorme Entwicklung mich seither sehr beeindruckt hat.

Wie ist denn die Atmosphäre in solchen Teambesprechungen? Enorm diszipliniert oder kreativ chaotisch?
Es geht munter zu. Grundlage ist eine gewisse Struktur in Gestalt der Problemstellung. In der Diskussion stellen sich schnell die wesentlichen Eckpfeiler heraus, und unter Zuhilfenahme der Fakten, Meinungen und Erfahrungen entstehen letztlich die Lösungen.

Wie sind diese Teams zusammengesetzt? Gibt es feste Rollen?
Nein, das wechselt ständig. Es kommt nicht selten vor, dass der Associate Consultant und der Partner unterschiedliche Standpunkte vertreten und auch auf Augenhöhe debattieren.

Was macht denn eine Strategie, die Sie mit Ihren Teams entwickeln, zu einer erfolgreichen Strategie?
Wenn aus der Strategie echte Ergebnisse und gelebte Veränderungen entstehen. Strategien werden gerne vorschnell als etwas Abgehobenes oder Abstraktes abgetan. Aber ich erlebe, wie Strategien in Unternehmen tatsächlich umgesetzt werden – und zwar vom Vorstand bis zum Vorarbeiter. Diese Momente machen meinen Beruf wunderbar, denn als Berater erlebe ich sie in einer Dichte, wie es in einer klassischen Industriekarriere wohl selten vorkommt.

Was muss ein Bewerber mitbringen, um Sie zu überzeugen?
Wer in die Beratung einsteigen möchte, sollte neben einer exzellenten Ausbildung eine ausgewogene Mischung aus Intellekt, Neugierde und Bodenhaftung sowie den Willen zum Erfolg mitbringen. Es geht darum, die Grenzen des eigenen Erfolgs zu erforschen und zu erweitern. Mein Großvater sagte immer: „Erfahrung ist die Summe aller Misserfolge.“ Klingt negativ, hat aber einen wahren Kern: Fehler sind wichtig, denn aus ihnen lernt man.

Wie geradlinig sollten Lebensläufe sein, die Ihnen imponieren?
Eine gewisse Zielstrebigkeit ist wichtig. Doch zwischen den einzelnen Stationen dürfen gerne mehrere Jahre und auch mal ein Umweg liegen. Denn auf den Umwegen können Sie viel Positives erleben, was Ihnen auf dem Königsweg möglicherweise verschlossen bleibt.

Welche Umwege sind Sie denn gegangen?
Ich habe einige Schleifen gedreht. Von der Uni bis zum Einstieg ins Consulting hat es bei mir drei Jahre gedauert. Ich habe in dieser Zeit eine Menge ausprobiert, war bei einem deutschen Automobilzulieferer, in einem englischen IT-Konzern und in Dänemark in einer Biotech- Firma. In diesen drei Jahren habe ich vor allem herausgefunden, was ich nicht möchte, und vieles gelernt, was mich letztlich zu einem besseren Berater gemacht hat.

Was raten Sie Absolventen, die vor dem Berufseinstieg noch Praxiserfahrungen sammeln möchten?
Praktika sind sinnvoll und notwendig, und zwar nicht ausschließlich in der Unternehmensentwicklung großer Konzerne oder im kaufmännischen Bereich. Mixen Sie das mit Ihrer ganz persönlichen „Bucket List“, also den Abenteuern oder Erfahrungen, auf die Sie in Ihrem Leben auf keinen Fall verzichten möchten. Das macht Ihren Lebenslauf für uns spannend. Denn letztlich geht es darum, die eigene Persönlichkeit zu entwickeln und den Horizont zu erweitern. Die heutigen Bewerber sind in dieser Hinsicht sehr vielseitig. Sie haben Erfahrungen im Ausland gesammelt, sich in gemeinnützigen Organisationen engagiert und haben über all diese Aspekte ein großes Selbstverständnis für ihre Karriere entwickelt. Solche Einsteiger sind ein Gewinn für die Consultingbranche.

Sie sprachen vom Erforschen und Ausweiten der Grenzen des Erfolges. Was meinen Sie konkret damit?
Beratung bedeutet lebenslanges Lernen – und das in einem sehr zügigen Tempo. Mit jedem Schritt, den ich gehe, lerne ich dazu. Dabei kommt es vor, dass man als Einzelner vor einer Aufgabe steht, die man als zu herausfordernd oder sehr umfangreich empfindet. Und dann muss sich ein Einsteiger als Teamplayer erweisen. Denn er arbeitet mit Kollegen zusammen, die selber schon an einem solchen Punkt waren und eine Antwort gefunden haben. Wer also die Teamkultur nutzt, erreicht deutlich mehr. Die Grenzen des Erfolgs auszuweiten, bedeutet für mich, von und mit anderen zu lernen.

Zügiges Tempo, lebenslanges Lernen, große Leistungsbereitschaft: Die Ansprüche an Consultants sind hoch. Wie gelingt Ihnen eine Work-Life- Balance?
Da musste ich auch erst ein bisschen experimentieren, wobei ich diese Balance als sehr wichtig erachte. Ich rate Bewerbern, Unternehmen dahingehend zu testen. Wer eine Karriere verfolgt, muss sich Freiräume schaffen, in denen der Job keine Rolle spielt. Das kann das Wochenende sein oder, wie bei mir vor einiger Zeit, ein halbjähriges Sabbatical. Aber auch während der Arbeitswoche ist es wichtig, sich einen Ausgleich zu suchen. In dem Begriff der Work-Life- Balance steckt aber eben auch „Work“, also die Arbeit. Und ein Arbeitsumfeld, in dem Sie als Person authentisch sein können, unterstützt Ihre Balance. Ich habe im Verlauf meiner Karriere gelernt, dass ich am erfolgreichsten bin, wenn ich im Job mit mir selbst im Einklang bin. Dazu brauche ich ein Arbeitsumfeld, das fördert und fordert.

Zum Unternehmen

Bain & Company ist mit mehr als 4800 Mitarbeitern sowie 44 Niederlassungen in 29 Ländern eine der weltweit führenden Strategieberatungen. Gegründet wurde das Unternehmen 1973 in Boston. Von Beginn an setzte es darauf, nicht nur konzeptionelle Strategiearbeit zu bieten, sondern mit dem Management des Klienten konkrete Lösungen zu erarbeiten und auch umzusetzen.

An dieses Konzept angepasst hat Bain seine Vergütungspraxis: Als erstes Consulting-Unternehmen hat es die Honorierung für die Beratung an den Erfolg des Projekts gekoppelt. Im deutschsprachigen Raum ist Bain & Company seit 1982 vertreten. Das erste deutsche Büro eröffnete in München. Dort sowie in den weiteren Standorten in Zürich, Düsseldorf und Frankfurt am Main sind derzeit rund 500 Mitarbeiter beschäftigt.
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Interview mit Dr. Herbert Walter

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Dr. Herbert Walters Laufbahn im Bankgeschäft gleicht einer Bilderbuchkarriere. Vom Trainee bei der Deutschen Bank stieg er bis an die Spitze der Dresdner Bank auf. Seit seinem Rücktritt von diesem Posten im Januar 2009 arbeitet Herbert Walter als Unternehmensberater für Mittelstand, Finanzdienstleister und Investoren. Im Interview fordert er von Banken und Beratern ein Umdenken und gibt Hinweise, wie auch im Umfeld der Finanzkrise eine Bilderbuchkarriere gelingen kann. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Dr. Herbert Walter, geboren am 10.08.1953 in Prien am Chiemsee, schloss 1971 seine Ausbildung zum Bankkaufmann ab, machte 1974 sein Abitur und studierte anschließend BWL in München. Seine Promotion legte er 1982 ab, nachdem er zuvor als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Bankbetriebslehre und Finanzierung an der Universität München gearbeitet hatte. Ein Jahr später begann er seine Berufskarriere als Trainee bei der Deutschen Bank. Er war Direktionsassistent in der Münchener Filiale und von 1985 bis 1989 Referent des Vorstands Ulrich Cartellieri. Walter stieg 1989 in die Direktion der Bezirksfiliale Bochum auf. 1998 verantwortete man ihm die Leitung des Projekts Deutsche Bank 24 AG, der Zusammenführung des Filialgeschäfts der Deutschen Bank mit der Direktbank-Tochter Bank 24. Er war bis 2003 Vorstandssprecher der Deutschen Bank 24 und wechselte im März 2003 als Vorstandsvorsitzender zur Dresdner Bank.

Walter sanierte das unter Druck geratene Traditionshaus, bevor durch die Finanzkrise die Investmentbank-Tochter Dresdner Kleinwort riesige Verluste machte. Die Dresdner Bank wurde zum Kaufobjekt, im August 2008 schlug die Commerzbank zu. Im Januar 2009 trat Herbert Walter als Vorstandsvorsitzender zurück; im März 2009 verzichtete er auf die Abfindung in Höhe von 3,6 Millionen Euro, die ihm vertragsrechtlich zugestanden hätte. Seitdem ist er als freier Spitzenberater tätig und ist Mitglied im Aufsichtsrat der Lufthansa. Herbert Walter ist verheiratet, hat drei Kinder und ist in seiner freien Zeit ein leidenschaftlicher Rad- und Mountain-Bike-Fahrer.

Herr Walter, stimmt es, dass Sie eigentlich Journalist werden wollten?
Ich habe zumindest als Student und später in meiner Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter als fester freier Mitarbeiter für zwei Zeitungen gearbeitet. Das hat mir viel Spaß gemacht, und ich habe in der Tat eine Zeit lang daran gedacht.

Gibt es eine Sache, die Journalisten und Banker gemeinsam haben?
Journalisten müssen beweglich sein, müssen die Strömungen der Zeit aufnehmen. In der Hinsicht muss der Bankmensch in ganz ähnlicher Weise unterwegs sein, weil auch bei ihm aus ganz verschiedenen Richtungen Informationen zusammenlaufen, die er dann zu interpretieren hat. Für beide Berufe benötigt man großes Interesse an allem, was um einen herum vorgeht.

Sie sind 1983 als Trainee in das Bankgeschäft eingestiegen. Lässt sich die Branche von damals noch mit der von heute vergleichen?
Im Grundansatz ist das Banking als Geschäftssystem heute nicht großartig anders als vor 30 oder auch 100 Jahren. Es geht immer darum, für Kunden Risiken zu managen. Festhalten muss man, dass Anfang der Achtzigerjahre der absolute Schwerpunkt der Banken im Kreditgeschäft lag. Das Wertpapiergeschäft war damals weit weniger entwickelt. Was sich bis heute geändert hat, ist die enorm gestiegene Komplexität des Angebots. Es gab eine regelrechte Explosion an Produkten – vor allem im Anlagebereich.

Hat diese Komplexität eine Vielzahl von Bankberatern überfordert?
Diese Komplexität war sicherlich neu; auf der anderen Seite hat der Bankberater die meisten Innovationen aber mundfertig serviert bekommen. Die Vor- und Nachteile eines Fonds sowie die dazu passende Kundenklientel hat die Vertriebssteuerung in einer einigermaßen übersichtlichen Art und Weise geliefert. Es ist grundsätzlich ja auch nicht schlecht, wenn die Alternativen bei der Geldanlage größer werden.

Klingt positiv, jedoch bekommen Bankberatungen heute miserable Noten. Die gesamte Finanzbranche steht im Fokus der Kritik. Was lief falsch?
Ich glaube schon, dass jeder Bankberater den Willen hat, ein Dienstleister für den Kunden zu sein. Gleichzeitig gibt es aber eben auch das Interesse seines Arbeitgebers. Diese beiden Interessen auszubalancieren, ist sicherlich eine anspruchsvolle Aufgabe, und sie gelingt in einem positiven Umfeld naturgemäß besser als in schlechten Zeiten.

Nun haben viele Menschen den Eindruck, der Bankberater lässt seine Kunden nicht nur im Regen stehen, sondern schickt sie sogar tiefer ins Unwetter hinein – ohne auf die Risiken hinzuweisen.
Wenn es um eine eindeutige Kommunikation von Risiken in der Geldanlage geht, sind zunächst einmal die Bankhäuser gefragt. Die Organisationen müssen von sich aus ein stärkeres Interesse haben, jedem Kunden ein einfaches Instrument an die Hand zu geben, damit er die Risiken seiner Anlage insgesamt abschätzen kann. So etwas ist kein Hexenwerk. Zur Steuerung von marktorientierten Geschäftsabteilungen gibt es ja bereits die Maßzahl des „value at risk“. So etwas Ähnliches muss es auch für Privatkunden geben. Die heutige Einteilung in Risikoklassen für einzelne Produkte reicht nicht.

Aber auch der Berater muss mitspielen.
Ja. Er muss sich bei allem, was er tut, immer bewusst sein, dass er das Geld des Kunden verwaltet und er primär dazu da ist, im Interesse des Kunden zu arbeiten. Das gilt besonders in den Momenten, in denen der Berater beim Kunden eine Unsicherheit in finanziellen Angelegenheiten bemerkt. In den vergangenen Jahren wurde zu oft die schnelle Rendite zum Thema gemacht. Die andere Seite der Medaille, ein mögliches künftiges Risiko, wurde eher verdrängt.

Hat denn ein junger Bankberater, der seinem Chef sagt, er setze auf langfristige und nachhaltige Beratung statt auf schnelle Abschlüsse, überhaupt eine Chance?
Eine Sorge muss er nicht haben: Instrumente, die auch diese langfristigen Erfolge sichtbar machen, sind vorhanden. Gut geführte Banken arbeiten heute mit Balanced Scorecards, die die verschiedenen Interessen ausbalancieren: die des Kunden, des Beraters und der Bank. Jedoch kommen wir ohne Frage aus einer Zeit, in der das kurzfristige Denken gesamtgesellschaftlich sehr ausgeprägt war und der schnelle Profit – beim Kunden wie bei der Bank – den größten Einfluss auf die Art der Geldanlage hatte. Da die Instrumente vorhanden sind, die verschiedenen Interessen auszutarieren, werden die Erfahrungen der vergangenen zwei Jahre dafür sorgen, dass das Kundeninteresse stärker in den Mittelpunkt rücken wird. Diese Entwicklung ist gut.

Den Preis dafür, das Interesse der Kunden nicht genügend beachtet zu haben, zahlt die Bankbranche mit einem enormen Imageverlust. Tut Ihnen das in der Seele weh?
Wenn man auf die Geschichte zurückblickt, hatte der Bankmann noch nie den allerbesten Ruf. Das hatte sich ein wenig geändert, als es in den Achtziger- und Neunzigerjahren neben den vielen Innovationen auf dem Finanzmarkt deutliches Wachstum zu verzeichnen gab. Die Geldanlagen der meisten Kunden zahlten sich aus – in solchen Zeiten ist es einfach, Banker zu sein. In den vergangenen zehn Jahren gab es jedoch zwei schwere Krisen, die beim Anleger einiges an Wert vernichtet haben. Dass in dieser Zeit der Berufsstand des Bankers kritischer beäugt wird, verwundert nicht. Die Branche muss jedoch ernsthaft darüber nachdenken, wie sie das in diesem Krisenjahrzehnt verloren gegangene Vertrauen zurückgewinnt.

Wie schwierig ist es für einen jungen Finanzberater, selbstbewusst und motiviert Karriere zu machen?
Man darf eines nicht verkennen: Der Ruf der Banken in der Gesellschaft ist aktuell schlecht. Fragen Sie aber Menschen, wie sie mit dem, was ihr persönlicher Berater für sie tut, zufrieden sind, bekommen Sie auch viel Positives zu hören. Wer heute eine Karriere in dieser Branche beginnt, muss jedoch wissen, in welchem Umfeld er arbeiten wird. Er muss wissen, dass der Staat größeren Einfluss ausüben wird, dass es wieder mehr Regulierungen geben wird. Er muss wissen, dass er derzeit keinen großen Vertrauensvorschuss genießt. Doch er hat die Chance, dieses Vertrauen zu gewinnen, wenn er offen mit seinen Kunden redet, und – wenn die Bank ihm die Freiheit einräumt – dies auch zu tun.

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Lebenslauf mit internationalem Gütesiegel

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Sie haben also Ihre ersten beruflichen Erfahrungen in der Heimat gesammelt, jetzt möchten Sie erste Auslandserfahrungen sammeln. Doch wie wird ein internationaler, bzw. amerikanischer, Lebenslauf aufgebaut? Das verrät das kleine Bewerbungs-Einmaleins Berufserfahrenen und weniger Erfahrenen. Nähere Informationen zum „Europäischen Lebenslauf“ finden Sie in den weiterführenden Links.

Das perfekte Layout eines amerikanischen Lebenslaufes ist mehr als das Salz in der Suppe. Ob Sie sich auf ein bis zwei Seiten richtig verkaufen können, entscheidet schnell über eine Einladung zum Bewerbungsgespräch (Job-Interview) oder dem Mülleimer (circular file). Die Bewerbungs-Experten von squeaker.net (www.squeaker.net) haben einige Tipps zum Layout eines professionellen US-Lebenslaufes (Resume oder CV = Curriculum Vitae) zusammengestellt:
„Der US-Lebenslauf soll Ihre Fähigkeiten, Qualifikationen und Leistungen gegenüber Arbeitgebern vermarkten.“ Grundsätzlich gilt für den US-Lebenslauf, dass er weniger eine einfache Aufzählung Ihrer Lebensdaten ist, als vielmehr ein Marketinginstrument, das genau auf die anvisierte Stelle angepasst ist.

  • Überlegen Sie sich bei jedem Punkt, wie diese Information zu einem eindrucksvollen und stringenten Gesamtbild Ihrer Person beiträgt.
  • Verstehen Sie den Lebenslauf als „Teaser“ – ein Instrument zum Interesse-Wecken beim potenziellen Arbeitgeber.

Planen Sie die Informationsaufteilung so, dass der Personaler Interesse bekommt, Sie persönlich kennen zu lernen. Geben Sie nicht zu viele Informationen preis. Lassen Sie genügend Freiraum, die Informationshäppchen aus dem Lebenslauf mit interessanten Geschichten im Job-Interview zu ergänzen.

Struktur
Diese Anforderungen spiegeln sich besonders in der vom deutschen Lebenslauf abweichenden Anordnung wider. Der US-Lebenslauf ist meistens anti-chronologisch aufgebaut. Die wichtigsten – und somit meistens die neuesten – Fakten werden am Anfang angepriesen. Je länger Ihre Erfahrungen zurückliegen, desto weiter unten angesiedelt und oberflächlich abgehandelt erscheinen sie im US-Lebenslauf.
In den einzelnen Lebens-Stationen wird weniger Fokus auf Ihre Person als auf positions-relevante Fakten gelegt. Es geht im US-Lebenslauf weder darum, Lebensdaten bürokratisch akkurat aufzulisten, noch sich selber als alleskönnender Superman darzustellen. Heben Sie stattdessen hervor, welche konkreten Erfahrungen in der Vergangenheit für die neue Position wichtig sind.
Für Studenten und Absolventen mit wenig Berufserfahrung (Ausbildung, Praktika) empfehlen wir folgende Struktur:

  1. Education (=Studienschwerpunkte, Abschlüsse)
  2. Professional Experience (=Ausbildung, Praktika)
  3. Other relevant skills (Wichtig: Nur relevante Fähigkeiten!)
  4. Community Activities, Awards, Professional Recognition

Hier steht das Studium als Hauptkriterium zur Einstellung im Vordergrund. Es macht wenig Sinn, ein paar Praktika stärker als das Studium zu gewichten.

Schulabschluss:
Ersparen Sie dennoch sich und dem Personaler die Mühe, Ihre Leistungskurse oder Ihren Wehr-/Zivildienst im Detail zu beschreiben oder als besonders relevant für die Position zu erwähnen. Es reicht vollkommen, Ihren Schulabschluss mit Abschlussnote zu erwähnen. Letztere macht auch nur Sinn, wenn Sie überdurchschnittlich ist, also zu einer positiven Selbstpräsentation beiträgt. Angaben zu Ihrer Grundschulzeit sind gar komplett obsolet.
Absolventen und jungen Berufstätigen, bei denen die bereits gemachte berufliche Erfahrung für die Stelle besonders relevant ist, empfehlen wir abweichend folgende Struktur:

  1. Career objective
  2. Professional Experience
  3. Education
  4. Other relevant (!) skills
  5. Community Activities, Awards, Professional Recognition

1.) Career Objective
Fassen Sie am Anfang des Lebenslaufes in 1-3 Sätzen prägnant zusammen, wer Sie sind und warum Sie welches Karriereziel verfolgen. Bringen Sie’s auf den Punkt und vermeiden Sie leeres Geschwätz. Hier können Sie aus einer professionellen Sicht rechtfertigen, warum Sie für diese Stelle geeignet sind.
Studenten (s.o.) sollten diese Informationen eher im Anschreiben (=Cover Letter in den USA; Covering letter in GB) unterbringen.

2.) Education
Benutzen Sie ruhig die Originalbezeichnungen Ihrer Abschlüsse (Abitur, Diplomkaufmann) und finden Sie ein erklärende (aber passende!) Übersetzung.
Vermeiden Sie typische Fehler:

  • Gymnasium heißt in den USA „Turnhalle“!
  • Nennen Sie Ihr Diplom nicht einfach nur „Diploma“, da dies in den USA als nichts besonderes gilt!
  • Ein Diplomkaufmann ist kein MBA!
  • Listen Sie nicht jeden einzelnen Kurs auf, sondern nur relevante und herausragende Leistungen.

Machen Sie Ihre Durchschnittsnoten ruhig für Ihren Empfänger verständlich, indem Sie sie relativieren: Z.B.: Equals A-; Above average; Top 10% of class.

3.) Professional Experience
Vermeiden Sie es, die Unternehmen für die Sie gearbeitet haben detailiert zu beschreiben – heben Sie sich die Details für Ihre tatsächlichen Erungenschaften auf. Wiederholen Sie nicht einfach die Stellenbeschreibung, sondern erklären Sie, welche Fähigkeiten Sie erlernen konnten, die Sie in der neuen Stelle einsetzen können. Hierdurch beweisen Sie Ihren Wert für den potenziellen Arbeitgeber.
Scheuen Sie sich nicht vor Quantifizierungen oder Superlativen. Diese Form der Bescheidenheit mag in Deutschland angebracht sein, in den USA bedeutet jede geringere Formulierung als ein Superlativ Mittelmäßigkeit. Wenn Sie sich in den Formulierungen unsicher sind, holen Sie sich den Rat von US-Lebenslauf-Experten.
Bsp.:

  • „Achieved the highest gross sales in the history of the store, a 17% increase over prior manager”

Aber Vorsicht: Beschränken Sie sich auf Angaben, die für Ihren Wunsch-Job relevant sind und seien Sie niemals unehrlich!

4.) Other skills
Außeruniversitäres, soziales, religiöses oder politisches Engagement kann für Ihre Karriere und somit für Ihre Bewerbung sehr nützlich sein, besonders wenn Sie eine Führungsposition inne hatten.
Ordnen Sie Ihre sprachlichen Fähigkeiten in die Kategorien „native“ – „fluent“ – „advanced“ – „basic“ ein. Computerfähigkeiten sollten angepasst an die Anforderungen der Position übersichtlich und verständlich erklärt werden.
Grundsätzlich sollten Sie anhand Ihrer Erfahrungen einen roten Faden in der Entwicklung Ihrer Fähigkeiten aufzeigen. Als Sportler haben Sie möglicherweise Teamwork-Erfahrung, Ihre künstlerische Erfahrung zeugt von Kreativität und Ihr Studentenjob im Call-Center hat Ihre Kommunikationsfähigkeit verbessert. Eigeninitiative und ein ein reicher Erfahrungsschatz sind in den USA gerne gesehen, sofern es Ihnen gelingt, ein zusammenhängendes Bild mit Ihrem Lebenslauf abzugeben.

5 Tipps für den US-Lebenslauf:

  1. Passen Sie alle Aussagen an die Position an.
  2. Drucken Sie Ihren Lebenslauf mit einem Laserdrucker auf gutem Papier aus.
  3. Betonen Sie Ihre Errungenschaften.
  4. Benutzen Sie aussagekräftige „Action Words”.
  5. Bewahren Sie ein sauberes Layout und versuchen Sie, Ihren Lebenslauf auf eine Seite zu beschränken.

5 Fehler, die man vermeiden sollte:

  1. Vermeiden Sie Fehler in der Sprache, der Rechtschreibung und landestypischen Zahlenformaten.
  2. Erwähnen Sie nicht Ihre Gehaltswünsche.
  3. Lassen Sie keine langen, unerklärten Lücken im Lebenslauf.
  4. Erwähnen Sie nicht Ihre Grundschule, Ihre Eltern oder Ihre Haustiere.
  5. Erwähnen Sie in Ihrer US-Bewerbung nicht: Alter, ethnischen Hintergrund, Geschlecht, Religion. Fügen Sie kein Foto bei!

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Interview mit Manfred Volk

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Als Manfred Volk 1979 sein erstes Wasserkraftwerk konstruierte, war er noch Student. Heute gehört seine Wasserkraft Volk AG zu den internationalen Playern der Branche und baut Kraftwerke für Kunden in mehr als 40 Ländern. Im Interview erzählt Manfred Volk seine Unternehmensphilosophie und verrät, welches Basiswissen Ingenieure in seinen Augen mitbringen müssen. Die Fragen stellte André Boße.

Ihr Unternehmen begann 1979 als kleine „Garagenfirma“ im Schwarzwald. Sie waren seinerzeit noch Student. Hatten Sie schon damals den Gründertraum, dass das Unternehmen so stark wachsen und zu einem internationalen Player werden wird?
Es war schon in den Siebzigerjahren klar, dass fossile Brennstoffe endlich sind und die Atomkraft ein enormes Risiko mit einem nicht absehbaren Entsorgungsproblem birgt. Von daher war die positive Zukunft der regenerativen Energien insgesamt – und der Wasserkraft speziell – vorgezeichnet. Dass unser Unternehmen derart erfolgreich werden würde, hat meine Erwartungen aber dennoch übertroffen.

Können Sie sich noch an den Moment erinnern, an dem Sie der „Faszination Wasserkraft“ erlegen sind?
Ja, in Simonswald, einer Kleinstadt im Südschwarzwald, gab es ein ganzes Stadtviertel, das sich mit Wasserkraft versorgt hat. Dass das funktionierte, gab mir letztlich den Impact.

Sie haben früher als Lehrer im Schuldienst gearbeitet. Sehen Sie es als Ihre Aufgabe an, mit Ihrem Unternehmen nicht nur Gewinne zu erzielen, sondern den Menschen auch etwas beizubringen – in diesem Fall die Möglichkeiten der Energiequelle Wasser?
Selbstverständlich! Ich habe bereits in frühen Jahren des Unternehmens Wert darauf gelegt, dass wir jungen Menschen einen qualifizierten Ausbildungsplatz zur Verfügung stellen. Entsprechend haben wir eine Ausbildungsquote von rund zehn Prozent. Was das Umweltbewusstsein betrifft, versuchen wir, durch Führungen und Öffentlichkeitsarbeit die Vorteile der Wasserkraft zu erklären.

Funktioniert das?
Bei den Bürgern gelingt uns das sehr gut, bei den Politikern wünsche ich mir mehr Offenheit – und vor allen Dingen weniger Reden, sondern mehr Taten.

Ihr Unternehmen steht für Innovation – doch Innovation benötigt kluge Köpfe. Wie gelingt es Ihnen, bei Ihren Mitarbeitern das innovative Denken in Gang zu setzen?
Wir haben flache Hierarchien, das hält den internen Meinungs- und Erfahrungsaustausch aufrecht. Eine Besonderheit bei uns ist, dass nahezu alle Mitarbeiter einen Auftrag von Beginn bis zur Auslieferung begleiten. Hierdurch schaffen wir eine hohe Identifikation mit dem Produkt. Die Mitarbeiter kennen die Schnittstellen und sind so in der Lage, immer einen Schritt weiter zu denken. Darüber hinaus analysieren wir laufend die Märkte und sind auch mit Universitäten in regem Kontakt.

Die Ingenieurbranche beklagt einen Mangel an Fachkräften. Fällt es auch Ihnen schwer, für Ihr Unternehmen junge qualifizierte Ingenieure zu finden?
Sicherlich ist es für mittelständische Unternehmen immer schwieriger, qualifizierten Nachwuchs zu finden. Viele Uni-Absolventen streben in die großen Konzerne, weil dort die Einstiegsgehälter in der Regel höher sind. Dabei übersehen sie den Aspekt, dass mittelständische Unternehmen in der Regel einen breiteren und tieferen Einblick geben können als Großunternehmen mit einer Vielzahl von Abteilungen. Ich halte dies gerade zum Berufseinstieg für extrem wichtig. Wir nutzen diese Einarbeitungsphase zum Beispiel auch dazu, um unseren neuen Mitarbeitern die Firmenphilosophie zu vermitteln

Was sind denn die wichtigsten Einstiegsvoraussetzungen bei Wasserkraft Volk? Gibt es darunter notwendige Qualifikationen, die viele Hochschulabsolventen zunächst einmal gar nicht auf der Agenda haben?
Ein solides Grundwissen sowie ein großes praktisches Verständnis sind für uns wichtige Eigenschaften. Wir möchten weder Theoretiker noch die berühmten „Fachidioten“ einstellen. Uns sind Ingenieure wichtig, die konstruieren können und in der Lage sind, eine Montage – zum Beispiel in einem Schwellen- und Entwicklungsland – in einem kleinen Team erfolgreich durchzuführen. Dazu gehört, auch selbst Hand anzulegen. Die meisten Uni- Absolventen glauben, dass sie mit dem Diplom alles wissen, doch das Gegenteil ist der Fall. Es dauert mindestens eineinhalb bis zwei Jahre, bis bei uns die Ingenieure in der Lage sind, relativ selbstständig Projekte zu betreuen. Dass dies eine gewisse Zeit dauert, unterschätzen viele Neueinsteiger.

Sie sprachen gerade vom soliden Grundwissen als Voraussetzung. Beobachten Sie da bei jungen Ingenieuren Defizite?
Das Basiswissen geht heute durch einen zum Teil irrsinnigen Einsatz von Computern verloren. Daher ist es wichtig, dass ein Ingenieur Dinge abschätzen und prüfen kann – und dies geht mit den alten Handformeln wesentlich schneller und effektiver. Zudem sollte er Skizzen und Zeichnungen von Hand erstellen können. Dies ist für eine erste Auslegung nach wie vor die beste Methode. Leider wird diese Fähigkeit an der Universität heutzutage total vernachlässigt und meist sogar belächelt.

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Welche konkreten Vorteile erleben junge und topausgebildete Ingenieure, die ihre Karriere bei Ihrem Unternehmen beginnen – und nicht in einem großen Konzern?
Wir vermitteln systematisch ein tiefgreifendes Wissen und Know-how für die komplette Anlagentechnik. In den Konzernen beschäftigen sich die Mitarbeiter in der Regel mit einem kleinen Ausschnitt. Was in der nächsten Abteilung geschieht, kann man meist nur erahnen. Bei uns ist dies genau umgekehrt. Unsere Ingenieure lernen das Projekt bereits kennen, wenn wir die ersten Rohdaten erfahren, und sie begleiten es so lange, bis die Anlage schließlich ausgeliefert wird. Das ist eine Besonderheit, die unsere Mitarbeiter sehr schätzen.

Wie wichtig ist für Ihr Unternehmen die regionale Verankerung im Schwarzwald?
Für uns ist diese Verankerung sehr wichtig. Wir sind stolz darauf, Produkte „Made in Germany“ zu bauen und dies in einer der schönsten Regionen Deutschlands zu tun – eine Region übrigens, in der die Wasserkraft eine lange Tradition besitzt.

Wobei ja schon interessant ist, dass viele Unternehmen, die erfolgreich auf Erneuerbare Energien setzen, im Südwesten der Republik ansässig sind. Gibt es – neben der Schönheit der Landschaft – einen Grund für diese Konzentration?
Ich kann mir vorstellen, dass dies mit dem geplanten Bau des Kernkraftwerkes in Wyhl am Kaiserstuhl Mitte der Siebzigerjahre zusammenhängt. Damals hatte sich eine breite Bürgerbewegung gegen die Atomkraft formiert – und viele, die heute ein Unternehmen leiten, gehörten damals zu den Demonstranten. Das prägt bis heute. Hinzu kommt, dass wir vielleicht auch ein wenig sturer sind in unseren Plänen, Dinge gegen den politischen Mainstream durchzusetzen.

Ihr Unternehmen bekommt viele Aufträge aus dem Ausland, aus Ländern wie Chile oder Ost-Timor. Was bieten Sie Ihren internationalen Kunden, was andere Unternehmen aus der Branche nicht bieten?
Zwei Dinge: Qualität „Made in Germany“ sowie das Know-how für „Waterto-Wire“. Wir fertigen mit hoher Qualität und gewährleisten unseren Kunden damit einen störungsfreien und langlebigen Betrieb ihrer Anlage. Dies spricht sich herum. Darüber hinaus fertigen wir vier der fünf Turbinentypen. Das heißt, dass unsere Kunden eine technisch optimal ausgelegte Anlage für ihren Standort bekommen. Weltweit sind wir seit Ende letzten Jahres der einzige Lieferant, der Turbinen, Generatoren sowie Steuer- und Reglertechnik aus einem Haus liefern kann.

Angenommen, Sie haben die Möglichkeit, einen ganzen Tag lang mit jungen Ingenieurabsolventen zu verbringen, die kurz vor dem Einstieg ins Berufsleben stehen. Was würden Sie mit der Gruppe unternehmen, um dem Nachwuchs Ihre Ingenieurphilosophie näherzubringen?
Ich würde mit ihnen von morgens bis abends hart arbeiten, denn harte Arbeit ist die Grundlage für den beruflichen Erfolg – und zwar sowohl in der Werkstatt als auch im Büro. Nach getaner Arbeit würde ich bei einem guten Glas Wein den Arbeitstag reflektieren und überlegen, wie das Gute besser zu machen ist.

Zum Unternehmen

Das Unternehmen Wasserkraft Volk (WKV) mit Sitz in Gutach im Schwarzwald zählt zu den weltweit führenden Herstellern von kleinen und mittleren Wasserkraftanlagen. Die Firmengeschichte begann 1979 in einer Scheune auf dem Gernhansenhof in Simonswald (Südschwarzwald), wo Manfred Volk noch als Naturwissenschaftsstudent mit dem Bau einer eigenen Wasserturbine begann, um seinen Hof in nachhaltiger Eigenleistung mit Elektrizität zu versorgen. Volk ging nach seinem Studium als Physik- und Chemielehrer in den Schuldienst, doch die Nachfrage nach den von ihm und seinem kleinen Team gebauten Turbinen stieg kontinuierlich. Als die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) die Firma 1985 mit dem Bau einer Wasserkraftanlage in Peru beauftragte, beendete Volk 1986 seine Beamtenlaufbahn und widmete sich endgültig seinem Unternehmen. Dafür gründete er zunächst eine GmbH, elf Jahre später wurde das Unternehmen 1997 schließlich in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, deren Aufsichtsratsvorsitzender Manfred Volk heute ist. Volk gab seinem Unternehmen mit heute mehr als 100 Mitarbeitern den Leitspruch: „Die Welt und ihre Ressourcen haben wir von unseren Kindern nur geliehen.“

In der mehr als 30-jährigen Unternehmenstätigkeit konstruierte Wasserkraft Volk (WKV) mehrere hundert kleine und mittelgroße Wasserkraftwerke, die in mehr als 40 Ländern in Europa, Süd- und Mittelamerika, Afrika sowie Asien Erneuerbare Energie erzeugen. Dabei übernimmt das Unternehmen die komplette Planung und Herstellung der Wasserkraftwerke und zählt zu den weltweit wenigen Spezialunternehmen, die über das Know-how verfügen, vier der fünf Turbinentypen (Pelton-, Turgo-, Francis- sowie Durchström-Turbine) produzieren zu können. Im Mai 2010 weihte WKV die sogenannte Energiefabrik ein, ein neues Produktionswerk für Spezialgeneratoren auf rund 4000 Quadratmetern.

Interview mit Angela Titzrath-Grimm

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Nach diversen Auslandsaufenthalten in Europa und Übersee – unter anderem als kaufmännische Leiterin eines Produktionswerkes – kam Angela Titzrath-Grimm vor zwei Jahren zurück nach Stuttgart, um „ihrem“ Unternehmen DaimlerChrysler auch nach 16 Jahren weiter treu zu bleiben. Im Interview mit S-taff sprach sie über Einstiegsmöglichkeiten bei DaimlerChrysler sowie Vielfalt und Frauen in der Automobilbranche.

Zur Person

Die Tatsache, dass sie sechs Sprachen spricht, hat Angela Titzrath-Grimm schon weit in der Welt herumgebracht: Nach ihrem Studium der Wirtschaftswissenschaften und der Romanischen Philologie an den Universitäten Bochum und Perugia (Italien) durchlief sie unterschiedlichste Stationen im DaimlerChrysler-Konzern. Sie arbeitete unter anderem als Assistentin der Geschäftsleitung, als Managing Director und als kaufmännische Werksleiterin und war neben verschiedenen Einsätzen in Deutschland auch international tätig: in Toronto, Rom, New York und Vitoria. Seit 2005 ist Angela Titzrath-Grimm Leiterin des Bereichs Executive Management Development bei DaimlerChrysler in Stuttgart. In dieser Funktion ist sie verantwortlich für die weltweite Führungskräfteentwicklung im Konzern.

Was waren die Gründe dafür, dass Sie sich für einen Beruf in der Männerdomäne Automobil entschieden haben?
Die Frage, ob diese Branche eine Männerdomäne ist, habe ich mir tatsächlich nie gestellt. Mich haben immer an erster Stelle die Aufgaben im Unternehmen gereizt. Schon mein Praktikum während des Studiums bei Mercedes-Benz in Italien hat mich fasziniert. Jedes Unternehmen definiert sich doch maßgeblich über die Menschen, die dort arbeiten. Und ich hatte bei Daimler bisher immer inspirierende Vorgesetzte und herausfordernde Aufgaben, die viel Spaß gemacht haben. Mich begeistern vor allem die Produkte unseres Unternehmens – und ob das Auto ein Mann oder eine Frau konstruiert hat, ist nicht wirklich entscheidend. Hier zählt das Ergebnis, die Qualität, Design und Leistungsfähigkeit.

Wie steht es denn allgemein in der Automobilbranche um Frauen in Managementpositionen?
Wenn wir uns auf dem gesamten Automobil- und Automobilzuliefermarkt umsehen, hat DaimlerChrysler hier sicherlich ein positives Signal gesetzt. Auch wenn wir mit unserem Frauenanteil im Top-Management-Bereich von momentan sechs Prozent noch nicht zufrieden sind. Deshalb ist uns das Thema Förderung von Frauen in Führungspositionen auch sehr wichtig.

Was genau tun Sie für die Förderung von Frauen?
Die Entwicklungsmöglichkeiten von Frauen auf dem Weg ins Top-Management werden durch die Instrumente der Führungskräfteentwicklung intensiv unterstützt. Dafür gibt es ganz viele Beispiele wie unsere Talentförderung im Programm CAReer oder auch spezielle Mentoring-Programme für Frauen, die Förderung von Frauen-Netzwerken, Kinderbetreuung für den Nachwuchs bis zu drei Jahren, flexible Arbeitszeitmodelle … Das alles gehört für uns zum Diversity Management.

Was heißt Diversity Management?
Diversity bedeutet ja zunächst einmal Vielfalt. Durch Diversity Management versuchen wir, die Zusammensetzung unserer Kunden in unserer Mitarbeiter- und Führungsstruktur widerzuspiegeln. Frauenförderung ist ein wichtiger Bereich des Diversity Managements. Zur Vielfalt gehören auch andere Aspekte, zum Beispiel Internationalität und Erfahrungswelten mit einzubeziehen. So integrieren wir beispielsweise Mitarbeiter aus anderen Unternehmen in unseren Konzern. Wir schätzen ihre Erfahrung, ihren Blick von außen. Auch interdisziplinär besetzte Teams, in denen Ingenieure mit Wirtschaftswissenschaftlern und Absolventen anderer Fachrichtungen zusammenarbeiten, gehören zur Vielfalt unseres Unternehmens.

Hat der derzeitige Ingenieurmangel auf dem deutschen Markt die Arbeitsweise oder Personalpolitik Ihres Konzerns beeinflusst?
Die Nachfrage nach qualifizierten Ingenieuren ist derzeit in allen Branchen sehr hoch. Im Großen und Ganzen haben wir aber keine Schwierigkeiten, unsere Stellen mit qualifizierten Nachwuchskräften zu besetzen. Das hat sicher auch damit zu tun, dass wir als attraktiver Arbeitgeber gelten. Wenn es sich allerdings um Spezialkenntnisse wie zum Beispiel aus dem Bereich Hybrid handelt, gestaltet sich auch für uns die Suche sehr anspruchsvoll.

Was raten Sie Ingenieuren für ihren Berufseinstieg?
Ingenieuren in der Ausbildung lege ich immer wieder ans Herz, früh den Kontakt mit Unternehmen zu suchen. Denn dann können auch Spezialisierungen früher erfolgen, der Praxisbezug ist stärker. Das ist sehr wichtig. Wir sind bewusst bei vielen Events an Schulen und Hochschulen präsent und bieten den Schülern und Studenten Praktika an oder die Möglichkeit, bei uns Diplom- oder Doktorarbeiten zu schreiben.

Was ist Ihnen persönlich am wichtigsten bei den Absolventen?
Abgesehen von einem guten Studienabschluss, praktischen Erfahrungen und sozialer Kompetenz zählt für mich vor allem die Begeisterung für das Automobilbusiness. Man muss einfach Spaß an den Produkten haben, man muss darauf brennen, sie selber fahren und ausprobieren zu wollen. Für mich ist die Automobilwelt nach wie vor extrem faszinierend: Jeder, der einmal gesehen hat, wie das „erste Mal“ ein neues Fahrzeug vom Band läuft und wie viele gestandene Männer und Frauen dann feuchte Augenwinkel haben, weiß, was ich meine – das ist ein ganz emotionaler Moment. Mir ist auch wichtig, dass jemand Initiative ergreift und motiviert an seine Aufgabe herangeht. Diese Fähigkeit zu Freude und Begeisterung suchen wir bei den Studenten.

Woran mangelt es den meisten Ingenieurbewerbern?
Das Thema Auslandserfahrung haben Ingenieure noch nicht so häufig im Visier. Absolventen anderer Fachrichtungen bewegen sich meist leichter ins Ausland, um ihre in Deutschland erworbenen Fachkenntnisse zu erweitern.

Halten Sie einen MBA für Ingenieure für sinnvoll?
Es kommt darauf an, welchen „Zielbahnhof“ der jeweilige Kandidat hat. Es geht ja nicht um möglichst viel theoretische Ausbildung, sondern darum, seine beruflichen Ziele konkret zu verfolgen. Theoretische Ausbildung, praktische Erfahrungen, sich in einem internationalen Umfeld bewegen können – das sind die Grundvoraussetzungen. Ein MBA kann je nach Richtung, in die der Kandidat sich bewegen will, eine gute Ergänzung sein. Diese Art von Zusatzqualifikation würde ich jedoch, wenn möglich, immer mit dem künftigen Arbeitgeber abstimmen.

Zum Schluss ein Rat für die Praxis: Welche Tipps geben Sie Frauen, die wie Sie in eine Führungsposition kommen wollen?
Sie sollten stets sie selbst bleiben und zu sich selbst als Frau stehen. Das ist das Allerwichtigste. Letztendlich setzt sich Leistung durch.

Zum Unternehmen

DaimlerChrysler mit seinem Zentralfirmensitz in Stuttgart ist eines der international führenden Automobilunternehmen. Weltweit sind rund 360.000 Mitarbeiter für den Konzern tätig, der Konzernumsatz betrug 2006 über 150 Milliarden Euro. Zu den Marken von DaimlerChrysler gehören unter anderem Mercedes-Benz, Maybach, Smart, Freightliner, Sterling, Western Star, Setra und Mitsubishi Fuso. Die Fahrzeuge werden in 17 Ländern produziert und in mehr als 200 Ländern verkauft. 2006 wurden 3,9 Millionen Personenwagen und 842.000 Nutzfahrzeuge abgesetzt.

Interview mit Prof. Dr. Kerstin Thurow

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Ein Blick in die Hörsäle deutscher Hochschulen verrät es: Der Prototyp des deutschen Professors ist mindestens 50 Jahre alt und männlich. Nach jungen Professorinnen hält man dagegen lange Ausschau. Der karriereführer sprach mit Kerstin Thurow, einer der jüngsten Professorinnen Deutschlands. Von Anne Thesing

Zur Person

Prof. Dr.-Ing. habil. Kerstin Thurow studierte von 1988 bis 1992 in Rostock Chemie. Anschließend promovierte sie sich in München in der Fachrichtung Metallorganische Chemie. 1999 habilitierte sie sich mit nur 29 Jahren in den Ingenieurwissenschaften. Heute arbeitet sie als Universitätsprofessorin für Laborautomation und Direktorin des „Institute of Automation“ an der Universität Rostock.

Frau Prof. Dr. Thurow, 1999 haben Sie sich mit nur 29 Jahren habilitiert. Haben Sie die Habilitation schon im ersten Semester Ihres Studiums geplant?
Nein, meine Planung vollzog sich in Etappen. Zunächst ging es mir darum, mein Studium zu bewältigen. Da mir das keine Probleme bereitete, habe ich mir auch die Promotion zugetraut. Danach habe ich mich für die Habilitation entschieden, um mir für die Zukunft alle Wege offen zu halten. Der frühe Zeitpunkt für eine Professur war allerdings nicht geplant. Ich hätte diesen Zeitpunkt damals eher bei Ende 30 als bei Ende 20 angesetzt.

1992 schlossen Sie nach nur vier Jahren Ihr Chemiestudium erfolgreich ab. Hatten Sie in der Kürze der Zeit nie das Gefühl, das „soziale Studentenleben“ zu verpassen?
Nein, ich hatte nie das Gefühl, etwas zu verpassen. Unter den Studenten gibt es zwei Positionen: Die einen wollen sehr schnell studieren, um möglichst früh im Berufsleben zu stehen. Die anderen legen mehr Wert darauf, die „schöne Studentenzeit“ in vollen Zügen zu genießen. Ich war ein Vertreter des ersten Standpunktes. Aber natürlich ist das soziale Studentenleben nicht spurlos an mir vorüber gezogen. Ich bin wie jeder andere auf Parties und in Kneipen gegangen.

Sind Sie der Meinung, dass die durchschnittlichen Studienzeiten in Deutschland zu lang sind?
Ja – auch wenn ich mich mit dieser Meinung bei einigen Studenten unbeliebt mache. Innerhalb der in Deutschland angesetzten Regelstudienzeiten lässt sich das Studium durchaus bewältigen. Allerdings müssen die Voraussetzungen, beispielsweise für studienbegleitende Praktika, vorhanden sein. An den Universitäten, die ich kennen gelernt habe, war das der Fall. Wenn die äußeren Umstände stimmen, bin ich ein überzeugter Vertreter des amerikanischen Modells. Das heißt: Studiengebühren. Ich bin der Meinung, dass finanzieller Druck die beste Möglichkeit ist, die Studienzeiten zu verkürzen. Über die Höhe und die Möglichkeit, sozial Schwache zu unterstützen, muss natürlich noch geredet werden.

Was gefällt Ihnen am meisten an Ihrer jetzigen Arbeit als Universitätsprofessorin?
Die Verbindung von Lehre, Forschung und Praxis. Auf der einen Seite bilde ich junge Menschen so aus, dass sie einen guten Job finden können. Auf der anderen Seite arbeite ich eng mit der Industrie zusammen, die mir bestätigt, dass meine Arbeit sinnvoll und gefragt ist. Meine Forschung vollzieht sich nicht in einem abgeschotteten „Wissenschaftlerturm“, sondern wird in der Praxis gebraucht und dankbar aufgenommen. Reine Grundlagenforschung würde mir dagegen nicht gefallen.

Wie nutzen Sie Ihre knapp bemessene Freizeit?
Ich bevorzuge „ruhige“ Beschäftigungen. Besonders gerne lasse ich mir bei Strandspaziergängen den Wind um die Nase wehen. Sehr gerne gehe ich auch ins Theater, höre Musik oder gehe schön essen. All diese Dinge sind für andere vielleicht selbstverständlich. Für mich werden sie nach einem langen Arbeitstag zu etwas Besonderem. Ich habe gelernt, bewusst zu genießen. Sicherlich kommt die Zeit für das Privatleben manchmal zu kurz. Aber die Arbeit macht Spaß, und das ist das Wichtigste. Und da ich im privaten Bereich unterstützt werde, funktioniert es sehr gut.

Der Altersunterschied zu Ihren Studenten ist sehr gering. Wie reagieren die Studenten auf eine so junge Professorin?
In der Anfangszeit hielten mich viele für eine neue Kommilitonin. Die Verwunderung war groß, wenn ich mich zu Beginn der Vorlesung nicht zu ihnen gesetzt habe, sondern nach vorne gegangen bin. Aber es gab keinerlei Autoritätsprobleme. Ich habe gezeigt, dass ich mein Fach beherrsche und das Wissen vermitteln kann – so konnte ich mich problemlos durchsetzen.

Der Altersunterschied zu den anderen Professoren ist dagegen verhältnismäßig groß – zudem sind die meisten männlich. Wie ist das Verhältnis zu Ihren Kollegen?
Ich habe großes Glück gehabt. An meinem Institut herrscht ein sehr angenehmes Arbeitsklima. Geschlecht und Alter spielen hier überhaupt keine Rolle. Natürlich wird bei jungen Leuten, die neue Ideen haben, zweimal hingesehen. Ab und an fällt auch der berühmte Satz: „Das haben wir schon immer so gemacht, und es hat sich bewährt.“ Aber man lässt mich gewähren. Wenn ich mit neuen Vorschlägen Erfolg habe, sind auch meine Kollegen zufrieden und stolz.

Werfen wir einen Blick in die Zukunft: In den nächsten zehn Jahren wird fast die Hälfte der deutschen Professoren aus Altersgründen ausscheiden. Entsprechender Nachwuchs ist nicht in Sicht. Viele Wissenschaftler ziehen das Ausland oder die freie Wirtschaft vor. Wie können die Hochschulen als Arbeitgeber für Nachwuchswissenschaftler attraktiver werden?
Die Hochschulen müssen den jungen Wissenschaftlern die Möglichkeit geben, selbstständig zu arbeiten. Wer das Gefühl hat, trotz guter Ideen permanent gebremst zu werden, sucht sich ein anderes System, in dem er seine Ideen verwirklichen kann.
Ein weiterer Aspekt ist leider die Bezahlung. In Deutschland wird man nach dem Alter bezahlt. Junge Wissenschaftler bekommen wesentlich weniger Geld, selbst wenn sie Top-Fachkräfte sind. Leistung wird nicht belohnt. In Amerika kann man dagegen anhand der Drittmittel das eigene Gehalt aufstocken. Glücklicherweise gibt es mittlerweile Ansätze, auch das deutsche Gehaltssystem zu reformieren.

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, in die freie Wirtschaft zu wechseln?
Nein, denn ich beschränke mich nicht auf meine Professorentätigkeit. Ich habe ein privates Forschungsinstitut – das Institut für Mess- und Sensorsysteme – mit aufgebaut. Mittlerweile sind daraus zwei kleine Firmen hervorgegangen. Diese führe ich nebenbei weiter mit. Die Professorenstelle habe ich unter der Voraussetzung angenommen, diese beiden Tätigkeiten kombinieren zu können. Angebote aus der Industrie hatte ich auch, aber zurzeit reizt mich das nicht. Der einzige Grund, in die freie Wirtschaft zu gehen, wäre finanzieller Art – und dieser Grund ist für mich im Moment nicht maßgeblich.

Welchen Tipp geben Sie Studenten, die eine Universitätsprofessur anstreben, mit auf den Weg?
Sehr schnell studieren, zielstrebig sein, hartnäckig sein. Das Wichtigste ist die Schnelligkeit. Wenn Sie mit 25 Jahren Ihr Diplom in der Tasche haben und mit 27 oder 28 Jahren promoviert sind, stehen Ihnen in Deutschland sämtliche Türen offen. Darüber hinaus muss man hart gegen sich selbst sein. Jeder kennt Gedanken wie „Ach, heute geht es mir nicht gut“ oder „Heute kann ich eigentlich nicht“. Diese innere Barriere gilt es zu überwinden. Aber auch gegen äußere Widerstände sollte man gewappnet sein und hartnäckig an seinem Ziel festhalten. Sobald ich von außen irgendwelche Einwände oder Zweifel gespürt habe, hat mich das umso mehr motiviert. Ganz nach dem Motto „Jetzt erst recht!“

Interview mit Jürgen R. Thumann

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Jürgen R. Thumann ist seit seinem 20. Lebensjahr Unternehmer und lenkt noch heute die Geschicke der Heitkamp&Thumann-Gruppe. Als Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie vertritt er die Interessen von über 100.000 Unternehmen. Im karriereführer spricht er über die Bedeutung des Mittelstands. Die Fragen stellte Christiane Martin.

Zur Person

Jürgen R. Thumann wurde am 17. August 1941 in Schwelm/Westfalen geboren. 1960 schloss er die Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann ab. Er übernahm die Thumann Stahl-Service Center in Schwelm als persönlich haftender Gesellschafter und baute das Familienunternehmen aus. 1978 wurde die Heitkamp&Thumann-Gruppe in Düsseldorf gegründet. Thumann trat als persönlich haftender Gesellschafter der Holding ein. Heitkamp&Thumann ist eine Gruppe mittelständischer Unternehmen in der Metalle und Kunststoffe verarbeitenden Industrie mit etwa 2300 Mitarbeitern an 16 Standorten in Europa, Asien und Amerika. 1998 trat Thumann aus der Heitkamp&Thumann-Gruppe als persönlich haftender Gesellschafter aus und hat seitdem den Vorsitz im strategischen Lenkungsausschuss inne. Seit Januar 2005 ist er Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie e.V. (BDI).

Herr Thumann, was verstehen Sie unter Mittelstand?
Charakteristisch für den industriellen Mittelstand in Deutschland ist, dass Eigentum und Leitung in einer Hand liegen. Es besteht also eine enge Verbindung von wirtschaftlicher Existenz und Leitung des Unternehmens. Ihr langfristiges Engagement, ihre Verbundenheit mit ihren Mitarbeitern und ihre Verwurzelung im regionalen und gesellschaftlichen Umfeld machen mittelständische Unternehmer zu Botschaftern und Garanten der sozialen Marktwirtschaft. Mittelstand in Deutschland ist eben mehr als eine rein rechnerische Größe.

Welche Bedeutung haben mittelständische Unternehmen für die deutsche Industrie?
Die Bedeutung des industriellen Mittelstands wird in der Regel unterschätzt. Dabei sind 98 Prozent aller Industrieunternehmen in Deutschland Mittelständler. Diese Unternehmen produzieren etwa ein Drittel der Bruttowertschöpfung der gesamten Industrie. Nachhaltiges Denken und solides Wirtschaften haben in Bereichen des industriellen Mittelstands viele „Hidden Champions“ hervorgebracht, die auf den Weltmärkten eine führende Rolle spielen. Dies ist ein Markenzeichen des Industriestandorts Deutschland.

Was bedeutet das für den Arbeitsmarkt?
Der gesamte Mittelstand stellt etwa 70 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze und rund 80 Prozent der Ausbildungsplätze zur Verfügung. Der Mittelstand ist darüber hinaus Jobmotor der deutschen Wirtschaft. Ein Beispiel: Zwischen 2003 und 2005 stieg die Beschäftigtenzahl bei den 500 größten deutschen Familienunternehmen weltweit um insgesamt 13 Prozent, in Deutschland allein um fast zehn Prozent. Die inländische Beschäftigung aller Unternehmen in Deutschland wuchs dagegen im gleichen Zeitraum nur um drei Prozent. Neue Berechnungen des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn zeigen zudem, dass der Zuwachs an sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen in den letzten beiden Jahren in allererster Linie auf den Mittelstand zurückzuführen ist. Rund 80 Prozent der neuen Jobs sind im Mittelstand entstanden.

Was ist das Besondere an mittelständischen Arbeitgebern?
Unternehmergeist, persönliche Verantwortung, Bindung an die Mitarbeiter und ein persönlicher Führungsstil kennzeichnen mittelständische Unternehmen und machen sie zum Vorbild auch für Großunternehmen. Viele versuchen, diese Stärken auf ihr Unternehmen zu übertragen und sich eine Corporate Identity zu geben. In der Diskussion über Corporate Social Responsibility sind Familienunternehmen Vorbild.

Inwieweit vertreten Sie als Präsident des BDI mittelständische Unternehmen?
98 Prozent der vom BDI vertretenen Unternehmen sind Mittelständler. Der industrielle Mittelstand bildet im Hinblick auf Beschäftigung und technischen Fortschritt das „Rückgrat der deutschen Wirtschaft“. Daraus erklärt sich auch das besondere Engagement des BDI für Themen wie Besteuerung von Personenunternehmen, Erbschaftssteuer, aber auch Bürokratieabbau und mittelstandsgerechte Forschungsförderung. Mit der im letzten Jahr eingeführten Forschungsprämie, für die sich der BDI stark gemacht hat, ist es gelungen, Wissenschaft und Unternehmen enger zu vernetzen. Im Zeichen von Internationalisierung und Globalisierung ist es wichtig, dass wir die Unternehmen in die wachsenden internationalen Märkte fachlich und politisch begleiten.

Sie stammen aus einer Unternehmerfamilie. Mit 19 Jahren bereits haben Sie die Thumann Stahl Service Center in Schwelm übernommen. Man kann Sie als Unternehmer durch und durch bezeichnen. Auch als Mittelständler?
Mittelstand ist für mich eine Frage der Geisteshaltung und der Eigentumsverhältnisse. So ist es auch in meinem Unternehmen. Dort habe ich zwar die Geschäftsführung in die Hände Jüngerer gelegt, bin aber als Vorsitzender des Lenkungsausschusses der Heitkamp&Thumann-Gruppe noch immer in die wichtigen Entscheidungsprozesse des Unternehmens eingebunden.

Welche Arbeitskräfte suchen Sie als mittelständischer Arbeitgeber?
Wir suchen vor allem Mitarbeiter mit technischen Berufsausbildungen sowie Ingenieure.

Sehen Sie als BDI-Präsident und als Unternehmer einen Fachkräftemangel in Deutschland?
Im letzten Jahr konnten 48.000 Ingenieursstellen nicht besetzt werden. Unsere Volkswirtschaft verliert dadurch pro Jahr mindestens 3,5 Milliarden Euro an Wertschöpfung. Das sind Alarmsignale, die wir ernst nehmen müssen.

Wie könnte das behoben werden? Und welche Rolle spielt dabei der Mittelstand?
Dem Fachkräftemangel in den technischen Berufen können wir nur dadurch begegnen, dass wir das Interesse für die sogenannten MINT-Fächer – also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik – wecken. Mit Blick auf die demografische Entwicklung und auf den aktuellen Engpass sollten wir auch hoch qualifizierte Menschen aus außereuropäischen Ländern gewinnen und nicht unüberwindbare Hürden errichten. Wir setzen bei Heitkamp&Thumann auf eine überdurchschnittlich hohe Ausbildungsquote, um dem drohenden Fachkräftemangel zu begegnen. Unser aktuelles BDI-Mittelstandspanel hat übrigens gezeigt, dass der Mittelstand generell auf die Stärkung von Bildung und Ausbildung setzt, um auf den Fachkräftemangel zu reagieren. Die Öffnung der Arbeitsmärkte für ausländische Arbeitnehmer ist also nicht die wichtigste Option.

Wie sehen Sie die Karrierechancen von Hochschulabsolventen in mittelständischen Unternehmen?
Die überschaubare Größe und die flachen Hierarchien in mittelständischen Unternehmen führen dazu, dass Hochschulabsolventen sehr schnell Verantwortung übernehmen müssen. Es herrscht häufig das Prinzip „learning by doing“. Hierzu gibt es viele gute Beispiele aus meinem Unternehmen. Es ist leider noch viel zu wenig bekannt, dass gerade auch der industrielle Mittelstand ein interessanter Arbeitgeber sein kann. Dies müssen die mittelständischen Unternehmen noch stärker kommunizieren und herausstellen.

Zum Unternehmen

Der BDI ist die Spitzenorganisation im Bereich der Industrieunternehmen und industrienahen Dienstleister in Deutschland. Als Interessenvertretung der Industrie trägt der BDI bei seinen Mitgliedern zur Meinungsbildung und Entscheidungsfindung bei. Der BDI unterstützt so die Unternehmen im intensiven Wettbewerb, den die Globalisierung mit sich bringt.

Mit seinen 38 Mitgliedsverbänden vertritt er die Interessen von mehr als 100.000 Unternehmen mit über acht Millionen Beschäftigten.

Als Verband von Verbänden sind im BDI entsprechend seiner Satzung „Wirtschaftsverbände und Arbeitsgemeinschaften der Industrie“ organisiert, „die Spitzenvertretung einer gesamten Industriegruppe für das gesamte Gebiet der Bundesrepublik Deutschland sind“. Der BDI hat die Rechtsform des eingetragenen Vereins.

Gerd Tenzer

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Gerd Tenzer ist stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom AG und seit Anfang 2003 auch stellvertretender Präsident des VDE – Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V.. Er kennt die entscheidenden Momente, die für eine Karriere förderlich sind und setzt seine Erfahrungen bei der Nachwuchsförderung des VDE in die Tat um. von Gerd Tenzer

Zur Person

Dipl.-Ing. Gerd Tenzer (59) war nach dem Studium der Nachrichtentechnik an der Technischen Hochschule Aachen von 1968 bis 1970 im Forschungsinstitut der AEG-Telefunken in Ulm tätig. 1970 wechselte er zur Deutschen Bundespost und 1975 in das Bundesministerium für Post und Telekommunikation. Dort übernahm er 1980 die Leitung des Referats für Fernmeldepolitik. Seit 1990 gehört Tenzer dem Vorstand der Deutschen Telekom AG an und ist dort für die Bereiche Konzernsteuerung „Technik und Plattformen“, Breitbandkabel, das Innovationsmanagement, den Einkauf und den Umweltschutz verantwortlich. Am 16. Juli 2002 wurde er zum stellvertretenden Vorsitzenden der Deutschen Telekom ernannt.

Wenn ich auf die Anfänge meines beruflichen Werdegangs zurückblicke, denke ich an den Traumberuf meiner Kindheit. Er war damals nicht ganz untypisch für Jungen: Lokomotivführer. Natürlich haben sich meine Vorlieben in der Jugend verändert. Aber das Interesse an der Technik blieb. Ausschlaggebend für meine Studien- und Berufswahl wurde der Wunsch, Ingenieur zu werden. Mit meiner künftigen Berufswelt kam ich bereits während meines halbjährigen Praktikums vor Studienbeginn in Berührung. Dass ich auch in den Semesterferien „gejobbt“ habe und damit immer eine gewisse Praxisnähe halten konnte, war eine wichtige Erfahrung für meinen späteren Berufsweg.

Karrierestationen
Nach dem Studium begann ich dann zunächst in der Forschung von AEG-Telefunken. Aber nach kurzer Zeit merkte ich, dass diese Aufgabe nicht das war, was ich wirklich wollte. Deshalb wechselte ich schon nach zwei Jahren zur Deutschen Bundespost (DBP). Mein damaliges Karriereziel war die Leitung einer Niederlassung. Dass ich einmal in den Vorstand der Telekom AG berufen werden würde – daran war damals freilich noch nicht zu denken. Die „Dreiteilung“ der Deutschen Bundespost erwies sich dann aber als eine wichtige Station auf meinem Karriereweg. Ich konnte im Rahmen meiner Aufgaben als Referatsleiter für Fernmeldepolitik intensiv an der Neuordnung der DBP mitwirken und wurde mit Gründung der Deutschen Bundespost Telekom vom damaligen Postminister Schwarz-Schilling zum Vorstand berufen.

Mein beruflicher Werdegang zeigt unter anderem, dass mir nicht nur die Technik selbst, sondern auch der Kontext, das heißt die Rahmenbedingungen von Technik wichtig waren und sind. Und die wollte ich verbessern.

Ehrenamtliches Engagement
Insofern war auch mein ehrenamtliches Engagement beim VDE immer eine Selbstverständlichkeit für mich. Der VDE ist die Plattform für die Schlüsseltechnologien Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik. Er beeinflusst die bildungs- und technologiepolitischen Weichenstellungen in unserer Gesellschaft und Wirtschaft und stärkt die Technikakzeptanz in der Öffentlichkeit. Und nicht zuletzt: der VDE hilft bei der beruflichen Orientierung – eine wichtige Aufgabe. Denn ob man einen Berufsweg erfolgreich beschreitet, hängt aus meiner Sicht in starkem Maß auch davon ab, ob die Tätigkeit den eigenen Neigungen entspricht. Deshalb sollte man seine Vorlieben und die Anforderungen genau kennen lernen. Man braucht Informationen, Einsicht in die Praxis und auch Anerkennung für Geleistetes. Entsprechend vielfältig sind die VDE-Aktivitäten zur Nachwuchsförderung. Es gibt eine Reihe von Initiativen, Aktionen und Preisen, so zum Beispiel den VDE-Preis Mikroelektronik zu „Jugend forscht“ oder aktuell die Initiative „Invent a chip“. Außerdem fördert der Verband den Informationsaustausch zwischen interessierten Jugendlichen und Experten u.a. über das sog. VDE YoungNet oder über VDE-Botschafter an Schulen.

Karriereziele
Klarheit über seine Fähigkeiten, Interessen und Ziele sowie eine möglichst breite Entscheidungsbasis schaffen – das ist der Rat, den ich jungen Berufseinsteigern mit auf den Weg geben möchte. Es ist wichtig, dass man sich schon während seiner Ausbildung klar darüber wird, welche Schwerpunkte man in seinem späteren Berufsleben setzen will. Diese Standortbestimmung wird um so leichter, je häufiger man persönliche Erfahrungen in verschieden Arbeitsfeldern sammelt.

Planbar ist eine Karriere meiner Meinung nach aber nicht. Denn Karriere definiere ich als Erfüllung der persönlichen Berufsvorstellungen. „Karriere-Besessenheit“ ist für mich dagegen das Karriere-Unwort schlechthin. Die persönlichen Berufsvorstellungen sollten die Karriere leiten, nicht umgekehrt. Ob man dann tatsächlich seine Vorstellungen realisieren kann – das ist allerdings von vielen Faktoren abhängig. Es kommt darauf an, im richtigen Augenblick Verantwortung zu übernehmen und die neue Aufgabe dann zielgerichtet und erfolgreich anzugehen. Ganz im Sinne des Mottos: Quidquid agis, prudenter agas et respice finem. – Was immer du tust, stelle es klug an und bedenke das Ende.