Mit Hand und Her(t)z: Jens Ritter hat als Industriemechaniker und Maschinenbautechniker gearbeitet. Seit fast 25 Jahren baut er in Deidesheim in der Pfalz Gitarren. Zu seinen Kunden gehören Stars wie Lady Gaga, Van Halen, Daft Punk und Mary J. Blige sowie ehemals Prince. Jede seiner Gitarren ist ein Unikat. Seine Instrumente gelten international als Kunstgegenstände und sind unter anderem im Smithsonian Museum in Washington und im Metropolitan Museum of Modern Art in New York ausgestellt. Das Interview führte Sabine Olschner
Wie kamen Sie zum Instrumentenbau?
Schon zu Schulzeiten war es mein Hobby, eigene Gitarren zu bauen. Ich hatte mit meinen Kumpels eine Punkband, aber nur Geld für eine schlechte Gitarre. Also habe ich diese Gitarre umgebaut und Instrumente für Freunde repariert. Schließlich habe ich selber zwei Instrumente entworfen, die ich an eine Musikzeitschrift gegeben habe. Diese machte ohne mein Wissen daraus einen Testbericht – das war das erste Mal, dass mich jemand Instrumentenbauer nannte. Darauf folgten die ersten Bestellungen. Damals habe ich aber im Leben nicht daran gedacht, dass ich dieses Hobby mal zum Beruf machen würde.
Sie haben nach der Schule eine Ausbildung zum Industriemechaniker und eine Weiterbildung zum Maschinenbautechniker gemacht. Warum haben Sie diesen Beruf aufgegeben?
Es gab ein Ereignis, aus dem ich gelernt habe, dass von einer Sekunde auf die andere das Leben vorbei sein kann. Da habe ich mir geschworen, dass ich nie wieder arbeiten, sondern nur noch das machen will, was mir Spaß macht. Also habe ich am nächsten Tag gekündigt und mich Vollzeit dem Instrumentenbau gewidmet. Die ersten Jahre habe ich von meinen Ersparten gezehrt, aber seit die ersten Superstars meine Gitarren gekauft haben, kann ich vom Instrumentenbau leben.
Hilft Ihnen Ihre technische Ausbildung bei der heutigen Arbeit als Instrumentenbauer?
Ja, täglich! Ich designe meine Instrumente auf dem Papier und konstruiere sie dann in 3D mit CAD. Produziert werden sie per Hand – eine maschinelle Produktion würde sich bei unserer kleinen Stückzahl und bei der Individualität der Instrumente nicht lohnen. Die Kenntnisse für diese Handarbeit habe ich mir in der Ausbildung angeeignet. Zudem habe ich von meinem Großvater viel über die Holzverarbeitung gelernt, von meinem Vater viel über die Metallbearbeitung. Mein Vorteil war, dass ich nie den Beruf des Instrumentenbauers gelernt habe. Dadurch konnte ich das Handwerk komplett neu erfinden. Unsere Gitarren sind anders als andere: Ich habe schon Diamanten und Massivgold verbaut, habe eine Gitarre sechs Monate in einer Wiese vergraben oder ein Jahr lang in einem Fass Riesling eingelegt, um die Oberfläche des Holzes zu verändern.
Was ist Ihr Tipp für Menschen, die ebenfalls einen so großen Traum haben wie Sie?
Folgen Sie Ihrem Bauch und erfüllen Sie sich Ihren Traum! Ob man sich das leisten kann? Das hat etwas mit der Stärke des Wunsches zu tun. Wir leben halt alle nur einen begrenzten Zeitraum auf dieser Erde. Und wenn man dies radikal, zum Beispiel durch ein einschneidendes Ereignis, vor Augen geführt bekommt, wird schnell klar, dass man nicht herumtrödeln und auf einer ungeliebten Arbeit Zeit verschwenden sollte. Wer sich nur an Geld und Karriere orientiert, wird selten seinen Traum erreichen.