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Schlusswort: Interview mit Dr. Christian Au

Bei Ihrem Unternehmen setzen Sie auf eine „Konsequente Digitalisierungsstrategie“. Warum braucht ein Klassiker wie die Currywurst eine solche?
Jedes Unternehmen, das sich im Endkundengeschäft bewegt, lässt sonst einen entscheidenden Marketingkanal ungenutzt.

Sie sagen, Sie möchten die Currywurst aus der Ecke „schwer und fettig“ herausholen. Wo gehört Sie denn Ihrer Meinung nach hin?
In die Hall of Fame der schnellen Küche. Eins der beliebtesten Essen der Deutschen sollte sich qualitativ nicht hinter guten Burgern oder Pizza verstecken müssen.

Von McKinsey zur Currywust: Warum war das für Sie genau der richtige Schritt?
Als Berater habe ich viel konzeptionell gearbeitet. Ich wollte wieder näher an die Umsetzung ran. Mit meinem Bruch hat dann das Timing für die Gründung einfach gestimmt.

Welche Lektion aus Ihrer Beratertätigkeit bei McKinsey konnten Sie als Start-up-Gründer erfolgreich anwenden?
Weniger eine spezielle Lektion als vielmehr Wissen über Strategieentwicklung und zielgruppengerechte Kommunikation.

Was vermissen Sie aus Ihrer Zeit als Unternehmensberater am meisten?
Großartige Teammomente mit Kollegen aus aller Welt.

Der Drei-Sterne-Koch Juan Amador betreut die Konzeption Ihrer Würste und Soßen. Warum ist dieser Name mehr als ein Marketing-Kniff?
Juan Amador hat unsere Saucen konzipiert und betreut auch die Produktion. Er garantiert die Qualität unserer Speisen.

Was spricht dafür, ein Business-Lunch auch einmal an einer Currywurstbude abzuhalten?
Außer Saucenflecken am Hemd, sehr viel. Im Stehen kann man auf jeden Fall am besten denken.

Wenn Consultants selbst gründen möchten, vor welchen schnell gemachten Fehlern müssen sie sich in Acht nehmen?
Man sollte eine gute Schippe Demut mitbringen. Bei jeder Gründung geht es um Blut, Schweiß und Tränen. Egal, ob man davor Berater oder Student war.

Nach Currywurst und Pommes, welches weitere schnelle Gericht hätte eine Renaissance auf hohem systemgastronomischen Niveau verdient?
Die Pizza. Zurück zu den neapolitanischen Wurzeln.

Abseits Ihrer eigenen: Wo gibt es in Deutschland die besten Currywürste?
Geschmackssache: Etwas gediegener, aber qualitativ sehr gut, geht es im Edelcurry in Hamburg zu. Nach einer durchzechten Nacht: Curry 36 in Berlin.

Zur Person

Christian Au, geboren 1979, studierte Informatik und Philosophie in München, Karlsruhe und St. Gallen. Während seiner Promotion beschäftigte sich der Mainzer mit der Umsetzung von Klimapolitik in Entwicklungsländern. 2007 begann er seine Karriere als Unternehmensberater bei McKinsey und arbeitete als Projektleiter mit Fokus auf den Themen Nachhaltigkeit und Strategie. 2014 verließ er das Beratungsunternehmen und gründete zusammen mit seinem Bruder Tilman das Start-up Fast Good Food. Die Idee: Konzepte der Systemgastronomie für hochwertiges Imbiss-Essen. Die erste Marke „Curry Kartell“ verkauft seit Herbst 2014 Currywurst in Wiesbaden – auf Wunsch auch vegan, mit Bärlauch-Mayo und zum Gin Tonic.

Geschützt: Generation Z und ihr Einfluss auf die Berufswelt

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Hallo Indien! Namaste India!

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Bereits zwei Wochen nach seinem Berufsstart reiste Dominik Mayer das erste Mal beruflich nach Indien, nach Bangalore – die drittgrößte Stadt Indiens, die wegen der vielen Parkanlagen auch „Gartenstadt“ genannt wird. 2014 war er erneut in einem indischen Projektteam tätig.

Dominik Mayer, Foto: Accenture
Dominik Mayer, Foto: Accenture

Dominik Mayer, 28 Jahre, studierte Wirtschaftsinformatik in Heidenheim und stieg Anfang 2012 als IT-Berater bei Accenture in Düsseldorf ein. Bereits zwei Wochen später reiste er das erste Mal beruflich nach Indien und erarbeitete dort gemeinsam mit indischen Entwicklern Lösungen zur Erweiterung eines SAP-Systems für Finanzprozesse.

Das erste Mal bin ich nach Bangalore geflogen, um dort einen Teil meines Jump Starts zu absolvieren. Dabei handelt es sich um ein für Berufsanfänger entwickeltes Programm, bei dem man in wenigen Wochen die SAP- oder JAVA-Expertise vermittelt bekommt, die für den Projektalltag benötigt wird. Inzwischen arbeiten Einsteiger erst nach Abschluss dieses Programms in Indien. Ich aber war direkt nach meinem Studium Teil eines indischen Entwicklungsteams und habe gemeinsam mit indischen Entwicklern Lösungen zur Erweiterung eines SAP-Systems für Finanzprozesse bei einem deutschen Kunden erarbeitet. Meine Aufgabe in Deutschland war es, technische Designs zu schreiben und die Entwicklung zu koordinieren. In Indien war ich als Teil des dortigen Entwicklungsteams für die Umsetzung dieser technischen Designs zuständig. Mir hat die Arbeit in Indien geholfen, weil ich dort gesehen habe, welche Informationen die Kollegen für ihre Arbeit benötigen. So kann ich auch jetzt, nach meiner Rückkehr nach Deutschland, recht genau einschätzen, welche Angaben ich weitergeben muss, um möglichst alle Fragen der indischen Kollegen zu beantworten. Zudem weiß ich nun, wie wichtig es ist, sich per Mail für die tolle Arbeit zu bedanken und nicht nur im Gespräch.

Die Kollegen in Bangalore haben mich sehr interessiert, aber mit höflicher Zurückhaltung aufgenommen – die weitere Zusammenarbeit war dann sehr offen. Zum Beispiel wurde ich während meiner Zeit in Indien zu mehreren Hochzeiten eingeladen, auch wenn ich das Brautpaar nur flüchtig kannte. Auf der Straße fällt man auf und spürt das große Interesse der Passanten an dem Exoten aus Europa. Vieles in Indien ist sehr umständlich: Wer in Deutschland über die Bürokratie schimpft, der war noch nie in Indien. Ich hatte immer das Gefühl, dass in Deutschland alles reguliert wird. Das ist allerdings kein Vergleich zu indischen Behörden und Firmen. Dort gibt es keine flachen Hierarchien, und in vielen Unternehmen gibt es mehr Hierarchieebenen als in Deutschland. Deshalb waren bei Problemen mit der Bank oder mit dem Handyanbieter in Indien vor allem zwei Eigenschaften unerlässlich: Geduld und Beharrlichkeit – beides hilft natürlich auch später nach der Rückkehr.

Aus meiner Sicht ist bei einem solchen Aufenthalt vor allem wichtig, dass man sich offen für Neues zeigt und auch ein bisschen Mut mitbringt, um in eine komplett andere Welt einzutauchen. Mit der deutschen Kultur kann und sollte man Indien nicht vergleichen. Das plakativste Beispiel ist sicherlich das Essen. Wer denkt, er habe in einem indischen Restaurant in Deutschland schon einmal indisch gegessen, liegt vollkommen falsch – das Essen dort ist an den europäischen Geschmack angepasst. Ich esse sonst eher selten scharf, und ausgerechnet ich war in Hyderabad und Bangalore, den beiden Städten, die selbst innerhalb Indiens für extrem scharfes Essen bekannt sind. Zugegebenermaßen hatte ich große Anpassungsprobleme und musste sehr aufpassen, was ich bestellen kann. Sicherlich ungewöhnlich für Europäer ist zudem, dass es selbst zum Frühstück schon scharfes Essen gibt.

Während meines Aufenthalts in Indien konnte ich mir auch einen langgehegten Traum erfüllen und das Taj Mahal ansehen. Die Reise habe ich zusammen mit 13 anderen Deutschen aus verschiedenen Städten organisiert, mit denen ich mich am Flughafen Neu Delhi getroffen habe. Das Taj Mahal ist nur etwa 200 Kilometer von Neu-Delhi entfernt, aber in Indien bedeutet das eine fünfstündige Fahrt. Spätestens als ich sah, wie das besondere Licht bei Sonnenaufgang den weißen Marmor des Taj Mahals zum Leuchten bringt, wusste ich aber, wofür ich die beschwerliche Anreise auf mich genommen habe. Wir haben in unserer Freizeit noch weitere Orte in Indien besucht und Kurzurlaube in Goa gemacht. Die ehemalige portugiesische Kolonie war eine angenehme Abwechslung zu den hektischen Großstädten.

Nach meinem ersten Aufenthalt in Indien hatte ich 2014 erneut die Möglichkeit, für sechs Monate in Hyderabad zu leben und dort in einem indischen Projektteam mitzuarbeiten. Meine berufliche Zukunft sehe ich auch weiterhin in internationalen Projekten. Die Zusammenarbeit über mehrere Kontinente, Zeitzonen und Kulturen hinweg fordert mich auch nach drei Jahren noch täglich heraus. Und auch heute merke ich immer wieder, was für ein großer Vorteil es ist, die indischen Strukturen und die indische Mentalität besser zu kennen.

Indien

Landesinformationen:
Größe: 3,3 Mio. qkm
Einwohner: 1,2 Mrd. (Volkszählung 2011)
Hauptstadt: Neu-Delhi (13,8 Mio. Einwohner)
Klima: Durchschnittstemperatur in Neu-Delhi: Januar 21°C/Juli 35°C
Landessprache: Es werden über hundert Sprachen gesprochen, Amtssprachen sind Hindi und Englisch.

Währung:
Indische Rupie (INR)
1 Euro = 70,3 INR (Stand: 25.2.2015)

Flugdauer Direktflug:
Frankfurt/Main – Neu-Delhi:
circa 8 Stunden
Kosten: circa 600 Euro

Essen:
Die indische Küche zeichnet sich durch ihre regionale Vielfalt aus. Sie ist außerdem für ihre zahlreichen Gewürze und scharfen Saucen bekannt. Beliebte Gerichte sind Ziegen- und Lammfleischgerichte sowie gefüllte Teigwaren, die Samosas.

Zeitverschiebung
LGMT +5:30 Stunden

Einreisebedingungen:
Deutsche Staatsbürger brauchen einen Reisepass und ein Visum, das zuständige indische Auslandsvertretungen ausstellen. Seit Ende 2014 können deutsche Reisepassinhaber bei Ankunft in Indien unter bestimmten Voraussetzungen zusätzlich eine Elektronische Reiseerlaubnis („Electronic Travel Authorization“ – ETA), ein spezielles Touristenvisum, erhalten. Dies berechtigt zur einmaligen Einreise für einen Reisezeitraum von bis zu 30 Tagen.

Wirtschaftswandel zu mehr Komplexität

Fredmund Malik zählt zu den profiliertesten Wirtschaftswissenschaftlern Europas. Schon 1997 schrieb er erstmals von der „Großen Transformation21“, einem allumfassenden und rasanten Wandel der Wirtschaft, der zu mehr Komplexität führt. Was das für Manager bedeutet und wie sich der Nachwuchs dafür rüsten kann, erklärt er im Interview. Das Gespräch führte André Boße.

Zur Person

Prof. Dr. Fredmund Malik, geboren 1944 in Österreich, ist habilitierter Professor für Unternehmensführung, Special und Honorary Professor an drei chinesischen Universitäten sowie international ausgezeichneter Managementexperte. Seine Denkfabrik für ganzheitliche system-kybernetische Managementsysteme mit Sitz in St. Gallen ist weltweit führend. Malik gehört zu den profiliertesten Managementvordenkern und ist Bestsellerautor von mehr als zehn Büchern. Er erhielt mehrere Auszeichnungen, darunter das österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst sowie den Heinz von Foerster-Preis für Organisationskybernetik.

Herr Prof. Malik, Sie sprechen von der Großen Transformation21 als einer Umwandlung, wie sie nur alle rund 200 Jahre vorkommt. Woran machen Sie fest, dass wir gerade Wirtschaftsgeschichte schreiben?
Mit großer Wahrscheinlichkeit wird derzeit weit mehr als nur Wirtschaftsgeschichte geschrieben. Die Große Transformation21 führt von der Alten Welt, wie wir sie kannten, zu einer grundlegend Neuen Welt.

Was sind die stärksten Antreiber dieses Wandels?
Zu den stärksten Triebkräften zählen die Demografie, die Entwicklung von Wissenschaft und Technologie – insbesondere der Informatik und der Biowissenschaften –, die Ökologie mit ihren kaum überblickbaren Risiken und schließlich die Ökonomie – und hier vor allem die historisch größte globale Verschuldung so gut wie aller Wirtschaftssektoren. Zusammen erzeugen diese Treiber eine exponentiell wachsende Komplexität, mit der die meisten Organisationen noch gar nicht umgehen können. Was diesen Wandel so einzigartig macht, ist die immer dichtere Vernetzung von immer mehr Lebensbereichen, die eine Dynamik eines sich selbst beschleunigenden Wandels zur Folge hat.

Aber gab es Wandel nicht auch in früheren Zeiten?
Ja, es gab regelmäßig Transformationsepochen, die mit unserer Zeit erstaunliche Ähnlichkeiten haben. Sie traten jedoch nicht so stark ins Bewusstsein der Menschen, weil sie jeweils drei bis vier Generationen überspannten, so dass sich die Jüngeren daran jeweils nicht mehr erinnern können. Nur wenige interessieren sich für Geschichte so gründlich, dass ihnen diese Transformationen als Ganzes bewusst wären.

Was folgt aus dieser Transformation?
Was wir heute daraus machen, ob es eine soziale Katastrophe gibt oder ein neues Wirtschaftswunder, hängt maßgeblich von unserem eigenen Handeln ab. Ich gratuliere Führungskräften der Wirtschaft und aller anderen Gesellschaftsbereiche, die die Zeichen der Zeit rechtzeitig erkannt haben und mental und methodisch auf diese Transformation vorbereitet sind. Denn selten findet unternehmerische und politische Gestaltungskraft mehr Anwendungsfelder als in den nächsten zehn Jahren.

Was müssen Führungskräfte können, um diese Herausforderung zu meistern?
Um die Gestaltungsmöglichkeiten erfolgreich zu nutzen, genügen die bisherige Wissensbasis und die darauf beruhenden Denkweisen, Methoden und Lösungen nicht mehr. Die Wirtschaftswissenschaften allein reichen heute nicht mehr, um Organisationen in der heutigen Dynamik zu gestalten und zu führen, sondern dafür braucht man die Komplexitätswissenschaften.

Was verstehen Sie darunter?
Man muss hier zunächst einmal zwischen den Begriffen „kompliziert“ und „komplex“ unterscheiden. Kompliziertheit ist eine Bedrohung. In der Komplexität hingegen liegen enorme Chancen, die man schnell und zuverlässig mit dem enormen Wissen aus den drei Komplexitätswissenschaften Systemik, Kybernetik und Bionik erkennt. Diese Wissenschaften zeigen uns, wie Organisationen unter allen Bedingungen zuverlässig funktionieren. Aus der Biologie wissen wir, dass alle höheren Fähigkeiten eines Systems aus mehr Komplexität entstehen – und eben nicht aus ihrer Reduktion.

Dinge einfach zu halten, ist also nicht unbedingt ein Erfolgsrezept?
Nein, denn Komplexität ist der Rohstoff für Information, für Kommunikation und für Intelligenz. Komplexität ist Vielfalt; sie führt von der Welt der Tatsachen in die weit größere Welt der Möglichkeiten. Sie eröffnet das Spektrum für Optionen, für Kreativität und für Innovation.

Welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang die Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, die im Auftrag ihrer Mandanten in der Komplexität nach handhabbaren Strukturen suchen?
Täten solche Unternehmen dies mit den herkömmlichen Denkweisen und Mitteln, dann verzögerten sie eher die nötigen Anpassungen und behinderten neue Lösungen. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaften werden daher ihren Mandanten dabei helfen müssen, die bisherigen Systeme für Rechnungswesen und Controlling grundlegend zu reformieren. Denn diese können heute viele der Informationen für die nötigen Anpassungen gar nicht in dem Maße abbilden, wie es jetzt nötig ist. Und auch die heutigen Corporate-Governance-Systeme müssen grundlegend reformiert werden. Strategien, Strukturen, Kulturen und Informationssysteme, Prozesse der Meinungs- sowie der Konsensbildung, des Entscheidens und Umsetzens müssen vollkommen neu gestaltet werden. Die Bereiche Consulting, Coaching, Personalvermittlung oder Executive Search spielen eine Schlüsselrolle für das Meistern der Transformation. Aber dafür müssen sie auch selbst neue Wege gehen: Viele haben ihre bisherigen Erfolge mit Lösungen für die alte Welt erzielt – und davon wegzukommen, ist nicht einfach.

Wie kann sich ein Absolvent der Wirtschaftswissenschaften auf die Gegebenheiten der neuen Unternehmens- und Wirtschaftswelt vorbereiten?
Bereits vorhandenes Wissen muss ergänzt werden. Das bedeutet nicht zwangsläufig viel Arbeits- und Zeitaufwand: Trifft man die richtige Auswahl von Informationsquellen, dann geht das relativ schnell. Man braucht Grundkenntnisse über die erwähnten Komplexitätswissenschaften, denn wirksames Management bedeutet im Kern das Meistern von Komplexität, von Vernetzung und von Dynamik. Vor allem sollten Nachwuchskräfte die zum Teil revolutionären system-kybernetischen Tools und Methoden kennen, einige davon kann man in kurzer Zeit erlernen.

Was für Tools und Methoden sind das?
Wir arbeiten schon lange bei der Ausbildung von Managern mit „Denk-Werkzeugen“ für den Umgang mit Komplexität, ohne dass sich die Führungskräfte lange mit Theorie befassen müssen. Innerhalb von wenigen Stunden kann man seine Wahrnehmung für Komplexität schärfen und eine Basis für ihre Beherrschung gewinnen. Dieses Lernen erfolgt nicht mehr wie in der herkömmlichen Schulklasse, sondern ist Teil der Anwendungswirklichkeit. Es entspricht dem Lernen dieser Neuen Welt.

Business-Romantiker

Business-Romantiker gelten als naive Tagträumer oder Idealisten. Dabei können Unternehmen von Liebe, Mystik und Emotionalität am Arbeitsplatz durchaus profitieren. Tim Leberecht, Marketingstratege und Buchautor, plädiert in seinem Gastbeitrag daher für mehr Romantik in unserem Leben – insbesondere in der Wirtschaft.

Tim Leberecht, Foto: Beowulf Sheehan
Tim Leberecht, Foto: Beowulf Sheehan

Auf den ersten Blick hat Romantik im Geschäftsleben nichts zu suchen. Romantiker werden in der Berufswelt oft als naive, weltfremde Idealisten betrachtet, schädlich fürs Geschäft, weil sie sich der Welt verweigern. Nun, ich bin ein Wirtschaftsmensch durch und durch. Ich bin seit 15 Jahren im Marketing tätig und derzeit Chief Marketing Officer einer internationalen Designfirma in San Francisco. Aber ich war auch schon immer ein unverbesserlicher Romantiker. Mehr noch: Ich glaube fest daran, dass die Welt ein besserer Ort wäre, wenn es mehr Romantik in unserem Leben gäbe – auch und vor allem in der Wirtschaft. Ich bin kein Tagträumer, Idealist oder Aktivist. Ich bin ein Business- Romantiker.

Tatsächlich kann es geschäftsschädigend sein, wenn das rationale Denken über allem steht. Denn die Wirtschaft sind letztendlich wir alle, egal ob als Konsument oder Produzent, als Unternehmer oder als Angestellter. Was wir uns kaufen und womit wir unseren Lebensunterhalt bestreiten, das spiegelt wider, wer wir sind. Unsere beruflichen Laufbahnen bieten uns einige wichtige, wenn nicht sogar die wichtigsten Gelegenheiten zur Selbstverwirklichung. Die meisten von uns verbringen den größten Teil ihres Lebens mit Arbeit und am Arbeitsplatz. Aber wir sind eben keine rationalen Wesen. Auch als Akteure im Beruf sind wir nicht immer berechnend. Viele, und ich meine die Glücklicheren unter uns, sind im Business aus dem irrationalsten und romantischsten Grund überhaupt: aus Liebe.

Ich zum Beispiel wollte eigentlich immer Künstler werden. Mit Anfang zwanzig spielte ich in einer Band. Jetzt bin ich ein „Marketing-Typ“. Typisch, mögen einige denken, der hat seinen Lebenstraum aufgegeben, um Geld zu verdienen. Doch das stimmt nicht. In der Wirtschaft habe ich dieselbe Schönheit und Intensität entdecken können, die ich verspürt habe, wenn ich mir bei einem Konzert die Seele aus dem Leib sang. Meine Bühne ist nun das Business. Und ich bin damit nicht alleine. Ich kenne viele, die den Drive der Business- Welt lieben. Sie lieben die Möglichkeiten, mit anderen in Kontakt zu kommen und sich auszutauschen. Manche gründen ihr eigenes Unternehmen, andere arbeiten in innovativen Bereichen oder im Management. Und wiederum andere gehen darin auf, Bilanzen zu lesen und zu analysieren.

Buchtipp

Tim Leberecht:
Business-Romantiker: Von der Sehnsucht nach einem anderen Wirtschaftsleben.
Droemer 2015,
ISBN 978-3426276327,
19,99 Euro

Doch wir alle müssen auch leiden. Wir leiden unter den Beschränkungen des traditionellen Marktsystems und der Entscheidungsfindungsmodelle, die uns von der Rationalität aufgezwungen werden. Und wir leiden, wenn wir die Wirtschaft von unseren emotionalen, intellektuellen und spirituellen Bedürfnissen trennen. Auch als Konsumenten müssen wir leiden. Die Vermessung der Welt nimmt immer mehr zu und die totale Quantifizierung scheint unaufhaltsam. Viele Unternehmen stellen sich den typischen Konsumenten etwa so vor: Er wacht mit der Smartwatch am Arm auf und stellt dann seine App für den morgendlichen Jogginglauf ein. Bei der Arbeit nutzt er die Cloud, um seinen sozialen Einfluss zu checken, sowie Apps, um die sozialen Dynamiken in Meetings zu verfolgen und zu navigieren. Wann er glücklich ist, meldet ihm ein „Mood Sensor“. Aber sind wir wirklich so? Ich denke, es ist an der Zeit zu sehen, was wirklich zählt, auch wenn das nicht immer messbar ist. Wir müssen begreifen, dass einiges in unserem Leben besser ist, wenn wir es nicht optimieren. Dass die schönsten Momente im Leben solche sind, die wir nicht skalieren oder in größere Maßstäbe übersetzen können. Wir brauchen dringend neue Erfahrungen, am Arbeitsplatz und als Konsument, die unserem unpraktischen, ineffizienten, mysteriösen, sehnsuchtsvollen und unberechenbaren Selbst gerecht werden.

Einige erfolgreiche Unternehmen haben das erkannt. Große Player wie Starbucks, Virgin oder Red Bull vermarkten ihre Produkte mit einer Philosophie. Sie begeben sich mit ihren Konsumenten auf Sinnsuche in eine andere Welt. Das ist eine durchaus romantische Haltung. Jüngere Start-ups sind noch radikaler: Sie definieren ganz neu, was es heißt, ein Unternehmen zu sein. Die New Yorker Non-Profit-Organisation Prime Produce etwa möchte im 21. Jahrhundert ein neues Gilden-System erschaffen, das lokale Geschäftsleute mit Künstlern und Handwerkern zusammenbringt und so vor allem soziales und kulturelles Kapital erhöht. Die britische Reihe Secret Cinema zeigt Kult-Filme an ungewöhnlichen Orten und ohne sie anzukündigen, und verbindet damit gleich zwei Elemente der Romantik: Mystik und Nostalgie. Das soziale Netzwerk Snapchat, das Nutzern erlaubt, selbst-löschende Fotos zu teilen oder das Pop-Up Magazine, das nur für eine Nacht existiert – sie alle zelebrieren die Vergänglichkeit des Moments. Und sind damit höchst romantisch.

Diese Unternehmen profitieren davon, dass wir langsam begreifen, was wir verlieren, wenn wir alles messen. Gerade weil unsere Welt immer mehr quantifiziert und damit immer mehr entzaubert wird, sehnen wir uns nach Erfahrungen, die wir nicht quantifizieren, nicht ganz besitzen und denen wir uns daher auch nie ganz sicher sein können. Wir Wissensarbeiter wollen manchmal nicht wissen, sondern nur ahnen und vielleicht sogar träumen. Wir wollen nicht nur eine bessere, sondern auch eine schönere Welt. Eine Welt, in der die Dinge mehr bedeuten. Business ist unser ultimatives Abenteuer.

Business-Romantik in Aktion

Prime Produce:
www.primeproduce.org

Secret Cinema:
www.secretcinema.org

Snapchat:
www.snapchat.com

Pop-Up Magazine:
www.popupmagazine.com

Startup: Gute Gründe zum Gründen

Worauf es bei der Gründung eines Unternehmens ankommt, erklärt Markus Schranner, Vorstandsvorsitzender von Startup Germany, in seinem Gastbeitrag.

Wenn wir über die Gründungskultur in Deutschland sprechen, dann hören wir oft, wie unwahrscheinlich es ist, dass eine Gründung erfolgreich ist. Wir hören aber auch von der fehlenden Risikobereitschaft unserer Bevölkerung und der mangelnden Innovationskraft deutscher Unternehmer und Unternehmen. Wir kennen die Gründe für diese mangelnde Gründungskultur nicht im Detail. Selbst die umfangreichsten Studien zum Thema können keine eindeutige Antwort geben. Doch wir sind überzeugt: Auch wenn es Hürden und Schwierigkeiten gibt, kann sich der Versuch, ein eigenes Unternehmen aufzubauen, lohnen. Dabei gibt es einige Faktoren, die für den Erfolg entscheidend sind – hier ein Überblick:

Wann ist die richtige Zeit zu gründen?
Während wir in der Jugend über eine Menge Energie verfügen und mit Veränderungen noch sehr viel einfacher zurechtkommen, verfügen wir später im Leben in vielen Fällen über mehr Erfahrungen, ein größeres Netzwerk und mehr Ressourcen. Trotzdem hat die Jugend einen kleinen, aber wichtigen Vorteil – weniger Verantwortung. Wer Kinder hat, hat nicht nur höhere Kosten, sondern auch weniger Zeit und mehr bereits vordefinierte Aufgaben. Dies kann ein enormer Nachteil sein. Grundsätzlich kann man sagen, dass die Schwierigkeiten nicht weniger werden, sondern sich mit dem Alter nur verändern. Der richtige Zeitpunkt ist dann, wenn sich der Gründer bereit fühlt.

Welches Umfeld ist das richtige für eine Gründung?
Das Umfeld ist einer der wichtigsten Faktoren bei einer Gründung. Dazu gehören Menschen, Orte und die Ausstattung. Entsprechend der eigenen Möglichkeiten und Vorlieben müssen wir hier priorisieren. Aufgrund von begrenzten Ressourcen muss die Ausstattung häufig zu Beginn vor allem funktionieren, und auch der Arbeitsort wird in vielen Fällen eher pragmatisch gewählt. Die Menschen, mit denen man sich umgibt, haben aber einen enormen Einfluss und sollten daher sehr genau gewählt werden. Negativ eingestellte Menschen bringen uns nicht nur zum Nachdenken, sondern es kostet sehr viel Kraft, negative Gedanken zu kontrollieren. Dementsprechend ist es sinnvoll, zwischen konstruktiver Kritik und einer prinzipiell negativen Einstellung zu unterscheiden – nach Ersterer sollten wir uns richten, während wir Menschen mit einer negativen Grundeinstellung nicht nur ignorieren, sondern sogar meiden sollten.

Welche Ideen sollten verfolgt werden?
Gerade zu Beginn ist es sehr schwer einzuschätzen, ob eine Idee eine Chance auf Erfolg hat und deshalb weiterverfolgt werden sollte. Doch es gibt gewisse Kriterien, die uns helfen: Zuallererst sollten wir uns überlegen, welches Problem unsere Idee löst. Denn liegt der Idee kein Problem zugrunde, werden wir wahrscheinlich keine Kunden finden, die für unser Produkt oder unseren Service bezahlen. Nun können wir beginnen, unsere Lösung mit potenziellen Kunden zu testen. So sparen wir uns teure Entwicklungen, die im Anschluss von der angepeilten Zielgruppe abgelehnt werden. Diese Methode (genannt „Customer Development“ oder einfach „Lean Startup“ oder „Design Thinking“) hilft gerade zu Beginn einer Gründung dabei, die Idee zu validieren und die entsprechenden Zielgruppen zu finden.

Was, wenn das Projekt scheitert?
Diese Angst haben nahezu alle. Was passiert, wenn wir scheitern? Noch dazu, wenn wir uns als junge Menschen und ohne eigene Mittel auf ein derartiges Abenteuer einlassen? Was bedeutet ein Scheitern für den Lebenslauf, schadet es der Karriere? Die Antwort darauf ist leicht: Auch von einem gescheiterten Projekt können wir profitieren. Wir sammeln Erfahrungen auf einem Niveau, welches uns während einer klassischen Angestelltenkarriere auf Jahre verschlossen bleiben würde. Als Gründer liegt es an uns, Ziele zu setzen und zu kommunizieren, Netzwerke aufzubauen und Verträge auszuarbeiten. Wir müssen uns selbst das nötige Wissen aneignen und Lösungen für unerwartete Probleme finden. Kunden und Investoren wollen von der eigenen Lösung und dem eigenen Können überzeugt werden, und ein Team muss aufgebaut und gemanagt werden. Mit jedem Fehler lernen wir – fachlich, aber noch viel mehr mit, von und über Menschen. Und schließlich erarbeiten wir uns Wege, mit Unbekanntem umzugehen und Lösungen für Probleme zu finden. Mit diesen Erfahrungen, kombiniert mit dem Netzwerk, welches wir uns aufbauen, ist der Weg in ein Angestelltenverhältnis kein Problem mehr. Arbeitgeber schätzen diese Kompetenzen in einer sich immer schneller verändernden Welt.

Nicht jeder ist zum Gründer gemacht. Aber wer sich noch unsicher ist, wohin die eigene Karriere führen soll und sogar schon die eine oder andere Idee hat, der überlegt sich vielleicht, es mit einer Gründung zu versuchen. Startup Germany organisiert in ganz Deutschland sogenannte „Startup Weekends“. Diese fanden 2014 in Berlin, Hamburg, München, Köln, Stuttgart, Leipzig, Mainz, Dresden und einigen anderen Städten statt. Teilnehmer können das Unternehmerleben an einem Wochenende testen, eine Idee vorstellen, Teamkollegen rekrutieren und einen Prototypen bauen. Mentoren unterstützen die angehenden Unternehmer und helfen bei der ersten Orientierung im Unternehmerleben, und Juroren geben professionelles Feedback und helfen bei einer ersten Einordnung der Idee und der eigenen Fähigkeiten. Mehr Informationen dazu auf www.startupgermany.org.

Linktipps:

Seedmatch: Crowdfunding für Startups.
www.seedmatch.de

Deutsche Startups A-Z
www.deutsche-startups.de

Deutscher Gründerpreis: Auszeichnung für unternehmerische Leistungen in Deutschland
www.deutscher-gruenderpreis.de

Blickpunkt: Neugier-Management

Wieso? Weshalb? Warum? Alles beginnt mit einer Frage. Warum sollte man sich zum Beispiel mit der Neugier beschäftigen? Ist das wirklich ein interessantes Thema? Ja. Denn: Neugier ist gewissermaßen der Anfang von allem. Andreas Steinle, Geschäftsführer des Zukunftsinstituts Workshop, erklärt in seinem Gastartikel, wie Neugier-Management funktioniert.

Andreas Steinle, Foto: Zukunftsinstitut
Andreas Steinle, Foto: Zukunftsinstitut

Ohne Neugier gäbe es kein Ketchup, kein Internet, keine Flugzeuge. Ohne Neugier wären all diese bahnbrechenden Erfindungen nicht zustande gekommen, und auch uns gäbe es heute als Menschen nicht. Die Archäologie belegt das sehr deutlich. Sie untersucht nicht nur, wo wir herkommen, sondern auch, wie wir uns verhalten haben in den vergangenen Jahrmillionen. Und die Neugier gehört ganz wesentlich dazu. Sie war es, die unsere Vorfahren dazu brachte, so lange mit verschiedenen Materialien zu experimentieren, bis sie den Mechanismus für das entwickelt hatten, was wir heute einen Schnellkochtopf nennen. Mittlerweile lässt sich ein erstes Fazit ziehen: Die Evolution hat recht. Sie belohnt grundsätzlich ein Verhalten, das die Herausforderungen der Natur annimmt und ihnen etwas Erfolgreiches entgegensetzt. Praxisforschungen in Unternehmen belegen, dass dies auch in der Berufswelt gilt. Die Gesetze der Evolution wirken auch in der Wirtschaft. Wer sich nicht ständig erneuert, wird vom Sturm des Wandels weggeblasen.

Ohne Neugier keine Innovation
Durch Globalisierung und Digitalisierung hat der Wettbewerbsdruck enorm zugenommen. Zurecht ist daher das Thema Innovation in den letzten Jahren ganz weit oben auf die Agenda gerückt. Alle wissen: Wer nicht deutlich billiger sein kann, muss eben deutlich besser, also innovativer sein. In diesem Punkt sind sich alle einig. Und so werden allerorten Innovationsinitiativen ins Leben gerufen – die allzu oft ins Leere laufen. Ein Grund dafür ist, dass Innovation und strategische Unternehmensentwicklung oft dadurch gebremst werden, dass so großer Wert auf die Beherrschung von Prozessen gelegt wird – und das greift zu kurz. Prozesse allein führen keine Veränderung herbei. Es braucht dazu die Menschen. Doch die müssen lernen wollen, sich Veränderungen positiv auszusetzen. Diese Motivation wird in einzigartiger Weise durch ein psychologisches Konstrukt abgebildet, das immer schon bekannt war, aber nie operationalisiert wurde: die Neugier.

Nur wenn wir ihr Wesen verstehen, lässt sich Erneuerung wirklich vorantreiben. In den letzten Jahren entwickelte sich parallel zur Innovationsforschung daher auch die Neugierforschung. Mittlerweile ist Neugierde messbar. Hierfür entwickelte Dr. Patrick Mussel, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Psychologie der Universität Würzburg, einen Test namens WORCS (WOrk Related Curiosity Scale). Er basiert auf zehn simplen Statements, anhand derer eine Selbsteinschätzung hinsichtlich der eigenen Neugier abgegeben wird. Zum Beispiel: „Ich durchdenke ein Problem so lange, bis ich es gelöst habe.“

Ohne Neugier kein Erfolg
Eine Studie unter 320 Auszubildenden bei einem deutschen Automobilzulieferer ergab, dass diese umso erfolgreicher waren, je neugieriger sie waren. Zudem lässt sich der „Neugier-Quotient“ einer Firma, also das gemittelte Neugierverhalten aller Mitarbeiter, erfassen. Dieser steht im direkten Zusammenhang zum ökonomischen Erfolg des Betriebs. Kurz: Ein Unternehmen kann nur dann erfolgreich sein, wenn es neugierige Mitarbeiter hat. Wenn dem so ist, muss zuerst die Frage beantwortet werden: Warum hat man in der Ökonomie nicht früher daran gedacht? Neugier steht im krassen Gegensatz zu dem, was Stellenausschreibungen früher von Menschen forderten. Die monotonen Prozesse der Industriegesellschaft ließen sich hervorragend abgrenzen und standardisieren. Heute jedoch geht es immer mehr um die Bereitschaft, lebenslang zu lernen, offen für Veränderungen, flexibel und aufgeschlossen zu sein.

Eine der drängenden Fragen künftiger Manager wird daher sein: Wie kann man feststellen, was einen neugierigen Mitarbeiter auszeichnet, und wie kann man ihn in seiner Neugier unterstützen? Wie lässt sich professionelles Neugiermanagement betreiben? Hierfür müssen drei zentrale Aspekte, die mit unserer Neugier direkt zusammenhängen, ausbalanciert werden:

  • Autonomie: Menschen werden neugieriger, wenn sie mehr Wahlmöglichkeiten bekommen. Das berührt in starkem Maße die Autonomie, darüber zu entscheiden, wann, wo und wie eine Arbeit verrichtet wird.
  • Kompetenz: Erlebnisse, die Menschen das Bewusstsein vermitteln, Herausforderungen immer besser in den Griff zu bekommen und daran zu wachsen, führen zu mehr Neugier. Hierfür braucht es ständigen Nachschub an Wissen.
  • Bezug: Nichts motiviert Menschen mehr als das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun. Bezug verbindet den Einzelnen mit der Gemeinschaft und stellt das eigene Handeln in einen größeren Kontext.

Wer die Neugier in sich entfachen und die Flamme brennen lassen will, kann gar nicht anders, als nach persönlichen Interessen und Leidenschaften zu gehen. Sonst wird man niemals nach der besseren Lösung suchen und immer weiterfragen.

Blickrichtung Trends:

Zukunftsinstitut Workshop, das Unternehmen von Andreas Steinle, ist auf die praktische Arbeit mit Trends, also deren Umsetzung in Innovationen, spezialisiert. Dabei steht die eigens entwickelte Cross-Innovation-Methode im Zentrum, bei der Trends und Entwicklungen aus anderen Branchen miteinander verknüpft werden. Neben der Realisierung von Innovationsprojekten bietet das Unternehmen Zukunfts-Workshops, Trendexpeditionen und WorkDays (offene Ein-Tages-Veranstaltungen) an. Mehr Infos unter www.zukunftsinstitut-workshop.de.

Erfolg im Vertrieb

Im Vertrieb kommt es vor allem darauf an, den Kunden als Menschen zu sehen, mit all seinen Wünschen und Visionen, meint Verkaufstrainer Karlheinz Pflug. Mit welchen Strategien Einsteiger erfolgreich in den Vertrieb starten können, erklärt er in seinem Gastartikel.

Wer mit dem Gedanken spielt, in den Vertrieb zu gehen, sollte sich fragen, ob er gerne mit Menschen spricht und anderen etwas Gutes tut. Denn das sind die notwendigen Voraussetzungen: Wer zum Ziel hat, dem Kunden Gutes zu tun, wird erfolgreich sein. Wer eine Idee hat, kann andere begeistern. Einen Auftrag erhalten wir niemals von einem Unternehmen, sondern immer von einem Menschen in diesem Unternehmen. Beim Verkaufen spielt also die kommunikative Interaktion zwischen Menschen eine wesentliche Rolle. Der Bereich, der sich mit den menschlichen und damit entscheidenden Faktoren des Verkaufens beschäftigt, nennt sich Vertriebspsychologie. Und Vertriebspsychologen haben erkannt: Vertrieb funktioniert nur, wenn die Kunden als Menschen gesehen werden, mit all ihren Wünschen, Visionen, ihren Ängsten und Befürchtungen. Erfolgreich ist, wer es schafft sympathisch zu sein, Vertrauen aufbaut und überzeugt. Die menschlichen Nuancen sind umso wichtiger, je vergleichbarer Produkte oder Dienstleistungen werden. Nicht nur technische oder wirtschaftliche Gründe führen zum Auftrag, nicht nur Qualität und Preis, sondern vor allem emotionale Faktoren wie Ansehen, Imagegewinn, Bequemlichkeit, Sicherheit oder Gesundheit. Vertriebler sollten sich in jeder Hinsicht an ihren Ansprechpartnern im Kundenunternehmen orientieren – was der Kunde möchte, ist der Maßstab.

Überzeugungskraft kommt von innen
Wer Menschen überzeugen möchte, muss zunächst selbst überzeugt sein. Und er muss die Leistungen oder Produkte seines Unternehmens genau kennen und verstehen, wie er damit dem Kunden helfen kann. Es geht nicht darum, das beste, schnellste oder gar billigste Produkt zu haben. Viel wichtiger ist herauszufinden, wie genau die eigene Lösung am besten zum Kunden passt, und zu wissen, welche Vorteile man bieten kann. Der Preis ist so gut wie nie der alleinige Entscheidungsfaktor – im Gegenteil: Ein Anbieter, der deutlich günstiger ist als andere, wird oftmals gar nicht berücksichtigt. Viele Vertriebsleute scheitern daran, dass sie von ihrem Angebot selbst nicht wirklich überzeugt sind. Das spürt der Kunde. Er entscheidet sich für einen anderen Anbieter oder versucht, den Preis zu drücken. Verkäufer, die genau wissen, dass ihr Produkt oder ihre Dienstleistung das exakt Passende für den Kunden ist, bringen die Vorteile auf den Punkt. Je einfacher, bildhafter und verständlicher sie argumentieren, desto schneller ist der Kunde überzeugt. Denn: Wenn der Kunde irgendetwas nicht versteht, schenkt er uns kein Vertrauen und wird nicht kaufen. Nur schlechte Verkäufer präsentieren ihre Leistungen bereits, bevor sie die Aufgabenstellung oder Problemstellung genau kennen. In der Hoffnung, dass irgendetwas Passendes dabei ist, überschütten sie den Kunden mit all ihrem Wissen.

Die Antworten des Kunden können Aufhänger für einen weiteren Erfolg im Vertrieb sein.

Am einfachsten haben Vertriebler es natürlich in Branchen, die regelmäßig oder noch besser ständig Bedarf an einem Produkt oder einer Leistung haben – denn sie müssen nicht dauernd Neukunden akquirieren, wie es auch im Projektgeschäft der Fall ist. Einen großen Kunden zu gewinnen, ist meist nicht wesentlich mehr Aufwand, als einen kleinen Kunden zu überzeugen. Wer erfolgreich sein und schnell hohe Wachstumsraten erzielen möchte, muss sich darauf konzentrieren, mittlere bis große Kunden zu gewinnen, um dort den Lieferanteil zu steigern. Sind die ersten Aufträge da oder ist der erste Job zugesagt, darf nach den ausschlaggebenden Gründen gefragt werden: Warum wurde gekauft, was waren die Gründe, den Auftrag zu vergeben? Die Antworten des Kunden können Aufhänger für weitere Erfolge des Vertrieblers sein.

Jedes Gespräch, jede Verhandlung bedarf der Vorbereitung. Also macht man sich zunächst klar, welches Ziel erreicht werden soll, wie weit man gehen will und wo die Grenzen sind. Welches sind meine Stärken und meine Schwächen? Auch wenn jeder Mensch Schwächen hat – positive Erlebnisse zu kultivieren und sich diese immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, führt zu Selbstsicherheit: Was habe ich schon erreicht? Für was haben mir andere Menschen gedankt? Wofür wurde ich gelobt? Und wofür kann ich mich selbst loben? Wer Selbstsicherheit ausstrahlt, erhält dadurch Überzeugungskraft. Kein Auftrag ist selbstverständlich, deswegen bedanken erfolgreiche Vertriebler sich immer bei ihren Kunden. Dies klingt selbstverständlich, wird aber leider meistens vergessen. Dabei ist das „Danke“ der erste Schritt zum nächsten Auftrag.

Buch von Karlheinz Pflug

Karlheinz Pflug: Praktische Verkaufspsychologie:
Mit psychologischem Wissen leichter mehr Erfolg im Vertrieb und Marketing.
epubli GmbH, 2012.
ISBN 978-3844236101.
25 Euro.

Aufgestiegen zum Associate Partner

Für meine Berufswahl stand von Anfang an fest: Ich will mit Zahlen zu tun haben. Schließlich hatte ich schon immer besonderen Spaß an Fächern wie Finanzierung, Controlling oder Rechnungswesen. Ein Erfahrungsbericht von Nina Schneider

Zur Person

Nina Schneider, 32 Jahre, leitet ein Projektteam. Ihre Schwerpunkte sind Unternehmenstransaktionen wie Übernahmen und Fusionen.
Studium: Betriebswirtschaftslehre an der Universität Erlangen-Nürnberg und der Leipzig Graduate School of Management (HHL)
eingestiegen 2006: als Praktikantin bei Rödl & Partner
aufgestiegen 2014: zum Associate Partner

Für meine Berufswahl stand von Anfang an fest: Ich will mit Zahlen zu tun haben. Schließlich hatte ich schon immer besonderen Spaß an Fächern wie Finanzierung, Controlling oder Rechnungswesen. Außerdem sollte es möglichst vielseitig und spannend sein. Während meines Studiums lernte ich die Vorteile der Arbeit in der Wirtschaftsprüfung kennen und schätzen: abwechslungsreiche Tätigkeiten, flache hierarchische Strukturen und der Fokus auf fachliches Arbeiten. Während eines weiteren Praktikums, das ich gegen Ende meines Studiums in einer Investmentbank absolvierte, wurde mein Interesse für „Mergers and Acquisitions“ geweckt, also für Unternehmenstransaktionen wie Übernahmen und Fusionen.

Ein Berufseinstieg im Bereich Transaction Advisory von Rödl & Partner stellte für mich die optimale Möglichkeit dar, beides zu kombinieren, ohne mich von Anfang an fachlich zu sehr zu spezialisieren. Zudem kannte ich Kollegen und Unternehmensumfeld bereits aus meinem Praktikum. Nach meinem Einstieg als Associate stand mir von Anfang an ein breites Betätigungsfeld offen: So konnte ich bei diversen Unternehmenstransaktionen mithelfen oder bei Unternehmensbewertungen verschiedener Anlässe unterstützen, von der Kaufpreisermittlung bei Unternehmenskäufen und -verkäufen bis hin zur Unternehmensbewertung für gerichtliche Auseinandersetzungen. Diese Vielfalt half mir, schnell Kompetenzen auszubauen und Teilprojekte zunehmend eigenständig zu bearbeiten sowie den persönlichen Kontakt zu Mandanten aufzunehmen. Als Spezialistin für Bewertungsfragen wurde ich bald eine gefragte Ansprechpartnerin für Jahresabschlussprüfungsteams. Besonders Spaß hatte ich von Anfang an daran, Lösungswege für Probleme aufzuzeigen. Denn jedes Projekt ist anders und wirft neue Fragestellungen auf, für die es nicht immer vorgefertigte Lösungsschemata gibt. Typische Fragestellungen sind zum Beispiel: Wie finde ich heraus, ob die Umsatzplanung eines Landwirtschaftsunternehmens plausibel ist? Und wie sieht das Gleiche bei einem Automobilzulieferer aus?

Heute leite ich zusammen mit zwei Kollegen ein zwölfköpfiges Beratungsteam. In vielen Projekten unterstützen wir potenzielle Unternehmenskäufer bei der Auswahl ihrer „Targets“, indem wir die finanzielle Situation der Unternehmen analysieren, für die sich unsere Mandanten interessieren. Wie haben sich die Ergebnisse in der Vergangenheit entwickelt? Wie plant das Unternehmen sich in Zukunft zu entwickeln? Welchen Risiken unterliegt diese Planung? Welche Vermögensrisiken liegen vor? Diese und viele andere Fragen analysieren wir natürlich nicht nur auf dem Papier und an unseren Computern, sondern in intensiven Gesprächen mit dem Management. Entscheidet sich unser Mandant, ein Kaufangebot zu unterbreiten, unterstützen wir ihn bei der Kaufpreisfindung und den Verhandlungen mit den Verkäufern. Hierbei arbeiten wir eng mit den Rechtsanwälten und Steuerberatern unseres Mandanten, häufig übrigens Kollegen von Rödl & Partner, zusammen. Im Falle einer erfolgreichen Übernahme beraten wir unseren Mandanten auch bei der Eingliederung des Unternehmens.

Die Vielseitigkeit meiner Tätigkeiten ist für mich das Reizvollste an meinem Beruf. Sie entsteht nicht nur durch das breite Spektrum an Projektinhalten, sondern auch durch den Kontakt zu Mandanten unterschiedlicher Positionen, Unternehmen und Branchen sowie dem engen interdisziplinären Austausch mit Kollegen aus dem Rechts- und Steuerberatungsbereich. Zudem habe ich die Möglichkeit, meine eigenen fachlichen Interessen einzubringen. Schon in der Diplomarbeit beschäftigte ich mich mit dem Thema Kaufpreisallokationen und der Bewertung immaterieller Vermögensgegenstände. Nach meinem Berufseinstieg hatte ich dann die Gelegenheit, zur Ausweitung des Dienstleistungsangebots meines Arbeitgebers in diesem Bereich beizutragen.

Motiviert von meinen Vorgesetzen und Kollegen, entschied ich mich, 2011 das Wirtschaftsprüferexamen abzulegen, um meinen fachlichen Horizont zu erweitern und meine Mandanten noch umfassender beraten zu können. Die Vorbereitung auf das Examen war anspruchsvoll und langwierig, und natürlich war ich sehr erleichtert, dass meine Mühen mit der Berufung zur Wirtschaftsprüferin belohnt wurden. Eine fundierte fachliche Ausbildung ist nur ein Eckpfeiler des Erfolgs in meinem Beruf. Problemlösungskompetenz, die Fähigkeit, verschiedenste Geschäftsmodelle zu verstehen und deren Chancen und Risiken zu erkennen, sowie das Einfühlungsvermögen, sich in die Probleme und Fragestellungen der Mandanten und Manager hineinzuversetzen, sind mindestens genauso wichtig. Unternehmenstransaktionen laufen häufig unter Zeitdruck ab. Über den guten Zusammenhalt mit meinen Kollegen bin ich deshalb besonders glücklich – gemeinsam ist man stark. Ein Teamplayer sollte man in diesem Beruf in jedem Fall sein.

Ich hatte immer das Gefühl, von meinen Vorgesetzten gefördert zu werden, sei es bei der persönlichen und fachlichen Weiterentwicklung oder bei der Umsetzung meiner Ideen im Team. 2011 bekam ich erste Personalverantwortung und stieg zum Senior Associate auf. 2014 bin ich zum ersten Mal Mutter geworden – und noch bevor ich im Mai in Elternzeit gegangen bin, wurde ich zum Associate Partner befördert, darf also noch mehr Verantwortung im Team und im Gesamtunternehmen übernehmen. Im September 2015 will ich wieder einsteigen, und zwar mit einer Dreiviertel-Stelle. Während ich im Büro bin, wird mein Sohn dann in der „Rödl-Krippe“ betreut – wenn er dort im Garten spielt, kann ich ihn vom Schreibtisch aus sehen.

Was macht eigentlich ein Tax Consultant, Frau Murmann?

Ich arbeite seit Oktober 2007 bei Deloitte, zuvor habe ich in einer mittelständischen Kanzlei eine Ausbildung zur Steuerfachangestellten gemacht und danach Betriebswirtschaftslehre mit den Fachrichtungen Steuerlehre, Wirtschaftsprüfung und Wirtschaftsrecht studiert. Von Laura Murmann, 33 Jahre, Tax Consultant bei Deloitte.

Bei meinem heutigen Arbeitgeber bin ich als Berufsanfängerin als Tax Professional eingestiegen. Vorangegangen waren eine Bewerbung und ein zweistufiges Vorstellungsgespräch. Das erste Gespräch fand mit meinen zukünftigen Arbeitskollegen und direkten Vorgesetzten statt, dabei wurden auch meine Englischkenntnisse getestet. Das zweite Gespräch hatte ich mit der Direktorin und dem Partner des Geschäftsbereichs. Danach war mir klar, dass ich zum Unternehmen gehöre, was auf Gegenseitigkeit beruhte. Bereits im Januar 2009 wurde ich zum Tax Consultant befördert.

Zum Handwerkszeug eines Tax Consultants gehören fundiertes fachliches Wissen über nationales und internationales Steuerrecht, der sichere Umgang mit Excel, Word, Outlook und Power- Point sowie den steuerlichen Systemen der DATEV (Einkommensteuer und LOVOR). Wichtig sind aber auch eine ausgeprägte Teamfähigkeit, Kontaktfreudigkeit und Zuverlässigkeit. Das Tätigkeitsfeld ist breit gefächert: Dazu gehören beispielsweise steuerliche Orientierungsgespräche („Interviews“) mit und die Betreuung von Mandanten. Außerdem bearbeite ich Einkommensteuererklärungen, dazu gehören unter anderem die Erstellung, Durchsicht und Prüfung von Steuerbescheiden sowie das Einlegen von Rechtsbehelfen. Außerdem ist man Ansprechpartner für Arbeitgeber, Finanzbehörden und Kollegen im In- und Ausland. Die Erstellung von Adhoc-Berechnungen und Ausgleichsberechnungen sowie das Verfassen von steuerlichen Stellungnahmen (auf Deutsch und Englisch) sind weitere Schwerpunkte.

Da sich das Steuerrecht ständig ändert, wird es nie langweilig. Die Herausforderung besteht darin, diesen Wandel den Mandantenbedürfnissen anzupassen, damit diese optimal beraten werden. Dabei werde ich von Auszubildenden im Steuerbereich, Tax Professionals sowie Managern, Senior Managern, Direktoren und Partnern unterstützt. Damit das Team den steigenden Mandantenbedürfnissen gerecht werden kann, müssen Tax Consultants den Nachwuchs ausbilden. Dies schließt sowohl Lehrlinge als auch Berufsanfänger (Tax Professionals) ein. Derzeit betreue ich eine Auszubildende und fünf Tax Professionals. Diese verantwortungsvolle Aufgabe ist spannend und abwechslungsreich. Mir macht es Spaß zu sehen, wie mein Einsatz Früchte trägt. Aufgaben vertrauensvoll abzugeben und festzustellen, dass sich mein Einsatz gelohnt hat, erfüllt mich mit Stolz und zeigt mir, dass sich die Mühen gelohnt haben. Mühen deshalb, weil dies neben dem laufenden Tagesgeschäft stattfindet und somit besonders anspruchsvoll ist.

Einen typischen Arbeitstag zu beschreiben, ist schwieriger, als dies auf den ersten Blick scheint – es gibt nämlich keinen. Man kann sich eine Tätigkeit vornehmen, beispielsweise die Erstellung oder Durchsicht einer Einkommensteuererklärung, und plötzlich kommt eine dringende Anfrage, so dass man umdisponieren muss. Dabei ist organisatorisches Geschick unbedingt notwendig. Für den Fall, dass keine dringende Anfrage die Tagesplanung durchkreuzt, sieht mein Arbeitstag folgendermaßen aus: Zunächst beantworte ich meine E-Mails. Dies zieht sich durch den gesamten Tag, da ständig neue Mails kommen – 50 bis 100 pro Tag sind keine Seltenheit. Fragen von Auszubildenden und Kollegen werden auf Zuruf beantwortet. Sobald die E-Mails abgearbeitet sind, erstelle ich entweder Einkommensteuererklärungen oder überprüfe diese. Die Korrektur von Einkommensteuerbescheiden und die Beantwortung von Finanzamtsanfragen gebe ich – sofern dies möglich ist – an meine Auszubildende oder die Tax Professionals weiter.

Meine Zukunft sehe ich im Unternehmen, weil ich mich hier sehr wohl fühle. Work-Life-Balance und eine angenehme Team-Atmosphäre sind mir sehr wichtig. Den Zusammenklang beider unterstütze ich täglich mit meinem Einsatz. Das schlägt sich auf die Mandantenzufriedenheit und den Teamzusammenhalt nieder.

Job-Steckbrief Tax Consultant

Berufliche Voraussetzungen:

  • Abgeschlossene Ausbildung zur/zum Steuerfachangestellten und/oder abgeschlossenes Studium mit entsprechender Fachrichtung, zum Beispiel Steuerlehre
  • Berufserfahrung im Bereich des nationalen und internationalen Steuerrechts (etwa zwei bis drei Jahre Erfahrung als Tax Professional)
  • sicherer Umgang mit den gängigen Microsoft-Programmen und mit DATEV (Bereiche Einkommensteuer und LOVOR)
  • sehr gute Deutsch- und Englischkenntnisse in Wort und Schrift
  • organisiertes und eigenständiges Arbeiten

Softskills:
Teamfähigkeit, Kontaktfreudigkeit, Zuverlässigkeit

Einstiegsmöglichkeiten:
Direkteinstieg

Branchenübliches Gehalt:
45.000 bis 50.000 Euro/Jahr (inkl. potenzieller Bonuszahlung)

Mein Bewerbungsgespräch bei: R+V

Ich hatte nicht geplant, in die Versicherungsbranche zu gehen, doch als ich im Internet die Stellenausschreibung für eine Traineestelle im Projektmanagement/Berichtswesen im Bereich Verwaltungsdienste gelesen habe, wurde mein Interesse geweckt. Von Christian Anders

Profildaten

Name: Christian Anders
Geburtsjahr: 1988
Hochschulabschluss als: Bachelor of Arts in Business Administration
Warum die R+V Versicherung? Spannender Job, interessante Branche, gute Aufstiegsmöglichkeiten
Bewerbung als: Trainee im Projektmanagement/Berichtswesen im Bereich Verwaltungsdienste
Wann war das Vorstellungsgespräch? 26. März 2014
Wann war Arbeitsbeginn? 1. Oktober 2014
Karrierenetzwerke/Social-Media, Alumni:
Xing: JA
Facebook: JA
Twitter: NEIN
Pinterest: NEIN

Ich hatte nicht geplant, in die Versicherungsbranche zu gehen, doch als ich im Internet die Stellenausschreibung für eine Traineestelle im Projektmanagement/ Berichtswesen im Bereich Verwaltungsdienste gelesen habe, wurde mein Interesse geweckt. Dass Projektmanagement spannend und abwechslungsreich ist, konnte ich schon in einem Praktikum während meines Studiums erfahren, und die Tätigkeit im Berichtswesen schien mir eine gute Ergänzung dazu zu sein. Ich habe mich über das Online-Bewerbungsportal beworben – und schon einige Tage später bekam ich die Einladung zu einem Gespräch, verbunden mit einer kleinen Hausaufgabe: Ich sollte mir überlegen, wie man mit den Veränderungen umgehen kann, die der digitale Wandel für den Posteingang mit sich bringt – wie managt man also die Nachrichten, die das Unternehmen über E-Mail, Portale, Apps und Social Media erreichen?

Natürlich war ich vor dem Termin etwas aufgeregt, aber die Nervosität verflog schnell: Das Gespräch fand im Büro meines jetzigen Chefs statt, neben ihm waren seine Sekretärin und eine Mitarbeiterin aus der Personalabteilung dabei. Sie stellten Fragen zu meinem Lebenslauf und meiner Bachelor-Arbeit, ich konnte von meinen Praktika berichten, und zum Schluss hielt ich die vorbereitete Präsentation zu der Hausaufgabe. Schon am nächsten Tag erfuhr ich, dass ich die erste Hürde geschafft hatte und zu einem Assessment Center eingeladen war, das zwei Wochen später stattfand. Gut, dass ich an der Uni ein Assessment-Training belegt hatte – damit war ich optimal für die zweite Runde vorbereitet. Das Assessment Center dauerte einen ganzen Tag. Außer mir waren drei andere Bewerber dabei, die sich allerdings auf andere Stellen beworben hatten. Wir machten mehrere Übungen, unter anderem sollten wir eine Präsentation halten und eine Diskussion in der Gruppe führen. Und tatsächlich, ich konnte überzeugen: Noch am gleichen Abend bekam ich die Zusage für den Job. Da die Traineestelle erst im Oktober begann, wurde angeboten, zur Überbrückung zwei Monate im technischen Support zu arbeiten – so hatte ich die Gelegenheit, schon das Unternehmen und einige Mitarbeiter kennenzulernen.

Mein eigentlicher Job startete dann mit einer Einführungswoche, an der alle 17 Trainees teilnahmen. Bevor wir in die Fachabteilungen gingen, durchliefen wir eine Einführungsveranstaltung und ein mehrtägiges Seminar zu Versicherungsgrundlagen. Während des Trainee- Jahrs haben wir ungefähr zweimal im Monat Schulungen zu verschiedenen Themen wie Projektmanagement und Gesprächsführung, Kolloquien, bei denen die Trainees sich gegenseitig ihre Fachbereiche und Tätigkeiten vorstellen, und Austauschgespräche. Die Tätigkeiten und Themen, mit denen ich mich befasse, gefallen mir gut, und wenn das Trainee-Jahr im Oktober beendet ist, kann ich mir gut vorstellen, meinem Heimathafen treu zu bleiben, also weiterhin im Projektmanagement/ Berichtswesen zu arbeiten.

Globalisierung und Digitalisierung in der Wirtschaftsprüfung

Jörg Hossenfelder ist Geschäftsführer von Lünendonk, einem Spezialisten für die Analyse des Marktes im Bereich Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung. Im Gespräch erklärt er, wie sich Globalisierung und Digitalisierung auf die Branche auswirken und warum Einsteiger erstens gefragt sind und zweitens schnell durchstarten können. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Jörg Hossenfelder, Foto: Lünendonk
Jörg Hossenfelder, Foto: Lünendonk

Jörg Hossenfelder ist studierter Kommunikationswissenschaftler und übernahm 2004 die Leitung der Research-Abteilung beim Analyse- und Beratungsunternehmen Lünendonk. Seit 2009 ist er dort geschäftsführender Gesellschafter und Ansprechpartner für Marktanalysen im Bereich der Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung.

Herr Hossenfelder, wie beurteilen Sie aktuell den deutschen Markt der Wirtschaftsprüfungsgesellschaften?
In Deutschland festigen sich vier Gruppen von Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. Neben den global agierenden „Big Four“ PricewaterhouseCoopers, KPMG, EY und Deloitte agieren mittelgroße Gesellschaften – einige davon bundesweit, einige regional aktiv –, dazu Netzwerke und Allianzen sowie kleinere Unternehmen und Einzelkämpfer. Auffällig ist, dass sich die größeren Gesellschaften zunehmend breiter aufstellen. Unsere Analysen zeigen, dass sich die Dienstleistungs- Portfolios dieser Unternehmen vor allem in den Bereichen Steuer- und Rechtsberatung sowie im Corporate Finance und in der Managementberatung erweitern. In der Folge rekrutieren die Gesellschaften heute nicht nur Wirtschaftswissenschaftler, sondern auch Mathematiker, Naturwissenschaftler, Juristen oder auch Ingenieure und Geisteswissenschaftler.

Die Mandanten agieren immer globaler. Wie muss die Branche darauf reagieren?
Während die „Big Four“-Gesellschaften bereits global aufgestellt sind, werden einige mittelständische und kleinere Unternehmen im internationalen Umfeld über ihre Zugehörigkeit in einem Netzwerk vertreten. Sofern deutsche Mandanten von ihren deutschen Prüfern und Beratern jedoch auch im Ausland betreut werden wollen, müssen sich diese Gesellschaften verstärkt entsprechend aufstellen.

Welche Auswirkung auf die Arbeit hat die Digitalisierung?
Die IT-Unterstützung bei der Jahresabschlussprüfung ist bereits jetzt wichtig und wird weiter an Bedeutung gewinnen. Auch fragen die Mandanten Beratung im IT-Bereich nach. Daher ist es für die Gesellschaften äußerst relevant, sich hinsichtlich der Digitalisierung frühzeitig zu positionieren. Das gilt sowohl für die internen Prozesse als auch für die Unterstützung der Prüfungs- und Beratungsarbeit beim Kunden. So bieten die Gesellschaften neue Services rund um die Themenfelder IT-Prüfung und Sicherheit.

Der Markt der Wirtschaftsprüfung ist in vielen Bereichen standardisiert. Was müssen die Gesellschaften bieten, um sich dennoch von der Konkurrenz abzugrenzen?
Der Wirtschaftsprüfungs-Markt ist von der Struktur sehr heterogen. Während sich die großen Unternehmen hinsichtlich ihrer Produktpalette kaum unterscheiden, versuchen andere, sich durch eine Expertise in bestimmten Branchen oder Dienstleistungen abzugrenzen. Eine der größten Herausforderungen des Marktes ist der enorme Fachkräftemangel. Auf der einen Seite müssen die Arbeitgeber nicht nur gegen Mitbewerber im Bereich der Wirtschaftsprüfungsgesellschaften bestehen, sondern auch gegen Unternehmen aus anderen Branchen wie Steuer-, Rechts- oder Managementberatungen. Zudem stehen die kleinen und mittelständischen Gesellschaften vor der Herausforderung, aus dem Schatten der großen und bekannten Konkurrenz herauszutreten. Auch die Bewerber von heute haben sich verändert. Neben den harten Fakten spielen bei der Wahl des Arbeitgebers auch weiche Faktoren wie Entwicklungschancen, Einsatzgebiete, Unternehmensstrukturen, Teamgrößen oder flexible Arbeitszeitmodelle eine wichtige Rolle.

Wenn der Nachwuchs so begehrt ist, darf er dann auch darauf hoffen, in den Gesellschaften schnell spannende Projekte zu bearbeiten?
Grundsätzlich stehen Absolventen vor der Aufgabe, den theoretischen Wissensschatz ins Praktische umzusetzen und die Arbeitsabläufe kennenzulernen. Das bedeutet aber nicht, dass Absolventen sich hinten anstellen müssen, denn auch im Segment der Wirtschaftsprüfung gibt es Bereiche, in denen die Devise „learning by doing“ gilt. Die Zeit der Einarbeitung ist aber häufig schnell vorbei, denn Mentoren und Partner unterstützen vielerorts die Nachwuchskräfte von Beginn an, um frühzeitig das vorhandene Potenzial aufzudecken und Absolventen auf ihrem Weg zum Wirtschaftsprüfer und Steuerberater zu fördern. Daher spielt bei Wirtschaftsprüfungsgesellschaften die kontinuierliche Aus- und Weiterbildung in der Regel eine bedeutende Rolle.