Eva Wlodarek ist Psychologin und Autorin zahlreicher Bestseller. Sie promovierte über das Glück und war über 20 Jahre die beratende Psychologin bei der Brigitte. Als „eine der renommiertesten Psychologinnen Deutschlands“ (Cosmopolitan) ist sie heute in vielen Publikumsmedien eine gefragte Expertin zum Thema Lebenshilfe und berät namhafte Firmen. Das Gespräch führte Stefan Trees
Frau Wlodarek, ich bin mit dem ersten Regentropfen ins Büro gekommen – danach hat es fürchterlich angefangen zu regnen. Glück gehabt! Oder wie sehen Sie das?
Vielleicht war es Zufall. Womöglich gehören Sie aber zu denen, die sich genau über die Wetterlage informieren und es dann zeitlich so einrichten, noch vor dem großen Regen im Büro einzutreffen. Dann hätten Sie dem Zufall ein Schnippchen geschlagen und das Glück vorbereitet.
Erwischt, ich habe die Wettervorhersage gelesen. Das war offensichtlich nützlich. Ist Glück demnach eine Frage der Strategie?
Zunächst gibt es einen Unterschied zwischen „Glück haben“ und „glücklich sein“. Tatsächlich haben wir Einfluss auf beides. Für das Herbeiführen glücklicher Umstände und das Empfinden von Glück auf der Gefühlsebene gibt es jedoch unterschiedliche Strategien. Das kann sich manchmal überschneiden: Wenn ich dafür sorge, dass ich viel Glück habe, bin ich wahrscheinlich auch glücklich. Es ist aber nicht unbedingt identisch.
Von Schicksalsschlägen und anderen glücklichen Umständen
Campus 2012
ca. 224 Seiten
19,99 €
ISBN 978-3-593-39253-0
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Durch mein Verhalten kann ich das Glück im Außen begünstigen?
Das ist richtig. Natürlich hat dies auch mit Ihrer inneren Einstellung zu tun. Der Psychologe Prof. Richard Wiseman aus London hat untersucht, was einen Glückspilz auszeichnet, und er hat bestimmte Eigenschaften gefunden. Sie haben alle Chancen ein Glückspilz zu werden, wenn Sie sich um diese Eigenschaften bemühen.
Welche Eigenschaft ist die Wichtigste?
Man sollte seine Zufallschancen maximieren, das bedeutet vor allen Dingen offen zu sein für Neues und für Kontakte. Das ist das Allerwichtigste. Sind Glückspilze beispielsweise auf Jobsuche, werden sie vielen Menschen erzählen, was sie suchen. Bekommen sie ein Jobangebot mäkeln sie nicht gleich daran herum in der Weise, „Ach nein, das ist ja doch nicht das was ich mir so vorgestellt habe“, sondern sie sagen sich: „Das ist noch nicht ganz das, was ich mir vorstelle, aber das kann es ja noch werden. ich probiere es mal.“ Sie geben dem Glück eine Chance.
Das klingt wieder sehr strategisch …
Warum auch nicht? Wenn Sie sich wundern, dass alle anderen immer Glück haben, die tollen Jobs bekommen, die Partner für´s Leben kennenlernen oder in den besten Urlaubshotels wohnen, dürfen Sie sich fragen, worin Sie sich unterscheiden. Und Sie können es sich von den anderen abgucken. Dann würden Sie sehen, dass Glückspilze offener sind, mehr auf ihre innere Stimme hören und dergleichen mehr. Warum sollten Sie dann nicht beschließen, das nachzuahmen? Benchmarking ist schließlich auch in der Wirtschaft ein gängiges Instrument.
Glück wäre demnach eine Folge von Analyse und logischer Entscheidungen. Klingt sehr kopfgesteuert.
Wir sollten die Glücks-Strategien nicht abwerten als reine Kopfgeschichte, denn das Verhalten wirkt sich natürlich auch auf das Gefühl aus: Sie werden optimistischer und haben Erfolgserlebnisse, die auf Sie zurückwirken. Ich bin vor diesem Hintergrund sehr für den Kopf.
Alle Glücks-Faktoren scheine ich aber nicht beeinflussen zu können. Sie sprechen in Ihrem Buch von der Magie des Schicksals – was verstehen Sie darunter?
Zum Schicksal gehören auch Dinge, die wir uns nicht immer erklären können, beispielsweise die Synchronizität: Ich wünsche mir etwas und plötzlich kommt es. Ich selbst habe erst kürzlich gedacht, dass ich gerne mal wieder nach Zürich reisen will. Ich bin schon so lange nicht mehr dort gewesen. Es dauerte keine Woche, als ich ein Angebot bekam, in Zürich einen Vortrag zu halten. Das sind die kleinen Wunder, über die wir uns freuen können.
Was hilft mir nun aber in dem Bereich des Glücks, auf den ich Einfluss nehmen kann, die geeigneten Entscheidungen zu treffen und mich nicht zu verzetteln?
Intuition. Sie ist ungeheuer wichtig für das Glück und viel mehr als das, was wir Bauchgefühl nennen. Wir haben in unserem Unterbewusstsein wesentlich mehr Wissen gespeichert, als uns bewusst zugänglich ist. Die Intuition ist die Form, die dieses Wissen hervorbringt. Sie ist sozusagen das Navigationssystem für das, was uns gut tut, ob bei der Wahl des geeigneten Berufs oder im täglichen Umgang mit anderen Menschen.
Woran erkenne ich denn die Stimme meiner Intuition?
Wir kennen das intuitive Gefühl: Dieses oder jenes sollten wir tun, obwohl eigentlich alles dagegen spricht. Dem nachzugeben ist in vielen Fällen sehr glücksfördernd, weil es mit unserem Wesen zu tun hat und dem Wissen darüber, wie wir wirklich sind, was unsere Talente und Neigungen sind. Die Intuition führt uns auf dem Weg. Deshalb hat sie so viel mit Glücksgefühlen und dem Glück haben zu tun. Den Weg des Glücks mit Intuition zu beschreiten ist ein Hinführen auf das, was Erfolg haben wird.
Und über die Fähigkeiten hierzu verfügt jeder Mensch?
Ja, absolut. Die Fähigkeit ein Glückspilz zu sein ist erlernbar.