Eintauchen

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13,6 Milliarden Euro für „Neues Netz für Deutschland“

Für mehr Kapazität im Schienennetz und eine leistungsfähige Infrastruktur setzt die Deutsche Bahn (DB) ihr Investitionsprogramm „Neues Netz für Deutschland“ konsequent fort. Wie der Konzern im Februar 2022 bekanntgab, werden 2022 rund 13,6 Milliarden Euro von DB, Bund und Ländern in die Infrastruktur fließen. Das sind noch einmal rund 900 Millionen Euro mehr als im Jahr 2021 und somit die höchste Summe, die je innerhalb eines Jahres zur Verfügung stand. Inhaltlich geht es um neue, ausgebaute Strecken sowie leistungsfähige Bahnhöfe und Anlagen.

Weltweit einzigartige Computertomographie-Anlage für Beton

Mit „Gulliver“ entsteht an der TU Kaiserslautern (TUK) derzeit eine einzigartige Computertomographie-Anlage für Bauingenieure. Mit ihr können Forschende künftig erstmals auch Bauelemente in realen Abmessungen unter Last durchleuchten und praxisnahe Ergebnisse erhalten. So können beispielsweise Rissstrukturen und Schädigungen analysiert werden. „Bislang ist es nur möglich, Betonproben mit Abmessungen von wenigen Zentimetern mittels CT-Technologie zerstörungsfrei zu untersuchen. Dabei blieb stets die Frage offen, in welchem Umfang sich die Ergebnisse auf realistische Bauteilgrößen übertragen lassen“, erläutert Projektleiter Prof. Dr.-Ing. Matthias Pahn. Der Bauingenieur ergänzt: „Die neue CT-Anlage ermöglicht erstmals eine umfassende Bauteilanalytik: Zum einen lassen sich damit Risse von 0,1 Millimetern Größe in Betonteilen bis 30 Zentimetern Durchmesser und bis 6 Metern Länge analysieren. Zum anderen kann das Großgerät dabei auch statische und dynamische Lasten, wie sie in der Praxis üblich sind, auf die Bauteile wirken lassen.“ Das Gebäude für Gulliver an der TUK ist eine Strahlenschutzhalle aus bis zu zwei Meter dickem Stahlbeton, teilweise aus besonders dichtem Schwerbeton.

Spot, ein Robo-Hund

Spot, ein vom US-amerikanischen Robotikunternehmen Boston Dynamics entwickelter hundeähnlicher Roboter, soll die Baustellendokumentation auf ein völlig neues Level heben. So der Plan des auf Bau und Immobilien spezialisierten Beratungsunternehmens Drees & Sommer SE. Dazu soll der Robo-Hund regelmäßig und sicher alle baulichen Veränderungen aufzeichnen und speichern – ganz gleich, ob Probleme bei der Materialbeschaf fung, Störungen in den Lieferketten oder Ausfall von Gewerken. „Bisher lag es im Zuständigkeitsbereich des Baumanagements, den Baufortschritt und eventuelle Verzögerungen zu prüfen, zu dokumentieren und etwaige Änderungen im digitalen Zwilling zu aktualisieren“, erklärt Wolfgang Kroll, der als Teamleiter bei Drees & Sommer die Digitalisierung des Baumanagements vorantreibt. „Nun gibt es für diese zeitaufwändigen Aufgaben einen stabilen vierbeinigen Helfer. Unser langfristiges Ziel ist es, den gesamten Baufortschritt eines Projekts in einem einzigen konsistenten Modell darzustellen und den Soll-Zustand aus der Planung mit dem Ist-Zustand auf der Baustelle abzugleichen.“

Energetische Gebäudesanierung mithilfe von intelligenten Fabriken

Wie lassen sich 22 Millionen Wohngebäude in der Nordseeregion bis 2050 energetisch sanieren? Die Jade Hochschule am Fachbereich Seefahrt und Logistik hat in einem internationalen Projekt-Konsortium eine hochautomatisierte Fabrik entwickelt, in der Fassaden- und Dachpaneele zur energetischen Sanierung von Gebäuden hochautomatisiert gefertigt werden. Hierdurch sollen CO2-Emissionen vermieden, Kosten gesenkt und die Arbeitsbelastung auf Baustellen reduziert werden. „Die Fabrik, die wir entwickelt haben, ermöglicht die energetische Sanierung der Häuser nicht nur massenweise mit individualisierbaren Lösungen, sondern wird die gesamte Sanierung schneller durchführen und um rund 50 Prozent günstiger machen. So hoffen wir auf insgesamt schnellere Fortschritte bei den klimagerechten Sanierungen im Nordseeraum“, sagt Prof. Dr. Kerstin Lange, die an der Jade Hochschule eine Professur für Transportwirtschaft und Projektlogistik inne hat und das Projekt wissenschaftlich begleitete.

Das letzte Wort hat: Kai Redlich, Bauplanungsunternehmer und Holzschnitzer

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Kai Redlich ist selbstständiger Bauingenieur und Inhaber eines Bauplanungsbüros in St. Egidien, Sachsen. Seit seinem elften Lebensjahr schnitzt er, vor etwa elf Jahren begann er, in seiner Freizeit Prominente mit seinen Schnitzwerkzeugen entstehen zu lassen. Im Interview erklärt er, worauf es beim Handwerk Schnitzen ankommt und was er am Baustoff Holz besonders schätzt. Die Fragen stellte Christoph Berger

Herr Redlich, Sie schnitzen seit Jahren Holzfiguren von Prominenten: zum Beispiel Sean Connery, Marilyn Monroe, die Mitglieder der Rolling Stones, Halle Berry, Bruce Willis und viele mehr. Was reizt Sie an den Promis, die Sie für Ihre Schnitzereien auswählen beziehungsweise: Gibt es Kriterien für Ihre Auswahl? Das Schnitzen von Portraits ist so eine Sache: Zum einen muss es eine Person sein, die ein Dritter wiedererkennen kann, die also einer breiten Masse bekannt ist. Erst die Wiedererkennung durch die dritte Person ist die Referenz für die Qualität der eigenen Fähigkeiten. „Die Rolling Stones, meine Frau und ich“ waren bisher die schwierigsten Anforderungen. Dabei sind die Stones nicht die Herausforderung an sich, die Köpfe sind relativ klein und aufgrund der markanten Gesichtszüge ging das schon. Aber die eigene Ehefrau zu schnitzen, ist nicht ungefährlich. Ansonsten habe ich mit sogenannten Promis eigentlich nichts am Hut. Zu jeder Figur gehört ein Gesicht mit seinen Gesetzmäßigkeiten, es ist die eigentliche Erkennung einer Person. Weiterhin gibt es einen Algorithmus speziell zum Schnitzen von Gesichtern. Den habe ich mir aber nicht ausgedacht. Auf meinem Tisch ist eher die Vorbereitung dafür gewachsen, wie man die notwendigen Details aus dem Bildmaterial herausliest, um es umzusetzen. Weiterhin steht mir die Farbkomponente nicht zu Verfügung. Das engt ebenfalls die Auswahl ein, weil ich keine Fassmalerei beherrsche. Bei Ihren Figuren legen Sie großen Wert auf Präzision und Wiedererkennung. Sind dies Eigenschaften, die Ihr Hobby und Ihr Beruf gemeinsam haben? Die Präzision bei einer Figur – ich darf es nicht übertreiben – haucht ihr „Leben“ ein. Bei der Schnitzerei sind immer Kritiken angebracht. Der eine erkennt die Personen, der andere nicht. In der Baubranche ist es hingegen so, dass mangelnde Präzision, egal ob bei Planung oder Ausführung, im Regelfall zu Auseinandersetzungen ums liebe Geld führen. Bei den von mir betreuten Bauprojekten kommt es zudem weniger auf den Wiedererkennungswert und meinen Sti als auf die Anforderungen an die Bauwerke an. Es ist mir weniger wichtig, ob ein Bauwerk durch meinen Stil wiedererkannt wird. Wenn der Bauherr sagt: „Ich hab‘s mir leisten können, weil Sie es geplant haben“, reicht mir das aus. Ist Holz auch beim Bauen der Baustoff Ihrer Wahl? Holz ist das Material mit Zukunft. In Sachsen dauert es vielleicht noch eine Weile bis es sich durchsetzt, aber auch hier entscheidet letztlich das Geld. Derzeit habe ich viele Vorhaben in Holzrahmenbauweise, aber die modernen Bauweisen, wie CLT (Anm. d. Red.: CLT steht für „Cross Laminated Timber“), ist der nächste Level. Die Musterbauordnungen der Länder werden auch die Tür für die Gebäudeklasse 5 für Holzbauten schrittweise öffnen. Allerdings bezweifle ich, dass die Mengen Holz soweit ausreichen werden, dass Ziegel/Porenbeton/Kalksandstein ersetzt werden können, wenn auch die Dämmstoffindustrie und Brennstoffproduktion auf Holz ausweichen sollen. Prognosen sind derzeit schwierig. Beim Bauen werden immer häufiger digitale Modelle vor dem eigentlichen Bauen als Vorlage erstellt. Welche Medien nutzen Sie als Vorlage für Ihre Figuren? Ich nutze die üblichen Bilder aus dem Internet, exakte Fotos ohne Isometrie. Zur Bestimmung der Abstände, der Gesichtsmerkmale, nutze ich die Bausoftware.

KLIEMT.Arbeitsrecht Part­ner­schaft von Rechts­an­wäl­ten mbB.

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Tätigkeitsbereiche
Restrukturierung
Transaktionsbegleitung
Top-Management-Beratung
Betriebsverfassungsrecht
Tarifrecht
Compliance, Ethik, Antidiskriminierung
Fremdpersonaleinsatz
Datenschutz
Vergütung, Mitarbeiterbeteiligung
Betriebliche Altersversorgung, Altersteilzeit, Vorruhestand
Öffentliches Dienstrecht, Privatisierung, Kirchenrecht

Mandantenstruktur
Unternehmen aller Branchen, vor allem der Metall- und der chemischen Industrie, des Handels, der IT- und der Medienbranche sowie Banken und Versicherungen, gemeinnützige Unternehmen, Ministerien und Behörden.

Mehr als die Hälfte der DAX-Konzerne.

Standorte in Deutschland
Düsseldorf, Köln, Berlin, Hamburg, Frankfurt am Main, München

Personalstruktur
Rund 95 Anwälte

Anforderungsprofil
Sie gehörten schon während Ihres Studiums zu den Besten und haben nun einen hervorragenden Abschluss in der Tasche? Ihr Werdegang lässt eine klare Neigung zum Arbeitsrecht erkennen? Sie waren als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an einem arbeitsrechtlichen Lehrstuhl tätig oder es liegt sogar schon eine Dissertation zu einem arbeitsrechtlichen Thema vor? Sie arbeiten gern in einem hochmotivierten Team? Dann sind Sie bei uns genau richtig!

Karriereaussichten
Unsere Anwälte brennen für das Arbeitsrecht. Ob Berufseinsteiger oder erfahrene Arbeitsrechtler – bei uns gehört die gesamte Bandbreite des Arbeitsrechts zu Ihrem Arbeitsalltag. Unsere Philosophie dabei lautet, up or out gibt es nicht. Denn wir wünschen uns eine langfristige Zusammenarbeit mit unseren Anwälten. Das erreichen wir insbesondere mit unseren flexiblen Arbeitsmodellen. Ob Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Dissertation, Fachanwaltstitel oder Partner-Track – ganz gleich, wo Ihre Prioritäten liegen, wir sorgen gemeinsam dafür, dass Sie Ihre Ziele erreichen.

Angebote für ReferendarInnen
Mit der KLIEMT. academy unterstützen wir Sie konsequent auf Ihrem Weg zu einer erfolgreichen Anwaltspersönlichkeit. Vom Training on the job auf Basis unseres strukturierten Ausbildungskonzepts über Fachanwaltskurse, interne und externe Seminare bis hin zu internationalen Trainings in Kooperation mit Ius Laboris bieten wir Ihnen den individuellen Bedürfnissen und der jeweiligen Karrierestufe entsprechende Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Juristische und betriebswirtschaftliche Inhalte sind ebenso wie die Förderung Ihrer Soft-Skills Gegenstand unserer Fortbildungsveranstaltungen. Zudem bieten wir nach den ersten erfolgreichen Jahren in unserer Kanzlei die Möglichkeit eines Secondments bei einer unserer ausländischen Partnerkanzleien.

Einstiegsvergütung
REFERENDARE
Monatlich 1.000 Euro pro Wochenarbeitstag (soweit Stationsentgelt zulässig)

ANWÄLTE
Grundgehalt: 110.000 bis 130.000 Euro (in Abhängigkeit von den Qualifikationen und Vorerfahrungen)

BONUSPOTENTIAL: Im ersten Berufsjahr stehen vor allem der erfolgreiche Berufseinstieg und das Heranführen unserer Anwälte an den Anwaltsjob im Fokus. Erfolgsabhängige Vergütungsbestandteile setzen hier aus unserer Sicht die falschen Anreize. Daher ist die Vergütung im ersten Berufsjahr als reines Festgehalt ausgestaltet.

AKQUISEPRÄMIE: Mandantenakquise lohnt sich – und das bereits ab dem ersten Berufsjahr. Wenn unsere Anwälte selbst Mandanten akquirieren, erhalten sie als zusätzliche Prämie 10 % des gegenüber dem Mandanten abgerechneten und von diesem auch gezahlten Netto-Honorars. Mit Grundgehalt und Akquiseprämie kann dadurch bereits im ersten Berufsjahr eine Gesamtvergütung in Höhe von bis zu 220.000 Euro erzielt werden.

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karriereführer informationstechnologie 2022.2023 – Mit IT zu grenzenloser Digitalisierung

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Cover karriereführer informationstechnologie 2022-2023

Mit IT zu grenzenloser Digitalisierung: IT wird zum Business Enabler

Ohne die Digitalisierung geht in Gesellschaft und Wirtschaft nichts mehr. Und ohne ITler funktioniert keine Digitalisierung. Die Informatiker*innen sind es, die viele der zukunftsgerichteten Projekte auf- und umzusetzen haben. Allerdings herrscht an ihnen in vielen Bereichen ein massiver Fachkräftemangel. Beispielsweise im Bereich der Quantentechnologien. Oder bei Data Scientists. Die Situation ist so gravierend, dass es im Kurzbericht „Die Berufe mit den aktuell größten Fachkräftelücken“ des Instituts der Deutschen Wirtschaft heißt, der Fachkräftemangel bei Informatikexpertinnen und -experten habe ein Rekordniveau erreicht. Dabei, so die Autor*innen des Berichts, werde „IT-Expertise zur Gestaltung des digitalen Wandels in fast allen Bereichen von Wirtschaft und Verwaltung dringend benötigt“. Also: Beste Aussichten für IT-Absolvent*innen!

Mit IT zu grenzenloser Digitalisierung

Wer davon ausgeht, die Digitalisierung sei irgendwann abgeschlossen, begeht einen großen Denkfehler. Das Gegenteil ist der Fall: Je weiter der Prozess fortschreitet, desto stärker verästelt er sich. Für die deutsche Vorgehensweise, die Sachen gerne abhakt, ist das ein Problem. Umso mehr ist ein Mindset gefragt, dass die transformative Dynamik immer weiter antreibt. Ebenso IT-Expertise, die für die Gestaltung des digitalen Wandels dringend benötigt wird. Wohlwissend, dass dadurch die Lösungen entstehen, die Wirtschaft und Gesellschaft dringend benötigen. Ein Essay von André Boße und Christoph Berger

Was als „digitalisiert“ gilt und was nicht, darüber gibt es verschiedene Auffassungen. In manch einer Schule oder Hochschule gelten Unterrichtsstunden oder Seminare schon dann als „hybrid“, wenn Lehrkraft oder Dozent*in mit ihrem Smartphone die Tafel abfilmen und anschließend Arbeitsblätter mailen, die man sich zu Hause ausdrucken soll. Und nicht wenige Verwaltungen verkaufen digitale Offensiven mit der neuen Möglichkeit, Vor-Ort-Termine nun auch online organisieren zu können – häufig mit Hilfe von Tools, die Erinnerungen an das Zeitalter des Uralt-Betriebssystems MS-DOS von Microsoft wecken.

Digitalisierung: Daten und Gesellschaft

Um auf einen Nenner zu kommen: Was also bedeutet Digitalisierung überhaupt? Bettina Distel ist Wissenschaftlerin am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Informationsmanagement an der Universität Münster, in einem Aufsatz für die Schriftenreihe „Aus Politik und Zeitgeschichte“ der Bundeszentrale für politische Bildung hat sie Digitalisierung wie folgt definiert: „Der Begriff der Digitalisierung bezieht sich einerseits auf die Umsetzung analoger Daten und Informationen in digitale Formate und andererseits auf die gesellschaftlichen Veränderungsprozesse, die durch den Einsatz digitaler Informationsund Kommunikationstechnik entstehen.“ Ihr Text, erschienen im März 2022, trägt den Titel „Digitalwüste Deutschland? – Digitalisierung im internationalen Vergleich“. Mit Blick auf die Wirtschaft stellt sie fest: „Trotz des voranschreitenden Ausbaus digitaler Infrastruktur in Deutschland liegt ihre Nutzung in deutschen Unternehmen häufig unter  dem EU-weiten Durchschnitt.“ Zwar liege die Nutzung von Künstlicher Intelligenz und Big Data leicht über dem Durchschnitt, doch sei der Grad der Robotisierung und Automatisierung gegenüber anderen EU-Staaten geringer. „Berücksichtigt wurden in der Auswertung nicht nur die Nutzung relevanter digitaler Technologien (3D-Druck, Robotics, Cloud Computing) durch Unternehmen, sondern auch die Anwendung von Big- Data-Analysen, die Unterstützung betrieblicher Prozesse durch Software, die Bereitstellung elektronischer Rechnungen sowie Aspekte der digitalen Infrastruktur“, schreibt Bettina Distel über die Kategorien.

IT als Business Enabler

Laut der Lünendonk-Studie 2022: Future of IT – Die Rolle der IT bei der Digital Business Transformation“ hat laut 83 Prozent der Studienteilnehmenden dazu geführt, dass Fachbereiche die digitale Transformation stärker forcieren. Gleichzeitig sagen 72 Prozent der IT-Verantwortlichen, dass sich die Wahrnehmung der IT geändert hat und Fachbereiche das Potenzial der IT als Business Enabler für die Entwicklung differenzierender und innovativer Produkte und Services sehen. Dem Bedeutungszuwachs geschuldet, erhalten 62 Prozent der befragten CIOs auch mehr Budget für Innovationen sowie Modernisierungs- und Transformationsprogramme der IT.
Durchschnitt wird allerdings nicht ausreichen, um nachhaltig wettbewerbsfähig zu bleiben. Dringend sind Investitionen sowohl in IT-Budgets als auch den Aufbau des dazugehörigen Know-hows notwendig. Denn klar ist, dass sich die Rolle der IT in den letzten Jahren verändert hat. Dies haben die Analysten des auf Branchen- und Unternehmensanalysen spezialisierten Beratungsunternehmen Lünendonk & Hossenfelder in ihrer Studie „Future of IT – die Rolle der IT bei der Digital Business Transformation“ offengelegt. Demnach wird die IT immer mehr zu einem Enabler für Innovationen und die digitale Transformation. Was bedeutet, dass CIOs sich in den kommenden Jahren auf Transformationsprogramme in Feldern wie IT-Modernisierung, Cloud-Transformation, Datenmanagement und Prozessautomatisierung fokussieren werden. Gleichzeitig nehme die IT eine zentrale Rolle bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien (ESG) ein. Zu denken gibt vor diesem Hintergrund Bettina Distels Fazit. Laut dem dürfe die digitale Transformation nicht zu mehr Ungleichheit führen, zum anderen nicht „als ein geschlossener Prozess“ verstanden werden, der mit einigen Strategien und Digitalpaketen zu bewältigen sei. „Sie ist vielmehr ein andauernder Prozess ohne klar definierte Start- oder Endpunkte.“

Haken dran und fertig? Klappt bei der Digitalisierung nicht

Gut möglich, dass genau hier ein sehr für Deutschland typisches Problem liegt: Staat, Wirtschaft und Gesellschaft haben es in der Moderne so gelernt, dass Prozesse durch bestimmte Maßnahmen abzuarbeiten sind. Das gilt für Reformen in der Politik, Neuorganisationen in Unternehmen, Wandlungen in der Gesellschaft: Die Deutschen, so scheint es, haben es gerne, wenn etwas ein festes Ende hat. Haken dran – fertig, weiter zur nächsten Aufgabe. Jedoch haben wir es seit einigen Jahren auf vielen Ebenen mit Herausforderungen anderer Art zu tun.

Cyber Security ist aktuelle Kernherausforderung

Wie die Studie „CxO Priorities 2022“ der Managementberatung Horváth unter 280 Topmanagern und -managerinnen zeigt, bewerten 62 Prozent der Befragten Cyber Security als sehr wichtige Managementherausforderung. Weitere 28 Prozent erachten sie als wichtig. Somit landet Cyber Security mit 90-prozentiger Relevanz in der branchenübergreifenden Betrachtung noch vor Nachhaltigkeit (83 %). An erster Stelle steht unverändert die digitale Transformation (95 %). Industrieunternehmen für sich genommen geben die Prävention und Bekämpfung bei Cyber-Angriffen sogar als wichtigste Managementherausforderung an.
Ob die Globalisierung oder die Digitalisierung, ob Krisen wie die Covid-19-Pandemie, die drohende Klimakatastrophe oder die Rückkehr des Angriffskriegs im Herzen Europas: Alle diese Entwicklungen scheinen kein klares Ende zu finden. Die Veränderungsprozesse sind stetig, die Krisen werden chronisch. Abhaken? Kaum möglich. Wie sehr es aber genau danach eine Sehnsucht gibt, zeigte die Corona-Pandemie mit ihrer häufig gestellten Leitfrage, wann denn eine Rückkehr zur Normalität möglich sei. Irgendwann wurde aus der Frage eine Forderung: Die Rückkehr müsse jetzt bald vollzogen werden. Als ob sich das Virus darum schere. Und machen wir uns nichts vor: Das Klima auf der Erde wird sich auch nicht darum scheren, ob die Menschheit ab einem bestimmten Punkt findet, jetzt sei es aber genug mit den Einschränkungen.

Lieferkette: Je tiefer der Einblick, desto mehr gibt’s zu tun

Wie die Politik und die Gesellschaft, so müssen auch die deutschen Unternehmen lernen, dass es die Normalität – wenn es sie denn überhaupt gab – nicht mehr geben wird. Insbesondere die Digitalisierung ist ein Fass ohne Boden. Mehr noch, sie ergibt überhaupt erst Sinn, wenn man sie als eine Entwicklung begreift, die kein Ende finden wird, die immer wieder aufs Neue Geschäftsmodelle, Prozesse und den Purpose des Unternehmens auf den Prüfstand stellt. Ein gutes Beispiel dafür ist der Blick auf die Lieferkette: Unternehmen, die es mit dem Klimaschutz und den Menschenrechten ernst nehmen, analysieren jetzt ihre Supply- Chains, um Teile zu identifizieren, in denen Defizite offensichtlich werden. In der Folge werden Geschäfte mit langjährigen Partner-Unternehmen hinterfragt, manchmal sogar beendet.
Gleiches gilt für den Bereich der Cyber Security – die Bedrohungslage durch Angriffe auf IT-Systeme nimmt immer weiter zu. Das Thema hat damit laut der Horváth-Studie „CxO Priorities 2022“ dermaßen an Relevanz gewonnen, dass es noch vor der Nachhaltigkeit liegt.
Betrachtet man jedoch die Komplexität von Liefer- und Wertschöpfungsketten zum Beispiel von digitalen Geräten oder auch Dienstleistungen, wird schnell deutlich, dass es sich auch hier um eine Aufgabe unendlichen Ausmaßes handelt. Gleiches gilt für den Bereich der Cyber Security – die Bedrohungslage durch Angriffe auf IT-Systeme nimmt immer weiter zu. Das Thema hat damit laut der Horváth-Studie „CxO Priorities 2022“ dermaßen an Relevanz gewonnen, dass es noch vor der Nachhaltigkeit liegt. Ralf Sauter, Studienleiter und Partner bei der Managementberatung, sagte im Rahmen der Ergebnisvorstellung: „Steigende Cyberrisiken sind ein negativer Effekt der digitalen Transformation, die wiederum Voraussetzung für nachhaltigen Erfolg ist. Dieser Effekt schlägt erst jetzt langsam durch und kann gerade bei Industrieunternehmen existenzbedrohlich werden – vor allem dann, wenn das Thema in der Vergangenheit vernachlässigt wurde oder aufgrund der Bewältigung von Krisenfolgen einfach nicht mit der notwendigen Priorität verfolgt werden konnte.“ Die in die „Unendlichkeit“ reichende Digitalisierung lässt sich anhand eines Sprungs in die fraktale Geometrie verdeutlichen: Der Mathematiker Benoît Mandelbrot machte 1968 mit einem Aufsatz auf sich aufmerksam, in dem er die banale Frage stellte, wie lang die Küste Großbritanniens sei. Seine Antwort: Kommt drauf an. Arbeitet man mit Mess-Abschnitten von 200 Kilometern, ergibt sich eine Gesamtlänge von rund 2350 Kilometern. Nutzt man 100-Kilometer-Abschnitte, kommt man auf 2775 Kilometer, sind die Mess-Abschnitte nur 50 Kilometer lang, ergeben sich 3425 Kilometer. Kurz gesagt: Je kleinteiliger man misst, desto mehr Küstenstrecke ergibt sich. Betreiben kann man dieses Mess-Spiel bis in die Unendlichkeit. Ganz ähnlich ist es bei Analyse der Lieferketten von komplizierten Produkten: Digitale Tools, die mit ihrer Untersuchung immer weiter in die Tiefe gehen, werden in den Supply-Chains immer neue dunkle Ecken oder zumindest Graubereiche finden. So ambitioniert das Nachhaltigkeitsmanagement eines Unternehmens im Verbund mit seinen Digital-Expert*innen auch an der „Optimierung von Lieferketten“ arbeiten mag – der Prozess endet nie.

Bedarf an Beschäftigten in Informatiker*innen-Berufen

Laut dem Institut der Deutschen Wirtschaft wird aufgrund des Klimaschutzes und der Digitalisierung der Bedarf an Beschäftigten in Ingenieur- und Informatikerberufen in den kommenden Jahren deutlich zunehmen. Aktuell sei der Ukraine-Krieg mit einer konjunkturellen Eintrübung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage verbunden, was in den kommenden Monaten einen Rückgang der Engpässe in den Ingenieur- und Informatikerberufen verursachen könnte. Zugleich entstehe ein großer Anpassungsdruck bei der Energieversorgung, der wiederum zu einer hohen Nachfrage in den Ingenieurberufen der Energie-und Elektrotechnik führen dürfte.

Digitales Mindset der Fachkräfte nutzen

Wer als Nachwuchskraft in Unternehmen startet, hat echte Vorteile, wenn man dieses Mindset mitbringt und in die Teams einbringt. Digitalisierung ist kein Schalter, der eines Tages umgelegt sein wird. Digitalisierung ist gekommen, um zu bleiben. Was sich daher entwickeln muss, ist ein besseres „digitales Ökosystem“, wie Florenz Kasen, Digital-Spezialist beim Personalberatungsunternehmen TechMinds, schreibt. In seinem Fachbeitrag „Digitalisierung in Deutschland. Wie digital sind wir 2022?“, abzurufen auf der TechMinds-Homepage, stellt er fest, dass das heimische digitale Ökosystem starke Defizite verzeichnet: „Die schlechte Verfügbarkeit von Risikokapital ist in Deutschland im internationalen Vergleich deutlich stärker ausgeprägt – es wird kaum in junge Startups investiert.“ Dazu komme, dass die deutsche Bevölkerung grundsätzlich eher negativ gegenüber unternehmerischen Risiken eingestellt sei. „Zudem werden viel zu selten die Kompetenzen der verfügbaren Informations- und Kommunikations- Fachkräfte genutzt – hier liegt Deutschland ganz klar unter dem europäischen Durchschnitt.“ Verstärkt werde das Problem durch den Fachkräftemangel im IT-Sektor: „Der Fachkräftemangel wird nicht ansatzweise ausreichend bekämpft“, urteilt Florenz Klasen. Um die Digitalisierung in Angriff nehmen zu können, müssten nicht nur IT-Professionals aus dem Ausland rekrutiert werden, sondern auch einheimische Talente gefördert werden. Wie gravierend die Situation hierbei ist, macht zudem der Kurzbericht „Die Berufe mit den aktuell größten Fachkräftelücken“ des Instituts der Deutschen Wirtschaft deutlich. Darin heißt es, dass der Fachkräftemangel bei Informatikexpertinnen und -experten ein Rekordniveau erreicht habe. Zudem sei die Stellenbesetzung hier am schwierigsten. Dabei, so die Autor*innen, werde „IT-Expertise zur Gestaltung des digitalen Wandels in fast allen Bereichen von Wirtschaft und Verwaltung dringend benötigt“. „Deshalb sollte schon an den deutschen Schulen, Berufsschulen und Hochschulen eine bessere digitale Infrastruktur sowie Pädagogik etabliert werden“, fordert Klasen. Das sei nicht nur wichtig für die Wirtschaft, sondern auch für die Gesellschaft. Seine These: „Digitale Rückständigkeit hinterlässt die Bürger müde und wütend.“ Die Digitalisierung Deutschlands ist also längst nicht nur ein wirtschaftliches, sondern auch ein gesellschaftliches Projekt. Wer es – ob in großen Unternehmen, dynamischen Start-ups oder Behörden – voranbringt, erfüllt einen Job mit einem Purpose, der weit über das Geldverdienen hinausgeht.

Buchtipp: „Handbuch Digitalisierung“

Digitalisierung und Industrie 4.0 verändern ganze Wirtschaftszweige und bringen für alle Funktionsbereiche eines Unternehmens große Herausforderungen mit sich. Das Handbuch der Digitalisierung stellt die Grundlagen und Herausforderungen vor und analysiert diese im betriebswirtschaftlichen Zusammenhang. Dabei werden Vor- und Nachteile sowie auch die Auswirkungen und Erscheinungsformen der Digitalisierung in unterschiedlichen Wirtschafts- zweigen und Funktionsbereichen ausführlich und prägnant dargestellt. Prof. Dr. Stefan Roth, Prof. Dr. habil. Hans Corsten (Hg.): Handbuch Digitalisierung. Vahlen 2022, 159 Euro.

Die Security-Spezialistin Prof. Dr. Claudia Eckert im Interview

Die Informatikerin Prof. Dr. Claudia Eckert zählt zu den gefragtesten Sicherheits-Expertinnen Deutschlands. Die Institutsleiterin am Fraunhofer-Institut für Angewandte und Integrierte Sicherheit AISEC sowie Leiterin des Lehrstuhls für Sicherheit in der Informatik der TU München wirbt im Interview für mehr unternehmerische Investitionen im Bereich der Cybersecurity. Zudem definiert sie neue Job- Profile und Anforderungen für ambitionierte Nachwuchskräfte. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Prof. Dr. Claudia Eckert, Jahrgang 1959, ist Leiterin des Fraunhofer-Instituts für Angewandte und Integrierte Sicherheit AISEC in Garching und Professorin an der Technischen Universität München, wo sie den Lehrstuhl für Sicherheit in der Informatik an der Fakultät für Informatik innehat. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen die Entwicklung von Technologien zur Erhöhung der System- und Anwendungssicherheit, die Sicherheit eingebetteter Systeme und die Erforschung neuer Techniken zur Erhöhung der Resilienz und Robustheit von Systemen gegen Angriffe. Als Mitglied verschiedener nationaler und internationaler industrieller Beiräte und wissenschaftlicher Gremien berät sie Unternehmen, Wirtschaftsverbände sowie die öffentliche Hand in allen Fragen der ITSicherheit. In Fachgremien wirkt sie mit an der Gestaltung der technischen und wissenschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland sowie an der Ausgestaltung von wissenschaftlichen Förderprogrammen auf EU-Ebene.
Frau Prof. Dr. Eckert, warum verlangt der Transformationsprozess hin zur Industrie 4.0 noch deutlich mehr Investitionen und Know-how in Sachen Security? Die Digitalisierung geht einher mit der Vernetzung und Öffnung vormals abgeschotteter Systeme, zum Beispiel für die Kommunikation über das Internet oder den Zugriff von außen zur Fernwartung. Gleichzeitig wachsen interne Systeme zusammen. Zum Beispiel wird die IT in den Produktionsanlagen direkt mit der Büro-IT verbunden, um zum Beispiel die Auftragsplanung direkt mit der Produktion zu verknüpfen. Das bringt Chancen, unter anderem in Bezug auf Kostenersparnis oder Qualitätssteigerung, es birgt aber auch Gefahren, da digitalisierte Systeme viele Angriffspunkte für Cyberattacken bieten. Zudem wächst mit dem Grad der Vernetzung auch das Schadenspotential, wenn sich Schadsoftware im Netz verbreitet. Diese Risiken müssen Unternehmen einschätzen können, sie müssen wissen, welche technologischen, aber auch organisatorischen Schutzmaßnahmen geeignet sind, um die Restrisiken akzeptieren zu können. Dies erfordert sowohl viel Know-how im Themenfeld Cybersecurity als auch die Bereitschaft, in erforderliche Technologien zu investieren, um die digitalisierten Systeme vor Angriffen nachhaltig zu schützen. Das gilt im Übrigen für alle Domänen, nicht nur für die Industrie 4.0. Wie bewerten sie aktuell die Sicherheits- Lage in den deutschen Unternehmen? Aktuelle Studien zeigen, dass 70 bis 80 Prozent der Unternehmen bereits erfolgreich angegriffen wurden. Das führt zu jährlichen Schäden in zweistelliger Milliardenhöhe. Der Sicherheitsstatus ist also alles andere als zufriedenstellend. Ransomware, die Verschlüsselung oder der Diebstahl von Daten mit einer darauffolgenden Lösegeld- Erpressung, ist aktuell das populärste Angriffsszenario. Aber man muss genauer hinsehen: Große Konzerne haben mehr Kapazitäten, um eigenes Security-Know-how im Haus aufzubauen. Betreiber kritischer Infrastrukturen, wie zum Beispiel Energieversorger, unterliegen gesetzlichen Vorgaben und Regulierungen in Bezug auf die Risiko und Cybersicherheitsvorsorge. Dies hat in der Regel einen besseren Sicherheitsstatus zur Folge, als er insbesondere im Mittelstand anzutreffen ist. Hier muss deutlich mehr gemacht werden, um die Resilienz der Unternehmen gegen Cyberattacken zu verbessern. Es wird gefordert, Unternehmen müssten in Zukunftstechnologien wie die Künstliche Intelligenz investieren. In KI-Lösungen fließt deutlich mehr Geld, weil man sich davon positive Effekte für das eigene Geschäft erhofft, beispielsweise durch das Anbieten von neuen Dienstleistungen für die Kunden. Auch wenn die Budgets der Cybersecurity in den letzten Jahren stetig angestiegen sind – nicht zuletzt, weil die Geschäftsführung durch die aktuelle Gesetzeslage bei Cybervorfällen haftbar gemacht werden kann, wenn sie ihrer Sorgfaltspflicht in Bezug auf die Cybersicherheit nicht nachgekommen ist – so reichen die Anstrengungen noch lange nicht aus. Noch haben viele Bereiche nicht ausreichend erkannt, wie kritisch mangelhafte Cybersecurity für die eigene Geschäftsentwicklung ist.
Übergeordnetes Ziel muss es sein, eine Sicherheitskultur im gesamten Unternehmen auszubilden, die auch gelebt wird.
Wie lässt sich eine bessere IT-Security in Unternehmen umsetzen, technisch und personell? Technisch ist das konsequente Umsetzen des Zero-Trust-Prinzips wichtig. Zero Trust bedeutet: Es gibt kein grundsätzliches Vertrauen, jeder Zugriff muss überprüft werden. Denn durch Vernetzung und Homeoffice gibt es kein „Innen“ und „Außen“ mehr. Um das zu kontrollieren, müssen geeignete Prozesse und Cybersecurity-Technologien eingeführt werden. Dazu gehört zum Beispiel ein tragfähiges Identitäts- und Zugriffsmanagement. Die Bereitstellung von Informationen muss auf das Need-to-know-Prinzip beschränkt werden, also reduziert werden auf das, was zur Aufgabenerfüllung erforderlich ist. Basis aller Aktivitäten muss eine umfassende IT-Sicherheitsanalyse sein, um die eigenen Bedarfe zu verstehen und Handlungsnotwendigkeiten daraus ableiten zu können. Cybersecurity muss dabei als kontinuierlicher Prozess verstanden werden, der nicht mit einem einmaligen Audit abgeschlossen ist. Nicht jeder kann sich eine eigene Cybersecurity-Abteilung leisten. Aber man kann seine Mitarbeitenden für das Thema sensibilisieren und schulen. Dabei muss klar werden, welchen wichtigen Beitrag jeder zur Aufrechterhaltung der IT-Sicherheit im Unternehmen leisten kann und welche Schwachstellen es bei jedem von uns gibt, zum Beispiel das leichtfertige Klicken auf Links in E-Mails. Übergeordnetes Ziel muss es sein, eine Sicherheitskultur im gesamten Unternehmen auszubilden, die auch gelebt wird. Gibt es dabei neue Job-Profile für IT-Expert* innen, die auf diesem Weg entstehen? Beim Thema Usability gibt es neue Bedarfe. Der Begriff steht für ein Jobprofil, das die wichtige Aufgabe übernimmt, die Akzeptanz von Cybersecurity- Technologien bei den Nutzer*innen zu erhöhen. Dafür schauen sich die Expert*innen die Bedürfnisse und das Verhalten der Nutzer*innen genau an und transformieren die Technologie entsprechend. Immer mit dem Ziel, IT-Sicherheit so nutzbar wie möglich zu machen.
Cybersecurity-Expert*innen müssen die Weltmodelle und auch Begriffswelten, in denen ihre Nutzer*innen agieren, verstehen – und damit auch verstehen, wie diese mit IT-Technologien umgehen.
Welche Skills – abseits des IT-Knowhows – sind nötig, um als Nachwuchskraft in der Security gut unterwegs zu sein? Abseits des erforderlichen, fundierten IT-Know-hows sind heute vor allem Soft-Skills gefragt: Die Fähigkeit zur Teamarbeit oder auch zur zielgruppenspezifischen Kommunikation sind Beispiele. Cybersecurity-Expert*innen müssen die Weltmodelle und auch Begriffswelten, in denen ihre Nutzer*innen agieren, verstehen – und damit auch verstehen, wie diese mit IT-Technologien umgehen. Daraus ergibt sich, wie man IT gestalten muss, damit sie akzeptiert und genutzt wird. Heute ist alles sehr schnelllebig. Das verlangt eine große Agilität. Neue Entwicklungen müssen schnell erfasst, analysiert und umgesetzt werden, bei gleichbleibend hoher Qualität. Nur wer bereit ist, seine Komfortzone zu verlassen, wer interdisziplinär denkt und über Fachgrenzen hinweg zusammenarbeitet, wer offen und aufgeschlossen bleibt, wird heute und in Zukunft Erfolg haben. Der nächste Schritt im IT-Bereich könnte das Quanten Computing sein. Droht uns das Sicherheits-Thema endgültig um die Ohren zu fliegen, weil die Komplexität dieser Technologie noch größer ist oder kann Quanten Computing sein Versprechen für mehr Sicherheit einlösen? In der aktuellen Forschung werden Technologien entwickelt, die ich gerne wie folgt charakterisiere: Es geht um die Gestaltung der Cybersicherheit „trotz, mit und für“ Quanten Computing. Die Forderung nach Sicherheit „trotz“ ist von hoher Aktualität, da Quanten-Computer, wenn sie denn in einigen Jahren ausgereift genug sind, eine Bedrohung für alle jetzigen Sicherheitsmechanismen darstellen, weil die Verschlüsselungsverfahren leichter gebrochen werden können. Denn diese basieren größtenteils auf mathematischen Hürden, die zwar nicht von einem klassischen Rechner, aber eben von einem Quantenrechner genommen werden können. Aus diesem Grund müssen wir uns mit Post- Quanten-Kryptografie beschäftigen. Also mit Verfahren, die auch dann noch sicher sind, wenn Angriffe unter Verwendung von Quanten-Computern gegen sie gerichtet sind. Quanten Computing kann aber auch helfen, das IT-Sicherheits-Niveau anzuheben. Damit sind wir beim Thema „mit“. Genau, man kann zum Beispiel mit Quantum-Machine-Learning-Verfahren frühzeitig Anomalien, die auf Angriffsversuche hindeuten, oder Betrugsabsichten erkennen. Wenn wir damit auf Angriffe besser vorbereitet sind oder schneller auf sie reagieren können, kann die Resilienz erhöht und der Schaden begrenzt werden. Sicherheit „für“ QC bedeutet schließlich, dass wir bereits bei der Entwicklung der Quanten-Hardware und -Software die Sicherheit der Verarbeitung berücksichtigen.

Fraunhofer CCIT

Seit 1.1.2018 ist Claudia Eckert Sprecherin des Fraunhofer Clusters of Excellence Cognitive Internet Technologies CCIT, mit dem die Fraunhofer-Gesellschaft an Schlüsseltechnologien für das kognitive, industrielle Internet arbeitet. Ziel ist die Einrichtung einer tragfähigen Infrastruktur für eine agile, flexible und digitalisierte Industrie. Der Fraunhofer CCIT vereint über 20 Fraunhofer Institute aus der Mikroelektronik, der Informations- und Kommunikationstechnik und der Produktion. Die gemeinsamen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten konzentrieren sich auf die Technologiefelder IoT-Kommunikation, vertrauenswürdige Datenräume und Maschinelles Lernen.

Kompetenzen für die digitale Zukunft

Informatik wird inzwischen als Querschnittsdisziplin angesehen, die für alle Branchen äußerst relevant und wettbewerbsentscheidend ist. Und auch wenn jeder Wirtschaftszweig seine ganz eigenen Voraussetzungen und Anforderungen an die IT hat, gibt es Überschneidungen. So lässt sich ein Anforderungsprofil für benötigte Kompetenzen bei IT’ler*innen formulieren. Von Christoph Berger

Das Statistische Amt der Europäischen Union untersuchte für 2021, ob und inwiefern Bürger*innen in der Europäischen Union zumindest über grundlegende digitale Kenntnisse verfügen, gehören digitale Kompetenzen doch zu den wichtigsten Leistungsindikatoren im Rahmen der Digitalen Dekade. So wird im Digitalen Kompass das Ziel formuliert, dass 80 Prozent der EU-Bürger* innen im Alter von 16 bis 74 Jahren bis 2030 wenigstens über grundlegende digitale Kompetenzen verfügen sollten. Deutschland liegt laut den Ergebnissen mit 49 Prozent derzeit gerade mal auf Rang 18. Angeführt wird die Liste von den Niederlanden mit 79 Prozent. Es folgen Finnland mit ebenfalls 79 Prozent und Irland mit 70 Prozent. Wird bei den digitalen Kompetenzen hierzulande also nicht schnell aufgeholt, droht der Anschlussverlust. Die Rede ist schon heute von einem Skill-Gap, der zu einem bedrohlichen Problem für die Wirtschaft werden könnte. Doch welche Kompetenzen werden benötigt, um diese Lücke zu schließen? Anhaltspunkte auf diese Frage liefert der für die IT-Branche vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales herausgebrachte Kompetenz-Kompass. Darin heißt es, dass zukünftige Kompetenzanforderungen hochgradig berufs- und arbeitsplatzspezifisch sind, dass aber die Bereitschaft, sich mit den jeweils aktuellsten Hard- und Softwaresystemen und -verfahren auseinanderzusetzen, mit Kunden und Anwendern bei der agilen Softwareentwicklung zu kooperieren, sowie das Designen neuer Produkte, Geschäfts- oder Produktionsprozesse Grundvoraussetzungen seien. Damit einhergehend wird es auch zu neuen Rollen- und Berufsinhalten kommen, die die Veränderungsbereitschaft eines jeden einzelnen zusätzlich notwendig macht. Aber, so eine weitere Kernaussage: „In den zahlenmäßig bedeutendsten Berufen in der IT-Branche, den Informatik-, Informations- und Kommunikationstechnologieberufen, ist – entgegen dem allgemeinen Trend – keine Verschiebung der Tätigkeitsprofile hin zu Routine-Tätigkeiten festzustellen, stattdessen nimmt die Bedeutung von interaktiven bzw. kognitiven Nicht-Routine-Tätigkeiten zu.“ Nicht verwunderlich ist, dass in der IT-Branche selbst digitale Technologien deutlich häufiger genutzt werden als im Durchschnitt aller für den Leitfaden befragten Betriebe in sämtlichen Branchen. Vielmehr ist deren Nutzung zentraler Bestandteil der Geschäftsmodelle. Zudem sei die Branche durch stetiges Wachstum geprägt, Beschäftigungsverluste seien in ihr kaum festzustellen. Hingegen ein Trend hin zur Suche nach Fachkräften mit Expertenniveau, für das typischerweise ein Hochschulabschluss notwendig sei, wie die Autor*innen schreiben. Zudem werden in der Broschüre die für die IT-Branche relevanten Aspekte aufgelistet. Demnach geht es aktuell vor allem um Cobots, also kollaborierende Roboter, cyberphysische Systeme, digitalisierte Wertschöpfungsketten, eine optimierte Mensch-Maschine-Interaktion, um Natural Language Processing und Sprachassistenten, die Bilderkennung, Quanten Computing, künstliche Intelligenz in der Softwareprogrammierung, IT-Sicherheit, die Blockchain, Datenqualität, digitalisierte Verwaltung und Personalentwicklung sowie die Digitalisierung der Aus- und Weiterbildung. Fazit: Neben ausgeprägtem Fach- und Expert*innen-Know-how braucht es auch zahlreiche Soft Skills, um erfolgreich in der Branche zu bestehen. Allen voran Veränderungsbereitschaft sowie den Willen, sich beständig weiterzuentwickeln und -bilden.

Im Pool der Datenmengen: Data Scientists

Daten sind das Öl des 21. Jahrhunderts, heißt es gerne. Doch auch dieser Schatz muss gehoben werden. Dafür sind Data Scientists da. Von Christoph Berger

Sie sind gesucht, aber nur schwer zu finden. Die Rede ist von Data Scientists. Laut dem Branchenverband Bitkom werden Menschen mit dieser Berufsbezeichnung zu den wichtigsten Kompetenzträgern in den Unternehmen. Und dies quer durch alle Branchen. Dafür gibt es einen handfesten Grund: Der Geschäftserfolg der Unternehmen wird immer stärker davon abhängen, ob und wie sie Daten einsetzen können. Die Daten dafür stammen aus der fortschreitenden Digitalisierung aller Arbeits- und Lebensbereiche. Sie können gesammelt, verknüpft und so aufbereitet werden. Dies geschieht mit Algorithmen. Auf Grundlage der dann vorliegenden Ergebnisse können Entscheidungen getroffen werden, die im besten Fall zu entscheidenden Wettbewerbsvorteilen führen. Daten sind also Wissen. „Hier eröffnet sich ein Berufsfeld, das in den kommenden Jahren enorme Bedeutung erlangen wird“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg über Data Scientists. Doch um diese Herausforderungen zu meistern und als Data Scientist erfolgreich zu sein, bedarf es tiefgehenden Wissens aus mehreren Wissenschaftsdisziplinen. Der von der Universität Mannheim angebotene Master-Studiengang Data Science kombiniert beispielsweise Kurse in Statistik und Mathematik mit Kursen in Datenmanagement und Datenanalyse, angeboten werden Veranstaltungen aus den Fachbereichen Wirtschaftsinformatik, Soziologie, Politikwissenschaft und Mathematik. An der TU Braunschweig ist der Studiengang „Data Science“ ein gemeinsames Lehrangebot der Departments Informatik und Mathematik. Überdies wirken auch die Anwendungsbereiche aller anderen Fakultäten der TU am Studiengang mit. Die Freie Universität vermittelt in ihrem Masterstudiengang „Data Science“ die zentralen Aspekte der modernen Datenwissenschaft, die durch eine Verschmelzung der zentralen Felder Mathematik, Statistik, Informatik und maschinellem Lernen unter Berücksichtigung anwendungsbezogener Fragestellungen gekennzeichnet sind. An diesen Beschreibungen wird bereits die Komplexität an erforderlichen Kompetenzen deutlich. Bereits 2012 titelte der Harvard Business Review einen Text mit der Überschrift „Data Scientist: The Sexiest Job oft the 21st Century“. Im Juli dieses Jahres, also zehn Jahre später, nahmen sich die Autoren nochmal des Themas an und fragten: „Is Data Scientist Still the Sexiest Job of the 21st Century?“ Sie kommen zu dem Schluss, dass der Beruf an Beliebtheit gewonnen hat und gut bezahlt wird. Zudem seien die Zukunftsprognosen rosig, da prognostiziert werde, dass der Bereich bis 2029 mehr Wachstum als fast jeder andere erfahren werde. Allerdings habe sich der Beruf in den letzten zehn Jahren auch verändert. Er sei institutionalisiert und die Aufgabenbereiche neu definiert worden. Außerdem habe sich die Technologie enorm fortentwickelt und die Bedeutung nichttechnischer Fachkenntnisse wie Ethik und Veränderungsmanagement habe für Data Scientists zugenommen. Laut Bitkom setzen vor allem größere Unternehmen heute schon auf Data Scientists & Co. Und sie wollen weiter aufstocken. In einer aktuellen Befragung hätte jedes dritte Unternehmen mit 500 und mehr Beschäftigten angegeben, derzeit Spezialistinnen und Spezialisten für die datengetriebenen Geschäftsmodelle zu beschäftigen, 38 Prozent würden dies für die Zukunft planen. Unter den Unternehmen mit 100 bis 499 Beschäftigten hätten bereits 15 Prozent Data Scientists an Bord, 10 Prozent Einstellungen planen. Unter den kleineren Unternehmen mit 20 bis 99 Beschäftigten hätten hingegen erst drei Prozent Expertise für datengetriebene Geschäftsmodelle im Haus, doch auch unter ihnen planen 15 Prozent Einstellungen von Data Scientists.

Kuratiert

IT-Fachkräftelücke wächst

Wie der Branchenverband Bitkom Anfang des Jahres 2022 bekanntgab, fehlt für die Digitalisierung der Wirtschaft immer mehr Personal. Branchenübergreifend sei die Zahl freier Stellen für IT-Fachkräfte 2021 auf 96.000 gestiegen. Das seien zwölf Prozent mehr als im Vorjahr, als quer durch alle Branchen 86.000 Jobs unbesetzt geblieben seien. Dieser Mangel werde sich zudem noch verschärfen, heißt es weiter. Mit Abstand am gefragtesten sind Software-Spezialist*innen. Vier von zehn Unternehmen mit vakanten IT-Jobs suchen Software-Entwicklerinnen beziehungsweise Software-Architekten. Dahinter folgen IT-Projektmanagerinnen beziehungsweise IT-Projektkoordinatoren, die von jedem sechsten Unternehmen mit freien IT-Stellen gesucht werden. 13 Prozent suchen IT-Anwendungsbetreuerinnen beziehungsweise IT-Administratoren, sieben Prozent Data Scientists beziehungsweise Big Data Experts. In jeweils vier Prozent dieser Unternehmen sind Stellen für Datenschutz-Profis mit IT-Qualifikation sowie IT-Sicherheitsexpertinnen und -experten vakant.

Cyberkriminalität weltweit größte Bedrohung

Cyberkriminalität wird vor Betrug durch Kunden und Vermögensdelikten die größte aktuelle Bedrohung für Unternehmen weltweit. In Zukunft werden zusätzlich Risiken wie Plattformbetrug, Manipulation im Kontext der ESG-Berichterstattung und in der Lieferkette eine große Rolle spielen. Am stärksten von wirtschaftskriminellen Aktivitäten betroffen ist die Technologie-Branche: Fast zwei Drittel der Unternehmen aus den Bereichen Technologie, Medien und Telekommunikation sind in den vergangenen zwei Jahren Opfer von Wirtschaftskriminalität geworden. Das sind die Kernergebnisse des aktuellen „Global Economic Crime and Fraud Survey“ der Wirtschaftsprüfungsund Beratungsgesellschaft PwC.

Forderung: Digitalisierung muss sozial-ökologischem Wandel dienen

Im Vorfeld der diesjährigen „Bits & Bäume“, einer Konferenz für Digitalisierung und Nachhaltigkeit, richteten 13 Organisationen aus Umwelt,- Klima- und Naturschutz, Digitalpolitik, Entwicklungszusammenarbeit und Wissenschaft einen Appell an die Bundesregierung, die Europäische Union und politische Akteure weltweit. In dem fordern sie, dass sich die Digitalisierung stärker in den Dienst der Gesellschaft und des sozial-ökologischen Wandels stellen muss. Digitale Technologien sollten durch gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe und innerhalb der planetaren Grenzen zur Verbesserung von Lebensbedingungen und der Umwelt beitragen, anstatt durch explodierenden Energiebedarf, Ressourcenverbrauch und mangelnde Teilhabe existierende Krisen noch weiter zu verschärfen. Download als PDF

InformierT: Kultur-, Buch- und Linktipps

Maschinelles Lernen

Cover Maschinelles LernenMaschinelles Lernen ist die künstliche Generierung von Wissen aus Erfahrung. Dieses Buch diskutiert Methoden aus den Bereichen Statistik, Mustererkennung und kombiniert die unterschiedlichen Ansätze, um effiziente Lösungen zu finden. Diese Auflage bietet ein neues Kapitel über Deep Learning und erweitert die Inhalte über mehrlagige Perzeptrone und bestärkendes Lernen. Eine neue Sektion über erzeugende gegnerische Netzwerke ist ebenfalls dabei. Ethem Alpaydin: Maschinelles Lernen. De Gruyter 2022, 72,95 Euro

Roman: Dieser Beitrag wurde entfernt

Cover Dieser Beitrag wurde entferntMindestens 500 Beiträge pro Tag, maximal 7 Minuten Pause, beim Gang aufs Klo läuft die Stoppuhr – die Arbeitsbedingungen bei HEXA sind hart. Aber Kayleigh gefällt der neue Job, das Gehalt ist gut, und die schrecklich verstörenden Bilder, die sie für die Plattform prüfen muss, behandelt sie mit professioneller Distanz. Als sie sich in ihre Kollegin Sigrid verliebt, scheint ihr Glück vollkommen. Bis ihre Kollegen plötzlich zusammenbrechen oder Verschwörungstheorien anhängen, und Sigrid sich immer mehr distanziert. Ist Kayleigh dem Job als Einzige gewachsen? Oder merkt sie nur nicht, wie auch ihr moralischer Kompass sich auf gefährliche Weise zu verschieben beginnt? „Dieser Beitrag wurde entfernt“ ist ein Roman darüber, wer oder was bestimmt, wie wir die Welt sehen, in der wir heute leben. Hanna Bervoets: Dieser Beitrag wurde entfernt. Hanser 2022, 20 Euro

Ausstellung: IMAGE CAPITAL

Armin Linke HLRS University of Stuttgart – High Performance Computing Center, Stuttgart, Germany, 2019 (Detail) © Armin Linke 2019
Armin Linke
HLRS University of Stuttgart – High Performance Computing Center, Stuttgart,
Germany, 2019 (Detail) © Armin Linke 2019
Noch bis zum 11. Dezember 2022 ist im Museum Folkwang die Ausstellung „IMAGE CAPITAL“ zu sehen. In ihr wird die Geschichte und Gegenwart der Fotografie als eine Informationstechnologie thematisiert. So ist die Verschmelzung von Bild- und Metadaten die Grundlage für die verschiedenen Technologien zum Sammeln und Verwerten von Bildern, die in der heutigen Datenverarbeitung in Forschung, Wissenschaft und Industrie allgegenwärtig sind. Fotografie ist beispielsweise in der Robotik oder in Bilddatenbanken unverzichtbar geworden, durch sie werden industrielle Prozesse weiter automatisiert oder Methoden des maschinellen Lernens optimiert.

Machste dreckig – machste sauber: Die Klimalösung

Cover KlimawandelDie Diskussion über Klimaschutzmaßnahmen ist fast noch heftiger ist als die Auswirkungen des Klimawandels selbst. Daher und aufgrund der Fülle an Informationen fällt es oft schwer, einen Überblick zu behalten und es gibt zahlreiche Vorbehalte: Was machen wir, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint? Dürfen wir in Zukunft gar kein Fleisch mehr essen? Ist Kernenergie wirklich so gefährlich? Werden wir alle in Holzhäusern leben? Brauchen wir Verbote? Ist es nicht ohnehin zu spät? Um Ordnung in diese Debatte zu bringen und um mit Missverständnissen aufzuräumen, haben die Studenten David Nelles und Christian Serrer mit der Unterstützung von über 250 Wissenschaftler*innen das Buch „Machste dreckig – Machste sauber: Die Klimalösung“ geschrieben. David Nelles, Christian Serrer: Machste dreckig – Machste sauber: Die Klimalösung. KlimaWandel 2021, 19 Euro

Das Sonnensystem in 3D

Die NASA und Google Arts & Culture haben sich zusammengeschlossen, um mehr als 60 3D-Modelle von Planeten, Monden und NASA-Raumschiffen in die Google-Suche einzubinden. Dies geschieht über die Google-Suche, in der „In 3D anzeigen“ angeklickt werden kann. Diese 3D-Anmerkungen werden auch für Zellen, biologische Konzepte, wie zum Beispiel Skelette, und andere Lehrmodelle in der Suche verfügbar sein. Mit dem Smartphone können die Objekte sogar direkt dank der Kamera via Augmented Reality in den eignen Raum projiziert werden.

Die Psyche des Homo Digitalis

Cover Psyche des Homo DigitalisDer Psychologe und Psychotherapeut Johannes Hepp zeigt, was uns im Zuge der rasant voranschreitenden Digitalisierung neurotischer werden lässt, welche Gründe dafür verantwortlich sind, wie wir uns dieser Entwicklung bewusst werden und wie wir selbstbestimmt und selbstwirksam gegensteuern können. Unterteilt in Liebe, Arbeit und Sinn stellt Hepp dazu 21 Neurosen des 21. Jahrhunderts vor. Er spannt dabei einen Bogen von Internet- und Online-Sexsucht, Beziehungsängsten und wachsender Einsamkeit (trotz globaler Vernetzung), von der Dating- und Profilneurose über Erziehungswettstreit und krank machenden Perfektionismus, Selbstoptimierungs- und Einzigartigkeitszwängen bis hin zu den Ewigkeitsversprechen der Altersforschung und neuen Datenreligion. Johannes Hepp: Die Psyche des Homo Digitalis. Kösel 2022, 22 Euro

Die Automatisierung des Schreibens

Cover Die Automatisierung des SchreibensExperimente mit computergenerierten Texten sorgen zunächst für Erstaunen, um dann zu beruhigtem Abwinken zu verleiten: Gute Romane, heißt es, schreibt der Computer (noch) nicht. Doch vor dem Hintergrund des Siegeszugs der Künstlichen Intelligenz gerät die Geschichte der Mechanisierung des Schreibens in den Blick. Wie sich Schreiben und Programmieren zueinander verhalten, rekonstruiert Philipp Schönthaler in dieser groß angelegten Studie. Sein überraschender Gang durch die Geschichte der Literatur eröffnet der gegenwärtigen Diskussion einen faszinierenden Tiefenraum, der Alarmismen wie Heilsversprechen fraglich werden lässt. Philipp Schönthaler: Die Automatisierung des Schreibens. Matthes & Seitz 2022, 38 Euro

Anleitung: Werde ein Digital Head

Cover Werde ein Data-HeadAuch wenn Sie von Haus aus kein Data Scientist sind, im Job aber viel mit Daten zu tun haben: Mit diesem Buch werden Sie zu einem echten Data Head. Zumindest laut des herausgebenden Verlags. Demnach gibt der kompakte Datenanalyse-Leitfaden Führungskräften, Quereinsteigern und all denen, die häufig mit Data Scientists zusammenarbeiten, das Wissen, die Fachsprache und die nötigen Werkzeuge an die Hand, um informiert und kritisch über die Auswertung von Daten zu sprechen und die richtigen Fragen zu stellen. Nach der Lektüre dieses Buchs können Projekte aus den Bereichen Data Science, Statistik und Machine Learning beurteilt und aktiv mitgestaltet werden – auch ohne einen technischen Background. Alex Gutman und Jordan Goldmeier veranschaulichen unterhaltsam und verständlich die aktuellen, zum Teil komplexen Data-Scienceund Statistik-Konzepte anhand einfacher, gut nachvollziehbarer Beispiele, Denkübungen und Analogien. Alex J. Gutman, Jordan Goldmeier: Werde ein Data Head. O‘Reilly 2022, 34,90 Euro

Roman: Candy Haus

Cover Candy HausIn ihrem aktuellen Roman „Candy Haus“ knüpft Jennifer Egan über unsere Gegenwart ein schillerndes Netz aus Lebensläufen. Im Mittelpunkt steht der charismatische Bix Bouton, Gründer eines atemberaubenden Start-ups in Amerika. Sein Coup ist eine App, die unsere Erinnerungen ins Netz hochlädt. Ein gefährliches Glück, denn die Erinnerungen werden für andere sichtbar. Und da ist Bennie Salazar, Ex-Punk-Rocker, der als Musikproduzent in Luxus driftet und seinen Sohn an die Sucht verliert. New York, Chicago, Los Angeles – die Wüste, der Regenwald: Mit vor Energie funkelnden Figuren erzählt Egan von der Suche nach Familie und Geborgenheit in einer Zeit, in der die digitale Welt unsere Sehnsüchte auffrisst. Jennifer Egan: Candy Haus. S. Fischer 2022, 26 Euro

Das letzte Wort hat Dr. Stefan Seegerer, Researcher, Developer, Speaker, Educator

Dr. Stefan Seegerer hält Vorträge und Workshops zu Themen wie Künstlicher Intelligenz, Maschinellem Lernen oder Bildung in einer digitalen Welt und hilft als Quantum Education Manager Menschen, mehr über das Thema Quanten Computing zu lernen. Für seine didaktische Vermittlung informatischer Themen erhielt er den erstmals 2022 vergebenen Balzert-Preis für Digitale Didaktik. Die Fragen stellte Christoph Berger

Zur Person

Dr. Stefan Seegerer studierte an der FAU Erlangen-Nürnberg Informatik und Mathematik auf Lehramt und schloss das Studium 2017 mit Staatsexamen ab. An der Freien Universität Berlin promovierte er und trägt seit 2021 den wissenschaftlichen Titel Dr. rer. nat. Er war Dozent an der FAU Erlangen-Nürnberg sowie der Universität Regensburg. Seit Oktober 2021 ist er Quantum Education Manager beim auf die Herstellung von Quantencomputern spezialisierten Unternehmen IQM Quantum Computers. Für seine Methoden, mit denen er zum Beispiel angehende Lehrkräfte entsprechend für die Informatik begeisterte, erhielt er Ende September 2022 den erstmals vergebenen Balzert- Preis für Digitale Didaktik. Bereits 2021 wurde er von der Gesellschaft für Informatik zum „AI Newcomer 2021“ ernannt.
Herr Dr. Seegerer, wie sind Sie zur Informatik gekommen? Das Fach Informatik in der Schule fand ich zu Beginn ehrlicherweise nicht so spannend. Als Jugendlicher begann ich aber, erst mit Tabellenkalkulationssoftware Spiele zu entwickeln, mit denen man zum Beispiel seine Stadt verwalten konnte. Da ging es um logische Zusammenhänge, und ich konnte Beziehungen in Formeln ausdrücken. Das habe ich dann auch mit anderen Werkzeugen gemacht. Da wurde mir bewusst, dass man in dem Bereich sehr kreativ werden kann. Spiele sind natürlich ein aussagekräftiges Mittel, die Kreativität bezieht sich aber auch auf viele andere Bereiche. Später studierte ich dann Mathematik und Informatik auf Lehramt. Ich wollte mit der Wahl des Studiengangs flexibel bleiben. Was reizt Sie an dem Fach, dass Sie Ihre Faszination daran weitergeben wollen? Zum einen reizen mich die Möglichkeiten kreativ zu werden. Zum anderen finde ich es toll, an den neuesten technologischen Entwicklungen in der Forschung mitwirken zu können. Das spiegelt sich auch in meiner derzeitigen Tätigkeit als Quantum Education Manager bei IQM Quantum Computers wider. Hier bin ich sehr nah an einem spannenden und zukunftsgerichteten Thema. Gleichzeitig kann ich in der Vermittlung kreativ werden. Während meiner Zeit an der Uni war ich bereits in der Erwachsenenbildung tätig, gab Kurse für Unternehmen und Institutionen – damals vor allem noch in den Bereichen der Künstlichen Intelligenz und dem Maschinellen Lernen. Für die dabei eingesetzten Methoden der Wissensvermittlung haben Sie den Balzert-Preis für Digitale Didaktik erhalten. Ja, genau. In einem der Projekte, auf die sich der Preis bezieht, haben wir angehende Lehrer*innen aller Fächer und Schularten auf das Unterrichten in der digitalen Welt vorbereitet. Es ging darum: Was bedeutet die Digitalisierung für mein eigenes Fach? Dabei ist mir aktives, schrittweises Lernen wichtig, etwa mit einem Use-Modify-Create- Ansatz: Ich nutze etwas Existierendes, modifiziere es und erzeuge mir etwas Eigenes. Hilfreich ist es außerdem, das Lernen entdeckend zu gestalten, damit sich Teilnehmende die Prinzipien einer Technologie auf spielerische Weise selbst erschließen können. Prinzipiell nimmt die Notwendigkeit und der Bedarf an Bildung und Wissensvermittlung in der sich rasant verändernden Welt zu, auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels. Hinzu kommt, dass von den Unternehmen immer häufiger Services statt Produkte verkauft werden, deren Nutzen erklärt werden muss. Sehen Sie damit in der didaktischen Aufbereitung von informationstechnischen Themen eine zukunftsträchtige Karriereoption für Informatiker*innen? Absolut. Das bekomme ich auch in meiner derzeitigen Tätigkeit mit. Wir helfen Partnern oder potenziellen Kunden einerseits dabei, sich das Thema Quanten Computing zu erschließen. Parallel nehmen wir zum Beispiel aber auch an Hackathons teil, um junge Menschen für das Thema zu begeistern. Prinzipiell nimmt der Stellenwert der Wissensvermittlung in vielen Unternehmen zu. Manchmal heißt das dann Customer Education. Es ist festzustellen, dass es dabei weg von einer Produkt- hin zu einer Problemlösungsschulung geht. In dem Bereich gibt es sehr spannende Karriereoptionen, gerade für Leute, die an der Schnittstelle Technik-Mensch arbeiten möchten, die ihr Wissen weitergeben wollen.