Nachhaltigkeit ist Trumpf

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Wo in Deutschland und Europa gibt es aktuell die spannendsten und nachhaltigsten Baustellen? Wir stellen einige von ihnen vor. Von Sabine Olschner

Wavehouse in Heidelberg

54 Meter lang, 11 Meter breit und 9 Meter hoch: In Heidelberg entstand im vergangenen Jahr das größte 3D-gedruckte Gebäude Europas. Rund 170 Druckstunden brauchte es, bis das Rechenzentrum im 3D-Druckverfahren errichtet war, anschließend folgte der Innenausbau. Mit einem speziellen 3D-Baudrucker wurden die vertikalen Elemente des Servergebäudes gefertigt. Die Fassade wirkt wie ein welliger Vorhang und gab dem markanten Bau seinen Namen: Wavehouse. Das mineralische Material für das Projekt beinhaltet ein Bindemittel, das 55 Prozent weniger CO₂ erzeugt als reiner Portlandzement und zu 100 Prozent recycelbar ist. Rund 450 Tonnen des eigens für den 3D-Betondruck entwickelten Hightech- Baustoffs wurden verarbeitet.

Adidas Arena in Paris

Adidas Arena in Paris, © David Chavez-Monroy
Adidas Arena in Paris, © David Chavez-Monroy

Anlässlich der Olympischen Spiele 2024 wurde in der Nähe der Porte de la Chapelle in Paris die Adidas Arena gebaut. Das sechsgeschossige Gebäude mit einer Gesamtfläche von 12.000 Quadratmetern umfasst eine Sport- und Veranstaltungshalle mit 8.000 Plätzen sowie zwei Turnhallen, die von den ansässigen Bewohnern genutzt werden können. Für das Projekt wurde eigens vor Ort ein Betonwerk eingerichtet. Dadurch konnte die Zusammensetzung des Betons je nach Wetterlage täglich angepasst werden. 30 Prozent des für den Bau verwendeten Betons stammt aus kohlenstoffarmen Sektoren. Während der Bautätigkeiten wurden von den 944 Tonnen Baustellenabfall, die angefallen sind, mit Hilfe eines hochmodernen Sortiersystems vor Ort über 900 Tonnen recycelt. Die Wände der Empfangshalle bestehen aus Roherdeziegeln, die bei Ausgrabungen im Großraum Paris gewonnen wurden. Die Sitze in der Arena wurden aus sechs Millionen gebrauchten Plastikverschlüssen produziert. 80 Prozent der Flächen im Gebäude sind begrünt.

Gas-Tank wird zum Think-Tank

Gasometer Schöneberg, © Marco Döpke
Gasometer Schöneberg, © Marco Döpke

78 Meter ragt der Gasometer Schöneberg in die Höhe. Das zylinderförmige Bauwerk mit 15 Etagen und insgesamt 34.000 qm Fläche wird als transparentes Bürogebäude dienen. Das historische Stahlgerüst von 1910 wurde unter Einsatz von Sandstrahltechnik denkmalgerecht saniert. So hat die filigrane Stahlstruktur ihr ursprüngliches Erscheinungsbild zurückerhalten und dient als Gerüst für den runden Neubau. Aus Respekt vor dem Industriedenkmal hat dieser gläserne Neubau, dessen Architektur dem einst auf- und abfahrenden Gasbehälter nachempfunden ist, einen Abstand von einem Meter zur Stahlkonstruktion. Es beherbergt den Think-Tank der Deutschen Bahn, um unter anderem mit dem Programm „Digitale Schiene“ die Mobilität der Zukunft zu entwickeln. Zudem ist der Gasometer auch eine hochmoderne Eventlocation mit multifunktionalen Eventflächen, mit Amphitheater und Skylounge. Anfang 2024 erfolgte die Fertigstellung. Seit dem Erwerb des Geländes im Jahr 2008 entwickelt die EUREF AG das Stadtquartier rund um den Gasometer zu einem Reallabor der Energiewende. Übrigens: Das Gebäude ist CO₂-neutral und erfüllt höchste energetische und technische Standards. Der EUREF-Campus erfüllt bereits seit 2014 die CO₂-Klimaziele der Bundesregierung für das Jahr 2045.

Fährhafen in Puttgarden

Die Fahrt zwischen Puttgarden und Rødby in Dänemark wird künftig mit einer Elektrofähre durchgeführt. Diese ergänzt die vier bereits vorhandenen Hybridfähren auf der Route. Die neue Güterfähre kann 66 Frachteinheiten mit rund 1200 Lademetern transportieren, die herkömmlichen Hybridfähren nur knapp 30 Einheiten. Damit auch das obere Deck der Elektro-Doppelendfähre mit 33 Lkw beladen werden kann, wird derzeit ein Fährbett im Hafen Puttgarden umgebaut. Eine Stahlrampe soll die Lkw auf das Oberdeck führen. Außerdem wird die Vorstellfläche für Lkw an Land um mehrere Hundert Meter verlängert. Zudem ist eine automatisierte Fahrzeugerkennung geplant, um die Abfertigung zu beschleunigen. Für den Stromladevorgang der Elektrofähre muss die Infrastruktur im Hafen verändert werden: Um die notwendige Kapazität des Stromanschlusses zu gewährleisten, soll eine elf Kilometer lange Kabeltrasse vom Umspannwerk Burg zum Fährhafen verlegt werden.

Logistik-Campus in Schwäbisch Gmünd

Logistik-Campus in Schwäbisch Gmünd, © Rendering: Michelgroup
Logistik-Campus in Schwäbisch Gmünd, © Rendering: Michelgroup

Der Logistikneubau des Naturkosmetikherstellers Weleda ist besonders nachhaltig geplant. Mehrere kleinere Gebäude fügen sich natürlich in die Umgebung ein und können klimaneutral betrieben werden. Nur rund 20 Prozent des etwa 72.000 Quadratmeter großen Areals werden bebaut. Werkstoffe sind unter anderem Glas, Holz und Stampflehm. Auf dem Parkplatzdach, den Gebäudedächern und an der Fassade des Funktionsgebäudes sind Photovoltaikanlagen verbaut. Die Solarpaneele an den Hauswänden gewinnen Energie und beschatten gleichzeitig die Glasfronten. Das Lager besteht aus einer unterirdisch liegenden Stahlbetonwanne, auf der eine acht Meter hohe, massive Stampflehmfassade steht. Diese stammt aus Erdaushub der Baustelle und kann Schwankungen von Feuchtigkeit und Temperatur auf natürliche Weise ausgleichen, sodass keine mechanische Be- und Entfeuchtung des Lagers nötig ist. Das Gebäude hat das Zertifikat GNB-Platin erhalten, die höchste Bewertungsstufe der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen.

Estrel Tower in Berlin

Der Estrel Tower soll mit 176 Metern Höhe Berlins höchster Wolkenkratzer werden und gleichzeitig Deutschlands höchstes Hotel mit 525 Zimmern. Neben dem Hotel wird der Turm Apartments und Büros beherbergen. Das begrünte öffentliche Atrium ist für eine Bäckerei, eine Galerie und einen Inkubator für Start-ups vorgesehen. Über einen Tunnel gelangen Besucher in das nebenstehende Estrel Congress Center. Das Hochhaus wird 45 Etagen haben, im 43. und 44. Stock sind ein Restaurant und eine Skybar mit Außenterrasse geplant. Die oberen vier Etagen sind als flexible Eventfläche vorgesehen. Für die Nachhaltigkeit sorgen begrünte Dächer, Photovoltaikanlagen und ein CO₂-sparendes Energiekonzept. Für den Innenausbau werden regionale Hölzer und recycelte Materialien verwendet.

+++ Bei Stuttgart 21 wird Ende 2025 eine einjährige Testphase beginnen. Eröffnung soll im Dezember 2026 sein. +++ Das neue Zwischengeschoss im U-Bahnhof Sendlinger Tor in München ist offiziell eröffnet. Bis Mitte 2024 erfolgten noch Restarbeiten. +++ Im Sommer 2024 wurde die Sanierung der Mehrzweckhalle Hyparschale in Magdeburg abgeschlossen. Ab 2025 sollen dort Tagungen und Kongresse stattfinden. +++

Als Trainee ins Ausland

Das Traineeprogramm bei ZÜBLIN bereitet auf eine spätere Position im Konzern vor und gewährt buchstäblich grenzübergreifende Einblicke in den gesamten Konzernverbund. Denn es sieht unter anderem einen dreimonatigen Auslandseinsatz vor. Niklas und Iris haben ihre Auslandsstation schon absolviert und geben Einblicke in ihre Erfahrungen. Die Fragen stellte Dr. Marion Steinbach.

Zum Tunnelbau nach Chile Niklas hat das technische Traineeprogramm bei ZÜBLIN Timber absolviert. Es führte ihn zu einem herausragenden Tunnelbauprojekt in Chile.

Wie hast du dich auf den Aufenthalt vorbereitet?
Mit der Einheit vor Ort und der Website des Auswärtigen Amts habe ich Fragen bezüglich Einreisebestimmungen, Impfungen, Medical Check und Arbeitserlaubnis geklärt. Gleichzeitig habe ich meine Spanischkenntnisse anhand einer Sprach-App etwas aufgefrischt und damit begonnen, eine Packliste für Outfits und sämtliche Eventualitäten zusammenzustellen – von der Weihnachtsfeier über den Arbeitstag bis hin zur Wochenendwanderung in der Atacama- Wüste. Eine persönliche Schutzausrüstung und andere Arbeitsmittel wurden mir vor Ort gestellt.

Was waren die größten Herausforderungen vor Ort?
Nach einem umfangreichen Medical Check am ersten Tag folgten einige Sicherheitslehrgänge, Führungen, viel fachlicher Input und Kennenlerngespräche. Das gesprochene Spanisch weicht stark von meinem deutschen Schulspanisch ab. Da es bei den Lehrgängen insbesondere um sicherheitsrelevante Fragestellungen ging, wurde ich anfangs von einem Spanisch-Englisch-Übersetzer begleitet. Danach war Eigeninitiative gefragt. Das hieß: ein zweites Mal nachfragen, abendliches Vokabellernen und die ein oder andere Überstunde.

Was sind die Hauptunterschiede zwischen der Arbeit in Chile und in Deutschland?
Grundsätzlich muss man differenzieren zwischen der Arbeit im STRABAG Konzern und dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Die Arbeit im Konzern in Chile ist meinem Eindruck nach sehr vergleichbar mit jener in Deutschland.

Was war das Highlight während deines Aufenthaltes?
Mich hat die offene, freundliche, hilfsbereite und professionelle Art der Kollegen und Kolleginnen sehr beeindruckt. Ich wurde ab dem ersten Tag als ein Teil des Teams wahrgenommen. In Erinnerung bleiben aber natürlich auch die Wochenendausflüge in die Atacama- Wüste, nach Pichilemu, in die Wüstenstadt Iquique oder die Einladungen der Kollegen und Kolleginnen zum Familienbarbecue.

Welche Erfahrungen für die weitere Arbeit hast du mitgenommen?
Mir hat der Auslandsaufenthalt gezeigt, dass grundsätzlich jede Aufgabe und Lebenssituation zu bewältigen ist. Selbst wenn ganze Themengebiete wie die Minerie oder die Verwaltung eines Maschinenparks neu sind – nach einer intensiven Auseinandersetzung findet man stets eine Lösung, auch wenn man vielleicht einen Gedankengang noch einmal verwerfen muss.

Hast du drei Tipps zur Vorbereitung auf einen Auslandsaufenthalt?
1. Sprachkenntnisse. Je besser man die Sprache beherrscht, desto einfacher ist es.
2. Aufgeschlossenheit. Auf fremde Menschen in einem fremden Land mit einer fremden Sprache zugehen zu können ist essenziell. Man sollte sich aber auch öffnen, denn schließlich stößt man als „der Neue“ auch auf viel Interesse.
3. Gelassenheit. Viele Dinge im Alltag können sich anders gestalten als man es gewohnt ist. Abläufe bei Behörden, Fahrdienstanbietern etc. sind gegebenenfalls etwas weniger transparent, langsamer oder nicht ganz nachvollziehbar. Bleibt man bestimmt, freundlich und fragt einen Ortskundigen um Rat, so kommt man stets ans Ziel.

Foto: HS2
Foto: HS2

Zu einem der größten Infrastrukturprojekte Europas nach London

Iris bewarb sich bereits ein Jahr vor Beendigung ihres Bauingenieur-Studiums in Biberach auf ihre Traumstelle: das technische Traineeprogramm bei ZÜBLIN Timber. Ihr Auslandspraktikum führte sie während ihrer Traineezeit nach London zu einem der größten Infrastrukturprojekte Europas: zum spektakulären HS2-Projekt. HS2 ist eine Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke, die den Norden Großbritanniens besser an die Hauptstadt London anbinden soll. Iris tauchte also sprichwörtlich tief ein und übernahm Bauleitertätigkeiten im Tiefbau.

Wie hast du dich vorbereitet?
Da das Projekt so bekannt ist, konnte ich mir über Artikel und Videos einen sehr guten Überblick über das Bauvorhaben verschaffen. Bei den organisatorischen Fragen, beispielswiese der Einholung eines Arbeitsvisums, den Flügen, der Wohnung oder der Versicherung haben mich meine Ansprechpartner in England tatkräftig unterstützt.

Was waren die größten Herausforderungen?
Das war definitiv die Sprache. Das Englisch auf der Baustelle ist nochmal eine andere Herausforderung. Nicht nur die Fachbegriffe haben mich in den ersten Wochen sehr gefordert, sondern auch die unterschiedlichen Dialekte und die Akzente der Menschen aus den verschiedenen Nationen, die bei so einem Großprojekt zusammentreffen. Doch durch das Wiederholen oder erneutes Nachfragen konnte ich sprachliche Probleme immer wieder schnell lösen.

Foto: Iris Feuchtmüller
Foto: Iris Feuchtmüller

Was sind die Hauptunterschiede der Arbeit in London und Deutschland?
Das ist vor allem die unterschiedliche Herangehensweise. So brauchten wir in Großbritannien deutlich mehr Genehmigungen, um Tätigkeiten auf der Baustelle auszuführen und mussten sehr viel mehr Dokumentationen erstellen.

Was war das Highlight des Aufenthalts?
Das waren definitiv der Start der Tunnelbohrmaschinen und die Betonage der Bodenplatte, die insgesamt 24 Stunden gedauert hat.

Welche Erfahrungen für die weitere Arbeit hast du mitgenommen?
Es war sehr spannend, in einem internationalen Team zu arbeiten. Gut ist natürlich auch, dass ich mein Fachenglisch verbessern konnte.

Hast du drei Tipps zur Vorbereitung auf einen Auslandsaufenthalt?
1. Du solltest Interesse an der Baustelle, dem Land und der Kultur des Zieleinsatzes mitbringen.
2. Sei offen für Neues.
3. Sei bereit, Dinge zu organisieren und dich immer wieder in Themengebiete einzuarbeiten. Das erfordert viel Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und persönliche Offenheit.

Generationentandems für Innovation

Offenheit und Chancengerechtigkeit gehören zum Selbstverständnis der Strabag. Denn Vielfalt, so der Konzern, ist ein Schlüssel zum Erfolg. Bestandteil seiner EDI-Strategie (Equality, Diversity und Inclusion) ist auch Generationenvielfalt. Das bedeutet: Die Mitarbeitenden werden unabhängig von ihrem Alter gefördert und wertgeschätzt. Auch im Hinblick auf das Alter setzt die Strabag auf diverse Teams als eine wichtige Voraussetzung, um Innovationen zu fördern. Wir haben mit Katrin gesprochen. Sie hat Bauingenieurwesen studiert, hat dann auf der Baustelle gearbeitet und ist seit fünf Jahren bei der Strabag. Zusammen mit Walter, der seit 37 Jahren bei der Strabag ist, bildet sie ein Generationentandem.

Was sind die Vorteile von altersgemischten Teams?
Vielfalt in jeglicher Hinsicht bringt zahlreiche Vorteile mit sich. Unterschiedliche Sichtweisen und Erfahrungen ermöglichen allen Mitwirkenden, ihr Potenzial voll auszunutzen und führen so zum besten Ergebnis in einem Projekt bzw. Team.

Was braucht man, damit die Zusammenarbeit klappt?
Empathie, Verständnis, Respekt, die Fähigkeit zu reflektieren und sich in andere hineinversetzen zu können. Ich denke, diese Eigenschaften braucht man in jeder zwischenmenschlichen Beziehung.

Die Altersstruktur der Belegschaft in der Strabag im Jahr 2023

Unter 30 Jahre: 18%
30-50 Jahre: 52%
Über 50 Jahre: 30%

Wo kann es Konflikte geben?Und wie kann es gelingen, diese zu lösen?
Konflikte kann es geben, wenn nicht von allen Teammitgliedern zumindest versucht wird, das Gegenüber zu verstehen oder wenn jemand stur auf seiner Meinung beharrt. Im Speziellen kann es bei einem großen Altersunterschied zwischen Kolleginnen und Kollegen auch dazu kommen, dass die Älteren gerne die Rolle der Lehrmeister einnehmen oder die Jüngeren durch das Annehmen der Rolle der Schülerinnen und Schüler in ihrer Kreativität oder Meinungsbildung eingeschränkt werden. Ich denke, wenn alle Beteiligten offen für Neues sind, dann gibt es auch wenig Konfliktpotenzial.

Was macht es für einen Unterschied, wenn man als junge Frau in einem älteren Team arbeitet?
Ehrlich gesagt: keinen! Es kommt nur darauf an, wie die innere Einstellung zum Arbeitsumfeld ist – unabhängig davon, ob dieses Arbeitsumfeld aus älteren oder jüngeren Kolleginnen und Kollegen besteht. Oft wird angenommen, dass man die Assistenz oder eine Mitarbeiterin der älteren Kollegen ist. In so einem Fall muss man einfach die Rollen klarstellen. Eine gute Mischung aus eigener Durchsetzungskraft und Anerkennung des Erfahrungsschatzes der älteren Generation führt zu harmonischer Zusammenarbeit im Team.

Was für Tipps können Sie anderen jungen Bauingenieurinnen aus Ihrer Erfahrung mit auf den Weg geben?
Am wichtigsten finde ich folgende Punkte:

  • Such dir Mentorinnen und Mentoren! Ein Mentor oder eine Mentorin kann wertvolle Einblicke und Unterstützung bieten.
  • Übernimm Verantwortung! Zeige Initiative und trau dir zu, Verantwortung für Projekte oder Aufgaben zu übernehmen.
  • Bau dir ein Netzwerk auf! Knüpfe Kontakte innerhalb und außerhalb deines Unternehmens! Das kann neue Perspektiven eröffnen!
  • Bleib am Ball! Die Baubranche entwickelt sich ständig weiter. Bleib neugierig und offen für neue Technologien und Methoden! Regelmäßige Fort- und Weiterbildung ist ein Muss!
Katrin schätzt die Vorteile des Generationentandems – für die eigene Entwicklung und für die Arbeit, Foto: STRABAG SE
Katrin schätzt die Vorteile des Generationentandems – für die eigene Entwicklung und für die Arbeit, Foto: STRABAG SE

Nachhaltig bauen mit Digitalisierung

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Wir stehen vor enormen Veränderungen. Diesmal steht Bauen im Mittelpunkt. Der Wuppertaler Vordenker Jörg Heynkes sagt, wir retten die Welt entweder digital oder gar nicht. Damit sind zum einen Klimaschutz und Nachhaltigkeit als gesellschaftlicher Auftrag für eine lebenswerte Existenz aller im Einklang mit der Natur gemeint und zum anderen die dafür notwendige Digitalisierung als wichtigstes Mittel zum Zweck. In seiner Kolumne entwickelt Dr. Bernhard Hauke, Chefredakteur von „nbau.Nachhaltig Bauen“, praxisnahe Vorschläge, wie das gelingen kann.

Zur Person

Der Ingenieur, Journalist und Nachhaltigkeitsexperte Dr. Bernhard Hauke ist gelernter Baufacharbeiter, hat an der TU Darmstadt Bauingenieurwesen studiert und mit einem Monbusho- Stipendium an der Univ. Tokyo promoviert. Anschließend war er je eine Dekade Leiter Tragwerksplanung bei Hochtief Engineering in Frankfurt und danach Geschäftsführer von bauforumstahl in Düsseldorf. Seit 2018 ist er Editorial Director des Bauingenieur- Fachverlages Ernst & Sohn und hat 2022 die Zeitschrift „nbau. Nachhaltig Bauen“ gegründet. www.nbau.org

Der Bau- und Immobiliensektor trägt den Löwenanteil zu umweltschädlichen Emissionen wie Treibhausgasen bei, verbraucht auch die meisten Ressourcen und verursacht nach wie vor riesige Mengen an Abfällen. Wir haben also den größten Hebel und damit die maximale Verantwortung. Auch ist bekannt, dass sich die Bauwirtschaft in den zurückliegenden Dekaden technologisch und produktiv langsamer als nahezu alle anderen Sektoren entwickelt hat. Daraus ergeben sich drückende Notwendigkeiten zur Innovation und gleichzeitig enorme Chancen, gerade für eine junge Generation an Bauingenieurinnen. Bei genauerem Hinsehen tut sich inzwischen tatsächlich etwas in der kleinteiligen Branche. Unter die zahlreichen Traditionsunternehmen mischen sich zunehmend quietschfidele Start-ups mit neuen technischen oder geschäftlichen Ideen in Sachen Klimaschutz, Digitalisierung und Bauwende.

Vieles muss und wird sich also weiterentwickeln beim Bauen. Was nicht mehr geht, ist ein bisschen Informatik und Nachhaltigkeit als Nebenfächer oder nur für Spezialisten. In nahezu allen Bereichen des praktischen Berufslebens wie des Studiums werden sich die Schwerpunkte und Ziele verändern oder haben dies bereits. Natürlich bleiben Sicherheit, Tragfähigkeit und Dauerhaftigkeit essenziell für unser Tun und Handeln als Bauingenieure. Aber das gilt nun in gleichem Maße auch für Klimaschutz, Ressourcenschonung oder Biodiversität. Aber ohne Digitalisierung auf allen Ebenen wird vieles nicht effizient machbar sein.

Das heißt nicht, dass klassische Baustoffe wie Beton, Stahl oder Ziegel nicht mehr gebraucht werden und wir zukünftig bspw. nur noch mit Holz bauen. Aber alle müssen die Herausforderungen konsequent annehmen, klimafreundliche Herstellverfahren und kreislaufgerechte Konstruktionen voranbringen. Auch wird es mehr bio- und geobasierte Baustoffe geben, mehr Zirkularität, mehr Ressourceneffizienz. Und wir müssen weg vom Neubau auf der grünen Wiese und ungehemmtem Flächenverbrauch hin zu mehr Umbau, Sanierung, Anbau und Aufstockung des Bestandes. So können wir die grauen Emissionen des bereits Gebauten erhalten und unsere Baukultur als goldene Energie begreifen.

Die Möglichkeiten und Entwicklungen künstlicher Intelligenz werden hier rasanter sein, als wir uns das heute vorstellen können.

Keines dieser Themenfelder bietet für sich alleine eine universelle Lösung. Eines der wichtigsten Kriterien zur Ermittlung des jeweils besten Wegs ist hingegen die angewandte Ökobilanzierung, deren Methoden Grundwissen sein sollten. Aber auch die unerlässlichen Tools und Konzepte jenseits der Spielwiesen von IT-Freaks gehen mit einer konsequenten Digitalisierung und insbesondere der Nutzung künstlicher Intelligenzen einher. Die Möglichkeiten und Entwicklungen werden hier rasanter sein, als wir uns das heute vorstellen können. Die großen Veränderungen beim Bauen gingen oft mit neuen Werkzeugen einher, so Festigkeitslehre und TM im 19. oder FEM und CAD im 20. Jahrhundert.

Nicht jede*r Bauingenieur*in muss Expertin oder Experte für Nachhaltigkeit und Digitalisierung sein. Unser Beruf bietet eine Vielzahl spannender Tätigkeitsfelder. Aber Klimaschutz und Bewahrung der Umwelt sind essenzielle Aufgaben, zu denen wir alle beitragen müssen. Und ohne KI-basierte digitale Methoden wird es nicht gehen. Immer sind wir verantwortlich für unser Handeln.

Wer, wenn nicht wir…

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Dr. Stefanie Weidner ist Vorständin der Werner Sobek AG. In ihrem Gastbeitrag appelliert sie an die junge Generation der Bauingenieure, sich für Nachhaltigkeit stark zu machen.

Zur Person

Stefanie Weidner ist promovierte Architektin mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeitsstrategien. Seit Sommer 2024 ist sie Vorständin der Werner Sobek AG. Vorher leitete sie bereits das Kopenhagener Büro des Unternehmens. Sie ist außerdem DGNB Consultant und ehrenamtliche Beirätin des Start-up-Unternehmens Optocycle.

Endlich, nach jahrelanger Vorbereitung: Der Einstieg ins Berufsleben und die ersten eigenen Projekte. Eine aufregende und spannende Zeit. Oft aber auch eine Zeit der ersten Krisen, der Fragen nach dem Sinn. Ist das, was ich da im Beruf mache, eigentlich das, worauf ich mich all die vergangenen Jahre vorbereitet habe? Wieso ist das alles so kompliziert – und wieso sind meine Projekte nicht so nachhaltig, wie ich mir das immer vorgestellt habe? Hinzu kommen die negativen Schlagzeilen, denen wir permanent begegnen: explodierende Materialpreise, abrupt steigende Zinsen, insolvente Projektentwickler, immer komplexere Regularien und Vorschriften. Entwicklungen, die der Lust auf eine Tätigkeit im Bauwesen einen empfindlichen Dämpfer verpassen können. Deshalb hier fünf Gründe, warum es sich lohnt durchzuhalten. Denn: Wer sich intensiver mit der Nachhaltigkeit in der gebauten Umwelt beschäftigt, der merkt schnell, dass dieser Bereich vorrangig von den Jüngeren vorangetrieben wird.

1) Nicht zu bauen ist auch keine Lösung

Immer wieder hört man den Ruf nach einem Stopp jeglicher Neubauprojekte. Für einige Regionen und Gebäudetypologien (Stichwort: Einfamilienhäuser und monofunktionale Kaufhäuser …) mag dies der richtige Ansatz sein, verallgemeinern lässt sich eine solche Forderung aber sicher nicht. Die Ballungsräume erfahren einen steten Bevölkerungszuwachs. Das bedeutet, dass nicht nur zusätzlicher Wohnraum geschaffen werden muss (aktuell fehlen je nach Schätzung bis zu 1.000.000 Wohnungen), sondern auch mehr Bildungs- und Betreuungseinrichtungen, mehr Nahversorgung, mehr Infrastruktur etc. Hierfür brauchen wir neue Lösungen und Konzepte, mehr (Nach-)Verdichtung, Möglichkeiten zur Aufstockung, Sharing- Modelle und Strategien für ein inklusives, gesundes Leben auf begrenzter Fläche. Hierauf müssen wir Planenden uns einstellen – sei es bei Neubauten, Bestandssanierungen oder manches Mal auch durch die Empfehlung, gar nicht zu bauen. Egal, in welche Richtung es geht: Unsere Expertise ist gefragt!  Übrigens: Global gesehen ist der Bedarf an gebauter Umwelt noch viel größer, müssen doch in den kommenden Jahren über zwei Milliarden zusätzliche Menschen beherbergt werden. Hinzu kommen Millionen Menschen, die wegen steigender Meeresspiegel und sich ausbreitender Wüsten (sowie wegen Kriegen und Konflikten) in andere Regionen der Erde migrieren.

2) Sanieren will gelernt sein

Leerstand findet sich meist nicht da, wo neuer umbauter Raum benötigt wird. Ist dies allerdings doch einmal der Fall, dann sollte vor einer Entscheidung für Abriss und Neubau sorgfältig geprüft werden, ob sich nicht auch die alten Gemäuer für die geplante neue Nutzung eignen. Sehr häufig wird dies der Fall sein – und sollte dann auch die bevorzugte Option der Planenden sein. Eine Sanierung kann bis zu 60 % der sog. grauen Emissionen einsparen. Bei Infrastrukturbauten liegt der Prozentsatz sogar noch höher. Dazu werden auch deutlich weniger Primärmaterialien benötigt als für einen Neubau. Doch warum zögern immer noch viele Bauherren vor diesem Schritt, selbst wenn die grundsätzlichen Rahmenbedingungen (wie z. B. der Zustand der Bausubstanz und die Geschosshöhe) dafür sprechen? Die Erfahrung zeigt: Sanierungsprojekte sind ökologisch vorteilhaft, aber oft komplizierter und anspruchsvoller als Abriss und Neubau. Und im Bauwesen bedeutet „kompliziert“ häufig auch, dass etwas wesentlich teurer wird als erwartet. Schubladenlösungen funktionieren hier nicht. Die Kostenfalle kann nur vermeiden, wer mit exzellenten Planerinnen und Planern arbeitet und auf smarte, technologiegestützte Lösungen setzt, die den Bestandserhalt vereinfachen.

3) Normierungen und Vorschriften – der Dschungel muss sich lichten

Es existieren derzeit circa 3.900 baurelevante Normen. Davon beziehen sich zwar „nur“ circa 350 auf den Geschosswohnungsbau, die Menge an zu beachtenden Regelungen und Empfehlungen ist dennoch enorm. Hinzu kommen je nach Zertifizierungssystem oder Förderprogramm noch eine Vielzahl an weiteren Aspekten, die begriffen und eingehalten werden müssen. Natürlich bedarf es allgemeingültiger Regeln, die dafür sorgen, dass kein Risiko für Leib und Leben und für die Natur besteht. Doch die Zahl und Komplexität der Normen steigt immer weiter an. Und mit jedem Anstieg wird das Bauen nicht nur komplexer und komplizierter, sondern auch teurer und meist materialintensiver. Genau dieser zuletzt genannte Aspekt lässt viele Planende, denen an einer Material- und Emissionsreduktion gelegen ist, regelmäßig verzweifeln. Die Architektenkammer Bayern wagte mit ihrer Initiative Gebäudeklasse E einen interessanten Vorstoß. Wir brauchen mehr solcher Initiativen. Wer, wenn nicht die neuen Generationen an Planenden sollten sie anstoßen?

4) Digitalisierung tut Not!

Die Digitalisierung in Deutschland muss sektorübergreifend ausgebaut werden. Das gilt auch und insbesondere für das Bauwesen. Zwar ist mittlerweile BIM Level 1 relativ verbreitet, das volle Potenzial von digitalen Zwillingen nicht nur während der Planung, sondern auch bei der Ausführung, dem Betrieb, der Instandhaltung und beim Rückbau wird allerdings bei Weitem nicht ausgeschöpft. Die Hoffnung besteht, dass mit den neuen Planenden-Generationen auch mehr digitale Affinität in die Planungs- und Baubüros einzieht und dadurch Prozesse vereinfacht, Softwarelösungen programmiert, Bauwerke optimiert und somit Zeit und Ressourcen gespart werden. In interdisziplinären Teams arbeiten wir auch bei Werner Sobek an Softwarelösungen, die uns simultan Lebenszyklusdaten und Optimierungsvorschläge aufzeigen, um so deutlich nachhaltiger bauen zu können.

5) Nachhaltigkeit kommt nicht von ungefähr

Nachhaltigkeit muss zwingend holistisch gedacht werden, und zwar von der ersten Entwurfsidee an. Was ist wirklich notwendig? Wo kann eingespart werden (Stichwort: Tiefgarage!)? Welchen Mehrwert kann das Projekt bieten? Was sind die zentralen Ziele, die erreicht werden sollen? Die Weichen hin zu mehr Nachhaltigkeit werden zu Beginn gestellt – das heißt aber nicht, dass im Lauf des Projekts keine Rückschläge zu befürchten sind, ganz im Gegenteil. Daher heißt es: Dranbleiben, Finger heben, Alternativen aufzeigen, Probleme lösen und Netzwerke aktivieren. Das ist anstrengend, komplex und facettenreich; ein multidisziplinäres Unterfangen, das insbesondere von Berufsanfängerinnen und -anfängern sehr viel abverlangt – das sich aber allemal lohnt.

Es gibt noch sehr viel zu tun, wenn wir die Transformation unserer gebauten Umwelt hin zu mehr Nachhaltigkeit zeitnah bewerkstelligen wollen. Aber was für eine Perspektive: Wir können heute durch unseren Einsatz für ein besseres Bauen nicht nur etwas für unseren beruflichen Erfolg tun, sondern ebenso einen wichtigen Beitrag dazu leisten, unseren Planeten für kommende Generationen zu bewahren. Der Beruf der Planenden hat sich weiterentwickelt, birgt ungeahnte Herausforderungen und fordert neue Kenntnisse, aber er ist und bleibt irrsinnig spannend! Auch wenn die ersten Jahre nach der Hochschule also anstrengend sein sollten – werft auf keinen Fall die Flinte ins Korn, zum Wohle von uns allen!

Zum Unternehmen

Die Werner Sobek AG ist ein weltweit tätiges Fachplanungsbüro für nachhaltiges Engineering und Design im Bauwesen mit Hauptsitz in Stuttgart. Das 1992 gegründete Unternehmen umfasst mehr als 450 Mitarbeitende und hat Büros in Europa, Nordamerika und dem Mittleren Osten. Die Arbeiten des Unternehmens zeichnen sich durch hochwertige Gestaltung und ausgeklügelte Konzepte zur Minimierung von Emissionen sowie von Energie- und Materialverbrauch aus.

Neue Wege zur Reduktion von C02-Emissionen bei Baustoffen

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Die Bauindustrie befindet sich in einer Phase des tiefgreifenden Wandels. Innovative und nachhaltige Technologien zur Herstellung und zum Recycling von Baustoffen gewinnen immer mehr an Bedeutung. Das Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP arbeitet schon seit Jahren kontinuierlich daran, zukunftsweisende Materialien und Verfahren zu entwickeln und diese in die praktische Anwendung zu überführen. Dabei hat das Institut drei zentrale Ansätze verfolgt, die zusammen eine umfassende Strategie zur Reduktion von CO₂-Emissionen in der Bauindustrie bilden. Ein Schwerpunkt liegt auf der Integration von Werkstoffen, die aktiv zur Entnahme von CO₂ aus dem atmosphärischen Kreislauf beitragen können. Wie das gelingen kann, erläutern Katharina Engels und Christian Kaiser vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP.

Ein Beispiel ist die Verwendung von Pflanzenkohle, die nicht nur das Treibhausgas in Form von Kohlenstoff dauerhaft bindet, sondern auch positive Effekte auf die bautechnischen Eigenschaften der Materialien haben kann. Pflanzenkohle wird durch Pyrolyse organischer Materialien wie landwirtschaftlichen Reststoffen, Holz- oder Pflanzenabfällen hergestellt. Dabei wird die Biomasse bei Temperaturen zwischen 200 und 1000 °C in sauerstoffarmer Umgebung thermochemisch zersetzt. Aufgrund ihrer großen Materialströme eignen sich Baustoffe prinzipiell gut als bedeutende Kohlenstoffsenken. Die Herausforderung liegt darin, diese Potenziale zu nutzen und die oftmals heterogenen Pflanzenkohlen in die reglementierten Herstellungsabläufe der Baustoffe zu integrieren. Das Fraunhofer IBP hat deshalb Verfahren entwickelt, um das Handling der feinen und staubenden Kohlenstoffmaterialien zu vereinfachen. Zudem konnten die Forschenden zeigen, dass eine gezielte Aktivierung der mineralischen Bestandteile der Biomasse während der Pyrolyse die Betoneigenschaften verbessert. Darüber hinaus wird auch an Methoden gearbeitet, welche zusätzlich eine größere Verwertung mineralischer Reststoffe ermöglicht.

Trotz des bedeutenden Potenzials von Pflanzenkohle als Carbon Capture Material bleibt Zement der Hauptverursacher von CO₂-Emissionen in der Bauindustrie. Deshalb arbeitet das Fraunhofer IBP parallel intensiv an Zementersatzstoffen, sogenannten Supplementary Cementitious Materials (SCMs), wie etwa kalzinierten Tonen oder alkalisch aktivierten Bindersystemen, auch bekannt als Geopolymere. Letztere setzen verstärkt auf sekundäre Stoffströme und unterstützen so die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft. In verschiedenen Projekten wurde gezeigt, dass diese Bindersysteme gegenüber zementgebundenen Systemen technische Vorteile bieten, wie z.B. höhere Früh- und Druckfestigkeiten sowie eine hohe Säure- und Hitzebeständigkeit. Dadurch kann unter anderem der Bindemittelanteil reduziert und der Baufortschritt beschleunigt werden.

Die Technologien lassen sich problemlos kombinieren, wodurch in der Praxis der CO₂-Fußabdruck von Baumaterialien wie Beton erheblich verringert werden kann. Schlussendlich wird der Fortschritt in der Entwicklung und Implementierung solcher innovativen Materialien und Technologien entscheidend dafür sein, wie schnell die Transformationen der Bauindustrie zu einer klimafreundlichen Zukunft erfolgen.

Die Herausforderung der Nachhaltigkeit

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Beton ist für 8 % des weltweiten CO₂- Ausstoßes verantwortlich und nach Wasser das meistverwendete Material der Welt. Grund für die hohen Emissionen ist vor allem die immense Menge an Beton, die weltweit eingesetzt wird: Jeden Monat wird einmal die Stadt New York mit Beton nachgebaut. Der Baustoff wird auch in Zukunft unersetzlich bleiben. Es ist daher wichtig, Lösungsansätze zu finden, mit denen die Dekarbonisierung des Betons erfolgreich vollzogen werden kann. Ein Gastbeitrag von Nicolas Ott, alcemy tech

Ausschlaggebend für die CO₂-Emissionen des Baumaterials ist der Zementklinker, der „Klebstoff“ im Beton. Die Herausforderung bei der Dekarbonisierung besteht darin, den Klinkeranteil deutlich zu reduzieren. Dies führt aber zu höheren Qualitätsanforderungen, einem erhöhten Personaleinsatz und dadurch deutlich teurerem Beton. Konsequenz: Die Herstellung von CO₂-reduziertem Beton hat sich bisher nicht rentiert.

Genau aus diesem Grund haben Leopold Spenner und Dr. Robert Meyer sich 2018 dazu entschlossen, das Greentech- Start-up alcemy zu gründen und bei dieser Herausforderung anzusetzen. Basierend auf maschinellem Lernen haben sie zwei Softwareprodukte entwickelt, die im Zementwerk und im Transportbetonwerk zum Einsatz kommen und es ermöglichen, Vorhersagen zu relevanten Qualitätseigenschaften zu treffen. Um die Produktion von Zement und Beton nachhaltiger zu gestalten, besteht der größte Hebel in der angesprochenen Reduktion des Klinkeranteils. Genau hier setzt alcemy mit seiner Software im Zement an. Das Start-up nutzt die Daten aus dem Zementwerk, um mithilfe der ML Module die Produktion zu optimieren und zu automatisieren. Diese klinkerärmeren und anspruchsvolleren Zemente können dann mit der Qualitätsüberwachungssoftware im Transportbetonwerk erfolgreich zu Betonen verarbeitet werden.

Hürden und Hindernisse

Doch damit die Dekarbonisierung der Industrie gelingt, muss auch die Nachfrage nach nachhaltigen Betonen zum Standard werden, was bisher leider noch zu wenig passiert. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung sind der Austausch von Informationen und Aufklärung über den Einsatz von nachhaltigem Beton. Ein weiteres Problem ist die Norm, die klar festlegt, welche Betone eingesetzt werden dürfen. Hier ist alcemy mit seinem Kunden Spenner 2024 ein Durchbruch gelungen: Gemeinsam haben sie einen Zement entwickelt, bei dem Zementklinker durch das besonders nachhaltige und gut verfügbare Substitut Kalksteinmehl ersetzt wird. Dieser radikal klinkerreduzierte Zement setzt neue Maßstäbe für nachhaltige Betone und ist bereits mehrfach in Praxisprojekten zum Einsatz gekommen.

Der Schlüssel zu einer klimaneutralen Industrie

Diese Meilensteine sind wichtige Schritte auf dem Weg zu Net-Zero. Die Gründer von alcemy sind überzeugt, dass die Reduzierung des Klinkeranteils im Beton ein entscheidender Hebel zur Dekarbonisierung ist, der bisher zu wenig genutzt wird. Gleichzeitig werden andere Ansätze ebenfalls verfolgt werden müssen: CCU/S Technologie wird ein unumgänglicher Baustein auf dem Weg zu einer klimaneutralen Industrie sein. Hierfür jedoch muss die nötige Infrastruktur erst noch gebaut werden. Letztendlich braucht es für den Einsatz nachhaltiger Betone die Beteiligung aller Akteure, von den Zement- und Betonherstellern bis hin zur Baustelle. Umso wichtiger ist es, dass sich werdende Bauingenieure mit diesem Zukunftsthema proaktiv befassen, um den Weg für eine zukunftsorientierte und nachhaltige Industrie zu ebnen.

alcemy

Das grüne Tech-Start-up alcemy wurde 2018 von Leopold Spenner und Dr. Robert Meyer mit der Überzeugung gegründet, dass in der Zement- und Betonherstellung die Reduktion von CO₂ mit der Reduktion von Produktionskosten einhergehen kann und muss. alcemy läuft mittlerweile bei einem Drittel aller deutschen Zementwerke und in über 30 Transport-Betonwerken.

Alles in einem Modell

Die Finalisten des diesjährigen BIM Champions Wettbewerbs in der Kategorie Arbeiten von Azubis und Studenten einte der Bezug zum Thema Nachhaltigkeit. Sema Yilmaz, die Siegerin in der Kategorie, befasste sich in ihrer eingereichten Bachelorarbeit mit BIM und Baustoffen, um eine Ökobilanzierung direkt aus dem Modell erstellen zu können. Die Fragen stellte Christoph Berger, buildingSMART Deutschland.

Sema, wie kamst du auf das Thema? Ich habe Bauingenieurwesen auf Bachelor studiert mit der Vertiefung Baustoffe und Sanierung. Daher kommt der Baustoffanteil in der Arbeit. Der BIM-Bezug kam durch Kommilitonen in meinem Umfeld zustande, die im Baumanagement studierten. So kam es zu den Fragen: Gibt es überhaupt schon eine Verknüpfung zwischen der digitalen Welt, also BIM, und den Baustoffen? Welche Datenbanken gibt es dazu? Ist es möglich, im BIM-Modell eines Gebäudes zu hinterlegen, aus welchem Material zum Beispiel die Wände oder Decken gebaut sind? Und wenn ja: Wie können diese Informationen genutzt werden, um eine Ökobilanzierung in BIM zu erstellen? Mich fasziniert der Ursprungsgedanke, alles in einem Modell machen zu können, von der Kostenschätzung bis hin zur Ökobilanzierung, da ich als Baustofflerin weiß: Eine Betonwand ist nicht gleich eine Betonwand, es macht einen deutlichen Unterschied, welche Zementart darin verbaut ist. Dazu kam dann noch IFC als Standardaustauschformat, damit es keine Fokussierung auf nur eine Software gibt.

Hast du zu IFC auch Fragestellungen entwickelt? Ich habe das IFC-Schema dahingehend untersucht, welche Informationen ich in ihm abbilden kann, die für eine Ökobilanzierung wichtig wären – dabei orientierte ich mich an den EPDs, den Environmental Product Declarations, die es für verschiedene Materialien gibt.

Wie sieht es mit Blick auf die Baustoffhersteller aus, sind deren Produkte so aufbereitet, dass sie digital eingefügt werden könnten? Die Daten sind da. Was jetzt noch getan werden könnte, wäre, den Herstellern eine Art Vorlage zu geben, die es einfacher macht, die Daten direkt als IFC-Schema zu haben. Derzeit liegen diese Daten meist noch als PDF- oder XML-Datei vor. Diese Dateien sind zwar öffentlich im Internet zugänglich, allerdings hängt es auch hier davon ab: Möchte der Hersteller die Produktinhalte oder den Produktaufbau veröffentlichen oder nicht? Aber ja, viele Daten liegen vor.

Welchen Reiz übt BIM auf dich aus, speziell auch Open-BIM? Es ist die Zusammenarbeit an einem Modell und der Austausch von Daten über Softwaregrenzen hinweg. Ich finde es schön und sehr hilfreich, diese Grenzen nicht zu haben. Natürlich ist es aus Sicht eines Softwareherstellers schön, wenn alle das eigene Produkt nutzen und eine Lizenz dafür haben und mit den dazugehörigen Dateiformaten arbeiten. Aber letztendlich geht es ja darum, im Sinne aller den Informationsaustausch zwischen allen Beteiligten zu fördern – ohne Begrenzung auf eine Lizenz. Daher war es äußerst interessant für mich, IFC zu untersuchen, weil IFC öffentlich und gut ist und tolle Möglichkeiten im Hinblick auf die Ökobilanzierung bietet.

Video über die prämierte Arbeit von Sema Yilmaz

Die Videos aller BIM Champions-Finalisten 2024:

Motorworld: Wie Chrom und Pferdestärken historischen Gebäuden neues Leben einhauchen

Einzigartig – das ist der Begriff, der einem als erstes einfällt, wenn man einen der Standorte der Motorworld besucht. Beeindruckend ist aber auch die Idee hinter dem Konzept: Ziel ist es, denkmalgeschützte, historisch bedeutende Gebäude vor dem Verfall zu bewahren und zu erhalten. Zugleich besitzt das Konzept eine soziale Komponente, denn mit einer Motorworld werden die historischen Gebäude wieder für die Öffentlichkeit geöffnet und erlebbar gemacht, ohne eine Eintrittsgebühr zu verlangen. Etliche von ihnen sind Industriedenkmäler. Initiator und Realisator dieses einzigartigen Konzepts ist Unternehmer Andreas Dünkel, dem die Leidenschaft für Automobile in die Wiege gelegt wurde.

Die Idee der Motorworld entstand vor etwa 20 Jahren. Damals wurden Andreas Dünkel die denkmalgeschützten Gebäude auf dem bereits 15 Jahre brachliegenden Areal des ehemaligen Landesflughafens von Württemberg in Böblingen angeboten – der perfekte Ort für besondere Fahrzeuge, so die spontane Eingebung des Autoliebhabers. Nach zwei Jahren Bauzeit, mit zeitweise über 500 Handwerkern gleichzeitig vor Ort, öffnete 2009 die erste Motorworld – die Motorworld Region Stuttgart – die Pforten. Das Konzept war von Erfolg gekrönt: Die Motorworld Group hat sich rasant weiterentwickelt und ordentlich PS auf die Straße gebracht. 2018 folgte die Eröffnung der Motorworld Köln-Rheinland auf dem Gelände des ehemaligen Kölner Flughafens Butzweilerhof mit der Michael Schumacher Private Collection als Highlight. 2021 ist die Motorworld München an den Start gegangen, die in den beindruckenden Gebäuden eines ehemaligen Bahnausbesserungswerkes in München entstanden ist. Mittlerweile gibt es elf Motorworld-Standorte in Deutschland, der Schweiz, Luxemburg, Spanien und Bulgarien, die in Planung und Bau oder bereits (teil-)eröffnet sind.

MOTORWORLD Group

Die Motorworld Group ist eine eigenständige Unternehmensgruppe, die aus der Unternehmensgruppe Dünkel Holding mit Sitz in Schemmerhofen (Baden-Württemberg, Deutschland) hervorgeht. Der Ursprung des familiengeführten Unternehmens geht auf das Jahr 1930 zurück. Die Motorworld Group entwickelt, baut und betreibt Erlebniswelten, die der mobilen Leidenschaft gewidmet sind, und gilt in ihrer Gesamtheit als weltweit größtes, mehrfach auch international ausgezeichnetes, markenunabhängiges Oldtimer- und Sportwagenzentrum. Sie vereint mit über 40 der weltweit wertvollsten und exklusivsten Fahrzeugmarken das Marken-Who-is-Who der gesamten Mobilitätsbranche.

www.motorworld.de

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Geeignete Gelände

Voraussetzung dafür, dass ein brachliegendes Gelände zum Motorworld- Standort wird ist die Lage mit einem großen Einzugsgebiet und einer guten Erreichbarkeit durch einen Anschluss an Autobahn und an öffentliche Verkehrsmittel. Die Immobilie selbst muss über eine gewisse Größenordnung verfügen, denn zum Motorworld-Konzept gehören neben der Ausstellung der Fahrzeuge Flächen für den Handel und Werkstätten, für Event, Gastronomie und ein Hotel mit 100 oder mehr Zimmern. Nicht zu vergessen: ausreichend Parkflächen.

Herausforderungen bei der Gebäudesanierung

Eine Herausforderung bei den historischen Industriebrachen sind oftmals die mit Schadstoffen kontaminierten Böden. Diese müssen aufwendig dekontaminiert und von allen Altlasten wie Ölen befreit werden, der Aushub wird entsprechend entsorgt. Aber auch die Baustruktur stellt eine Herausforderung dar: Früher wurde mit weniger Statik gerechnet. Bei den Motorworld-Projekten muss diese auf den neuesten Stand gebracht werden. Das heißt: Alte Stahlkonstruktionen oder auch die Fundamente müssen verstärkt und gesichert werden. Fundamente werden per Düsenstrahlinjektion mit Beton unterfangen, damit die Tragfähigkeit in die Erde abgeleitet werden kann. Hinzu kommen Naturschutzauflagen, Brandschutz oder Schallschutzbestimmungen. Vor allem der Brandschutz gestaltet sich aufwendig, da wegen der verschiedenen Nutzungen – Hotel, Event, Gastronomie, Showrooms, Werkstätten etc. – Richtlinien aus allen Bereichen greifen und entsprechend hohe Auflagen für die Sprinklerung, Brandschutzwände sowie Entrauchungsanlagen erfüllt werden müssen.

Um den steigenden Anforderungen in Sachen Umweltschutz und Effizienz gerecht zu werden, nutzt die Motorworld Group regenerative Energiequellen. In der Motorworld München sind beispielsweise 1.300 Kilowattpeak (kWp) Photovoltaikanlagen und Blockheizkraftwerke mit 360 Kilowatt elektrischer Leistung in Betrieb. Damit werden insgesamt ca. 2,7 Millionen kWh erneuerbarer Strom pro Jahr produziert und teilweise direkt verbraucht, was einer jährlichen Einsparung von ca. 780 Tonnen CO2 entspricht. Die gesamte Unternehmensgruppe Dünkel inklusive der Motorworld Group spart sogar jährlich über 10.000 Tonnen CO2 ein.

Work in progress

Von der Projektentwicklung bis zur Fertigstellung dauert es in der Regel vier bis fünf Jahre, bisweilen sogar zwölf, wie bei der Motorworld München. Aber wirklich fertig ist eine Motorworld nie, denn sie lebt davon, dass sie immer wieder angepasst und erweitert werden kann. Der nächste Standort, der eröffnet wird, ist die Motorworld Mallorca – die erste in Spanien. Sie entsteht in Toplage zwischen Flughafen und Palma, direkt an der Autobahn MA-19 auf dem Areal eines ehemaligen Coca-Cola-Werks. Aktuell laufen die Bauarbeiten auf Hochtouren. Die Fertigstellung und Eröffnung ist für März 2025 geplant.

Aktuelle Absolvent*innenzahlen

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Die Zahl der Absolvent*innen eines Bauingenieurstudiums lag 2022 bei 10.266, im Jahr 2023 ist sie leicht gesunken auf 10.192. Damit liegt sie aber immer noch mehr als doppelt so hoch als zum Tiefpunkt 2008 mit 4.680.

Absolvent*innen

Anfänger*innen

Für die Konjunkturanalyse, Statistik und Datenbank ist beim Hauptverband der Deutschen Bauindustrie Petra Kraus zuständig:
petra.kraus@bauindustrie.de
www.bauindustrie.de/zahlen-fakten

Das Leben ist eine Baustelle – Kultur-, Buch- und Linktipps

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Der Kölner Dom aus Pflastersteinen

Designstudent Aaron Metz aus Köln hat Pflastersteine in Form des Kölner Doms entworfen. Die Idee: Statt der rein funktionalen Rechtecke soll ein Symbol, das für Köln steht, auch die größte Fläche der Stadt schmücken – den Boden.

Schaubühne der Spitzenleistungen des Bauingenieurwesens

Cover IngenieurbaukunstVom neuen Wien Museum über die Faserverbundfassade für das Texoversum in Reutlingen bis zum Skywalk Königsstuhl in Sassnitz – das aktuelle Jahrbuch Ingenieurbaukunst 2025 versammelt die Spitzenleistungen des Bauingenieurwesens. In den Beiträgen werden die bautechnischen Herausforderungen sowie die konkreten Lösungen bei Planung und Ausführung beschrieben. Die von einem unabhängigen Beirat ausgewählten Bauwerke und Diskussionsthemen heben die Leistungen des deutschen Bauingenieurwesens hervor. Der Band ist zugleich ein Forum für aktuelle Debatten rund um das Planen und Bauen, diesmal insbesondere zu den Beiträgen des Ingenieurbaus zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Bundesingenieurkammer (Hrsg.). Ingenieurbaukunst 2025: Made in Germany. 208 Seiten. Ernst & Sohn 2024. 49,90 €.

Nachhaltig bauen im Senegal

Beim Neubau des Goethe-Instituts in Dakar werden handgepresste Ziegel als tragende Mauern sowie zur Verkleidung der Betonkonstruktion der Fassade verwendet. Das Goethe-Institut möchte mit der Wahl der Materialien ein Zeichen für zukunftsweisendes Bauen im Senegal setzen.

Mach mal Pause

Pausen sind gesetzlich vorgeschrieben. Sie sind wichtig für eine sichere und gesunde Arbeitsgestaltung und die Zufriedenheit – auch über die Arbeit hinaus. Welche weitreichenden Folgen es haben kann, wenn Pausenzeiten nicht eingehalten werden, hat die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) untersucht und in einem baua-Bericht veröffentlicht.

Bewusstsein für Nachhaltigkeit wächst

Laut Sustainability Transformation Monitor 2024 wächst das Bewusstsein für die Bedeutung der Nachhaltigkeit in den Unternehmen. Für mehr als die Hälfte der Unternehmen ist sie bereits zentraler Teil der Unternehmensstrategie.

Nachhaltigkeit im Bauen

cover nbauDie Zeitschrift „nbau. Nachhaltig Bauen“ ist die ganzheitliche Wissensbasis, wenn es um das Thema Nachhaltigkeit in der Baubranche geht. Sie stellt aktuelle Trends und Entwicklungen aus Wissenschaft und Forschung mit innovativen Lösungen vor, bietet Produkt- und Objektreportagen sowie Best-Practice-Beispiele. Die Zeitschrift bietet vielfältige Anregungen für die berufliche Praxis und ist das erste Fachmedium zum Thema Nachhaltigkeit, das die gesamte Bau- und Immobilienbranche adressiert.

Europameisterschaft: Wer baggert am Besten?

Der 30-jährige Robin Müller aus Fischbach bei Villingen-Schwenningen ist der beste Baggerfahrer Europas, berichtet der SWR. Er holte bei der diesjährigen VOLVO Fahrerclub-Challenge im französischen Belley den Pokal. Bei dieser Europameisterschaft der Baumaschinenfahrer sind neben Geschwindigkeit auch Geschicklichkeit und Genauigkeit gefragt. Herzlichen Glückwunsch!

Podcast: Grüne Städte und Regionen

Die Folgen des Klimawandels werfen viele Fragen zum Bauen, der Gestaltung und zur Nachhaltigkeit auf. Eine Antwort ist die Neuausrichtung der gestalteten und gebauten Umwelt. Wie das aussehen kann, vermittelt Baukultur NRW im Projekt „Grüne Städte und Regionen“ unter anderem mit einem Podcast und einem Magazin.

Das „Haus der Zukünfte“

„Wie wollen wir leben?“ Im Futurium dreht sich alles um die Antworten auf diese Frage. Es geht um Roboter-Menschen, begrünte Hochhäuser und gemeinschaftliche Ökonomien, es geht um Herausforderungen und Chancen der Zukunft. Die Dauerausstellung ist in drei Hauptbereiche unterteilt: Natur, Mensch und Technik. Das innovative Museum in Berlin zeigt: Es sind viele Zukünfte denkbar.

Auszeichnung für besonderes Engagement

Cover Wir von untenVom Hartz-IV-Kind zum Dax-CEO? Natalya Nepomnyashcha fordert, dass dies möglich sein muss. Sie selbst hat sich hochgekämpft. In ihrem Buch erzählt sie offen von ihrem zähen Weg nach oben Sie berichtet, wie sie aufgrund ihrer Hartz-IV-Herkunft immer wieder diskriminiert wurde – bis ihr nach vielen Jahren der Karrieredurchbruch gelang. Sie macht jungen Menschen Mut. Zugleich zeigt Nepomnyashcha, wie stark unsere Gesellschaft davon profitiert, wenn Menschen unterschiedlicher sozialer Herkünfte auf allen Ebenen zusammenarbeiten. Anhand ihrer eigenen Geschichte, mithilfe von Fallbeispielen und der Lage in Unternehmen zeigt sie, wie Aufsteigerinnen und Aufsteiger in Unternehmen, Politik und Gesellschaft wirken können – und warum das gut für alle ist. Im Oktober 2024 wurde sie für ihren Einsatz für mehr Chancengerechtigkeit mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Natalya Nepomnyashcha. Wir von unten. Wie soziale Herkunft über Karrierechancen entscheidet. 272 Seiten. Ullstein 2024. 19,99 €.

Das letzte Wort hat: Kevin Iannotta – vom Kinderstar zum Bauleiter

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Kevin Iannotta erlangte durch seine Rolle als Joschka in der Filmreihe „Die Wilden Kerle“ große Bekanntheit. Trotz seiner Leidenschaft für das Schauspiel wechselte er von der Unterhaltungsindustrie in die Bauwirtschaft. Nach dem erfolgreichen Studium des Bauingenieurwesens ist er aktuell als Bauleiter auf einer Großbaustelle in München verantwortlich für die Planung, Koordination und Überwachung von Bauprojekten.

Wie hat die Rolle bei den „Wilden Kerlen“ Sie geprägt?
Ich denke schon, dass die Rolle mir für mein echtes Leben viel gezeigt hat. So war mir klar, dass es kein bestimmtes Alter und keine Körpergröße braucht, um im Leben etwas Gutes zu tun oder etwas zu erreichen.

Was mögen Sie an der Schauspielerei?
Es hat einfach immer Spaß gemacht in andere Rollen zu schlüpfen und diese über einen gewissen Zeitraum zu leben bzw. zu spielen. Es sind auch die Interaktionen mit den Menschen, die Spaß machen.

Sie arbeiten auch als Synchronsprecher. Wie kam es dazu?
Zum Synchronsprechen bin ich durch meine Rolle bei den „Wilden Kerlen“ gekommen. Oftmals müssen einige Szenen im Nachgang in einem Synchronstudio noch einmal neu vertont werden. Da das so gut geklappt hat, wurde ich gefragt, ob ich gerne auch andere Sprechrollen spielen würde.

Warum haben Sie dann Bauingenieurwesen studiert?
Mein Bruder hat mir das Bauingenieurstudium vorgeschlagen – für mich eine überwältigende Vorstellung: Gebäude errichten, Hochhäuser, Tunnel oder Brücken … Ziemlich schnell habe ich mich für dieses Studium an der TU entschieden. Es war kein leichter Weg, aber ich bin froh, es durchgezogen zu haben.

Was reizt Sie an der Arbeit als Bauingenieur besonders?
Ich mag es, ein Teil von etwas zu sein, das später eine fertige, sichtbare Gestalt annimmt. Das reizt mich auch als Bauleiter. Ein Gebäude im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Boden zu stampfen. Von Anfang bis zum Schluss dabei zu sein und zu sehen, wie sich durch das Zusammensetzen verschiedener Bausteine ein optisch ansprechendes Projekt bildet.

Instagram: @kevin.iannotta

Welche Erfahrungen aus Ihrer früheren Arbeit kommen Ihnen jetzt zugute?
Ich denke, dass es hauptsächlich die Offenheit ist, die ich durch meine Schauspieltätigkeiten erlernt habe und die ich als Bauleiter gewinnbringend in ein Bauprojekt hineinnehmen kann. Denn Offenheit ist als Bauleiter sehr wichtig.

Was haben Sie für Pläne?
Der Beruf als Bauleiter gibt mir einen guten Halt im Leben. Dadurch habe ich mir die ersehnte Beständigkeit geschaffen. Ich schließe es aber nicht aus, irgendwann auch wieder öfter vor der Kamera zu stehen und meine Kreativität in Dreharbeiten auszuleben.