Ein Erfahrungsbericht von Florian Krainhöfner, B.Sc. Biologie-Studium, eingestiegen 2014 als Pharmareferent bei der Careforce GmbH, aufgestiegen 2018 zum Projektleiter.
Nach meiner moderat gelungenen „Karriere“ als Leichtathlet im Langstreckenlauf zu Schulzeiten war klar, dass damit in Zukunft kein Geld zu verdienen war. Also entschied ich mich für meine zweite große Vorliebe, die Naturwissenschaften.
Da mein Opa Chemiker war, nahm er mich bereits als Kind oft mit ins Labor und meine Faszination war früh für Experimente geweckt. Mich interessierten vor allem die kleinsten Teile des Lebens. So begann ich nach meinem Zivildienst mein Biologiestudium mit der festen Absicht, mich auf Molecular Life Science bzw. Genetik zu spezialisieren und dann in die Forschung zu gehen.
Nach den ersten Semestern kam ich endlich auf meine Kosten, als die Biochemie, Mikrobiologie und Genetik vertieft wurden. Nun war ich in meinem Element und hatte auch Spaß am präzisen Arbeiten im Labor. Ich wurde oft gefragt, was daran so spannend sei: „Man sieht doch gar nicht, was in den Reagenzgläsern passiert …“. Das nicht, aber gerade das war die Faszination. Es ändert sich nur eine Kleinigkeit, die wir mit unseren Sinnen wahrnehmen können, und es ist etwas Erhebliches im Reagenzglas passiert, nur wenn man den Hintergrund versteht, weiß man auch was genau. Das war eine hochspannende Erfahrung, die es zu vertiefen galt.
Besonders während meiner Spezialisierung im Studium lernte ich immer mehr die Rahmenbedingungen in der Forschung kennen. Befristete Arbeitsverträge auf teils nur wenige Monate, 50-Prozent-Stellen mit 60+-Wochenstunden, dafür ein eher zu niedriges Gehalt gepaart mit nicht gerade modernen Hierarchiestrukturen und einer hohen Misserfolgsquote im Labor.
Rein in die Wirtschaft
Mir wurde schnell klar, das ist nichts für mich. Nicht ein ganzes Leben lang! Also reifte mein Plan der sehr einfach war: Raus aus der Uni, rein in die Wirtschaft! „Mit einem Bachelorabschluss können Sie eh nichts erreichen und finden keine Arbeitsstelle.“ Diese Worte wurden so und so ähnlich immer gepredigt. Ich wollte das nicht wahrhaben und sah das als Herausforderung, wollte beweisen, dass es doch funktionieren kann! Ich fand: „Das passt doch super: Ich kann die im Studium gelernten Grundlagen sinnvoll anwenden, kann selbstbestimmt arbeiten, habe sehr viel Kontakt mit Menschen und bekomme neben einer guten Bezahlung auch noch einen klasse Dienstwagen.“
Als Neueinsteiger in der Pharmabranche ist der einfachste und typischste Weg über einen Dienstleister.
Ohne zu viel vorwegzunehmen, genauso traf dann auch alles ein. Mit meinem Abschluss B.Sc. in Biologie erhielt ich die Zulassung der Sachkenntnis nach §75 AMG, welche Voraussetzung ist, um im Außendienst als Pharmareferent arbeiten zu dürfen. Als Neueinsteiger in der Pharmabranche ist der einfachste und typischste Weg über einen Dienstleister.
Nach einiger Internetrecherche entschied ich mich schnell für die Firma Careforce, ein Unternehmen, das im Bereich der Personal- und Vertriebsdienstleistung für die pharmazeutische Industrie tätig ist. Mit meinen rudimentären bis nicht vorhandenen Verkaufserfahrungen aus dem Eiscafé und meiner Aushilfstätigkeit bei McPaper stürzte ich mich ins Bewerbungsgespräch … mit Erfolg. Ich wurde über Careforce angestellt und arbeitete in deren Auftrag für ein weltweit führendes, forschendes Pharmaunternehmen. Dort wurde ich schnell integriert und lernte das professionelle Verkaufen.
Überzeugungsarbeit beim Arzt
Im Alltag plante ich meine Besuchstouren bei den Allgemeinmedizinern und Internisten nach Potenzial, bereitete die Gesprächsinhalte nach jeweiligem Bedarf vor und führte diese auch durch. Es war stets ein Gefühl von Freude, wenn ich genügend Überzeugungsarbeit beim Arzt leisten konnte, sodass ein Patient ab sofort ein neues Medikament bekommt, womit es ihm besser geht, und gleichzeitig das Ziel meines Unternehmens erreicht worden war.
In dieser stark durch Kommunikation geprägten Arbeit, kombiniert mit spezifischem medizinischem Fachwissen, blühte ich komplett auf. Im Team übernahm ich schnell Zusatzfunktionen wie die Rolle als Tutor für medizinische Studien. Sowohl von dem Pharmaunternehmen als auch von Careforce wurde ich regelmäßig durch Schulungen unterstützt, um im Arbeitsalltag erfolgreich zu sein.
Ich war froh, im Studium den Umgang mit Studien gelernt zu haben – ein riesiger Vorteil des Naturwissenschaftlers in dieser Arbeit.
Nach diesem erfolgreichen Start wurde eine Position im Klinikaußendienst frei. Mit dem naturwissenschaftlichen Background sah ich meine Chance. Nach einem erfolgreichen Assessmentcenter konnte ich mich gegen teils sehr erfahrene Mitbewerber durchsetzen und durfte von da an hoch dotierte Chefärzte besuchen, genauso wie die Oberärzte, Stationsärzte und teils auch die dazugehörigen Apotheker. Ich befand mich von jetzt auf gleich im Accountmanagement und die Gespräche waren nun eindeutig wissenschaftlicher geprägt. Nun waren oft Details aus medizinischen Studien entscheidend. Zu diesem Zeitpunkt war ich froh, im Studium den Umgang mit Studien gelernt zu haben – ein riesiger Vorteil des Naturwissenschaftlers in dieser Arbeit.
Neben dem „Training on the Job“ konnte ich eine Weiterbildung zum Key Account Manager mit IHK-Abschluss absolvieren. Zu dieser Zeit kam es dann auch zur Übernahme und ich wurde direkt bei dem Pharmaunternehmen unter Vertrag genommen, etwa 18 Monate nach meinem Start in der Industrie.
Interne und externe Weiterbildungen
Bis Mitte 2018 war ich im Außendienst und besprach mit niedergelassenen Fachärzten und in Kliniken unterschiedliche Medikamente – in der Regel Neueinführungen. Auch seitens des Pharmaunternehmens wurden viele interne und teils auch externe Weiterbildungen angeboten. So auch eine Referentenausbildung, die sehr förderlich für die eigenen Präsentationsaufgaben war.
Neben dem Alltagsgeschäft organisierte ich viele Fortbildungen für Ärzte und Klinik- sowie für Praxispersonal. In etwa 50 Prozent wurden diese nur organisiert, in der anderen Hälfte präsentierte ich selbst bzw. führte ich die Schulung durch.
Nachdem ich nun sehr gute Einblicke in verschiedene Rollen des Pharmavertriebs bekommen hatte, ergab sich für mich der nächste Schritt wieder bei Careforce, dem Pharmadienstleister, bei dem ich meine Karriere gestartet hatte. Seit Mitte 2018 bin ich nun hier als Projektleiter im Innendienst tätig, das heißt ich bin der Ansprechpartner sowohl für die Pharmafirmen, wenn Sie neue Medikamente auf den Markt bringen und für deren Vertrieb neue Mitarbeiter brauchen, als auch für die Mitarbeiter selbst, die wir anstellen oder vermitteln. Daraus ergibt sich eine sehr abwechslungsreiche Tätigkeit von Recruitment über Businesskontakte bis hin zu Mitarbeiterführung. Ich bin auf strukturierte Teamarbeit im Alltag angewiesen – immer mit dem Wissen im Hinterkopf: Falls nicht eindeutig die Zuständigkeit klar ist, bin ich es.
So interessant es damals auch im Labor war, ich würde nie mehr zurückwollen und den Weg genauso wieder gehen. Es gibt so viele spannende Jobs, wenn man die typische akademische Laufbahn verlässt.