Petra Grossmann ist Diplom-Ingenieurin und hilft als Coach anderen Ingenieuren dabei, ihre beruflichen Ziele zu verwirklichen und ihre Karriere zu beschleunigen. Sie ist überzeugt, dass es nicht reicht, fachlich gut zu sein, sondern dass Ingenieure auch zwischenmenschliche Fähigkeiten brauchen. Das Interview führte André Boße
Wie gut ist das Image des Coachings in technischen Unternehmen?
Eine gute Frage! Ich glaube, dass wir als Coaches das Image mit bestimmen. Relevant ist doch, wie das Angebot gestaltet ist. Ob Coaching eingesetzt wird, hängt weniger von der Branche ab, als vielmehr von der Firmenkultur und dem Verständnis im Unternehmen. Aber gerade Ingenieure erlebe ich, als sehr experimentierfreudig und offen. Da kommt eben wieder diese typische Ingenieureigenschaft zum Tragen, den Dingen immer ganz genau auf den Gund gehen zu wollen. Und Ingenieure neigen dazu, die Ergebnisse aus dem Coaching exakt auszuwerten – ein großer Vorteil für die Nachhaltigkeit.
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Welche Eigenschaften sind wichtig, wenn man als Ingenieur eine Führungsposition einnimmt?
Je nachdem, was passiert, wenn ein Ingenieur eine Führungsposition einnimmt. Da muss man wirklich ganz genau hin schauen. Bleiben noch fachliche Aufgaben übrig, zum Beispiel wenn der Ingenieur die Leitung eines kleinen Teams übernimmt? Oder kommt der Ingenieur in eine Position, in der er zum reinen Manager wird? Dann ist es nämlich ganz wichtig, zu verstehen, ob der Ingenieur führen will. Wenn das klar ist, arbeiten wir im Coaching daran, Führungskompetenzen zu entwickeln und die neue Rolle zu reflektieren. Das ist die Grundvoraussetzung dafür, dass Führung funktioniert. Im Voraus lässt sich nicht pauschal für jede Aufgabe und jeden Typen sagen, welche Eigenschaften wichtig sind.
Die Sprache der Ingenieure ist ja nicht ohne Grund so technisch. Was sagen Sie einem Ingenieur, der behauptet, man könne diesen Fachjargon daher nicht vereinfachen?
Dem muss ich widersprechen! Wir leben in einer Zeit, in der alles immer schneller und komplexer wird. Da brauchen wir einen Gegenpol. Gerade von einem Ingenieur, der auch präsentieren und führen will erwarte ich, dass er mir komplexe Zusammenhänge in einer einfachen und verständlichen Sprache präsentieren kann ohne dabei zu sehr an Tiefe zu verlieren. Damit wird er immer punkten!
Ingenieure sollen heute beides sein, technische Experten und Menschenkenner. Wie oft erleben Sie, dass sich Ingenieure davon überfordert fühlen?
Mir begegnen schon häufig Ingenieure, die an ihre Grenzen kommen. Meist nicht fachlich, sondern in der Gestaltung der Beziehungen zu Kollegen, Vorgesetzen oder Geschäftspartnern. Wichtig finde ich, dass das nicht tabuisiert wird. Keiner kann und muss alles alleine lösen. Zum Glück ist es mittlerweile ja sehr positiv konnotiert, sich über das Coaching Unterstützung zu holen.
Gibt es einen Coaching-to-Go-Tipp, den Sie Einsteigern mit an die Hand geben können? Was kann man schnell im Alltag für sich tun?
Also da fällt mir wirklich jede Menge ein. Das ist das Gute am Coaching: sich hinterher aus einem Repertoire an neuen Möglichkeiten bedienen zu können. Hier einer, den sicherlich viele kennen, aber an den man sich immer mal wieder erinnern muss: Nehmen Sie sich Zeit für alles was Sie tun! Erledigen Sie die Dinge nicht auf die letzte Minute. Und zeigen Sie Präsenz und Interesse an allem, was Sie tun.
Wie findet man einen Coach?
Wenn Sie im Mitarbeitergespräch gedanklich schon bei der Nachkalkulation des neuen Auftrags sind, dann können Sie keine Ihrer Aufgaben gut lösen. Wenn Sie sich Zeit für die Dinge und Aufgaben nehmen, haben Sie nämlich als zusätzlichen Effekt noch die Option, noch einmal tief durchatmen zu können, Ihren Stand zu überprüfen und in Situationen schnell herauszu- finden, was gerade wirklich ansteht und entsprechend handeln zu können. Das macht erfolgreiche Ingenieure aus!