Der dänische Ingenieur Frederik Ottesen, 50, startete 2012 zusammen mit dem Künstler Olafur Eliasson das Projekt Little Sun in Berlin. Ihr Ziel: saubere, verlässliche und bezahlbare Energie für Menschen zur Verfügung stellen, die keinen dauerhaften Zugang zu Licht und Elektrizität haben. Hauptzielmarkt für die solarbetriebene LED-Lampe im Sonnenblumen-Design ist Afrika. Mittlerweile gibt es auch ein solarbetriebenes Ladegerät und eine stärkere Lampe mit größerer Linse im Sortiment.
Wie kamen Sie auf die Idee, das Projekt Little Sun ins Leben zu rufen?
Ich hatte schon immer ein großes Interesse an Elektrizität und erneuerbaren Energien. Irgendwann habe ich Olafur Eliasson kennengelernt, einen erfolgreichen Künstler aus Dänemark, der – genau wie ich – schon viel in der Welt herumgekommen ist. In Afrika gibt es Millionen von Menschen, die keinen Zugang zu Elektrizität und damit zu Licht haben. Das wollten wir ändern und haben eine solarbetriebene LED-Lampe entworfen, zunächst einmal für Äthiopien.
Wie ging es mit der Idee weiter?
Eigentlich wollten wir die Lampe in Deutschland produzieren lassen, haben aber schnell festgestellt, dass alle infrage kommenden Partner mit chinesischen Firmen zusammenarbeiten. Also haben wir uns direkt in China nach einem Produzenten umgesehen. Heute haben wir ein kleines Büro mit einem Ingenieur in Hongkong, der die Produktion überwacht. Aus der Projektidee ist mittlerweile ein richtiges Unternehmen mit 24 jungen, hoch engagierten Mitarbeitern in Berlin geworden. In ganz Afrika, wohin wir die Lampen verkaufen, arbeiten wir mit kleinen Händlern zusammen und kurbeln so die hiesige Wirtschaft an. Dass wir mit China, Deutschland und Afrika auf drei Kontinenten agieren, macht vor allem die Logistik oft kompliziert. Anfangs wollten wir gar keine Firma gründen, aber der Erfolg unseres Projekts hat dies plötzlich nötig gemacht.
Ihre Zielgruppe hat wenig Geld. Warum spenden Sie die Lampen nicht für Bedürftige?
Zum einen soll sich unser Geschäft finanziell tragen, zum anderen wollen wir aber auch den Menschen ihre Würde bewahren: Die Lampe kostet ein paar Dollar. Die Menschen sind stolz, darauf zu sparen und sich die Lampe leisten zu können. Für sie sind das Licht in der Nacht oder auch unsere solarbetriebenen Ladegeräte ein Luxus, der ihr Leben verändert. Mittlerweile haben wir die „Little Sun Foundation e.V.“ gegründet, darüber Gelder für 3200 Little Sun Solarlampen gesammelt und an fünf Schulen im ländlichen Ruanda verteilt.
Was wäre Ihr Rat für Ingenieure, die ebenfalls eine gute Geschäftsidee haben?
Es geht nicht darum, eine gute Geschäftsidee zu haben, sondern die Idee an sich sollte gut sein. Wer etwas Neues auf die Beine stellen will, sollte sich fragen: Ist die Idee, die ich habe, eine wichtige Idee? Profitieren viele Menschen von dieser Idee? Macht meine Idee die Welt ein Stück besser? Bin ich der Erste mit solch einer Idee? Macht es mir Spaß, mich langfristig mit dieser Idee zu beschäftigen? Wenn du alle Fragen mit ja beantworten kannst, solltest du durchstarten. Es wird auf der Welt schon viel zu viel Unnützes produziert. Etwas Neues sollte deshalb auch immer etwas Sinnvolles sein. Wenn es das ist: Tu es!