Die 39-jährige Diplom- Biologin arbeitet als Wissenschaftskommmunikatorin im Naturkundemuseum Stuttgart. Sie ist auf Insekten spezialisiert. Seit 2013 tritt sie regelmäßig als Science-Slammerin auf, erklärt ihrem Publikum auf unterhaltsame Weise das faszinierende Sexualleben von Zikaden – und hat bereits einige Preise dafür bekommen. Die Fragen stellte Christiane Martin.
Frau Grube, woher kommt Ihre Leidenschaft für Insekten?
Spannend fand ich die Tiere schon immer. Doch während meines Studiums, als ich mehr über die Biologie und Evolution der Insekten lernte, wurde aus Faszination Leidenschaft. Diese wurde vor allem durch einen Professor geweckt, der mit unglaublicher Begeisterung von Insekten sprach, sodass ich regelrecht mitgerissen wurde. Die Tatsache, dass die größte Organismengruppe der Erde mit knapp einer Million beschriebenen Arten auf dem gleichen Grundbauplan beruht und dabei diese enorme Formenvielfalt hervorgebracht hat, muss einfach begeistern!
Und Sie ekeln sich niemals vor den Krabbeltieren?
Nein. Warum auch? Ekel ist ein Instinkt zur Prävention von Krankheiten. Mitunter auch erlerntes Verhalten. Zum Glück bin ich in einem Elternhaus aufgewachsen, in dem mir kein Ekel oder Angst vor Tieren vorgelebt wurde. Es gibt (hoffentlich) kaum jemanden, der Angst vor einem Marienkäfer oder einem Schmetterling hat. Bei Schaben oder Fliegen, vor allem Maden, sieht es anders aus. Diese Tiere werden mit Krankheiten oder unhygienischen Bedingungen assoziiert. Doch eigentlich sind diese Tiere nützlich, denn ihre Funktion im Ökosystem ist die Rückführung von Nährstoffen in den Kreislauf.
Was halten Sie vom „Insektensterben“ und was müssen wir Ihrer Meinung nach dagegen tun?
Es ist furchtbar! Ist eine Art einmal verschwunden, ist sie unwiederbringlich weg. Wir können nur erahnen, was für Konsequenzen das für die einzelnen Ökosysteme und letztlich auch für den Menschen hat. Es ist außerdem Teil eines noch weitreichenderen Problems, nämlich dem Klimawandel und des menschlichen Umganges mit Ressourcen. Wir haben nicht nur ein Insektensterben, auch Pflanzen, Vögel und andere Organismen sind betroffen. Wir können Organismen nicht für sich allein betrachten, alle sind über komplexe ökologische Zusammenhänge miteinander verbunden.
Seit einigen Jahren treten Sie auch als Science-Slammerin auf. Warum und was macht Ihnen daran Spaß?
Teile seines eigenen Forschungsgebietes in 10 Minuten verständlich einem interessierten Nicht-Fach-Publikum zu präsentieren – das ist eine absolute Win-win-Situation: Zum einen zwingt es mich, mich kurz und verständlich auszudrücken; das ist nicht selbstverständlich bei Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Zum anderen bekommt das Publikum wissenschaftliche Erkenntnisse aus erster Hand und ist ganz nah an aktueller Forschung. Darüber hinaus lerne ich selbst jedes Mal noch was dazu und konnte über die Slammer-Szene einige berufliche Kontakte knüpfen.
Was können Sie speziell jungen Naturwissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftlern mit auf den Weg geben, die am Anfang Ihrer beruflichen Laufbahn stehen?
Freude, Flexibilität und Kommunikation. Nutzt die Möglichkeiten inter- und transdisziplinärer Arbeit, denn sie schafft oft neuen Erkenntnisgewinn. Außerdem leben wir in einer Zeit, in der Wissenschaftskommunikation von enormer Bedeutung ist. Lernt also nicht nur die Ausdrucksfähigkeit im eigenen Fachbereich, sondern auch die Kommunikation über euer Thema mit fachfremden Personen. Nur so können wir Wissenschaft für alle zugänglich machen.