Die Mobilitätsbranche befindet sich im Umbruch: Die Digitalisierung lässt täglich neue Geschäftsmodelle entstehen, der Klimaschutz steht nicht nur dank der Fridays for Future- Bewegung im Fokus, und Themen wie E-Mobilität und autonomes Fahren bringen zahlreiche Herausforderungen und neue Player mit sich. Ohne hochqualifizierte, kreative und querdenkende Mitarbeiter und Führungskräfte ist dieser Wandel nicht zu bewältigen. Frauen sind dabei unverzichtbar und spielen bei der Gestaltung einer nachhaltigen Mobilität eine wichtige Rolle. Von Anke Erpenbeck, Mitgründerin des Netzwerks Women in Mobility
Laut dem Statistischen Amt der Europäischen Union (Eurostat) weist der europäische Transportsektor aktuell einen durchschnittlichen Frauenanteil von lediglich 22 Prozent auf, in Führungspositionen liegt er noch niedriger. Vorherrschende Vorstellungen von Präsenz, Macht und gelebten Managementstrukturen mit den „richtigen“ Führungskompetenzen sind insbesondere für Frauen oft wenig attraktiv.
Dies zeigte sich auch auf einer Mobilitätsveranstaltung zum Thema Multimodalität, also Vielfalt und Vernetzung der Verkehrsträger im Jahre 2015. Im Publikum und auf dem Podium war aber keine Vielfalt zu sehen. Nur sechs Frauen zählte Sophia von Berg, Doktorandin an der TU Clausthal, im Raum. Die Männerdominanz auf dieser Veranstaltung fand sie frustrierend, eine Beobachtung, die sie mit Coco Heger-Mehnert, Projektmanagerin Digital bei der VRR AöR, und Anke Erpenbeck, Marketingexpertin bei der KVB, teilte. Die Frauen waren sich einig, dass der erfrischende Diskurs unter den Frauen fortgesetzt werden sollte. Allerdings fehlte eine Plattform dafür. Also beschlossen die drei, ein Netzwerk für Frauen zu gründen: Women in Mobility.
Gründung eines Frauennetzwerks
Sie starteten das Netzwerk mit Gruppen in den sozialen Medien, die schnell anwuchsen. Den Gruppen können alle Frauen beitreten, die einen Bezug zur Mobilitätsbranche haben. Nach der Beantwortung einer Frage können sie sich mit aktuell rund 1600 Frauen online vernetzen. Zudem etablierten die Gründerinnen einen Twitter-Kanal, der über wichtige Themen des Netzwerks und der Branche informiert.
Das Netzwerk Women in Mobility hat sich zum Ziel gesetzt, den Frauenanteil in der Mobilitätsbranche zu steigern. Dafür ist eine bessere Sichtbarkeit von Frauen der Mobilitätsbranche wichtig: in Führungspositionen und Projektleitungen, als Speakerinnen auf Konferenzen oder als Expertinnen in Fachmedien. Die Mobilitäts-Netzwerkerinnen verfolgen klare Ziele: Sie möchten Vorbilder für eine Karriere in der Mobilitätsbranche sichtbar machen und mit Mentoring und Empfehlungen junge Kolleginnen bei ihrer Karriere unterstützen.
Gegenseitige Stärkung hilft den Frauen dabei, Kulturveränderungen in ihren Unternehmen anzustoßen, Führungspositionen und Projektleitungen anzustreben und wahrzunehmen. Als Speakerinnen auf Podien oder als Expertinnen in Fachmedien nehmen die Women in Mobility nicht nur Einfluss auf den Diskurs zur Zukunft der Mobilität, sondern zeigen auch jungen Frauen, die noch ganz am Anfang ihres beruflichen Lebenswegs stehen, die vielfältigen Perspektiven in der Mobilitätsbranche auf.
Wer kann dem Netzwerk beitreten?
Über alle Mobilitätssparten hinweg bietet das Netzwerk für Frauen aus Unternehmen und Start-ups, Organisationen und Verbänden, aus Medien, Wissenschaft und Politik eine Plattform zum Netzwerken, für gemeinsame Projekte, Kooperationen und Austausch mit dem Ziel, sich gegenseitig zu stärken und den Diskurs mit- und untereinander zu fördern. Besonders wichtig ist auch der Austausch und die Unterstützung von Studentinnen, zum Beispiel bei Marktforschungen im Rahmen von Bachelor- und Masterarbeiten.
Großen Wert legt das Netzwerk auf den persönlichen Austausch. Daher organisieren die Women in Mobility regionale After Work Events, sogenannte #MoveUps, bei denen sich ein Unternehmen vorstellt und das Networking durch einen Impulsvortrag oder eine Paneldiskussion ergänzt wird. Auf Stammtischtreffen, den #DineUps beziehungsweise #DrinkUps kommen interessierte Frauen in lockerer Runde abends in einem Restaurant oder einer Kneipe zusammen.
Parallel dazu gibt es bei vielen Branchenveranstaltungen MeetUps und Workshops, zum Beispiel auf der New Mobility World im Rahmen der IAA, auf dem Railway Forum, der InnoTrans, der IT Trans und dem Future Mobility Summit. Mittlerweile gibt es fünf regionale Hubs in Köln, Berlin, Hamburg, München und Nürnberg, die die regionalen Treffen organisieren. Weitere Hubs in Stuttgart und Bern stehen in den Startlöchern.
Das Highlight dieses Jahr ist der am 14. und 15. November 2019 in Frankfurt am Main stattfindende Women in Mobility Summit. Die zweitägige Veranstaltung mixt die Bausteine einer Fachkonferenz mit den interaktiven Elementen eines Barcamps. #WiMstories von Frauen aus allen Bereichen der Mobilitätsbranche wollen inspirieren und Impulse setzen, die zur weiteren Diskussion in den Networking- Pausen und Workshops anregen. #WiMsessions, die die Teilnehmer* innen des Summits selbst gestalten, bereichern die Veranstaltung mit konstruktivem Diskurs. Im Rahmen dieser Workshops werden spannende Projekte vorgestellt, praktische Erfahrungen ausgetauscht und neue Fragestellungen diskutiert. Für Student*innen gibt es ein extra Ticket-Kontingent zu vergünstigten Preisen.
Das Netzwerk Women in Mobility ist auf zahlreichen Kanälen aktiv:
www.womeninmobility.de
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