Ohne den Einsatz moderner Computertechnik und mathematischer Modelle, die die Bioinformatik schafft, wäre es nicht möglich, die Datenmengen zu analysieren, die bei der Forschung in den Lebenswissenschaften anfallen. Entsprechend wächst die Bedeutung der Bioinformatik. Von Christiane Martin
Die menschliche DNA besteht aus drei Milliarden Buchstabenpaaren – kein Wunder also, dass es erst 2003 gelang, das gesamte Genom zu entschlüsseln. Seitdem versuchen Forscher weltweit, dieses Wissen nutzbar zu machen – etwa zur Erkennung und Behandlung schwerer Krankheiten – und setzen dazu unter anderem die sogenannte Sequenzierungstechnologie der nächsten Generation (Next Generation Sequencing bzw. NGS) ein. Hierbei wird die menschliche DNA in Millionen kleine Bruchstücke zerteilt, die anschließend zeitgleich ausgelesen werden können. Die dabei anfallenden Datenmengen zu bewältigen, ist allerdings eine enorme Herausforderung. Denn die jährlich generierte Menge an digitalen Sequenzinformationen wächst – Experten zufolge soll sie bereits 2015 etwa 1,5 Milliarden DVDs entsprechen.
Lösungen bietet hier die Bioinformatik, ein junges, aufstrebendes Fach, das versucht, mit Methoden der Informatik auf diese Anforderungen der Biowissenschaften zu reagieren – vor allem im Bereich der Medizin, aber auch der Bio- und Lebensmitteltechnologie, der Biologie, Biochemie, Chemie und der Pharmazie. Entsprechend sind Bioinformatiker heiß umworbene Spezialisten, wie Frank Garbelmann, Director Human Resources im dänischen Bioinformatikzentrum der Biotechnologiefirma Qiagen, weiß. „Der Kreis ist klein, und die meisten tingeln um die ganze Welt, um ihren Forschungen nachgehen zu können“, sagt der 49-Jährige. Als Bioinformatiker müsse man neben den Fachkenntnissen auch ein gewisses Maß an interkultureller Kompetenz mitbringen, um in internationalen Teams weltweit agieren zu können.
Dass man dafür mit einem spannenden und vor allem weitreichenden Aufgabengebiet belohnt wird, das dazu beitragen kann, Leben zu retten, bestätigt Garbelmanns Kollegin Anika Joecker. Sie hat an der Universität Bielefeld Bioinformatik studiert und dann an den Genomen von Bakterien, Pilzen, Pflanzen und Krebs geforscht – bis sie 2011 nach Dänemark ging und bei einer heute zu Qiagen gehörenden Bioinformatikfirma anfing. Hier arbeitet sie nun als Global Product Manager am menschlichen Genom. „Es ist letztlich egal, ob Pflanze oder Mensch – die Bioinformatik liefert Methoden, die bei beiden angewendet werden können“, erklärt die 33-Jährige. Aktuell arbeitet sie an einer Software zur Erkennung von Genmutationen in Krebs. Ihr Ziel dabei: von der DNA zur Diagnose und dann zur Therapie zu kommen. „Auf Knopfdruck“, sagt Anika Joecker und blickt damit zuversichtlich in die Zukunft.