Professionelle Videos selber aufnehmen – ein Traum für jeden Dozenten, der seinen Studenten weiterführende Informationen zur Verfügung stellen will. Das One Button Recording Studio macht‘s möglich. Das Interview führte Sabinae Olschner
Dr. Udo Kullik ist Leiter des Netzwerks Medien an der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln. Er und seine Mitarbeiter haben das erste vollautomatisierte Filmstudio an einer Universität entwickelt: Im One Button Recording Studio (OBRS) können Dozenten auf Knopfdruck Vorträge, Lehr- und Erklärvideos aufnehmen.
Kameras zur Aufzeichung von Lehrveranstaltungen gibt es schon an vielen Universitäten. Was ist das Besondere am One Button Recording Studio (OBRS)?
Im OBRS ist kein Personal anwesend, also keine Kameraleute oder Cutter, die den Film bearbeiten. Wer sich in unserem Buchungssystem für eine Aufnahme angemeldet hat, erhält einen Schlüssel zum Raum. Im Eingangsbereich muss er sich an einem Tablet als Lehrkraft authentifizieren und ein paar einfache Fragen beantworten: Will er in seinem Vortrag zum Beispiel eine Präsentation einblenden? Wird es ein Interview mit einer anderen Person geben? Will er etwas auf dem Tisch vor sich vorführen? Insgesamt gibt es sechs verschiedene Szenarien. Die Auswahl dauert gerade mal eine Minute, dann hat das System alle Informationen, die es braucht, um im Studio die richtigen Mikrofone, Kameras und Lampen einzuschalten.
Wie kann man sich das Studio selbst vorstellen
Die Lehrenden stehen an einem Pult vor einem Green Screen, also einer grünen Wand, auf die später digital die Präsentation eingeblendet wird. Auf dem Pult steht ein weiteres Tablet, mit dem man die Aufnahme starten kann. Nach dem Start sieht der Dozent auf einem Kontrollmonitor über der Kamera, wie das Video aussehen wird. Nach Ende der Präsentation kann er sich das Video noch einmal auf dem Tablet anschauen und je nach Wunsch löschen oder speichern.
Warum haben Sie solch ein automatisiertes Studio entworfen?
Ich habe mich an amerikanischen Unis umgeschaut, was die Kollegen in den Medienzentren dort machen. Da habe ich das erste Mal Experimente mit OBRS in einer Werkstatt gesehen. Ich wollte noch einen Schritt weiter gehen und alles vollautomatisieren und für die Nutzer vereinfachen, sodass sie ohne jegliches Personal Videos erstellen können. Die Videos können sie dann ins Lernmanagementsystem hochladen oder auch auf ihre Webseiten stellen.
Wer kann das OBRS nutzen?
Das Studio ist für Lehrkräfte aller Fachbereiche offen. Wir hatten schon vor dem Start zahlreiche Anfragen. Derzeit nutzen Angehörige der WiSo-Fakultät das Studio am häufigsten, aber auch viele andere Fachbereiche zeigen Interesse an dem Studio. Seine Anonymität nimmt vielen die Scheu vor der Kamera und setzt die Hemmschwelle herab. Das Zentrum für Hochschuldidaktik an der Universität zu Köln will nun auch Workshops für Dozenten anbieten, wie sie sich am besten vor der Kamera bewegen und sich noch besser darstellen können. Mittlerweile zeigen auch andere Hochschulen Interesse und informieren sich bei uns über technische Details. Selbst Organisationen, wie etwa das Deutsche Rote Kreuz, überlegen, künftig solche Videos für ihre Weiterbildung zu nutzen.
Weitere Infos zum OBRS:
www.hf.uni-koeln.de/40040