Der Fachkräftemangel auf dem Ingenieurarbeitsmarkt ist aktuell hoch. Insgesamt waren im ersten Quartal 2018 monatsdurchschnittlich 124.930 offene Stellen zu besetzen. Damit festigt sich die Arbeitskräftenachfrage in den Ingenieurberufen auf einem konstant hohen Niveau. Von Hanna Büddicker, VDI Verein Deutscher Ingenieure e. V.
Zu diesem Ergebnis kommt der neue Ingenieurmonitor, den das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag des VDI vierteljährlich erstellt. Im Vergleich zum Vorjahresquartal legte die Arbeitskräftenachfrage um 14,3 Prozent zu. Die äußerst stabile Wirtschaftslage und positive Konjunkturerwartungen geben Grund zur Annahme, dass die Nachfrage nach Ingenieuren in den kommenden Quartalen nicht abebben wird. Besonders gesucht sind Informatiker.
Seit 2016 ordnet die Hochschulstatistik des Statistischen Bundesamts die Informatik der Fächergruppe Ingenieurwissenschaften zu. „Die Informatikberufe bilden im ersten Quartal 2018 mit monatsdurchschnittlich 41.350 offenen Stellen die größte Kategorie des Stellenangebots in den Ingenieurberufen und setzen sich damit an die Spitze“, erklärt VDI-Direktor Ralph Appel.
Die Zahl der Arbeitslosen in Ingenieurberufen hatte bereits Ende 2017 ein Rekordtief seit Beginn der Aufzeichnungen 2010 erreicht. Im ersten Quartal 2018 setzt sich der Trend der sinkenden Arbeitslosenzahlen weiter fort. Monatsdurchschnittlich suchten 32.391 Personen eine Beschäftigung in einem Ingenieurberuf, wovon 24.500 auf die bis dato berichteten acht Ingenieurberufskategorien und 7.891 auf Informatikberufe entfielen. Verglichen zum Vorjahresquartal sank die Zahl der arbeitslos Gemeldeten damit um 7,3 Prozent.
Die Informatikberufe bilden mit monatsdurchschnittlich 7.891 Arbeitslosen die größte Kategorie des Arbeitskräfteangebots in den Ingenieurberufen. Gemeinsam mit der Berufskategorie Technische Forschung und Produktionssteuerung, in der 6.231 Personen arbeitslos gemeldet waren, vereint diese Ingenieurkategorie rund 47 Prozent des gesamten Arbeitskräfteangebots in den Ingenieurberufen auf sich. In den Bauberufen, die rund 26 Prozent des Stellenangebots ausmachen, suchten 6.321 Personen eine Beschäftigung, was 20 Prozent des gesamten Arbeitskräfteangebots entspricht.
Verglichen zum Vorjahresquartal hat die Zahl der Arbeitslosen mit Ausnahme der Metallverarbeitung in allen Berufskategorien abgenommen. Den stärksten Rückgang gegenüber dem Vorjahresquartal verzeichnete die Energieund Elektrotechnik (-13,2 Prozent).
Ingenieurmonitor
Der vollständige VDI-/ IW-Ingenieurmonitor steht kostenfrei zum Download unter www.vdi.de/ingenieurmonitor
„Die anhaltend rückläufige Entwicklung der Arbeitslosenzahlen verdeutlicht die zunehmenden Schwierigkeiten für Arbeitgeber, offene Stellen zu besetzen. In der Folge gewinnt das Thema Arbeitskräfteengpass auch im deutschen Mittelstand zunehmend an Bedeutung“, so Appel. Die Arbeitskräftenachfrage zieht weiter kräftig an und hat ein Niveau von nahezu 125.000 zu besetzenden Stellen erreicht. Diese Entwicklungen spiegeln sich auch in der Engpasskennziffer wider, die bundesweit und über alle Ingenieurberufskategorien hinweg im ersten Quartal 2018 bei 386 offenen Stellen je 100 Arbeitslosen lag.
In sämtlichen regionalen Arbeitsmärkten lag im ersten Quartal 2018 ein Ingenieurengpass vor. In acht von zehn dieser Arbeitsmarktregionen lag er sogar bei einer Relation von über 300 offenen Stellen je 100 Arbeitslosen. In Bayern entfielen sogar jeweils rund 580 offene Stellen auf 100 Arbeitslose. Lediglich in der Region Berlin/Brandenburg (151) zeigte sich die Lage weiterhin weitgehend entspannt.
Verglichen zum Vorjahresquartal legte die Engpasskennziffer in jeder einzelnen betrachteten Arbeitsmarktregion im zweistelligen Bereich zu. In Sachsen betrug der Anstieg der Engpassrelation über 60 Prozent, in der Region Sachsen-Anhalt/ Thüringen knapp 35 Prozent. Auch wenn in den ostdeutschen Regionen die Engpässe noch nicht so gravierend ausfallen wie in den süddeutschen Bundesländern, stehen auch ostdeutsche Arbeitgeber bei der Rekrutierung von Ingenieur- und IT-Experten zunehmend vor besonderen Herausforderungen.
Die Informatikberufe bilden den größten Engpass unter den Ingenieurberufen, gefolgt von den Bauingenieurberufen.
Die Informatikberufe bilden mit monatsdurchschnittlich 524 offenen Stellen je 100 Arbeitslosen den größten Engpass unter den Ingenieurberufen, gefolgt von den Bauingenieurberufen mit einer Relation von 505 je 100. Die Baubranche boomt und hat einen erhöhten Bedarf an Fachkräften. Ein Ende ist kaum absehbar. In sämtlichen Ingenieurberufskategorien lag ein spürbarer Engpass vor, der sich mit Ausnahme der Ingenieurberufe in der Metallverarbeitung in sämtlichen Kategorien im Vergleich zum Vorjahresquartal nochmals deutlich verschärft hat.
In Zeiten der digitalen Transformation sind bei Ingenieuren insbesondere IT- und BWL-Kenntnisse gefragt. „Die Digitalisierung ist ein Versprechen für neue Technologien, Produkte und Dienstleistungen, innovative digitale Geschäftsmodelle und neue Märkte. Das birgt nicht nur einen technologischen, sondern vor allem auch qualifikatorischen Wandel, der Ingenieure branchenweit vor Herausforderungen stellt“, sagt Appel. Ingenieure müssten neue Fähigkeiten hinzulernen und Kenntnisse erweitern. Dazu zählen Business-Knowhow, Kreativitäts- und Szenariotechniken, Innovationsmethodiken, Technologie- und Innovationsmanagement sowie die Expertise, Kundenbedürfnisse noch besser zu verstehen und sogar zu antizipieren.