Thien Ngoc Tran Nguyen studiert in Tübingen Medizin und schreibt ihre Doktorarbeit über die Bekämpfung von Bakterieninfektionen. Für ihren Vortrag über ihr Forschungsgebiet erhielt sie beim FameLab- Wettbewerb in Deutschland den ersten Preis. Von Christiane Martin
Kopf: Thien Ngoc Tran Nguyen,
22 Jahre, Medizinstudentin und FameLab-Gewinnerin in Deutschland 2013
Mit einer runden kugelförmigen Deckenlampe und einer Lichterkette schafft Thien Ngoc Tran Nguyen es in drei Minuten auch medizinischen Laien zu erklären, wie man verhindern kann, dass winzig kleine Staphylococcus-Bakterien uns mit Pickeln, Entzündungen und Vergiftungen quälen. „Man stört ihre Kommunikation – ganz einfach“, erklärt die 22-jährige Medizinstudentin in ihrem Kurzvortrag beim FameLab-Wettbewerb – einem internationalen Wettbewerb für Wissenschaftskommunikation – im März 2013 in Bielefeld, und sie schwenkt die Lampe. „Wir wissen, dass die Bakterien sich über Botenstoffe verständigen. Um das sichtbar zu machen, kann man fluoreszierende Farbstoffe in das Bakterium einschleusen“, fährt Tran fort und knipst die Lichterkette im Inneren der Lampe an. Nun sehe man, was die Bakterien tun, und könne sie gezielt stören. Das Publikum belohnt den anschaulichen Vortrag mit Applaus, der FameLab-Veranstalter mit dem ersten Preis beim Deutschland-Finale.
Mit Peter Higgs im VIP-Raum
„Ich war total sprachlos“, erinnert sich Tran. „Und natürlich glücklich.“ Schließlich bedeutete ihr Sieg in Bielefeld, dass sie am internationalen Finale in Cheltenham teilnehmen durfte. Hier trafen sich im Juni 2013 die Gewinner von 21 Länder-Wettbewerben – überwiegend aus Europa, aber etwa auch aus Hongkong –, um ihr Forschungsgebiet, dieses Mal in Englisch, wortgewandt und verständlich in drei Minuten zu beschreiben. „Auch wenn ich in Cheltenham keinen Preis bekommen habe – dabeisein war alles“, sagt Tran. Im VIP-Raum habe sie James Watson, den Entdecker der DNA, und den berühmten Physiker Peter Higgs kennengelernt. „Schon dafür hat es sich gelohnt“, resümiert sie lachend.
Die Tübinger Medizinstudentin war im Rahmen eines Promotionskollegs ihrer Universität auf den FameLab-Wettbewerb gestoßen und empfiehlt die Teilnahme jedem ihrer Kommilitonen, der – wie sie – gern über sein Forschungsgebiet spricht. „Das, was man erforscht, will man auch kommunizieren. Man ist begeistert davon, gefesselt und will es vermitteln. Das geht bei FameLab hervorragend“, sagt Tran.
Neuartige Medikamente entwickeln
Die Faszination für ihre Forschung liegt auf der Hand, wenn man die große Relevanz für zukünftige Behandlungsmethoden von Infektionen berücksichtigt. Thien Ngoc Tran Nguyen ist Doktorandin am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene an der Uniklinik Tübingen. Bis zum Frühjahr 2014 wird sie sich noch ganz den Staphylococcus-Bakterien und deren Kommunikation widmen. Grundlagenforschung nennt man das, was Tran im Kreise ihrer Kollegen betreibt. „Wir stehen noch ganz am Anfang, aber Ziel ist es, irgendwann ganz neuartige Medikamente zur Behandlung von bakteriellen Infektionen zu entwickeln“, erklärt die angehende Doktorin der Medizin. Im Gegensatz zu Antibiotika, die die Bakterien – gute wie schlechte – zerstören, sollen die neuen Medikamente einfach nur die Rezeptoren für die Botenstoffe blockieren, so die Kommunikation der Bakterien verhindern und sie unschädlich machen. „Die Staphys sind nämlich nur im Team stark“, bringt Tran es mal wieder kurz und knackig auf den Punkt.
Dass sie sich für die Bekämpfung von Infektionskrankheiten interessiert, hat einen praktischen Hintergrund: Tran kann sich gut vorstellen, später mal in einem Entwicklungsland zu arbeiten. „Am liebsten in Vietnam, wo meine Eltern herkommen“, sagt sie. In Ländern wie diesem würden Infektionskrankheiten eine große Rolle spielen. Aber auch in Deutschland sei der Kampf gegen Bakterien längst nicht gewonnen, wie die immer häufiger auftretenden multiresistenten Erreger zeigen würden. Es bleibt also dort wie hier genug zu tun für engagierte Forscher wie Thien Ngoc Tran Nguyen.
FameLab
FameLab ist ein vom British Council veranstalteter internationaler Wettbewerb für Wissenschaftskommunikation, der seit 2011 auch in Deutschland ausgetragen wird. Unter dem Motto „Talking Science“ stehen hier Wissenschaftler auf der Bühne und vermitteln einem öffentlichen Publikum von Laien möglichst unterhaltsam und verständlich – und in lediglich drei Minuten – ihr Forschungsgebiet. Zur Präsentation ist nur erlaubt, was am Körper getragen werden kann – sei es ein Kontrabass, ein aufblasbarer Delfin oder eine Lampe plus eine Lichterkette wie im Fall der diesjährigen Deutschlandsiegerin Thien Ngoc Tran Nguyen.
Filmtipp
Videos der diesjährigen Vorträge und weitere Infos unter: www.famelab-germany.de