Nachhaltigkeit ist essenziell – für Ökonomie, Ökologie, Gesellschaft. Aber was können die Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau dazu beitragen? Naemi Denz ist im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) für die Themen Technik und Umwelt zuständig. Im Interview erklärt sie die Nachhaltigkeitsinitiative „Blue Competence“. Die Fragen stellte André Boße.
Zur Person
Naemi Denz, geboren 1975 in Hannover, ist Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). Dort ist sie zudem als Abteilungsleiterin Technik und Umwelt sowie als Geschäftsführerin Abfall- und Recyclingtechnik tätig.
Frau Denz, die Industrie 4.0 führt viele neue Möglichkeiten in die Produktion ein. Wie profitieren davon die Themen Nachhaltigkeit und Effizienz?
Industrie 4.0 steht auch für eine intelligente Vernetzung von Produktionstechnik. Die Chance liegt darin, bei gleichbleibender Produktqualität weniger Energie und Material einzusetzen. Das ist bereits heute keine Science-Fiction mehr. Ein Beispiel: Kluge Automatisierungstechnik misst den Energieverbrauch, sendet die Daten an einen kleinen Computer, der in Echtzeit den Gesamtprozess ständig optimiert.
Die Farbe Grün hat sich als die umweltfreundliche und nachhaltige eingebürgert. Inwiefern setzt das Blau in „Blue Competence“ noch einen drauf?
Bei der Konzeption der Initiative „Blue Competence“ stand die Farbe Grün nur kurz zur Debatte, denn sie adressiert nur Umweltbelange – und damit nicht die zwei anderen Säulen der Nachhaltigkeit.
Welche sind das?
Neben der Umwelt bilden Gesellschaft und Wirtschaftlichkeit ein Dreieck, das wesentlich das Handeln der Industrieunternehmen bestimmt. Hierfür steht die Farbe Blau – Blau wie die Erde von oben.
Gibt es in den Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus heute Experten, die sich um Umweltfragen kümmern?
Die eine Seite ist die umweltfreundliche Produktion. Hierfür gibt es in den Unternehmen Umweltbeauftragte, die sich zum Beispiel darum kümmern, dass kein verschmutztes Abwasser in die Flüsse gelangt oder der Abfall richtig entsorgt wird. Die andere Seite sind die Umweltanforderungen an die hergestellten Produkte. Hier geht es beispielsweise um die energieeffiziente Maschine, deren Umsetzung ein wirklich interdisziplinäres Projekt ist, in dem der Produktentwickler, der Konstrukteur und auch eine Person mit umweltrechtlichen Kenntnissen zusammenarbeiten.
Was tun Sie, um die Sensibilität für Energieeffizienz in den Unternehmen weiter zu stärken?
Wir beginnen gerade, Unternehmen in Energieeffizienznetzwerken zu organisieren. Das Ziel ist es, dass der eine vom anderen lernt und die Unternehmen gemeinsam gesetzte Ziele erreichen. Verschiedene Berufsgruppen diskutieren, ein Auditor kommt dazu, um diesen Diskussionsprozess zu moderieren. Neben der fachlichen Expertise spielen hier auch die Soft Skills eine große Rolle. Ein schlecht kommunizierender Typ „Daniel Düsentrieb“ ist demnach nicht gefragt. Solche Energieeffizienznetzwerke schließen auch Kunden und Lieferanten im Maschinenbau mit ein. Das ist ein erster Ansatz, um der Komplexität des Produktionsprozesses Herr zu werden.