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E-Paper karriereführer naturwissenschaften 2015.2016

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Gut mit Moot

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Ob bei deutschen Moot Courts zum Arbeits- oder Anwaltsrecht oder bei internationalen Wettbewerben: Wer als Talent daran teilnimmt, bildet sich nicht nur inhaltlich weiter, sondern fügt seiner Vita einen wertvollen Baustein hinzu. Zumal viele Kanzleien zu den Förderern der Moot Courts zählen. Von André Boße

Rechtsanwalt Carsten Janus klagt für seine Mandantin, die Kfz-Werkstatt Günstig und Schnell, beim Werkstattkunden Timo Blank die Begleichung einer Rechnung für die Reparatur seines Maserati ein. Jedoch gab es bei der Auftragsabwicklung einige Ungereimtheiten, und nun soll Timo Blank auch noch das Honorar des Anwalts Janus bezahlen. Also sucht sich der Maserati-Besitzer selbst anwaltliche Beratung. Er findet sie bei der Kanzlei Schlau und Fair, die schließlich eine Feststellungsklage gegen den Kollegen Janus erstellt und diese beim Landgericht einreicht. Der Fall Janus geht vor Gericht. Die Namen der Protagonisten legen es nahe: Diese Geschichte ist fiktiv. Doch die im Internet abrufbare Akte zu dem Fall zeigt bereits, dass es sich nicht nur um eine kleine Spielerei handelt. Der komplizierte Hergang einer suspekten Autoreparatur ist ein verwinkelter juristischer Rechtsfall, entwickelt wurde er von den Organisatoren des Soldan Moot Court. Der Fall behandelt, eingekleidet in einen Zivilprozess, eine Menge berufsrechtlicher Fragen für Anwälte. Bei der anstehenden Verhandlung schlüpfen die Studierenden schließlich in die Rollen der Vertreter von Klägern und Beklagten und verhandeln vor dem fiktiven Landgericht einen erfundenen zivilrechtlichen Prozess mit Bezug zum anwaltlichen Berufsrecht. Von Juni bis Oktober 2015 haben sich rund ein Dutzend Teams mit der Lösung der Sache „Janus“ beschäftigt. Die Teilnehmenden sind Studierende der Rechtswissenschaften, die sich intensiv mit den Sachverhalten auseinandersetzten, um schließlich vor einem unechten Gericht, jedoch besetzt mit echten Richtern, die beste juristische Leistung zu bieten – und damit die Fachjury zu überzeugen. Ernster Wettbewerb Die Theorie in die Praxis umzusetzen – das ist die große Herausforderung für alle juristischen Einsteiger. Und genau das schulen die Moot Courts. Die Idee der Wettbewerbe vor fiktiven Gerichten stammt aus den USA, wo diese Veranstaltungen schon einige Jahre lang Tradition besitzen. Doch auch in Deutschland entwickelt sich derzeit eine stärkere Moot-Court-Kultur, der Soldan Moot Court zählt dabei zu den Pionieren. Während die Teilnahme an internationalen Wettbewerben wie dem Willem C. Vis Moot Court, einer Art Moot-Weltmeisterschaft, für deutsche Hochschulteams einen großen finanziellen und organisatorischen Aufwand bedeutet, verfolgt der Soldan Moot Court das Ziel, allen Standorten eine niederschwellige Moot-Erfahrung zu ermöglichen. Verantwortlich für die Durchführung ist Prof. Dr. Christian Wolf, Inhaber des Lehrstuhls für Bürgerliches Recht, Deutsches, Europäisches und Internationales Zivilprozessrecht an der Leibniz Universität Hannover. „Ein Moot Court ist ein harter Wettbewerb, bei dem die Teilnehmenden Leistungen erbringen, die denen der Berufsträger ebenbürtig sind“, macht er klar. Wer erfolgreich an einem Moot Court teilgenommen hat, habe damit unter Beweis gestellt, dass er das Zeug zu einem erfolgreichen Rechtsanwalt hat. „Das Abschneiden in einem Moot Court halte ich übrigens für deutlich aussagekräftiger als diverse Rankings, zum Beispiel die von Personalchefs erstellten Listen über die besten Fakultäten der Rechtswissenschaft“, so Wolf. Talent trifft Profi Besonders attraktiv sind die Veranstaltungen, wenn viele Vertreter aus der Praxis dabei sind – also potenzielle Arbeitgeber. „Die mündlichen Verhandlungen eines Moot Court bilden die ideale Gelegenheit, um auf informelle Art und Weise in Kontakt mit Praktikern zu kommen. Das kann eine richtige Praktikabörse werden – und wer weiß, was sich aus einem solchen Praktikum alles entwickeln kann.“ Besonders faszinierend, so Christian Wolf, sei, dass die Teilnehmenden bei der Arbeit mit dem Fall immer wieder neue Wendungen und Aspekte finden, die er als Entwickler des Sachverhalts gar nicht im Kopf gehabt habe. „Während des Wettbewerbs verschieben sich damit immer wieder die Argumentationslinien – und das überrascht auch diejenigen, die den Fall im Vorfeld entwickelt haben.“ Neben dem Soldan Moot Court gibt es in Deutschland mittlerweile eine Reihe weiterer Wettbewerbe. So richtet das Bundesarbeitsgericht alle zwei Jahre den Arbeitsrechtlichen Moot Court aus: Den Studenten wird darin die Aufgabe gestellt, in einem vorgegebenen Sachverhalt aus dem Arbeitsrecht fiktive Prozessparteien mit ihren gegensätzlichen Anliegen vor Gericht zu vertreten. Regelmäßig sind bei diesem Wettbewerb Teams der Bucerius Law School vertreten, Betreuer dort ist Prof. Matthias Jacobs. „Bei den Moot Courts wird das gemacht, was man später als Jurist auch tun wird: Schriftsätze schreiben und in mündlichen Verhandlungen plädieren“, sagt er. Dies sei die Praxis – und von dieser bekomme man im Studium in der Regel nur mittelbar etwas mit.

Soldan Moot Court

Wer auf den Moot Court neugierig geworden ist, kann sich auf der Homepage des Wettbewerbs in die Geschichte einlesen. Hier finden sich auch die Fälle der vergangenen Wettbewerbe sowie weitere Informationen über den Veranstalter, die Hans Soldan Stiftung, die über das Soldan Institut weitere interessante Informationen bereithält. So ist bei den Publikationen zuletzt der Band „Die junge Anwaltschaft: Ausbildung, Berufseinstieg und Berufskarrieren“ erschienen. Termine 2016 Das Finale des Moot Courts 2016 findet vom 6. bis 8. Oktober 2016 statt. Die Fallausgabe wird Ende Juni/Anfang Juli sein. Genaue Termine auf www.soldanmoot.de Weitere Infos unter: www.facebook.com/SoldanMoot und www.soldaninstitut.de
Erfolg durch Spaß an der Sache Die Teams der Bucerius Law School schneiden beim Arbeitsrechtlichen Moot Court häufig sehr gut ab, bei der ersten Auflage belegten sie sogar die Plätze eins, zwei und drei. Jacobs: „Das war einfach sensationell.“ Der Betreuer hat die Erfahrung gemacht, dass Moot- Court-Teams vor allem dann erfolgreich waren, wenn sie mit großem Spaß an den Wettbewerb herangegangen sind. „Ausgezeichnete Teams hatten Lust, das gelernte Arbeitsrecht auf einen praktischen Fall anzuwenden. Außerdem hat es sie sehr motiviert, mal nicht eine Klausur zu schreiben, sondern an einem Schriftsatz zu feilen, sich mit Probeplädoyers intensiv auf die mündliche Verhandlung vorzubereiten und schließlich vor echten Richtern des Bundesarbeitsgerichts zu plädieren.“ Wie bedeutsam die Erkenntnisse und Erfahrungen sind, die angehende Juristen bei den Moot Courts sammeln, zeigen die Gespräche, die Matthias Jacobs mit den Kanzleien führt. „Hier höre ich immer wieder, für wie wichtig die Moot Courts gehalten werden.“ Damit werde die Teilnahme an den Wettbewerben – unabhängig vom Erfolg – zu einem wichtigen Pluspunkt im Bewerbungsprozess. Absolventen sollten ihre Moot-Court-Erfahrungen also unbedingt in die Vita aufnehmen, zumal immer mehr Kanzleien diese Wettbewerbe fördern sowie fachlich unterstützen. Dazu zählt auch die wirtschaftsrechtliche Kanzlei BMH Bräutigam & Partner mit Sitz in Berlin. Die Sozietät unterstützt das Moot-Court-Team der Humboldt Universität, das seit Mitte der 1990er Jahre regelmäßig beim internationalen Willem C. Vis Moot Court dabei ist. „Die Teilnehmer beweisen großartigen Einsatz und – nicht nur juristisch – hervorragende Leistungen. Daher freuen wir uns über die Gelegenheit, sie hierbei zu unterstützen“, sagt Dr. Gero Ludwig, Partner bei BMH und Fachanwalt für Arbeitsrecht. Gleichzeitig sei das Sponsoring auch für das Recruiting der Kanzlei sehr interessant. „Der Moot Court bietet uns die Möglichkeit, noch früher und gezielter mit hochqualifizierten Nachwuchsjuristen in Kontakt zu treten.“ Dies geschehe auf informelle Art auch rund um den Wettbewerb: So sei zum Beispiel die Abschlussfeier nach dem Moot Court in den Kanzleiräumen ein fester Bestandteil der Förderung, wobei dieses Treffen zwischen Talenten und Praktikern für beide Seiten gewinnbringend ist. Pluspunkt für die Vita Das Besondere am Willem C. Vis Moot Court ist die Internationalität des Wettbewerbs: Das Team der HU Berlin misst sich mit Teams aus der ganzen Welt, wobei es auch darauf ankommt, das deutsche mit dem internationalen Recht zu vergleichen. „Daher zählen das gezielte und konzentrierte Einarbeiten in einen komplexen Sachverhalt ohne intensive Vorkenntnisse des Rechtsgebiets sowie das Zurechtfinden in unbekannten Rechtsordnungen zu den bedeutsamen Fähigkeiten, die geschult werden“, sagt Gero Ludwig. Hinzu komme, dass die Teams mit einem möglichst sicheren Auftritt die eigene Rechtsauffassung vertreten – noch dazu auf Englisch, also in der international relevanten Fremdsprache. Dass man mit den Moot-Court-Erfahrungen als Einsteiger punkten kann, steht für den BMH-Partner außer Frage. „Die Teilnahme am Moot Court ist in jedem Fall eine besondere Leistung, die selbstverständlich im Rahmen einer Bewerbung Erwähnung finden muss“, sagt Gero Ludwig. Sie könne wie jede relevante Erfahrung – insbesondere fremdsprachlicher und interkultureller Art – ein entscheidender Pluspunkt gegenüber anderen Bewerbern sein. „Da die fachliche Qualifikation, sprich Prädikatsexamina, ohnehin Grundvoraussetzung für eine Bewerbung in unserer Kanzlei ist, machen solche Erfahrungen sowie das persönliche Auftreten, das durch die Teilnahme am Moot Court ja ebenfalls gefördert wird, den Unterschied.“ Die Teilnahme an einem Wettbewerb als Kickstart für die eigene Karriere: Die Erkenntnis, dass ein Moot Court deutlich mehr als nur ein spannender Zeitvertreib für angehende Juristen ist, hat sich auch in Deutschland durchgesetzt.

Eine Auswahl an Moot Courts

International · Willem C. Vis Moot Court (Zivilrecht) · Phillip C. Jessup Moot Court (Völkerrecht) · European Tax College Moot Court Competition (Steuerrecht) · European Law Moot Court (Verfassungsrecht) National: · Soldan Moot Court (Anwaltsrecht) · Arbeitsrechtlicher Moot Court Wettbewerb (Arbeitsrecht) · ELSA Moot Court Competition (Zivilrecht) · Moot Court des Bundesfinanzhofs Quelle: eigene Recherche

Autismus: Besondere Begabungen

Es begann 2011 in Indien: Eine Organisation, die sich für autistische Kinder einsetzt, bittet SAP um ausrangierte Tablet-Computer. Das Software-Unternehmen spendet die Tablets – und aus diesem Kontakt erwächst ein Programm mit dem Titel „Autism at Work“: Mittlerweile stellt SAP gezielt Menschen mit Autismus ein. Von Kerstin Neurohr

„Menschen mit Autismus sind häufig besonders detailgenau, sie können sich hervorragend konzentrieren und ihr logisch-analytisches Denkvermögen ist besonders ausgeprägt“, erklärt Stefanie Nennstiel, Personaldirektorin bei SAP. „Wir stellen diese Mitarbeiter ein, weil sie unserem Unternehmen mit ihren Fähigkeiten nutzen“, betont sie, „nicht, um die Behindertenquote zu erhöhen – die meisten Mitarbeiter mit Autismus haben ohnehin keinen Schwerbehindertenausweis.“ Bis 2020 soll der Anteil der autistischen Mitarbeiter bei einem Prozent liegen – so hoch ist auch der Anteil von Autisten an der Weltbevölkerung. „Autism at Work“ ist Teil des Diversity-Programms, mit dem der Konzern sich zukunftsgerecht positionieren möchte. Dahinter steht zum einen die Idee, dass man der Vielfalt der Kunden am besten gerecht werden kann, wenn man eine vielfältige Belegschaft hat. Zum anderen sollen angesichts des Fachkräftemangels Talente und hochqualifizierte Mitarbeiter gewonnen werden, die bisher wenig gefragt sind. Um diesen Talentpool zu erschließen, arbeitet SAP mit einem Unternehmen zusammen, das den Recruitingprozess verantwortet. „Unsere üblichen Auswahlverfahren sind hier nicht anwendbar“, erklärt Stefanie Nennstiel. „Mit Menschen, die Schwierigkeiten mit sozialen Interaktionen haben, können wir keine Interviews führen, wie wir es sonst tun.“ Stattdessen beantworten die Bewerber einen Fragenkatalog per E-Mail. Schaffen sie es in die nächste Runde, werden sie eingeladen und bekommen die Aufgabe, aus Legosteinen einen Roboter zusammenzubauen und kleinere Programmierprobleme zu lösen. „Wir beobachten sie dabei und erfahren viel über Genauigkeit, Teamfähigkeit und Kreativität“, sagt die SAP-Personalerin. Im Anschluss durchlaufen die Bewerber ein sechswöchiges Programm, bei dem soziale Fähigkeiten geschult und das Unternehmen und seine Kultur vorgestellt werden. Um die Integration in bestehende Teams zu erleichtern, gibt es spezielle Veranstaltungen, in denen die Kollegen auf den Umgang mit den autistischen Mitarbeitern vorbereitet werden. Bisher hat SAP 70 Mitarbeiter mit Autismus weltweit eingestellt – 18 davon in Deutschland. Dass es deutlich mehr werden sollen, liegt an den positiven Erfahrungen. Zum einen erzielen die Autisten hervorragende Arbeitsergebnisse und haben bereits Fehler in der Software entdeckt, die vorher jahrelang nicht aufgefallen waren. „Außerdem haben wir erkannt, dass die autistischen Mitarbeiter viel zu einer verbesserten Kultur in unserem Unternehmen beitragen“, berichtet Stefanie Nennstiel. So habe sich die Kommunikation innerhalb der Teams verbessert: Autisten brauchen klare Strukturen und Ansagen. Davon profitieren alle Kollegen, genauso wie von einer reizarmen und ruhigeren Arbeitsumgebung sowie einer verbesserten Meetingkultur. „Insgesamt gibt es in den Teams mit autistischen Mitarbeitern viel Solidarität, Respekt und Achtsamkeit füreinander“, fasst die Personaldirektorin zusammen.

Buchtipp

Peter Schmidt ist Autist und Spiegel-Bestseller-Autor. In seinem neuesten Buch berichtet er von seiner Karriere in der IT-Branche. Peter Schmidt: Kein Anschluss unter diesem Kollegen. Patmos 2014. ISBN 978-3843605175. 19,99 Euro.

Interview Dr. Johannes Beermann, Personalvorstand Deutsche Bundesbank

Die Stabilität des Geldes sichern, das ist die Hauptaufgabe der Bundesbank. Das unterscheidet sie von den anderen Finanzinstitutionen. Für den Personalvorstand Dr. Johannes Beermann liegt hierin die Faszination seiner Arbeit, wie er im Interview erklärt. Die Fragen stellten Christoph Berger und André Boße.

Zur Person

Dr. Johannes Beermann, Foto: Deutsche Bundesbank
Dr. Johannes Beermann, Foto: Deutsche Bundesbank
Dr. Johannes Beermann, 1960 in Emsdetten geboren, studierte in München Rechtswissenschaften. Bis zu seiner Promotion in Münster zum Dr. jur. im Jahr 1990 war er zwei Jahre Referent im damaligen Bundesministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit. Dann übernahm er bis 1992 eine Tätigkeit im Sächsischen Staatsministerium für Soziales und in der Sächsischen Staatskanzlei, bevor er Leiter des Büros des Generalsekretärs der CDU Deutschland, Peter Hintze, wurde. Es folgten Positionen als Staatsrat beim Senator der Finanzen der Freien Hansestadt Bremen, als Staatssekretär für Bundes- und Europaangelegenheiten in der Hessischen Staatskanzlei und Bevollmächtigter des Landes Hessen beim Bund sowie als Rechtsanwalt. 2008 wurde er Chef der Staatskanzlei und Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten und ein Jahr später Staatsminister und Chef der Staatskanzlei des Freistaats Sachsen. Zum Januar 2015 wurde Beermann in den Vorstand der Deutschen Bundesbank berufen. Dort ist er für die Bereiche Personal sowie Verwaltung und Bau und das Beschaffungszentrum zuständig.
Herr Dr. Beermann, seit Anfang 2015 sind Sie Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank. Geht für Sie damit ein Jugendtraum in Erfüllung, oder hat sich dieses Karriereziel erst in den letzten Jahren herauskristallisiert? Als junger Mensch fasst man das Karriereziel „Vorstand bei der Bundesbank“ sicher nicht ins Auge – zumal es in meiner Jugend auch noch keinen Bundesbank-Vorstand gab, sondern noch die Landeszentralbanken und ein Direktorium. Hinzu kommt, dass man sich auf die Stelle nicht bewerben kann, man wird vom Bundespräsidenten entweder auf Vorschlag der Bundesregierung oder des Bundesrates für diese Aufgabe bestellt. Was aber richtig ist: Ich wollte schon immer an entscheidender Stelle Verantwortung für das Gemeinwohl übernehmen. Das habe ich auch in meinen vorherigen Funktionen, unter anderem als Staatsminister in Sachsen, getan. In gewisser Hinsicht ist die Position also auch die Erfüllung eines Jugendtraums. Sie sind selbst Einsteiger bei der Bundesbank. Wie ist Ihr Eindruck der ersten Monate? Ich finde hier ein riesiges Erfahrungswissen vor. Wir haben ein hervorragendes Daten- und Wissensmanagement. Und es besteht eine Unternehmenskultur, in der erfahrene Fach- und Führungskräfte ihr Wissen an Nachwuchskräfte und Einsteiger weitergeben. Dies ist deshalb so wichtig, weil wir als Zentralbank in weiten Teilen ein exklusives Geschäft betreiben. Wir müssen also vielfach unsere eigene Expertise entwickeln. Diese muss dann aber auch weitergegeben werden. Gepaart ist das Erfahrungswissen mit Innovationskraft. Vor allem unsere Einsteiger, die mit frischem Wissen kommen und die etablierten Prozesse hinterfragen, treiben diese voran. An dieser Mischung aus Erfahrung und Innovation arbeiten wir jeden Tag neu. Gerade deswegen ist es uns so wichtig, regelmäßig Nachwuchskräfte zu rekrutieren. Die etwa 100 Hochschulabsolventen jährlich sorgen für frischen Wind. Nicht nur die Einstiegsphase, auch Ihr Job an sich ist sehr zeitintensiv. Was unternehmen Sie, um selbst eine gesunde Balance aus Arbeit und Freizeit hinzubekommen? Ich gehöre zur Generation der Babyboomer, uns wurde das Thema Work-Life-Balance nicht in die Wiege gelegt. Wir haben von unseren Vorgängern noch einen anderen Arbeitsethos übernommen – was sicher auch mit einer gewissen Konkurrenzsituation zu tun hatte. Ich weiß aber natürlich, dass die Balance zwischen Arbeits- und Privatleben gerade für die Generation Y ein besonderes Gewicht hat. Das muss man im Management auch leben. Neben meinen zeitintensiven Aufgaben versuche ich daher, ein Privatleben zu führen, ein bisschen Sport zu treiben und mit den Menschen, die mir wichtig sind, etwas zu unternehmen. Sie stehen als Arbeitgeber in direkter Konkurrenz zu den Privatbanken und zur Europäischen Zentralbank (EZB). Wie gelingt es Ihnen trotzdem, die besten Leute zur Bundesbank zu holen? Wir haben eine andere Grundvoraussetzung. Wir sind eine verfassungsrechtlich garantierte Institution, der zentrale Aufgaben für ein demokratisches Gemeinwesen übertragen wurden. Dabei geht es bei uns nicht nur um Geld und Verdienst. Wir gestalten zum Beispiel die Geldpolitik im Euroraum mit, engagieren uns für ein stabiles Finanzsystem und sorgen für einen reibungslosen Zahlungsverkehr. Wir sind für die Stabilität des Geldes verantwortlich und begreifen uns sowohl als Bank der Banken wie auch als Hausbank des Staates. Damit unterscheiden wir uns von Privatbanken. Und trotzdem sind wir eben eine Bank, nicht eine gewöhnliche Behörde. Mit diesem einzigartigen Aufgabenprofil sind wir interessant für alle, die eine anspruchsvolle, spannende und gleichzeitig dem Gemeinwohl verpflichtete Tätigkeit suchen. Die Elemente des Bankings werden bei uns mit Elementen staatlicher Verantwortung verknüpft. Die EZB begreifen wir dabei nicht als Konkurrenten. Im Gegenteil: Wir sind Teil des Europäischen Systems der Zentralbanken, arbeiten eng mit der EZB und den anderen Nationalen Zentralbanken zusammen, haben ein gemeinsames Leitbild und institutionalisierte Personalaustauschprogramme. Die Arbeit der Bundesbank findet dabei auch immer im Spannungsfeld mit der Politik statt. Wo liegen hier die Vorteile, und welche Herausforderungen ergeben sich daraus? Wir sind nach dem Gesetz von tagespolitischen Entscheidungen unabhängig. Die Politik stellt uns lediglich den Ordnungsrahmen, innerhalb dessen wir uns unabhängig und selbstständig bewegen. Wir müssen uns also keiner politischen Doktrin unterordnen, das ist ein Privileg. Wir können Fragestellungen aufwerfen, sie diskutieren und unsere Meinung äußern. Natürlich ist das auch eine große Herausforderung, die uns vor den Anspruch stellt, unsere Entscheidungen gegenüber der Öffentlichkeit gut zu begründen. Das Sachargument steht also im Vordergrund. Für uns gilt es dann, diese sachliche Komponente in einem politischen Umfeld so zu platzieren und zu präzisieren, dass sie die entsprechende Wirkung entfaltet. Trotz aller Sachlichkeit und Präzision in den Entscheidungen: Müssen sich Einsteiger bei aller Komplexität des Systems darüber Gedanken machen, den Durchblick zu verlieren? Nein, mit Sicherheit nicht. Der – auch kontroverse – Diskurs über Inhalte ist grundsätzlich positiv zu sehen. Er hilft dabei, neue Ideen zu entwickeln und die Tragfähigkeit der eigenen Argumente zu erkennen. Unseren Beschäftigten dient die klare Fokussierung der Bank als Anker in dieser immer komplexer werdenden Welt. Alle Aktivitäten sind am Stabilitätsziel ausgerichtet. Damit ist in erster Linie die Preisniveaustabilität gemeint, aber auch die Stabilität des gesamten Finanz- und Währungssystems. Darauf bereiten wir unsere Nachwuchskräfte gut vor. Wir bieten unter anderem einen eigenen Bachelorstudiengang im „Central Banking“ an sowie Einstiegsprogramme für Masterabsolventinnen und -absolventen. Wer bei uns anfängt, wird nicht alleingelassen, sondern kommt in eine Wissens- und Erfahrungsgemeinschaft, die sich über viele Jahrzehnte entwickelt hat und in der man sehr schnell lernt.

Zum Unternehmen

Die Deutsche Bundesbank ist die Zentralbank der Bundesrepublik Deutschland. Damit ist sie die „Bank der Banken“. Juristisch betrachtet ist sie eine bundesunmittelbare juristische Person des öffentlichen Rechts. Zusammen mit anderen nationalen Zentralbanken und der Europäischen Zentralbank ist sie für den Euro verantwortlich. Ihr oberstes Ziel ist es, die Stabilität des Preisniveaus zu sichern. Um dem Zusammenwachsen der internationalen Finanzmärkte und den Innovationen im Zahlungsverkehr- und Finanzbereich Rechnung zu tragen, hat die Bundesbank fünf Kerngeschäftsfelder identifiziert: Sie sorgt für stabiles Geld und für ein stabiles Finanz- und Währungssystem, sie ist maßgeblich an der Bankenaufsicht beteiligt, sie kümmert sich um einen reibungslosen Zahlungsverkehr und auch darum, dass immer Bargeld in ausreichender Menge und guter Qualität vorhanden ist. Die Bundesbank beschäftigt in ihrer Zentrale in Frankfurt am Main, in neun Hauptverwaltungen und bundesweit in 38 Filialen rund 10.000 Menschen (Stand April 2015).

Weltraumrechtler

Weltraumrechtler sind vielseitige Berater nicht nur bei rechtlichen Fragen. Idealerweise verfügen sie auch über ausgeprägte Fähigkeiten für die Kommunikation mit Ingenieuren, Naturwissenschaftlern und Lenkern aus der Privatwirtschaft wie der Politik gleichermaßen – und das alles auf internationalem Parkett. Von Dr. Oliver Heinrich, Rechtsanwalt und Partner, BHO Legal, Köln

Wem gehört der Mond? Diese Frage wird häufig als erstes mit dem Thema Weltraumrecht verbunden. Bis es aber Niederlassungen auf dem Erdtrabanten gibt, können Juristen hiermit kaum ihren Lebensunterhalt bestreiten. Die Haupttätigkeit des Weltraumrechtlers liegt in „bodenständigeren“ Rechtsgebieten, ähnlich anderen Wirtschaftsbereichen. Auch der Weltraumrechtler entwirft Verträge und begleitet Vertragsverhandlungen. Immer wieder geht es um Haftungsfragen und Lizenzvereinbarungen zur Nutzung geistigen Eigentums. Aber selbst bei regelmäßigen und viel beachteten Flügen, wie zum Beispiel von Alexander Gerst zur ISS, gilt: Raumfahrt ist nie Routine. Sie ist riskant, extrem teuer, erfordert enormes Fachwissen und ist sprichwörtlich brandgefährlich. Misslingt der Start einer Rakete zur Platzierung von Satelliten, summiert sich der finanzielle Verlust schnell auf mehrere hundert Millionen Euro. Die Haftungsfrage hat damit enorme Bedeutung. Daneben ist Raumfahrt vor allem Wissenschaft und Forschung. Damit sind Fragen zur Übertragung geistiger Eigentumsrechte besonders kritisch. All diese Fragen können meist nicht allein auf juristischer Ebene entschieden werden. Vielmehr ist ein intensiver Austausch mit den jeweiligen Wissenschaftlern, Ingenieuren und Versicherungsexperten nötig. Auch spielen Fragen der Unternehmensentwicklung eine Rolle, denn geistiges Eigentum kann leicht einen Großteil des Unternehmenswertes ausmachen und die Haftung für den Satellitenverlust ein Unternehmen ruinieren. Umfassende juristische Beratung zu Weltraumprojekten betrifft daneben auch haushaltsrechtliche Fragestellungen, zum Beispiel, ob ein Projekt durch einen Auftrag oder eine Förderung realisiert wird. Dies wiederum wirft Fragen des Wettbewerbs-, Beihilfe- und Vergaberechts auf. Spätestens seit dem Einzug der Raumfahrtpolitik in den Vertrag von Lissabon sind auch vertiefte Kenntnisse des Europarechts für Weltraumrechtler unerlässlich. Wie die Raumfahrt selbst wird auch der Bereich des Weltraumrechts nie zur Routine. Mit neuen Technologien ergeben sich immer wieder neue Herausforderungen. Vor allem in den USA läuft die Privatisierung der bemannten Raumfahrt seit einigen Jahren auf Hochtouren – aber auch Europa erkennt die Relevanz des Weltraums für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Damit erschließen sich neue Anwendungsfelder, es kommt zur Überschneidung von Technologiebereichen, und gänzlich neue, innovative Unternehmen betreten den Bereich der Raumfahrt. Der Konkurrenzdruck und der Wettbewerb steigen. Mit neuen Unternehmen und neuen Tätigkeiten ergeben sich neue Rechtsfragen – Fragen des Weltraumtourismus bekommen praktische Relevanz. Und mit Überlegungen zur Rohstoffsuche auf Himmelskörpern könnte die Frage zum Eigentum am Mond dann vielleicht doch früher als erwartet von großer wirtschaftlicher und rechtlicher Bedeutung sein.

Schiff ahoi

Seerecht ist nicht nur ein vielfältiges, sondern auch ein bedeutsames Arbeits- und Rechtsgebiet. Ob es um die Nutzung und Ausbeutung des Meeresbodens oder die Freiheit und Sicherheit der Meere geht: Juristen müssen sich den unterschiedlichsten Problemen und Fragen stellen. Jedoch fehlen jetzt schon kundige Anwälte – für den Nachwuchs also beste Aussichten auf eine spannende Karriere. Von Thomas Wanckel

Gern wird darauf verwiesen, dass die Meere rund 70 Prozent der Erdoberfläche bedecken und für den Warentransport von erheblicher Bedeutung sind. Man denke nur an die immer größer werdenden Containerschiffe, die inzwischen bei einer Länge von fast 400 Metern mehr als 13.000 Standardcontainer transportieren können. Auch als Nahrungs- und Rohstofflieferanten sowie für die Windenergie werden die Ozeane immer wichtiger. Besonders in Deutschland, das die Energiewende auch mit Hilfe der Windenergie schaffen will und 80 Prozent seiner Exporte über See abwickelt, werden schon heute mehr Seerechtsjuristen gebraucht, als derzeit an den Universitäten die knappen Vorlesungsangebote nutzen. Daher bietet die Universität Hamburg nach einigen Testläufen zum Wintersemester 2012/13 endlich einen neuen Schwerpunktbereich „Maritimes Wirtschaftsrecht“ an. Der als Wahlschwerpunkt angebotene einjährige Studiengang ist Bestandteil der Ausbildung zur juristischen Staatsprüfung und umfasst die ganze für Kenner spannende Materie. Danach wird sich der Jurist entscheiden müssen, ob er sich dem öffentlichen Seerecht, also insbesondere dem Seevölkerrecht, zuwenden möchte oder eher dem privaten Seehandelsrecht. Stichwörter für den Regelungsbereich des öffentlichen Seerechts sind zum einen die schon erwähnte Nutzung und Ausbeutung des Meeresbodens, aber auch der Meeresoberfläche durch Offshore- oder Windenergieanlagen, insbesondere die Freiheit und Sicherheit der Meere, die durch die ansteigende Piraterie derzeit massiv gefährdet sind. Juristen werden sich dem Problem nicht nur im Strafrecht, sondern auch etwa bei Fragen der Bewaffnung von Schiffsbesatzungen oder der Marineeinsätze stellen müssen. Das privatrechtliche Seerecht gerät immer wieder bei Schiffskatastrophen in den Fokus der Öffentlichkeit. Zuletzt im Rahmen der Havarie des deutschen Containerschiffes „MSC Flaminia“, das auf dem Nordatlantik Feuer fing, nahezu ausbrannte und nur mit Mühe in den neuen Tiefseehafen Wilhelmshaven geschleppt werden konnte. Seerechtler werden zu klären haben, wer für die erheblichen Schäden an Schiff und Ladung und für die Kosten der Bergung des Schiffes aufkommen muss. Da das Seerecht immer auch einen internationalen Bezug hat, werden sich angehende Seerechtler nicht nur sprachlich – sehr gute Englisch-Kenntnisse sind ein absolutes Muss –, sondern auch fachlich im anglo-amerikanischen Raum weiterbilden müssen. [quote_center]DVIS Deutscher Verein für Internationales Seerecht: www.seerecht.de[/quote_center]

Persönlichkeitsrechtler

Welche besonderen Anforderungen werden an die anwaltliche Beratung gestellt, wenn in den Printmedien oder im Internet Persönlichkeitsrechte verletzt werden, und wie können solche Rechte bei der Vertragsgestaltung im Zusammenhang mit Filmen oder Werbeverträgen geschützt werden? Solche Fragen zu klären ist die Aufgabe von Juristen, die sich auf Persönlichkeitsrecht spezialisiert haben. Von Prof. Dr. Ralf Kitzberger LL.M., Partner der Kanzlei Grub Frank Bahmann Schickhardt Englert in Ludwigsburg

Der Schutz der Persönlichkeitsrechte in der anwaltlichen Praxis ist äußerst vielfältig. Er umfasst Anfragen von Unternehmern, die sich gegen die Berichterstattung einer regionalen Zeitung wenden, Darstellungen in Bewertungsportalen, bei denen sich die Bewerteten zu Unrecht schlecht bewertet fühlen, die Verwendung von Fotografien eines Musikstars beim Badeurlaub in der Boulevardpresse, die nicht erlaubte Verwendung von Fotografien zu Werbezwecken bis hin zur Eintragung von Marken und Vertragsverhandlungen bei Testimonialverträgen, bei denen bekannte Persönlichkeiten sich als sogenannte Werbebotschafter zur Verfügung stellen. Insgesamt lässt sich die Tätigkeit in zwei Bereiche einteilen. Zum einen die beratende und die gestaltende Tätigkeit, insbesondere im Zusammenhang mit Vertragsabschlüssen, zum anderem die Geltendmachung von Ansprüchen wie beispielsweise Unterlassungs- und Schadensersatzansprüchen bei negativer Darstellung in der Öffentlichkeit. Bei unliebsamer Berichterstattung hat in den letzten Jahren insbesondere das Internet die bis zu diesem Zeitpunkt bekannten Strategien ad absurdum geführt, da durch das Internet anders als bei den ursprünglichen Medien, wie zum Beispiel im Printbereich, eine weltweite, dauerhafte Verbreitung in kürzester Zeit möglich ist. Gerade soziale Netzwerke haben eine große Öffentlichkeit und können zu einem Prangereffekt beitragen, der einer Person oder einem Unternehmen nachhaltig schadet. Nicht zuletzt deshalb stellt sich daher hier immer wieder die Frage „Bin ich diesem ‚Mob‘ schutzlos ausgesetzt?“. Grundsätzlich ist dies nicht der Fall. Was offline gilt, gilt regelmäßig auch online. Dabei ist notwendig, dass in einem möglichst frühen Stadium, wenn möglich mit dem Entstehen der kritischen Informationen und vor der Verbreitung im Internet, Maßnahmen ergriffen werden müssen. Dies setzt ein Frühwarnsystem voraus und ein regelmäßiges Monitoring. Dabei ist eine Abwägung vorzunehmen zwischen den juristischen Maßnahmen, die ergriffen werden können, und der Schädigung der Reputation durch juristische Maßnahmen. Die Tätigkeit im Bereich der Persönlichkeitsrechte erfordert detaillierte Kenntnisse über das Recht am eigenen Bild, Markenrecht, Presserecht, Namensrecht, aber auch über das Urheberrecht. Es empfiehlt sich frühzeitig, bereits während des Studiums oder des Referendariats, Praxiserfahrung in einschlägigen Kanzleien zu sammeln. Nicht blenden lassen sollte man sich durch den „Promi-Faktor“. Die Tätigkeit im Bereich des Persönlichkeitsrechts findet sehr häufig im Hintergrund statt und erfordert aufgrund der häufig nur geringen Reaktionszeit, die zur Verfügung steht, eine ständige Erreichbarkeit auch an Wochenenden. Wer sich davon nicht abschrecken lässt und über fundierte Rechtskenntnisse und Einsatzwille verfügt, kann für sich ein interessantes Tätigkeitsfeld entwickeln.

karriereführer naturwissenschaften 2015.2016 – Mit Pharma 4.0

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Cover naturwissenschaften 2015.2016

Mit Pharma 4.0 in die Zukunft

Zukunft. Pharma 4.0 ist keine neue App für Patienten, sondern steht für die Zukunft der pharmazeutischen Industrie. Mithilfe von intelligenten Fabriken, dem Internet der Dinge und Big Data ist es schon heute möglich, die Produktion transparent zu machen und zu optimieren. Die Forscher stehen vor der Herausforderung, sich intensiv in Themen wie Digitalisierung und Sensorik hineinzudenken. Im Gegenzug hört die Forschung nicht mehr auf, wenn die Produktion beginnt.

Interview mit Amanda Palmer

Amanda Palmer, 39, ist nicht nur eine beliebte Sängerin und Musikern, sondern auch Pionierin des Crowdfundings. Nun hat Palmer ein Buch darüber geschrieben, wie hilfreich es ist, mit guten Fragen um Hilfe zu bitten: „The Art of Asking“. Amanda Palmer ist mit dem Autor Neil Gaiman verheiratet, das Interview gab sie uns nur wenige Tage vor der Geburt ihres ersten Kindes. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Amanda Palmer, geboren 1976 in New York, studierte Theaterwissenschaften und gründete 2000 ihre erste Band, das Duo The Dresden Dolls. Nach der Trennung startete sie eine Solokarriere, zudem ging sie zurück an die Uni, um mit ihrem alten Professor an einem Theaterstück zu arbeiten. Ihre Lieder nimmt sie häufig alleine mit der Ukulele auf. 2012 finanzierte sie eine neue Platte mit Hilfe der Crowdfunding-Plattform „Kickstarter“; sie sammelte auf diesem Weg die Rekordsumme von fast 1,2 Millionen Euro.
Mrs. Palmer, warum fällt es eigentlich vielen so schwer, andere um Hilfe zu bitten? Die meisten haben Angst. Wir haben uns so sehr daran gewöhnt, vor anderen Menschen Angst zu haben, dass uns dieses Gefühl daran hindert, mit anderen in Kontakt zu treten und sie zu fragen. Wie gehen Sie mit dieser Angst um? Ich konfrontiere mich direkt mit der Angst. Und: Ich akzeptiere die Möglichkeit, dass meine Bitte nach Hilfe nicht erhört wird. Die Strategie ist: Man fragt ganz ehrlich und möglichst offen, man ist damit einverstanden, wenn die Antwort „Nein“ heißt, und man versucht, wenn nötig, anders ans Ziel zu kommen. Viele erfolgreiche Manager handeln auf diese Art und Weise. Wie haben Sie denn die Kunst des Fragens gelernt? Oh, ich musste ein 300 Seiten dickes Buch schreiben, um das zu lernen. Okay, dann bitte ein kurzer Ratschlag für alle, die diese Kunst noch nicht beherrschen. Eine wichtige Voraussetzung ist Neugier. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass meine geschäftlichen Angelegenheiten als Musikerin und meine Fähigkeit, die richtigen Fragen zu stellen, Hand in Hand mit ganz anderen, nämlich seelischen Themen gingen. Mein Weg in die Meditation und meine Neugier für meine Persönlichkeitszüge und das Miteinander der Menschen haben mein Business geprägt. Ich denke, man kann diese Dinge nicht trennen. Kann Ihre Methode des um Hilfe Fragens auch in großen Unternehmen funktionieren? Absolut. Unternehmen, die authentisch mit ihren Kunden in Kontakt kommen, wirklich zuhören und nach Feedback fragen, werden erfolgreich sein. Wir Menschen mögen es, wenn man uns ernst nimmt und wir echte Beziehungen zu anderen aufnehmen können. Wer fragt, ist nach der Frage sehr häufig weniger allein. Das gilt in einer Ehe, in der Familie – und natürlich auch im Geschäfts- und Arbeitsleben. Was raten Sie einer Nachwuchskraft, die ihren eigenen Weg gehen möchte, aber immer wieder auf skeptische Stimmen trifft? Wenn Menschen einem jungen Menschen niemals skeptisch gegenüberstehen, dann befindet dieser sich wahrscheinlich auf einem sehr langweiligen Weg. Wer es lieber spannend und interessant mag, sollte sich also an den Umstand gewöhnen, skeptische Stimmen zu hören. Wichtig ist aber, zu wissen, dass sich die Dinge in der Regel dann bestens fügen, wenn man seinen eigenen Weg findet – und eben nicht immer den vermeintlich goldenen Mittelweg wählt.

Cover
 
Amanda Palmer: The Art of Asking: Wie ich aufhörte, mir Sorgen zu machen, und lernte, mir helfen zu lassen. Eichborn 2015. ISBN 978-3847905974. 16,99 Euro

Gewerbemietrechtler

Gewerbliches Mietrecht ist wirtschaftlich wesentlich bedeutsamer als viele vermuten. Vermieten und Mieten sind nicht nur die armen Geschwister von Kaufen und Verkaufen, sondern repräsentieren im Gegenteil einen Wirtschaftszweig von elementarer Bedeutung. Von Dr. Detlef Schmidt, Partner, und Dr. Philip Huperz, Assoziierter Partner, Gleiss Lutz Berlin

„Das eigene Dach behütet vor Ungemach“ belehrt ein althergebrachtes Sprichwort. Doch ist dazu Eigentum am „eigenen“ Dach nötig? Die Praxis lehrt: Die meisten Betriebsflächen in Deutschland sind angemietet. Die Gründe sind praktischer, finanzieller und wirtschaftlicher Natur. Vielfach können Büro- und Handelsflächen zum Beispiel in sehr guten Lagen nur angemietet werden, oder der Kauf ist dem Nutzer zu teuer oder belastet die Liquidität zu stark. Große Mietverträge repräsentieren erhebliche wirtschaftliche Werte: Ein Büromietvertrag mit 10.000 Quadratmetern Fläche, zehn Jahren Festlaufzeit und einer Monatsmiete von 20 Euro pro Quadratmeter regelt einen Mietzins von 24 Millionen Euro, ohne Berücksichtigung der Indexierung der Miete. Der auf Gewerbemietrecht spezialisierte Rechtsanwalt hat mithin ein vielfältiges Betätigungsfeld. Seine Tätigkeit lässt sich in laufende Beratung und in Transaktionsberatung teilen. Als laufende Beratung unterstützt der Rechtsanwalt Mieter und Vermieter bei Verhandlung und Abschluss von Mietverträgen sowie bei späteren Rechtsfragen, zum Beispiel Kündigung. So ist die Laufzeit des Mietverhältnisses bei einer sogenannten Sale-and-lease-back-Transaktion, bei der das Grundstück zur Finanzierung von Investitionen veräußert und angemietet wird, für beide Parteien wirtschaftlich entscheidend. Wird das Schriftformerfordernis nach § 550 BGB aber nicht eingehalten, ist der Mietvertrag kurzfristig jederzeit kündbar. Die Transaktionsberatung wird beim Unternehmenskauf relevant. Der Erwerber tritt rechtlich – sogenannter asset deal – beziehungsweise wirtschaftlich – sogenannter share deal – in laufende Mietverträge ein. Zu prüfen sind die vertragliche Regelung der Nutzung, die restliche Mietlaufzeit und die Bonität des Mieters. Primäres Ziel ist, dem Mandanten eine Bewertung des Mietverhältnisses zu ermöglichen. Bei Immobilientransaktionen wird der Kaufpreis oft nach Höhe der nachhaltig generierbaren Mieten berechnet. Unwirksame Klauseln, die sich zum Nachteil des Vermieters auswirken, müssen im Rahmen der due diligence identifiziert und eingepreist werden. Der Immobilien-Investmentmarkt in Deutschland ist mit einem Transaktionsvolumen von 52,7 Milliarden Euro in 2014 gewaltig. Gewerbliches Mietrecht ist spannend. Die juristische Ausbildung gewährleistet eine gute Grundlage. Man bekommt Einblicke in die Immobilienbranche, in wirtschaftliche Zusammenhänge sowie in die zu beratenden Unternehmen. Die Verfasser dieses Beitrags wollen auf die Beratung im gewerblichen Mietrecht nicht mehr verzichten, dafür macht sie einfach zu viel Spaß.