Theresa Hannig wurde 1984 in München geboren. Sie studierte Politikwissenschaft, Philosophie und VWL an der Ludwig- Maximilians-Universität München. Sie arbeitete als Softwareentwicklerin, Beraterin für IT-Sicherheit, als Projektmanagerin von Solaranlagen und als Lichtdesignerin. Mit ihrem Debütroman „Die Optimierer“ gewann sie den Stefan-Lübbe-Preis 2016. Mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern lebt sie in der Nähe von München. Die Fragen stellte Christoph Berger.
Frau Hannig, in Ihrem Roman „Die Optimierer“ sorgen Roboter für Wohlstand und Sicherheit. Eigentlich eine ganz nette Vorstellung oder nicht?
Wir leben heute schon in einer Symbiose mit den Maschinen und der Software, die unser Leben erleichtern. Das fängt mit der Waschmaschine an und hört beim Smartphone auf. Aber die zunehmende Automatisierung gefährdet auch viele Berufe. Durch das autonome Fahren werden in absehbarer Zukunft viele Arbeitsplätze wegfallen. Und beim Thema Sicherheit bin ich sehr skeptisch. Polizisten, die für die öffentliche Ordnung sorgen, sollten aus dem gleichen „Material“ sein wie die Bürger, die sie beschützen und verhaften – aus Fleisch und Blut.
Wie stehen Sie dem technischen Fortschritt gegenüber: Ist er Fluch oder Segen?
Fortschritt ist das, was wir daraus machen. Der Verbrennungsmotor hat das Leben der Menschen revolutioniert. Heute verpesten Millionen von Autos die Luft, die wir atmen. Jede Idee hat ihre Zeit und es liegt an den Menschen, die Ideen umzusetzen und in sichere Bahnen zu lenken.
In der sich schnell verändernden Welt fühlen sich viele Menschen abgehängt, nicht mitgenommen und schlicht überfordert. Bräuchte es da nicht tatsächlich so etwas wie eine Lebensberatung?
Die Lebensberatung in meinem Buch ist ein staatlicher Service, der den Bürgern durch die Analyse ihrer Daten den für sie optimalen Beruf zuweist. Im wahren Leben wäre es für manche sicher angenehm, wenn ihnen jemand diese Verantwortung abnehmen würde. Richtig fände ich aber, dass die Leute ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Dazu gehören natürlich auch mögliche Fehlentscheidungen, die aber wichtig sind in einem lebenslangen Entwicklungs- und Lernprozess, der uns Menschen letztendlich ausmacht.
Buchtipp
Theresa Hannig: Die Optimierer. Bastei Lübbe 2017. 10 Euro. Weitere Informationen zu Theresa Hannig unter: www.theresahannig.de
Sie selbst arbeiteten auch in der IT-Branche. Welchen Eindruck bekamen Sie von der Branche?
Ich kann natürlich nicht die ganze IT Branche beurteilen. Aber ich empfand es als sehr positiv, dass ich als Quereinsteigerin gute Chancen hatte, mich einzuarbeiten und weiterzuentwickeln. Und besonders in der SAP-Beratung habe ich eine große Kollegialität und Hilfsbereitschaft erlebt.
Gäbe es da auch noch Dinge, Abläufe oder anderes zu optimieren?
Es gibt immer Dinge, die man noch optimieren könnte. Innovation und Verbesserungen sind der Motor unseres Wirtschaftswachstums. Aber man muss kritisch bleiben und hinterfragen, welche Optimierungen noch sinnvoll sind. Die Grenze ist dann erreicht, wenn sich der Mensch über Gebühr an das System anpassen muss. Was ein Übermaß an Optimierungswahn anrichten kann, ist eine der Fragen, mit denen ich mich in meinem Roman beschäftigt habe.
Was haben Sie zuletzt in Ihrem Leben optimiert?
Ich gehe seit einiger Zeit ins Fitnessstudio. Mein Geist findet das super, mein Körper würde den Abend lieber auf der Couch verbringen. Optimierung kann auch ein Kampf sein.