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Interview mit Martin Hägele

Zum Rückrundenstart der Fußball-Bundesliga wirft S-taff einen Blick auf den FC Bayern München. Im Gespräch mit Sabine Olschner: der Schwabe Martin Hägele, von Hause aus Sportjournalist, nun Auslandsexperte für den Bundesliga-Marktführer. Aus S-taff 1.06

Martin Hägele, Foto: Hägele

Kurs Süd-Süd-Ost: Martin Hägele, 54 Jahre, war Stift bei der Heilbronner Stimme, eingeschrieben bei Kicker, Stern und NZZ. Er meldete sich zu Wort bei der Stuttgarter Zeitung, der Süddeutschen Zeitung und Magazinen wie GQ. Außerdem betextet er Fußball- und Sportkolumnen für japanische Zeitungen.

Herr Hägele, wie sind Sie als Journalist zum Leiter für internationale Beziehungen des FC Bayern München geworden?
Durch meine langjährigen Beziehungen zu Asien und speziell zu Japan kenne ich in den Ländern eine Menge Leute aus dem Sportbereich. In den vergangenen Jahren habe ich bereits mehrfach Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß unterstützt, wenn sie mit dem Thema Asien zu tun hatten. Sie haben mich zum Beispiel zu Vertragsverhandlungen mit Adidas Japan mitgenommen, oder sie fragten mich um Rat, wenn es um Spieler aus Asien ging. Im Oktober 2004 kam Karl-Heinz Rummenigge erneut auf mich zu, weil es eine ganze Reihe von Agenturen gab, die dem FC Bayern den asiatischen Markt verkaufen wollten. Er sagte: „Wir möchten Sie.“ So wurde ich im April 2005 als Leiter Inter- nationale Beziehungen eingestellt.

Was sind Ihre Aufgaben?
Ich bin zuständig für die Kontakte. Ich bringe die Verantwortlichen aus den asiatischen Verbänden oder Clubs, die sich für eine Zusammenarbeit interessieren, mit den FCB-Experten, zum Beispiel dem Marketing-Leiter oder dem Chef für Neue Medien, zusammen. Oder ich organisiere Spiele und Tourneen in Asien. Vor kurzem war ich in Kalkutta in Indien, wo das FC Bayern Juniorteam als erster westeuropäischer Club eines der ältesten Fußballturniere der Welt gewonnen hat. Dabei ist das Team als hervorragender Botschafter der Bundesliga aufgetreten.

Wie macht man Geschäfte in Fernost?
Das Wichtigste ist Vertrauen. Durch meine 15-jährige Tätigkeit im japanischen Sportmarkt habe ich das Vertrauen der wichtigsten Leute im japanischen Sport gewonnen. Wir sehen uns gegenseitig als Freunde an. Das hilft enorm bei der Vermittlung neuer Kontakte. Netzwerke sind in Asien noch viel wichtiger als in Europa. Als Neueinsteiger dauert es häufig sehr lange, bis ein Deal zustande kommt. Wenn man bereits ein Netzwerk hat und als Vertrauensperson gilt, geht alles viel einfacher.

Warum orientiert sich der deutsche Fußball nach Asien?
Weil in dem größten Erdteil der Welt viel Potenzial liegt. Wir wollen die Marke FC Bayern München bekannter machen. International gesehen hat die Bundesliga seit Anfang der 90er Jahre den Anschluss verloren, was länderübergreifende Beziehungen angeht. Jetzt muss viel Aufbauarbeit geleistet werden, um das Defizit wieder aufzuholen und mit anderen Ländern gleichzuziehen.

Wie vermarktet man einen Bundesliga-Verein in Asien?
Man muss die Marke auf allen Ebenen bekannter machen. Das beginnt mit Freundschaften und Partnerschaften bis hin zu gewachsenen Beziehungen. Bei den Treffen muss man einen möglichst guten Eindruck hinterlassen. Erst wenn man sich ein gewisses Image, Beziehungen und Vertrauen erarbeitet hat, kann man an Geschäfte denken. In Indien oder Vietnam können wir vielleicht in zehn Jahren mit dem Verkauf von Trikots oder Merchandising-Artikeln beginnen. Das ist sehr langfristig gedacht, aber wenn man jetzt nicht anfängt, werden die Bundesliga-Vereine noch weiter abgehängt.

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