Die Arbeit von Engineering-Dienstleistern verändert sich im Zuge der Digitalisierung. Worauf müssen sich die externen Entwicklungsexpert*innen künftig einstellen? Von Sabine Olschner
Die Digitalisierung von Prozessen in Produktion, Forschung und Entwicklung sowie im gesamten Produktlebenszyklus verändert die Anforderungen, die Kunden an Engineering-Dienstleister stellen. Dies geht aus der Studie „Der Markt für Engineering Services in Deutschland“ hervor, die das Marktforschungsunternehmen Lünendonk in Zusammenarbeit mit den Engineering-Dienstleistern Brunel, Capgemini Engineering, EDAG und Modis durchgeführt hat. Demnach beobachten 83 Prozent der befragten Engineering- Dienstleister, dass insbesondere die Kombination aus Engineering- und IT-Services ein wichtiges Kriterium für die Wahl eines Engineering-Dienstleisters ist. 72 Prozent geben an, dass ihre Kunden sogar explizit eine hohe Softwareentwicklungskompetenz erwarten. Die Grenzen zwischen Engineering und IT werden also immer mehr verschwimmen, weil sich die Projektinhalte selbst sowie die für deren Umsetzung erforderlichen Kompetenzen zunehmend überschneiden.
Absolvent*innen, die sowohl Ingenieur- als auch IT-Kenntnisse mitbringen, sind besonders gefragt.
Der Anteil von Software in den Produkten steigt immer mehr und damit auch der Bedarf an Systemintegration, Datenanalysen und IT-Betriebsleistungen. Derzeit erzielen laut Lünendonk die Engineering-Dienstleister im Durchschnitt bereits 16,3 Prozent ihrer Umsätze mit IT-Services wie IT-Consulting, Softwareentwicklung und Systemintegration. Das Marktforschungsunternehmen erwartet, dass dieser Anteil in den kommenden Jahren infolge der sich durch die Digitalisierung verändernden Kundenanforderungen stark ansteigen wird. Aber auch der Umsatzanteil mit Embedded Systems, einem klassischen Tätigkeitsfeld von Engineering-Dienstleistern, steigt: Im Corona-Krisenjahr 2020 konnten die befragten Engineering-Dienstleister ihre Umsatzanteile mit der Entwicklung und Einführung von Embedded Systems deutlich erhöhen – in einem Jahr von 10,5 Prozent auf 11,3 Prozent. Als Gründe nennt Lünendonk die im Jahr 2020 getätigten Investitionen in die digitale Transformation, vor allem im Wandel zur Industrie 4.0.
Die Lünendonk-Studie zeigt auch, dass die ebenfalls befragten Industrieunternehmen vor allem in der Produktentwicklung, in der Digitalisierung der Steuerung von Industrieanlagen (Operational Technology – kurz OT) und der damit verbundenen OT/IT-Integration große Zukunftsaufgaben und Herausforderungen sehen. Allerdings fehlen ihnen Digital-Expertinnen und -Experten für die Umsetzung dieser Aufgaben, so dass sie von steigenden Ausgaben für externe Dienstleister ausgehen. Absolvent*innen, die sowohl Ingenieur- als auch IT-Kenntnisse mitbringen, sind also besonders gefragt. Ein überwiegender Teil der Engineering- Dienstleister erwartet durch die Themen „Digital Engineering“, „Cloud-native Softwareentwicklung“ und „Agile Softwareentwicklung“ einen hohen bis sehr hohen Einfluss auf den zukünftigen Geschäftserfolg. Kenntnisse über digitale Technologien gewinnen also für Engineering-Dienstleister deutlich an Relevanz. Besonders gefragt sind Mitarbeitende mit interdisziplinären Kompetenzen aus Engineering und IT.
Was machen Engineering-Dienstleister?
Engineering-Dienstleister, auch Entwicklungsdienstleister genannt, unterstützen Industrieunternehmen bei deren Entwicklungsaufgaben. Sie übernehmen für die verschiedensten Branchen die Entwicklung von Gesamt- oder Teilsystemen, von Software, Hardware oder IT-Services. Zudem beraten sie beim Projektmanagement. Die externen Spezialisten leisten einen wichtigen Beitrag zur Innovationstätigkeit der Industrieunternehmen und sind beliebte Arbeitgeber bei Jungingenieur*innen.