Project Engineer Victor Baumeister arbeitet an der emissionslosen Mobilität. Jeden Tag. Der Wirtschaftsingenieur berichtet über sein Studium und den Berufsstart beim Automobilzulieferer ElringKlinger.
In der Brennstoffzelle entsteht aus Wasserstoff und Sauerstoff elektrische Energie. Sie gilt als vielversprechende Lösung für eine nachhaltige, komplett emissionsfreie Mobilität. Dass ich in diesem Bereich einmal tätig sein werde, war nicht unbedingt der Plan, als ich mich für ein Studium des Wirtschaftsingenieurwesens mit Schwerpunkt Maschinenbau an der TU Ilmenau bewarb. Auch als ich mich dafür entschied, an derselben Universität mein Wissen durch ein Masterstudium im selben Bereich, allerdings mit der Vertiefung Richtung Supply Chain Management und Produktionstechnik, zu vertiefen, wusste ich nicht, wohin es mich einmal verschlagen wird. Die Entscheidung für diese Studienrichtungen war vielmehr ein generalistischer Ansatz. Ich wollte mich zu dieser Zeit noch nicht komplett festlegen. Ich wollte aber unbedingt Einblicke in die technische, aber auch in die Projektseite bekommen. Die Beimischung einiger BWL-Inhalte war ein super Paket, von dem ich heute profitiere.
Noch während der Erstellung meiner Masterarbeit bewarb ich mich auf das Traineeprogramm bei ElringKlinger, einem klassischen Automobilzulieferer an dessen Hauptsitz in Dettingen an der Erms bei Stuttgart. Es klang für mich besonders reizvoll, verschiedene Bereiche im Unternehmen zu durchlaufen und auch international eingesetzt zu werden. Die Bewerbung klappte, und so begann das Programm im Jahr 2018 im Bereich Abschirmtechnik, wo Lösungen für Abgaskrümmer, Turbolader, Kofferraum, Reserverad oder Unterboden entstehen. Die dortigen Produkte tragen zu Kraftstoffersparnis, Emissionsreduzierung und Geräuschminderung bei. Nach Beendigung des Programms stand für mich fest, dass ich in diesem Bereich gerne bleiben möchte – doch dann kam Corona und ein Vorgesetztenwechsel in meinem Bereich, was alles über den Haufen warf.
Gleichzeitig wurde ich jedoch auf eine spannende interne Stellenanzeige im Bereich Brennstoffzelle aufmerksam, was sich im Nachhinein als absoluter Volltreffer entpuppte. Für mich stand damals fest, dass ein Wechsel innerhalb des Konzerns nur dann infrage käme, wenn ich in die „neuen Geschäftsfelder“ um Batterie- und Brennstoffzellentechnologie wechseln könnte. Das klappte, wenngleich mein Studium wenig bis gar keine fachlichen Berührungspunkte mit diesem Bereich aufwies. Methodisch war ich jedoch bestens vorbereitet, denn in meinem Studium ging es schwerpunktmäßig um Methodenverständnis sowie Projektmanagement – und das half mir. Durch die erstklassige Einarbeitung durch Vorgesetzte sowie Kolleginnen und Kollegen war schnell auch fachliches Grundverständnis da, das ich nach und nach vertiefte.
Niemand in der Fahrzeugindustrie weiß, was in Zukunft kommt und welche Technologie sich letztlich für welche Anwendung durchsetzt.
Die Arbeit rund um die Brennstoffzelle ist etwas Besonderes. Zwar ist Elring- Klinger schon über 20 Jahre in diesem Bereich tätig, aber das Geschäft nimmt seit einiger Zeit ein enormes Tempo auf. Das Potenzial der Technologie ist riesig. Daran mitzuarbeiten, schädliche Emissionen zu eliminieren, macht enorm Spaß, motiviert ungemein und ist absolut sinnstiftend.
Mein Arbeitsalltag ist nie gleich. Konkret geht es um die Steuerung, Organisation und Kommunikation zwischen verschiedenen Bereichen, in erster Linie der Entwicklung und dem Industrial Engineering. Die größte Herausforderung liegt dabei in einer gewissen Unbekannten. Niemand in der Fahrzeugindustrie weiß, was in Zukunft kommt und welche Technologie sich letztlich für welche Anwendung durchsetzt.
Wir dagegen wissen genau, was wir dem Markt anbieten möchten, und loten Tag für Tag Wege und Möglichkeiten aus, wie wir Prozesse effizienter gestalten und Produkte kostengünstiger fertigen können. Unser Ziel ist dabei klar definiert. Wir wollen Ende 2022 ein neues serienreifes Produkt haben. Das ist ambitioniert und ganz anders als im klassischen Automotive-Business, wo sich der Markt deutlich langsamer entwickelt. Das Tempo ist enorm – aber das macht es spannend und unglaublich abwechslungsreich. Und genau das ist das Einzigartige an Projektarbeit. Wenn eine Herausforderung gemeistert ist, folgt sofort die nächste. Das Besondere bei uns ist die enorme Gestaltungsfreiheit, die jeder bekommt. Wer eine gute Idee hat, wird gehört und kann diese umsetzen – damit wir alle schnellstmöglich emissionsfrei unterwegs sind.
Wasserstoff spielt fundamentale Rolle für die Energiewende
Die RAG-Stiftung und der Startup-Verband haben eine Studie zu den Potenzialen der Wasserstoffwirtschaft vorgelegt. Die zentralen Ergebnisse:
- Wasserstoff spielt für die Energiewende in den kommenden Jahrzehnten eine fundamentale Rolle – die Steigerung der jährlich weltweiten neuen Elektrolysekapazitäten um das 24-fache zwischen 2014 und 2019 deutet bereits auf das enorme Marktvolumen des Sektors hin.
- Die Wasserstoff-Forschung gewinnt zunehmend an Fahrt, was unter anderem der deutliche Anstieg an Patenten im Bereich Elektrolyse belegt. Gleichzeitig drohen Deutschland und Europa den Anschluss zu verlieren, da es an Geschwindigkeit beim Transfer in die Praxis fehlt.
- Die hohe Attraktivität des Wasserstoff-Sektors schlägt sich auch in wachsenden Investitionssummen nieder. Die Investitionen in europäische Startups sind zwischen 2015 und 2020 von 6 auf 69 Millionen Euro angestiegen. In den USA finden bereits Investments in dreistelligem Millionenbereich statt.
- Das Ruhrgebiet ist ein führendes Wasserstoff-Start-up-Cluster. NRW und Bayern vereinen über die Hälfte dieser Unternehmen auf sich – dabei stechen das Ruhrgebiet und der Raum München als Cluster mit jeweils 18 Prozent deutlich hervor.