Anzeige
Start Blog Seite 152

Videobewerbung

Um aus der Masse der Mitbewerber herauszustechen, fertigen manche Absolventen Videobewerbungen an. Führen diese wirklich zum Erfolg? Von Sabine Olschner

In Zeiten von immer mehr bewegten Bildern im Internet ist die Versuchung groß, auch bei seiner Bewerbung auf Bild und Ton statt auf das geschriebene Wort zu setzen. In manchen Branchen und Unternehmen mag eine Videobewerbung sinnvoll sein, durchgesetzt hat sie sich aber bisher in der deutschen Wirtschaft noch nicht – in den USA sieht das schon anders aus. In kreativen Berufen sind Bewerbungsvideo schon häufiger zu sehen, bei den klassischen Branchen bisher kaum. Bevor Sie sich also die Arbeit machen, sollten Sie unbedingt bei Ihrem Wunscharbeitgeber nachfragen, ob solch ein Video überhaupt erwünscht ist.

Wenn Sie sich für ein Bewerbungsvideo entscheiden, sollten Sie ein paar wichtige Regel beachten:

  • Ein Video sollten Sie immer als Ergänzung zu einer klassischen Bewerbung sehen, niemals als Ersatz.
  • Entsprechend sollte das Video auch nicht einfach die Inhalte der schriftlichen Bewerbung wiederholen, sondern einen echten Mehrwert bieten. Sie könnten tiefer auf Ihre Motivation eingehen, Ihre Fähigkeiten durch Praxisbeispiele untermauern oder – bei kreativen Berufen – Arbeitsproben vorstellen.
  • Personaler haben für eine Bewerbung wenig Zeit. Daher sollte Ihr Video auf keinen Fall länger als zwei Minuten dauern.
  • Bevor Sie loslegen, schreiben Sie ein Drehbuch: Was wollen Sie im Video sagen? Wie wollen Sie sich bewegen? Was ist die Botschaft, die Sie vermitteln wollen? Welche Geschichte wollen Sie erzählen?
  • Lesen Sie Ihre Botschaft nicht ab, sondern erzählen Sie frei und ohne Notizen. Verwenden Sie trotzdem eine professionelle Sprache, wie Sie sie auch im Vorstellungsgespräch nutzen würden, und benutzen Sie Fachausdrücke, die in der Branche üblich sind. Zu viele Füllwörter wie Ähm und Ööh lenken ab und wirken nicht sehr professionell.
  • Achten Sie auf einen guten Anfang und einen guten Schluss des Filmes: Das sind die beiden Teile, die dem Personaler am ehesten im Gedächtnis bleiben.
  • Wenn Sie nicht schon viel Erfahrung mit dem Filmen haben, bringen Aufnahmen selten gute Ergebnisse. Daher ist es besser, einen Profi zu engagieren, der weiß, wie man die Kamera führt, der für gute Lichtverhältnisse sorgt und Ihnen weitere Tipps zu Ihrem Auftreten geben kann. Auch ein professionelles Make-up zahlt sich vor der Kamera aus.
  • Das fertige Video sollten Sie dem Personaler möglichst leicht zugänglich machen. Auf keinen Fall per E-Mail schicken, denn die Videodatei ist in der Regel viel zu groß zum Versand. Besser ist ein Link, der den Personaler direkt zu dem Video führt, das beispielsweise auf einem Server liegt. Wenn Sie eine eigene Bewerbungswebsite haben, ist dies der perfekte Platz für solch ein Video.

Fazit

Wenn Sie sich zutrauen, ein Bewerbungsvideo zu erstellen, können Sie es als zusätzliche Strategie für Ihre Bewerbung nutzen. Aber nur, wenn Ihre Wunschbranche prinzipiell für solch einen Bewerbungsweg offen ist und Sie sich damit auch wohlfühlen. Ansonsten können Sie sich die Zeit und das Geld lieber sparen und stattdessen noch mehr Aufwand in die klassische Bewerbung stecken.

Vorstellungsgespräch per Skype

Wer heutzutage eine Stelle sucht, muss flexibel sein. Nicht selten findet sich ein gutes Angebot in einer anderen Stadt oder sogar im Ausland. Um den zeitlichen und finanziellen Aufwand für ein Vorstellungsgespräch zu mindern, setzen immer mehr Unternehmen auf die Technik und laden Bewerber zu einem Skype-Gespräch ein. Was müssen Sie dabei beachten? Von Sabine Olschner

Ein Vorstellungsgespräch per Skype wird meist als erstes Auswahlinstrument verwendet, wenn Unternehmen sich erst einmal einen Eindruck von verschiedenen Bewerbern verschaffen wollen, ohne sie direkt zu einem Vor-Ort-Termin einladen zu müssen. Trotzdem gilt: Nehmen Sie solch ein Skype-Gespräch nicht auf die leichte Schulter! Sie sollten sich genauso gut darauf vorbereiten wie auf ein persönliches Treffen vor Ort.

Dies sind die wichtigsten Tipps für ein erfolgreiches Skype-Gespräch:

  • Stellen Sie sich auf die klassischen Fragen ein, die in einem Vorstellungsgespräch in der Regel vorkommen und bereiten Sie Ihrerseits Fragen vor, die Sie dem Unternehmen stellen wollen.

  • Achten Sie darauf, dass Sie angemessen gekleidet sind – genau so, als ob Sie sich persönlich mit dem Personaler treffen wollten.

  • Bevor Sie mit dem Skype-Gespräch beginnen, checken Sie Ihr Profilfoto und Ihren Benutzernamen auf Skype – beide sollten seriös und professionell sein. Am besten wählen Sie als Profilbild ein Bewerberfoto.

  • Wählen Sie den Ort, an dem das Videogespräch stattfinden sollen, sorgfältig aus: Der Hintergrund sollte idealerweise neutral sein, damit der Personaler nicht durch bunte Poster oder Ihre Ferienfotos an der Wand abgelenkt ist.

  • Überprüfen Sie, ob die Technik gut funktioniert: Läuft das Programm problemlos? Sind die Lautsprecher und das Mikrofon in der richtigen Lautstärke eingestellt? Haben Sie eine stabile Internetverbindung für das Gespräch? Um volle Leistung zu erhalten, schließen Sie sämtliche andere Programme auf Ihrem Computer. Ein Headset sorgt für bessere Tonqualität als das eingebaute Mikrofon.

  • Sorgen Sie dafür, dass Sie während des Gesprächs absolute Ruhe habe: Kinder und Haustiere sollten nicht stören, und auch Ihr Handy sollten Sie auf lautlos stellen – oder noch besser ganz ausschalten, damit es keine Rückkoppelungen gibt.

  • Lassen Sie keine Lampe direkt auf die Kamera scheinen, dann erkennt man Sie nicht. Stattdessen sollte Ihr Gesicht von vorn gleichmäßig beleuchtet werden. Das Licht sollte jedoch nicht zu grell sein, weil Sie ansonsten zu blass wirken oder Ihnen unvorteilhafte Schatten aufs Gesicht fallen.

  • Passen Sie auf, dass Sie sich nur im Radius Ihrer Kamera bewegen, weil der Personaler Sie sonst aus den Augen verliert. Die Körpersprache ist bei Skype-Gesprächen zudem besonders wichtig, weil Ihr Gegenüber Sie während des gesamten Gesprächs am Bildschirm im Fokus hat. Ihre Hände gehören immer in Sichtweite.

  • Ihre Notizen sollten Sie möglichst neben dem Computer platzieren und nicht im Aufnahmebereich der Kamera.

Am besten üben Sie solch ein Gespräch einmal mit einem Freund, um vermeidbare Stolperfallen während des späteren Gesprächs mit dem Personaler auszuschließen.

Profile auf Stellenportalen

Ein Bewerberprofil allein reicht sicherlich nicht aus, um einen guten Job zu bekommen. Aber die Präsenz im Internet kann ein weiterer sinnvoller Baustein für Ihre Bewerbungsstrategie sein. Von Sabine Olschner

Online-Jobbörsen sind hilfreiche Datenbanken, mit denen Sie passende Stellenausschreibungen finden können. Bei vielen Anbietern haben Sie die Gelegenheit, nicht nur selber auf die Suche zu gehen, sondern sich von potenziellen Arbeitgebern oder von Headhuntern finden zu lassen. Mithilfe eines Bewerberprofils können Sie sich sowie Ihre Berufserfahrungen und Fähigkeiten vorstellen.

Auffindbar
Das Angebot, ein Bewerberprofil zu erstellen, ist auf den Plattformen in der Regel kostenlos. Sollte es kostenpflichtig sein, prüfen Sie vorher genau den Nutzen. Wie Ihr Profil anschließend zum Einsatz kommt, unterscheidet sich von Plattform zu Plattform. Bei einigen Stellenportalen wird Ihr Profil einem potenziellen Arbeitgeber automatisch vorgestellt, wenn Ihre Qualifikationen zu dem Gesuch des Unternehmens passen. Bei anderen können Personaler oder Headhunter gezielt in der Datenbank auf die Suche nach passenden Kandidaten gehen.

Aussagekräftig
Um gefunden zu werden, ist ein aussagekräftiges Profil das A und O. Beschreiben Sie Ihre Fähigkeiten und Kenntnisse detailliert und machen Sie genaue Angaben zu Ihren praktischen Erfahrungen und zu Ihrem außeruniversitären Engagement. Je mehr Informationen potenzielle Arbeitgeber von Ihnen erhalten, umso größer ist Ihre Chance, kontaktiert zu werden.

Aktuell
Wenn Sie mit Ihrem Profil länger auf Online-Jobbörsen vertreten sind, achten Sie darauf, dass Ihre Einträge stets aktuell sind. Falls Sie Anhänge hochladen können, achten Sie auf die angegebenen Mindest- oder Maximalgrößen der Dateien, damit die Suchenden eine optimale Ansicht Ihrer Unterlagen erhalten.

Ein Bewerberprofil kann aktive Bewerbungen sicherlich nicht ersetzen. Aber mit ein bisschen Glück bekommen Sie vielleicht doch einen Anruf aus Ihrer Traumbranche. Denn in Zeiten von drohendem Fachkräftemangel müssen Unternehmen immer häufiger selbst auf die Suche gehen, um passende Kandidaten für ihre offenen Stellen zu finden.

Storytelling

Wenn Sie im Vorstellungsgespräch darum gebeten werden, etwas über sich zu erzählen, reicht es nicht aus, dass Sie einfach Ihren Lebenslauf wiederholen. Wer es schafft, seine Motivation und seine Erfahrungen in eine Geschichte zu verpacken, macht weitaus mehr Eindruck. Von André Boße

Authentische Geschichten gut rüberzubringen – das ist die Kunst des Storytellings. Im Vorstellungsgespräch geht es nicht nur darum, Noten vorzulegen, Fallstudien zu lösen oder Praktika aufzuzählen. Gefragt sind vielmehr echte und erlebte Storys, die im besten Fall zeigen, warum Sie darauf brennen, den begehrten Job zu bekommen.

Vor ein paar Jahren war Storytelling für die Wirtschaft noch ein Begriff aus einer anderen Welt. Heute liegen Geschichten voll im Trend – und zwar auf zwei Ebenen. Zum einen erzählen die Unternehmen selbst ihre Geschichte, um sich für die besten jungen Talente als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Auf der anderen Seite verlangen die Unternehmen aber auch Geschichten von den Bewerbern.

Ihre eigene Geschichte erzählen
Gute Noten und passende Abschlüsse bleiben natürlich nach wie vor wichtig, aber wenn zwei Kandidaten für eine begehrte Stelle in dieser Hinsicht in etwa gleich viel zu bieten haben, entscheidet immer häufiger die Kommunikationsfähigkeit und damit auch die Qualität des Storytellings – ganz einfach, weil sie etwas darüber aussagt, wie sich eine Nachwuchskraft präsentieren und wie stark sie sich mit der Kultur oder den Werten des potenziellen Arbeitgebers identifizieren kann.

Im Bewerbungsprozess ist es von besonderer Bedeutung, ob Sie zusammenhängend Ihre eigene Geschichte erzählen können. Sind Sie in der Lage, Ideen und Botschaften in Sprache umzuwandeln, um andere zu begeistern? Diese Fähigkeit zum Storytelling können Sie später auch problemlos im Job anwenden, nicht nur im Marketing und Vertrieb, sondern in allen Bereichen. Vor allem bei komplexen Themenstellungen ist es wichtig, sein Gegenüber gedanklich abzuholen und Inhalte vereinfacht wiederzugeben.

Wie ein zwangloser Smalltalk
Personalverantwortliche legen im Gespräch vermehrt Wert darauf, mit den Bewerbern ein interessantes und kurzweiliges Gespräch zu führen. Die Situation ist durchaus vergleichbar mit einem Smalltalk in einem Café: Wer eher zwanglos miteinander spricht, merkt recht schnell, was für ein Typ ihm dort gegenübersitzt.

Die besten Gespräche sind diejenigen, bei denen man gar nicht merkt, wie schnell die Zeit verfliegt. Das zeigt dem Personaler, dass ihm eine Persönlichkeit gegenübersitzt – und nicht nur ein Kandidat, der sich schick gemacht und seine Zeugnisse mitgebracht hat. Stellen Sie also nicht nur Behauptungen auf oder zählen Sie Ihre positiven Eigenschaften auf, sondern belegen Sie diese durch persönliche Erlebnisse.

Gut reden und gut zuhören
Es hilft Ihnen bei der Bewerbung aber nicht nur, wenn sie gut erzählen können. Wenn Sie zudem aufmerksam zuhören und die richtigen Fragen stellen, lernen Sie viel über Ihren potenziellen Arbeitgeber – eine ideale Voraussetzung dafür, eine gute Arbeit zu finden.

Buchtipps:

Gregor Adamczyk:
Storytelling: Mit Geschichten überzeugen.
Haufe 3. Auflage 2019. ISBN 978-3648123355. 9,95 Euro

Hard Skills und Soft Skills

Gute Leistungen reichen heutzutage nicht mehr aus, um als Bewerber bei den Unternehmen zu punkten. Neben den harten Faktoren sind sogenannte Soft Skills, also die sozialen Fähigkeiten, unverzichtbar. Von Sabine Olschner

Wenn Unternehmen eine Bewerbung bekommen, schauen Sie als Erstes darauf, was der Bewerber an Berufserfahrungen und Qualifikationen mitbringt: Welche Praktika haben Sie absolviert? Welche Fremdsprachen haben Sie gelernt? Welche Computerkenntnisse können Sie vorweisen? All diese Qualifikationen, die Sie sich in Studium, Ausbildung oder anderen berufsrelevanten Bereichen angeeignet haben, nennen sich Hard Skills. Diese können Sie im besten Fall durch Zeugnisse, Zertifikate oder mithilfe von Leistungstests belegen.

Schwieriger wird es bei den Soft Skills, denn diese sind nicht auf den ersten Blick erkennbar. Trotzdem sind Personalverantwortliche an ihnen ganz besonders interessiert. Denn es nützt nichts, wenn ein Bewerber fachlich auf vielen Feldern ein Ass ist – aber menschlich nicht ins Team oder zu seinen Aufgaben passt.

Soziale Fähigkeiten lassen sich in der Regel nicht durch Zeugnisse belegen. Daher müssen Sie andere Wege finden, um dem Unternehmen zu zeigen, was Sie an Persönlichkeitsfaktoren mitbringen. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie sich in die eine oder andere Richtung noch weiterentwickeln sollten, empfiehlt es sich, die fehlenden sozialen Fähigkeiten zu trainieren – sei es in passenden Kursen oder zum Beispiel durch soziales Engagement.

Was gehört alles zu den Soft Skills? Eine Auswahl:
Teamfähigkeit, Einfühlungsvermögen, Kommunikationsfähigkeit, Menschenkenntnis, Selbstdisziplin, Offenheit, Neugierde, Eigenverantwortung, Konfliktfähigkeit, Verantwortungsbewusstsein, Flexibilität, Hilfsbereitschaft, Kompromissfähigkeit, Wertschätzung, Toleranz, Respekt, interkulturelle Kompetenz, Vertrauenswürdigkeit, Durchsetzungsvermögen …

Die Liste ließe sich noch lange fortführen, und nicht jede soziale Kompetenz ist für jeden Job gleich wichtig. Die ersten Hinweise darauf, welche Soft Skills für ein Unternehmen unverzichtbar sind, finden Sie oft bereits in der Stellenanzeige. Überprüft werden die sozialen Fähigkeiten häufig mithilfe von Assessment-Center-Übungen oder im ausführlichen Gespräch.

Wie können Sie weiche Fähigkeiten nachweisen?
Überlegen Sie am besten, in welcher Situation Sie welche Kompetenz anwenden mussten: Machen Sie einen Mannschaftssport? Dann sind Sie wahrscheinlich teamfähig. Sind Sie Mitglied in einem Debattierclub? Dann können Sie offenbar gut kommunizieren. Haben Sie im Praktikum ein eigenes Teilprojekt betreut? Dann haben Sie Verantwortungsbewusstsein gezeigt. Verpacken Sie Ihre Erfahrungen mit den verschiedenen Soft Skills im Vorstellungsgespräch mit dem Personaler am besten in eine kleine Geschichte – denn Storytelling kommt bei der Bewerbung besonders gut an. Und wenn Ihnen eine wichtige Fähigkeit fehlt, bieten Sie an, vor dem Arbeitsbeginn noch daran zu arbeiten. Denn auch der Wille zum Lernen ist gehört zu den wichtigen Soft Skills.

Walter Kohl Video-Seminar: Frieden mit unserer Vergangenheit

„Lebensfreude kann nur entstehen, wenn wir Frieden mit unserer Vergangenheit geschlossen haben“, ist Walter Kohl überzeugt. Er spricht aus eigener Erfahrung:

Durch einen übermächtigen Vater, Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl, seine persönliche Gefährdungssituation im Zeichen des RAF-Terrorismus und den Freitod seiner Mutter weiß er: Um zu sich selbst zu finden und neue Lebenswege zu gehen, ist Versöhnung eine Quelle innerer Kraft.

In seinem neuen Video-Seminar 5 Schritte zum inneren Frieden – In Einklang kommen durch Versöhnung zeigt Bestseller-Autor Walter Kohl, wie man seine persönlichen Kraftfresser erkennt, bearbeitet und so weit klärt, dass neue Tatkraft entsteht. Sein Konzept hilft, Schritt für Schritt, Blockaden zu lösen. Der Wechsel von Selbststudium mit Arbeitsblättern, ergänzt durch anschauliche Videosequenzen mit Live-Seminarausschnitten, motivieren zum leichten lernen.

Das Seminar wird von der Glücklich Leben Akademie angeboten, einer E-Coaching-Plattform des Verlags Herder.

karriereführer handel 2014.2015 – Handelslogistik

0

Cover karriereführer handel 2014.2015

Warenströme steuern – Die neuesten Trends in der Handelslogistik

Logistikmanagement. Intelligente Logistik ist der Schlüssel für erfolgreichen Handel. Die Unternehmen müssen heute nicht nur verschiedene Kanäle bespielen, sondern sie auch miteinander verknüpfen. Aufgabe der Logistikmanager ist es, die immer komplexer werdenden Warenströme zu steuern – und zwar effizient, nachhaltig und mit Blick auf die Qualität. Das ist eine große Herausforderung. Und eine spannende Karriereperspektive.

Blickpunkt: Precycling – unverpackt und umweltfreundlich

Wer täglich kocht und dazu verschiedene Zutaten benötigt, bemerkt schnell, wie viel Verpackungsmüll sich dabei ansammelt. Das muss nicht sein, dachten sich mehrere Gründer in Deutschland – und eröffneten Läden, in denen man Lebensmittel ohne Verpackung einkaufen kann. Wir erklären das Precycling. Von Sabine Olschner

Das Mehl wandert in die mitgebrachte Tupperdose, die Äpfel in den Jutesack, die Bonbons in die recycelbaren Papiertüten – so funktioniert Einkaufen in den verpackungslosen Geschäften. Die ersten gibt es bereits in Deutschland: Einer hat im Februar 2014 in Kiel eröffnet, ein weiterer im September in Berlin-Kreuzberg. Marie Delaperrière, BWLerin und Inhaberin des Kieler Unverpackt-Ladens, erklärt, wie sie auf die Idee gekommen ist: „Mich störten schon lange die vielen Plastikverpackungen nach dem Einkauf. Als ich dann ein Buch in die Hände bekam, in dem jemand davon berichtete, wie er ein Jahr lang keinen Müll produziert hat, war ich von der Idee fasziniert und machte mich auf die Suche nach passenden Lieferanten.“

Bei Marie Delaperrière gibt es auf rund 60 Quadratmetern über 300 Produkte: Getreide, Teigwaren, Hülsenfrüchte, Nüsse, Öle und Essig, Oliven, Knabbereien, Tee, Kaffee, Obst, Gemüse, Trockenfrüchte, Spirituosen, Süßwaren, Reinigungsmittel sowie Duschgel und Seifen. Die Produkte sind überwiegend biologisch und werden in Spendern oder anderen Behältern angeboten. „Leicht verderbliche Waren wie Fisch, Fleisch und Molkereiprodukte bieten wir derzeit noch nicht an, weil die Hygieneauflagen dafür zu hoch sind“, erklärt die 40-Jährige, die sich bei der Konzeption ihres Ladens eng mit den Gesundheitsbehörden abgestimmt hat. Kunden können ihre eigenen Mehrwegbehälter mitbringen oder diese im Geschäft kaufen.

Hygienisch einwandfrei
Ein ähnliches Prinzip verfolgen Sara Wolf und Milena Glimbovski, die vor Kurzem ihren Laden „Original Unverpackt“ in Berlin eröffnet haben: „Unsere Kunden können in unserem Laden Pfandbehälter kaufen, oder sie bringen ihre eigenen Schalen mit, die dann bei feuchten Produkten, wie etwa Käse, von unseren Mitarbeitern ausgewischt werden, damit sie hygienisch einwandfrei sind.“ Die Behälter kommen am Eingang auf eine Waage, sodass die Kunden wirklich nur den Inhalt zahlen. Dank eines spülmaschinenfesten Etiketts müssen die Behälter nicht immer wieder neu gewogen, sondern können mehrfach verwendet werden. Auch das gehört zum Precycling.

Die 31-jährige Sara Wolf hat Internationale Beziehungen studiert, Milena Glimbovski, 24 Jahre alt, ist Mediengestalterin und Kommunikationswissenschaftlerin. Die beiden haben sich als Kolleginnen in einer Kommunikationsagentur kennengelernt und beim gemeinsamen Kochen immer wieder gemerkt, wie unsinnig die vielen Verpackungen beim Einkauf sind. Daraus entstand die Geschäftsidee, die sie seitdem voller Elan verfolgen. Das notwendige Kapital haben sie durch ein Crowdfunding-Projekt zusammenbekommen: 20.000 Euro war das Ziel – am Ende sind über 115.000 Euro zusammengekommen. „Das Ergebnis hat alle unsere Erwartungen übertroffen und zeigt, wie viele Leute sich eine Alternative zu dem Verpackungswahn wünschen“, erklärt Sara Wolf.

Precycling nennt sich diese umweltfreundliche Variante – also erst gar keinen Müll entstehen zu lassen

Bewusste Standortwahl
Den Standort Berlin-Kreuzberg haben die beiden bewusst gewählt, weil sie sich hier in guter Nachbarschaft befinden: Nebenan gibt es zum Beispiel einen veganen Burgerladen, und auch die Anwohner sind eher alternativ geprägt und daher von dem Konzept sehr angetan. Die Suche nach einem passenden Ladenlokal hat zwar lange gedauert, aber nun sind die beiden Gründerinnen mit ihrem Geschäft zufrieden. „Mittelfristig planen wir, noch weitere Läden zu eröffnen“, so Milena Glimbovski.

Sowohl die Kieler als auch die Berliner Unternehmerinnen achten bereits beim Einkauf darauf, dass auch ihre Lieferanten möglichst ohne Verpackung arbeiten. Precycling nennt sich diese umweltfreundliche Variante – also erst gar keinen Müll entstehen zu lassen. „Viele meiner Lieferanten benutzen Papiersäcke oder Kartons“, berichtet Marie Delaperrière. „Wo Plastik unvermeidbar ist, achte ich darauf, dass es nicht auch noch überflüssige Überverpackungen gibt.“ Sara Wolf und Milena Glimbovski arbeiten am liebsten mit kleinen, regionalen Lieferanten zusammen. „Diese sind flexibler als Großlieferanten, ihre Produktionsprozesse auf unser Konzept anzupassen. Gemeinsam entwickeln wir Ideen, wie sich Einwegverpackungen vermeiden lassen.“ Die Preise in den verpackungsfreien Läden sind übrigens nicht höher als in herkömmlichen Supermärkten. Außerdem haben Kunden den Vorteil, dass sie nur so viel mitnehmen können, wie sie auch tatsächlich brauchen – und seien es nur wenige Gramm.

Die Idee vom Einkaufen ohne Verpackung wird sicherlich weitere Kreise ziehen. Ob die Kunden auch langfristig begeistert sein werden, wird sich zeigen. In London musste der Shop „Unpackaged“ mit angegliederter Bar und Restaurant schon nach einem Jahr wieder schließen. Aber das ist eine andere Geschichte…

Läden ohne Verpackung

Unverpackt in Kiel
www.unverpackt-kiel.de

Original Unverpackt in Berlin
www.original-unverpackt.de

Freikost in Bonn
www.freikost.de

Lunzers Maß-Greißlerei in Wien
www.mass-greisslerei.at

Eine weitere müllvermeidende Idee

Die Franchise-Kette Kochhaus verkauft ihre Zutaten passend zu ihren Rezepten – immer nur so viel, wie für das Rezept notwendig ist.
www.kochhaus.de/das-begehbare-rezeptbuch

„Geht nicht? Geht doch!“

Sina Trinkwalder führt in Augsburg das Modeunternehmen Manomama. Ein erfolgreiches Unternehmen – aber auch ein ungewöhnliches: Die 37-Jährige stellt nur Mitarbeiter ein, die auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt sind. Die Kernwerte des Unternehmens sind Wertschätzung und Werthaltigkeit. Warum die Inhaberin findet, dass Arbeit Spaß machen sollte, und weshalb sie das Aufräumen der Küche für einen guten Test für Nachwuchstalente hält, erzählt sie im Interview. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Sina Trinkwalder, Foto: Stefan Puchner
Sina Trinkwalder, Foto: Stefan Puchner

Sina Trinkwalder, geboren am 28. Januar 1978 in Augsburg, arbeitete schon als Schülerin für die Zeitung Augsburger Allgemeine und gründete kurz nach dem Abitur ihre eigene Werbeagentur. Ihr Politik- und BWL-Studium in München brach sie ab. 2010 gründete sie die Textilfirma Manomama, in der sie auf dem Arbeitsmarkt benachteiligte Menschen beschäftigt und ökosozial wirtschaftet. 2013 erschien ihr Buch „Wunder muss man selber machen. Wie ich die Wirtschaft auf den Kopf stelle“. Sina Trinkwalder ist ein gern gesehener Gast in politischen Talkshows, aber auch als engagierte Rednerin bei Kongressen und Unternehmensveranstaltungen.

Frau Trinkwalder, wie sehen Sie die Wirtschaft in einigen Jahren?
Die Zeit der traditionellen Wirtschaft läuft ab. Wir werden bald keine Hierarchien mehr haben. Was zählt, sind Kompetenzen. Wobei eine Kompetenz eine große Rolle spielen wird, die sehr vielen Managern abhandengekommen ist, nämlich die Empathie. Schließlich wird Spitzenkräften in den Unternehmen immer wieder eingetrichtert: Entscheidend ist, dass die Zahlen stimmen, die Menschen sind egal.

Hoffen Sie auf die Generation Y, der man ja nachsagt, auf andere Dinge Wert zu legen als auf die übliche Karriere?
Ich bin skeptisch, weil ich nicht sehe, dass diese Generation bereit ist, Verantwortung zu übernehmen. Stattdessen werden dünne Bretter gebohrt, und es wird betont, wie wichtig die Freizeit ist. Schön und gut, aber darum geht es nicht, wenn man etwas erreichen möchte. Dann muss man doch darüber nachdenken, wie man am schnellsten Dinge verwirklichen kann.

Wie war das bei Ihnen?
Ich habe mit 13 angefangen, für die Zeitung zu schreiben. Nach dem Abitur führte mein erster Weg zum Amt, um mir den Gewerbeschein für meine Werbeagentur zu holen. Wenn die anderen in der Disko waren, habe ich Nachtschichten geschoben. Mir hat das Spaß gemacht. Die Generation Y sollte aufhören, die Arbeit als etwas Schlechtes zu sehen. Arbeit kann auch Spaß machen. Man muss sich nur die richtige aussuchen.

Was ist denn richtige Arbeit?
Eine, mit der ich etwas positiv bewege. Und zwar nicht für mich, sondern für andere. Es bringt ja nun nichts, Dinge doof zu finden, sich zu empören – aber nichts dafür zu tun, dass sich diese Dinge ändern. Wunder geschehen nicht. Wunder muss man selber machen.

Haben Sie Rückschläge erlebt?
Und ob, ich musste oft bluten. Vor allem zu Beginn meiner Unternehmerkarriere habe ich einige falsche Entscheidungen getroffen.

Und dann?
Aufstehen, Krone richten, weitergehen. Und eben nicht sagen: „So ein Mist, ich lasse es lieber.“ Nein! Jetzt erst recht – und zwar besser!

Was halten Sie davon, dass Ketten Erfolge feiern, die nicht viel mit den Begriffen Wertschätzung und Werthaltigkeit zu tun haben?
Ich schimpfe nicht über deren Kunden, weil ich von einer Konsumgeneration nicht erwarten darf, dass sie von heute auf morgen den sinnvollen Konsum für sich entdeckt und danach handelt. Auf der anderen Seite kaufen diejenigen, die sich als verantwortliche Konsumenten bezeichnen, ihre Klamotten nach irgendwelchen Nachhaltigkeitssiegeln, die nichts weiter als der kleinste gemeinsame Nenner der großen Industrie sind. Diese Siegel sollen das Gewissen beruhigen. Wer danach kauft, macht die Dinge aber nicht besser.

Wie macht man es denn besser?
Gehen Sie doch mal, bevor Sie einen Laden betreten, zu Ihrem Kleiderschrank und schauen Sie, ob Sie überhaupt etwas Neues brauchen.

Moment, müssen Sie als Handelsunternehmerin nicht dafür sorgen, dass die Leute denken, Sie bräuchten ständig etwas Neues?
Nein! Falsch! Es ist doch viel geiler, an 80 Millionen Deutsche eine Jeans zu verkaufen, die zehn Jahre hält, als an 100.000 Deutsche eine Jeans, bei der nach acht Wochen die Nähte kaputt gehen. Mit unseren Jeans schonen wir Ressourcen, verkaufen unsere Kunden nicht für dumm und sorgen dafür, dass die Mitarbeiter gerne Jeans nähen, weil sie eben keinen Mist herstellen. So einfach ist das.

Warum setzt es sich nicht durch, wenn es so einfach ist?
Weil alles, was einfach ist, nicht sein darf. Denn wohin dann mit den vielen Managern, Verwaltern und Beratern? Die müssten dann auch alle Jeans nähen. Wir haben 150 Mitarbeiter – aber nur eine halbe Stelle in der Verwaltung. Andere Mittelständler lachen darüber, aber uns reicht es. Und wir haben Erfolg: Wir schreiben schwarze Zahlen und sind als Unternehmen in den vergangenen drei Jahren zu einem Mittelständler gewachsen, finanziert mit 100 Prozent Eigenkapital und mit Mitarbeitern, die sonst keiner mehr haben wollte. Geht nicht? Geht doch!

Angenommen ein Absolvent, der in den Handel einsteigen möchte, hat einen freien Tag vor sich. Wie kann er diesen mit Blick auf seine Laufbahn sinnvoll nutzen?
Er sollte die Küche aufräumen. Alles Geschirr und Besteck raus aus den Regalen und neu ordnen. Dann sollte er seine Mutter anrufen und ihr sagen: Decke bitte mal den Tisch. Wenn dann die Mutter intuitiv alles findet, weil die Teller, Tassen, Untertassen und Kuchengabeln sinnvoll strukturiert angeordnet sind, dann ist dieser junge Mensch im Handel gut aufgehoben. Kommt die Mutter im Chaos nicht zurecht, sollte er sich einen neuen Tag frei nehmen – und es noch einmal probieren.

Buchtipp

Sina Trinkwalder:
Wunder muss man selber machen. Wie ich die Wirtschaft auf den Kopf stelle.
Droemer 2013.
ISBN 978-3426276150.
14,99 Euro

Das Gute liegt so nah

Regional heißt der neue Trend –Lebensmittel, die nicht aus fernen Ländern kommen, sondern frisch vom Bauern aus der Gegend erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Ob im Supermarkt oder im Internet – der Markt für regionale Produkte wächst. Von Christiane Martin

Äpfel aus Neuseeland, Möhren aus Israel und Trauben aus Südafrika – längst ist die Globalisierung auf unseren Lebensmittelmärkten angekommen. Doch was uns einerseits ein breites Warenangebot zu jeder Jahreszeit beschert, führt andererseits zu immer weniger Transparenz. Und so stellen die Verbraucherzentralen in ihren Befragungen immer häufiger fest, dass Kunden vom Überangebot verunsichert sind und ein neuer Trend an Fahrt gewinnt: die Liebe zur Regionalität. Auch eine 2013 erschienene Studie der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) konstatiert, dass Regionalität „in“ ist und die latente Sehnsucht älterer wie jüngerer Konsumenten nach Überschaubarkeit und Vertrauen stillt.

Umkreis von 50 Kilometern
Große Lebensmittelhändler haben sich diesen Kundenwünschen inzwischen angepasst und bieten vermehrt regional und lokal erzeugte Waren an. Diese erfreuen sich dabei weitaus größerer Beliebtheit als die Bioprodukte. Rewe hat bereits 2012 seine Eigenmarke „Rewe Regional“ geschaffen, deren Sortiment je nach Saison 10 bis 40 Obst- und Gemüsesorten umfasst. Diese kommen in der Erntezeit zwischen Mai und November von regionalen Anbaubetrieben in Deutschland und werden im Supermarkt der jeweiligen Gegend verkauft. „Die Resonanz der Kunden auf die Regional-Eigenmarke ist sehr positiv, und die Umsätze mit den Produkten sind sukzessive und deutlich gestiegen“, erklärt Thomas Bonrath, Pressereferent bei Rewe. Die an den Waren ausgewiesene Region sei entweder das Bundesland, eine traditionelle Gegend wie das Münsterland oder die topografische Region wie beispielsweise der Niederrhein. „Die Deklaration auf der Verpackung und der Text unter dem Produktnamen zeigen an, aus welcher Region das Produkt kommt. Die Erzeugerstrukturen sind dabei so dicht angelegt, dass das Regional-Produkt im jeweiligen Markt in aller Regel aus einem Umkreis von rund 50 Kilometern stammt“, so Thomas Bonrath weiter.

Ein Regionalpartner in NRW ist beispielswiese der Familienbetrieb Holthausen in Nettetal am Niederrhein. In dritter Generation geführt werden hier auf rund 150 Hektar Lauch, Zwiebeln und Kartoffeln angebaut. „Diese Betriebe profitieren von einer Absatz- und Preissicherheit, außerdem unterstützen wir je nach Ernteverlauf variabel mit Preisaktionen den Abverkauf. Im Gegenzug nehmen wir Einfluss auf Sorten und Anbaubedingungen und damit auf die Qualität“, erklärt Thomas Bonrath.

Linktipp

Regionaler geht es nicht: Tomatenretter werden und die Patenschaft für ein Stück Land übernehmen, auf dem eine alte Tomatensorte wächst.
www.tomatenretter.de

Gute Chancen für Start-ups
Doch nicht nur in den Supermarktregalen finden sich die Produkte aus der Heimat. Zunehmend wird auch die Direktvermarktung über das Internet gefördert. Plattformen wie www.bauer-sucht-koch.de bringen ländliche Erzeuger mit Hoteliers und Gastronomen aus der Region zusammen.

Für junge Absolventen, die auf der Suche nach einer Geschäftsidee für ein eigenes Start-up sind, bieten sich hier gute Chancen. So hat ein Cottbuser Gründer-Trio für Landmarkt Brandenburg, einen Onlinemarkt für regionale Lebensmittel, einen Preis der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus für den besten Businessplan erhalten. Seit Oktober 2013 können Erzeuger aus Brandenburg hier kostenlos ihre aktuellen Produktangebote online stellen und Gastronomen und Einzelhändler aus der Nähe diese bestellen. Alle Marktplatzteilnehmer können dabei ihr Unternehmen anschaulich präsentieren, bei Bedarf wird sogar die passende Logistik vermittelt, wird auf der Internetseite versprochen.

Eine etwas andere Herangehensweise verfolgen die sogenannten Foodkoops. Hier schließen sich Verbraucher und Erzeuger direkt zusammen. Eine Gruppe von Personen oder Haushalten kauft gemeinsam bei einem Bauern seine Lebensmittel, die meist in einem bestimmten Rhythmus in die Stadt geliefert werden. Aber auch eine Art Abonnement erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Hinter Bezeichnung wie „Gemüsekiste“ oder „Gemüsetüte“ verbergen sich Lieferservices von frischen und meist regionalen Bioprodukten.

Kennzeichnung ist wichtig
Doch egal ob im Supermarktregal, im Internet oder beim Gemüse-Abo – wichtig ist zu definieren, was überhaupt „aus der Region“ bedeutet. Die Verbraucherzentrale NRW beklagt auf ihrer Website, dass für die Kennzeichnung und Werbung von Lebensmitteln durch Hersteller oder Händler häufig Begriffe wie „Region“, „Nähe“ und „Heimat“ verwendet werden, ohne dass ein konkretes geografisches Gebiet ausgewiesen wird. Inzwischen herrsche auf dem Markt eine unüberschaubare Vielfalt regionaler Werbebegriffe und Zeichen, die Regionalität suggerieren, aber keine oder nur eine unklare regionale Herkunft ausweisen.

Dem entgegenwirken soll ein neues bundesweites Siegel, dass es seit Januar 2014 gibt: das Regionalfenster (siehe Randspalte). Die Deklaration ist freiwillig, wird aber als wichtiger Impuls für eine europaweit verpflichtende Kennzeichnung gesehen – was einmal mehr beweist, dass das Thema „Regionalität“ weiter im Trend bleibt und somit auch relevant für Absolventen, die im Lebensmittelhandel einsteigen wollen.

Kennzeichnung regionaler Lebensmittel

Seit Januar 2014 gibt es das „Regionalfenster“, das eine bundesweit einheitliche Kennzeichnung regionaler Produkte ermöglicht und Auskunft darüber gibt, aus welcher Region Rohstoffe stammen und wo die Verarbeitung erfolgt ist. Das Siegel wurde vom Trägerverein Regionalfenster e. V. konzipiert, dessen Mitglieder aus der Lebensmittelerzeugung und -verarbeitung, dem ökologischen Landbau, dem Handwerk, dem Lebensmittelhandel und aus dem Bereich der Regionalinitiativen kommen.
www.regionalfenster.de

Mehr als Schleifebinden

Anabell Hohmann, 24 Jahre, hat ein duales Studium bei der Douglas Holding absolviert. Heute arbeitet sie in der Parfümerie im Bereich Einkaufsservices.

„Darf ich Ihnen den Duft als Geschenk verpacken?“ Dieser Satz beschreibt meinen Start bei Douglas sehr treffend. Während der Oberstufe arbeitete ich an den Wochenenden und im Weihnachtsgeschäft als „Verpackungsfee“ in einer Iserlohner Filiale des Parfümerieunternehmens. Das Zupfen der traditionellen Douglas-Schleife, welches mir als Kind wie ein großes Mysterium vorkam, beherrsche ich heute nach zahlreich verpackten Geschenken aus dem Effeff. Außerdem erhielt ich im Rahmen meiner Aushilfstätigkeiten einen guten Einblick in die Prozesse eines Handelsunternehmens, und ich konnte mich über das Verpacken hinaus auch im Verkauf ausprobieren. Spätestens nach meinem ersten Weihnachtsgeschäft wusste ich, dass ich zukünftig in der Kosmetik- und Parfümbranche arbeiten wollte. Der Ansturm auf die Innenstädte ist in dieser Zeit enorm, und jeder sucht nach besonderen Geschenken für Familie und Freunde. Es war schön, den Kunden bei der Suche unterstützen zu können und zu sehen, dass so viele Menschen die Begeisterung für unsere Produkte teilen.

Zu meinem Glück ergab sich nach meinem Abitur die Möglichkeit ein duales Studium bei der Douglas Holding zu beginnen. Das praxisorientierte Studienkonzept besteht aus einer Ausbildung als Groß- und Außenhandelskauffrau und aus dem Studiengang Handelsmanagement an der EUFH (Europäische Fachhochschule) in Brühl. In abwechselnden Theorie- und Praxisblöcken durchlief ich diverse Abteilungen in den unterschiedlichen Sparten der Holding. So erhielt ich in den Praxisphasen beispielsweise einen Einblick in das Marketing von Christ, in die Buchhaltung von Thalia oder auch in die Logistikprozesse von Douglas.

Auf Reisen in Deutschland
Jede der Stationen war sehr lehrreich und interessant, mir jedoch nicht „vertriebsnah“ genug, und so wurde mir von meiner Ausbildungsleitung das Projekt „Regalplatzoptimierung“ vorgestellt. Im Zuge des Projektes reiste ich mit dem Projektteam durch Deutschland und räumte jeweils innerhalb von einigen Tagen die Regale des Duft- und Pflegebereichs um. Eine tolle Zeit, in der ich viel Neues gelernt habe.

Nach meinem Studium blieb ich bei Douglas. Ich arbeite heute im Bereich Einkaufsservices und verantworte das Thema Regalplatzierungsoptimierung, welches nun fester Bestandteil des Einkaufsprozess ist. Aber was bedeutet Regalplatzierungsoptimierung eigentlich? Aufgrund der großen Vielfalt unserer Produkte ist eine logische Strukturierung der Regale notwendig. Bei der Regalplatzoptimierung betrachte ich die unterschiedlichen Sortimentsteile einer Filiale und platziere die Duftlinien so, dass der Kunde das gewünschte Produkt eigenständig im Regal findet. Dazu nutze ich Kennzahlen wie Umsätze und Absätze von Produkten sowie Erkenntnisse zum Kaufverhalten aus Marktforschungen. Beispielsweise suchen Kunden beim Betreten eines Geschäftes nach Anhaltspunkten, an denen sie sich orientieren können. Dieser Anhaltspunkt ist oftmals der Duft, der bereits bei ihnen im Bad steht. Mit dieser Erkenntnis platziere ich Marken mit einer hohen Bekanntheit zu Beginn der Duftabteilung und stelle sicher, dass ich einen ersten Orientierungspunkt für den Kunden setze.

Wissen weitergeben
Im Gegensatz zu früher bereise ich nicht mehr so regelmäßig Filialen, sondern erstelle gemeinsam mit meinem Team sogenannte Planogramme, die von den Mitarbeitern in den Filialen umgesetzt werden. Natürlich versuche ich so oft wie möglich, Filialen zu besuchen, um direkt vor Ort zu optimieren, denn vom Schreibtisch aus lässt sich nicht immer alles planen.

Neben der Erstellung der Planogramme verfasse ich Schulungsunterlagen und unterrichte das Thema Regalplatzierung im Vertrieb. Eine Multiplikation des Wissens ist wichtig, da die Parfüm- und Kosmetikbranche immer häufiger Neuheiten lanciert, sodass die Regalplatzierung der Filialen mit jeder neuen Duftlinie angepasst werden muss. Bei uns zu Hause ist es ja nicht anders: Wir haben nur beschränkt Platz im Schrank, das heißt, wenn wir eine neue Bluse kaufen, müssen wir diese unterbringen und dafür eine abgetragene Bluse zu den Altkleidern geben.

Da die Regalplatzoptimierung nie Inhalt einer meiner Vorlesungen an der Uni war und nur ein Teilprozess eines großen Ganzen ist, machte ich im Rahmen eines Weiterbildungsangebots meines Arbeitgebers die Zertifizierung zur Category Managerin an der GS1 Academy und wurde in ein internes Nachwuchsförderungsprogramm aufgenommen.

Teamgeist ist gefragt
Wer bei uns anfangen möchte, sollte sich bewusst sein, dass wir ein stark service- und erlebnisorientiertes Lifestyleunternehmen sind. Dadurch ist meiner Meinung nach eine Affinität für Kosmetik und/oder Parfüm sowie Kundenorientierung in vielen Tätigkeitsbereichen unumgänglich. Eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Arbeit ist die Teamfähigkeit. Dies mag zwar in jeder Stellenausschreibung als Standardvoraussetzung genannt werden, öffnet einem aber auch bei uns die eine oder andere Tür. Nach einem Studium profitieren Einsteiger am meisten von dem Wissen, das Kollegen mit ihnen teilen.

Buchtipp der Redaktion

Thorsten Turrek:
Category Management im Multi-Channel-Retailing: Marketing und Marktverhalten.
VDM Verlag Dr. Müller 2008.
ISBN 978-3836473552. 49 Euro
Es ist heute wichtiger denn je, individuell auf den Kunden einzugehen und seine Bedürfnisse umfassend zu befriedigen. Für den Einzelhandel ist es von hoher Bedeutung diesen aktuellen Trend nicht zu verpassen. Das Category Management bildet hier unter den Gesichtspunkten moderner Marketingerkenntnisse eine Strategie, die versucht diverse Produkte im Zusammenhang mit anderen Waren zu kombinieren. Die Gestaltung, Anordnung und die Auswahl der Nachbarprodukte spielt eine übergeordnete Rolle.

Merck-Team erhält Meyer-Galow-Preis für Wirtschaftschemie

Merck ist weltweiter Markt- und Technologieführer bei Flüssigkristallen für großformatige Flachbildfernseher, Mobiltelefone oder Digitalkameras. Für deutliche Qualitätssprünge bei Displays für Smartphones und Tablet-PCs wurde dem Entwickler-Team von Merck der Meyer-Galow-Preis für Wirtschaftschemie 2014 verliehen.

Der Meyer-Galow-Preis wurde 2012 von Professor Dr. Erhard Meyer-Galow gestiftet, dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Hüls AG und früheren Präsidenten der GDCh. Seitdem verleiht die GDCh diesen Preis jährlich. Meyer-Galow arbeitete vorwiegend an der Schnittstelle zwischen Chemie und Markt und hielt an der Universität Münster Vorlesungen über „Wirtschaftschemie in der Chemischen Industrie“. Er unterstrich in Darmstadt: „Heute würdigen wir chemische Produkte und Prozesse, die besonders nachhaltig und von hohem Wert für die Gesellschaft sind“.