Andreas Becker hat Maschinenbau mit Schwerpunkt Konstruktionstechnik und erneuerbare Energien studiert und wirkt heute als Konstrukteur an der Entwicklung neuer Windenergieanlagen mit.
Zur Person
Andreas Becker, Foto: ENERCON GmbH
Andreas Becker, 31 Jahre,
Master of Engineering,
Konstrukteur bei der Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft WRD von Enercon
Die Umstellung des Energiesystems von fossiler und atomarer hin zu erneuerbarer Stromerzeugung ist zurzeit wohl eine der spannendsten Entwicklungen in Deutschland. Mit rasanter Geschwindigkeit treiben die Erneuerbaren die Energiewende voran, lösen nach und nach die konventionellen Energieerzeuger ab und schaffen die Voraussetzungen für eine umweltfreundliche, kostengünstige, unabhängige und vor allem langfristig gesicherte Energieversorgung. Insbesondere der Onshore-Windenergie kommt bei der Energiewende eine Schlüsselrolle zu. An deren Entwicklung bei Enercon als Hersteller von Windenergieanlagen mitzuwirken, ist für mich als junger Maschinenbauingenieur ein tolles Gefühl.
Unsere Aufgabe ist es, unsere Anlagentechnologie kontinuierlich weiterzuentwickeln. Damit die Energiewende nicht an Schwung verliert, gilt es vor allem, die technologischen Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die Stromerzeugungskosten weiter sinken. Wesentliche Ansatzpunkte sind dabei die Steigerung von Effizienz und Ertrag unserer Anlagenmodelle. Außerdem geht es um eine Optimierung der Anlagentechnologie unter Fertigungs-, Logistik- und Aufbaugesichtspunkten. Als Konstrukteur in der Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft WRD von Enercon in Aurich/Ostfriesland bin ich für den Bereich Wälzlager und Antriebselemente von Windenergieanlagen zuständig. Hier kümmere ich mich unter anderem um die Auslegung, Design-Integration und Nachweisdokumentation von Rotor-, Pitch- und Azimutlagern. Ein Punkt betrifft dabei die Bewertung von Lasten bei neuen Zulieferkomponenten. So gilt es zu prüfen, ob diese Bauteile für die Verwendung in unseren Baureihen geeignet sind. Ein weiterer Aspekt meiner Arbeit ist die analytische Betriebsfestigkeitsberechnung von Antriebsstrangkomponenten.
Darüber hinaus arbeite ich an verschiedenen Entwicklungsprojekten mit. Eines befasste sich zum Beispiel mit der Konstruktion eines neuen Generatortyps. Ein weiteres Projekt hatte ein Evakuierungssystem für die Anlage E-126/7,5 MW zum Ziel. Dieses Rettungssystem für Service-Monteure ist inzwischen in allen E-126- Maschinen eingebaut. Das Themenfeld, mit dem ich mich bei Enercon beschäftige, ist groß. Gleichzeitig ist die Arbeit mit viel Verantwortung verbunden. Beides schätze ich sehr.
Die Technik moderner Windenergieanlagen und Wasserkraftwerke hatte mich schon während meines Maschinenbaustudiums fasziniert, weshalb ich auch die Schwerpunkte Konstruktionstechnik und erneuerbare Energien wählte. Während des Studiums kam ich erstmals auch mit Enercon in Kontakt, da das Unternehmen aufgrund seines speziellen Turbinenkonzepts Thema in einer Vorlesung war. Schnell wuchs der Wunsch, dort einmal zu arbeiten. Für meine Masterarbeit bewarb ich mich daher bei Enercon und konnte erfreulicherweise im Bereich Wasserkraftanlagen meine Abschlussarbeit schreiben. Thema war die Bewertung und Optimierung der wasserhydraulischen Verstellmechanik zur Regelung der S-Rohrturbinen im Bremer Weserkraftwerk.
Während meiner Masterarbeit wurde mir signalisiert, dass man mich übernehmen würde, allerdings als Konstrukteur im Bereich des Kerngeschäftsfelds Windenergie. Die Zusage habe ich nicht bereut: Ich arbeite in einem tollen Team und merke immer wieder – beispielsweise durch den Neubau des Innovationszentrums und die weitere Expansion der Forschung und Entwicklung –, dass dieses Unternehmen weiter nach vorne gehen möchte – dabei möchte ich gerne meinen Beitrag leisten.
Onshore-Windenergie
Die Windenergie an Land, auch Onshore-Windenergie genannt, ist die treibende Kraft der Energiewende. In den letzten zwei Jahrzehnten hat sie sich aus der Nische heraus zur heute führenden Erneuerbare-Energien-Technologie entwickelt. Mit einem Strommixanteil von über acht Prozent macht sie schon heute fast die Hälfte des gesamten erneuerbaren Stroms in Deutschland aus. In Deutschland produzierten im Jahr 2013 mehr als 23.600 Windenergieanlagen mit einer installierten Leistung von gut 33.700 Megawatt sauberen Strom für Unternehmen und Haushalte.
Quelle: Bundesverband WindEnergie, www.wind-energie.de
Freitagabend vor drei Jahren, 17 Uhr, in der Münchner Konzernzentrale von BMW – ich erinnere mich noch ganz genau an den Moment, als die Personalerin mir Ihre Hand entgegenstreckt und sagt: „Gratulation, Sie bekommen die Stelle!“ Nach zwei sehr intensiven Runden im Assessment Center hatte ich es geschafft: Ich würde als Trainee in der Antriebsentwicklung bei BMW einsteigen. Mittlerweile sind zwei Jahre vergangen. Ich bin sehr zufrieden mit meinem Job und freue mich über die tollen Entwicklungsmöglichkeiten, die mir von meinem Arbeitgeber geboten werden. Während des 18-monatigen Traineeprogramms durfte ich in verschiedene Bereiche der Motorenentwicklung reinschnuppern. Den Schwerpunkt meiner Arbeit habe ich auf den Bereich Motorelektrik und -elektronik gelegt, weil dort viele Potenziale zur Optimierung konventioneller wie hybridisierter Antriebe verborgen liegen.
Während meiner ersten Traineestation durfte ich ein Vorentwicklungsprojekt für eine neue Antriebsfunktion für Elektrofahrzeuge übernehmen und das Ergebnis dem Entwicklungsvorstand vorstellen. Zwei Wochen vor dem Präsentationstermin stand ich allerdings vor einem Problem: Die Antriebsfunktion, die ich entwickelt hatte, ließ sich nur schwer in das Fahrzeug integrieren. Nach unzähligen Fehlversuchen gelang es mir glücklicherweise gerade noch rechtzeitig, meinen Prototypen in Betrieb zu nehmen. Nach fünf Monaten in der Münchner Zentrale ging ich für den ersten Auslandsaufenthalt drei Monate nach Österreich. Im Anschluss daran hatte ich meinen zweiten Auslandseinsatz im fernen China. Mit chinesischen wie deutschen Kollegen an der Entwicklung eines Hybrid- Fahrzeugs für den chinesischen Markt zu arbeiten, war eine tolle Erfahrung. Die Kommunikation und Zusammenarbeit stellten sich als eine ganz besondere Herausforderung dar und gaben einen spannenden Einblick in die chinesische Kultur.
Seit einem halben Jahr arbeite ich nun als Ingenieurin in der Serienentwicklung im Bereich der Motor-Start-Stopp-Funktion. Mein Team ist verantwortlich für das Starten und Abstellen des Motors sowie für die Betriebsstrategie des Start- Stopp-Systems für alle konventionellen Motoren in allen Baureihen. Unser Ziel ist es, sportliche, dynamische Fahrzeuge mit höchster Effizienz und den niedrigsten CO2-Emissionen zu entwickeln. In den nächsten Jahren stehen interessante Innovationen an, die es gilt in Serie zu bringen. Die Themen Verbrauch und Komfort stehen hier ganz klar im Vordergrund: Zunehmende Elektrifizierung, wie zum Beispiel ein 48-Volt-Bordnetz, werden viele neue effizienzsteigernde Funktionen ermöglichen. Das ist eine unglaublich spannende Herausforderung und ich möchte meinen Teil zu einer innovativen Lösung beitragen.
Ich persönlich denke, dass die Entwicklung alternativer Antriebe über die zukünftige Vorherrschaft auf dem Automobilmarkt entscheiden wird. Es wird enorm wichtig sein, sich nicht zu früh auf eine Technologie festzulegen, sondern breit aufgestellt mehrere Ansätze zu verfolgen. Wenn Ihr auch Spaß daran habt, dann macht es doch wie ich!
Viele Grüße und viel Erfolg
Jessica Schulz
BMW Group
www.bmwgroup.com
Andrea Schubert, 28 Jahre, arbeitet bei Miele als Entwicklungsingenieurin, wo sie dafür sorgt, dass Produkte langlebig, zuverlässig und benutzerorientiert zu bedienen sind.
Nach dem Abitur wollte ich meine Schwerpunktfächer Kunst, Biologie und Mathematik gerne in einem Studium vereinen. Bei der Studiengangwahl entschied ich mich deshalb für einen Zweig des Maschinenbaus, die Produktentwicklung. Das Studium umfasst alle Bereiche – von der Entstehung einer Idee bis hin zum fertigen Produkt. Meine Masterthesis schrieb ich dann am British Columbia Institute of Technology in Vancouver, Kanada. Ein interdisziplinäres Team von Ingenieuren, Wirtschaftswissenschaftlern und Designern waren beratend bei der Thematik „Universal Kitchen Design“ an meiner Seite. Nachhaltigkeit, Langlebigkeit, barrierefreie Benutzung für alle Personen und Ergonomie standen im Vordergrund der Arbeit.
Mein Wunsch war es, den damit gelegten Grundstock im Job auszubauen. Die von Miele im Oktober 2011 ausgeschriebene Traineestelle in Bereich Konstruktion und Entwicklung entsprach genau meinen Vorstellungen. Hinzu kam, dass ich den Berufseinstieg über ein Traineeprogramm schon immer sehr spannend fand. Aber noch wichtiger für meine Entscheidung war die Unternehmenskultur mit Hinblick auf Nachhaltigkeit. Im Unternehmen steht der Mensch im Mittelpunkt der Entwicklung. Langlebigkeit, Zuverlässigkeit und verbrauchsoptimierte Produkte stehen im Zentrum der Geräteentwicklung.
Als Trainee hatte ich die Möglichkeit, die gesamte Prozesskette der Geräte in unterschiedlichen Abteilungen zu erleben und zu verstehen, ganz nach der Theorie der Produktentwicklung. Schnell konnte ich sehen, dass Nachhaltigkeitsaspeke fest in die Kernprozesse integriert sind und Generationendenken und somit auch Universal Design eine große Rolle spielen. Besonders begeistert hat mich, dass alle Entwicklungsbereiche darauf ausgelegt sind, die Geräte auf 20 Jahre Lebensdauer zu testen. Hochwertige Materialien und eine zukunftsorientierte Entwicklung stehen dabei im Vordergrund.
Inzwischen arbeite ich bereits seit über zwei Jahren fest in der Konstruktion und Entwicklung und kann aktiv an den Entwicklungsprozessen teilnehmen. Als Spezialistin für Ergonomie und als Projektleiterin für Detailthemen im Bereich Wäschepflege steht eine benutzerorientierte Bedienung aller Gerätekomponenten im Fokus. In enger Zusammenarbeit mit unserem Design und den Laboren werden die Prozesse effizient und auf den Nutzer zugeschnitten entwickelt.
Mein Name ist Michaela Krämer, ich bin 31 Jahre alt und Assistentin des technischen Geschäftsführers bei der Vaillant Group. Im Jahr 2006 habe ich hier mit einem Praktikum angefangen. Damals habe ich Maschinenbau studiert und nach einem Praktikumsplatz gesucht in der Region, aus der ich komme. Ein Erfahrungsbericht von Michaela Krämer
Name: Michaela Krämer Alter: 31 Jahre Position: Assistentin des technischen Geschäftsführers Stadt: Remscheid Schulabschluss: Abitur 2002 Studium: Umwelttechnik & Ressourcenmanagement, Schwerpunkt Energietechnik, Uni Bochum, Abschluss 2008 Interessen: Sport, gute Bücher, Reisen, Zeit mit Freunden verbringen Berufliches Ziel: spannende Projekte zu leiten, Menschen zu entwickeln und Führungsverantwortung zu übernehmen
Mein Name ist Michaela Krämer, ich bin 31 Jahre alt und Assistentin des technischen Geschäftsführers bei der Vaillant Group. Im Jahr 2006 habe ich hier mit einem Praktikum angefangen. Damals habe ich Maschinenbau studiert und nach einem Praktikumsplatz gesucht in der Region, aus der ich komme. Da ich in Remscheid geboren bin, war es naheliegend, ein bekanntes Unternehmen in der Region auszusuchen. Vaillant wurde vor über 140 Jahren in Remscheid gegründet und ist heute ein weltweiter Anbieter von Produkten und Lösungen für Heizen, Kühlen und Warmwasser. Nach meinem Praktikum habe ich die Gelegenheit bekommen, meine Diplomarbeit im Unternehmen im Bereich Forschung & Entwicklung zu schreiben. Dabei konnte ich Erfahrungen in der Projektarbeit für die Entwicklung von Flachkollektoren für solarthermische Anlagen sammeln. Nach meinem Studienabschluss habe ich im gleichen Bereich als Entwicklungsingenieurin angefangen. Das hat mir von Anfang an viel Spaß gemacht, da man ein Produkt von der Idee bis zum finalen Produktionsanlauf betreut.
Die Teilnahme an einem internen Führungskräfteentwicklungsprogramm hat mir dann die Gelegenheit gegeben, mich im Unternehmen weiterzuentwickeln. Neben dem Methodentraining bekam ich dort die Chance, mit den weltweit tätigen Kollegen an Projekten zu arbeiten, und kam mit den unterschiedlichsten Themen aus der Unternehmenswelt in Kontakt. Unterstützt wurde ich dabei auch durch das begleitende Mentorenprogramm. Ich habe mich dann entschieden, in die Position der Assistentin des technischen Geschäftsführers zu wechseln.
Mein Arbeitsalltag unterscheidet sich jetzt stark von der früheren Arbeit. Es geht heute meistens darum, die Geschäftsführung inhaltlich zu unterstützen, Analysen zu erstellen, Entscheidungsvorlagen vorzubereiten oder auch Projekte zu realisieren. Natürlich gehört dazu auch, Unterlagen und Informationen im und außerhalb des Unternehmens zu beschaffen sowie Managementmeetings vorzubereiten. Meistens bezieht sich meine Arbeit auf die technischen Bereiche des Unternehmens. Teilweise arbeite ich aber auch mit den Assistenten der anderen Geschäftsführer an übergreifenden Themen zusammen. Mein technischer Background und das Wissen über die Produktentwicklungen im Unternehmen helfen mir dabei oft weiter, da man in kürzester Zeit viele Informationen verarbeiten, sortieren und aufbereiten muss.
Es ist auch wichtig, dass ich ständig über die aktuellen Projekte und Geschehnisse im Unternehmen informiert bin. Dabei zahlt sich natürlich ein gutes Netzwerk aus. Ich habe mit unglaublich vielen Kollegen zu tun. Das macht gerade wegen der tollen, familiären Atmosphäre im Unternehmen sehr viel Spaß. Oft treffen wir uns zum Informationsaustausch einfach zum Mittagessen in der Kantine oder auch mal auf einen Kaffee. So bleibt man am einfachsten in Kontakt.
Das Stuttgarter Bauunternehmen Wolff & Müller hat es sich auf die Fahnen geschrieben, die Nachhaltigkeit in der Baubranche zu stärken. Was man dabei vom Firmengründer Gottlob Müller lernen kann, erzählt dessen Enkel Dr. Albert Dürr im Interview. Der 39-Jährige führt das Familienunternehmen als Geschäftsführender Gesellschafter in dritter Generation.
Zur Person
Dr. Albert Dürr, Jahrgang 1975, ist Geschäftsführender Gesellschafter der Wolff & Müller Gruppe. Er studierte Betriebswirtschaft mit den Schwerpunkten Zwischenbetriebliche Beziehungen und Projektmanagement an den Universitäten Tübingen, Berlin und Wien, die Promotion folgte 2004. Seit 2005 ist er in dem Stuttgarter Familienunternehmen tätig. Als Enkel des Firmengründers Gottlob Müller führt er die Unternehmensgruppe in dritter Generation. Zudem ist Albert Dürr seit 2008 Geschäftsführer der Wolff & Müller Beteiligungs-Holding und verantwortet somit die Bereiche Rohstoffe, Baustoffe und Dienstleistungen.
Herr Dr. Dürr, viele Konzepte zur Nachhaltigkeit bestehen aus modern klingenden Anglizismen. Bei Ihnen findet man dagegen das Gottlob-Müller-Prinzip. Was hat es damit auf sich?
Wenn man über Nachhaltigkeit spricht, wird es schnell abstrakt. Wir haben uns daher früh das Ziel gesteckt, dem Begriff inhaltlich etwas Futter zu geben. Gottlob Müller, mein Großvater und Gründer des Unternehmens, lief von Beginn an über die Baustellen und wies seine Mitarbeiter sehr ernsthaft darauf hin, wenn sie achtlos mit dem Material umgingen. Wenn da eine Kiste mit Nägeln im Dreck lag, schimpfte er: ,So geht man mit Ressourcen nicht um.‘ Am Ende des Tages definiert genau diese Haltung den Begriff der Nachhaltigkeit: Man muss versuchen, Verschwendungen zu vermeiden. Ob mit Blick auf Nägel oder eben auch auf Energie.
Wie füllen Sie das Prinzip Ihres Großvaters heute im Unternehmen mit Leben?
Wir belassen es nicht bei symbolischen Dingen wie Elektroautos vor der Tür oder fair gehandeltem Kaffee in den Kaffeemaschinen. Das sind hübsche Marketingideen, die jedoch mit der wirklichen Arbeitswelt draußen eher wenig zu tun haben. Auch wir müssen ehrlich feststellen, dass wir auf den Baustellen noch nicht überall optimal nachhaltig arbeiten. Aber wir möchten uns immer weiter verbessern, weshalb wir zum Beispiel einen Arbeitskreis ins Leben gerufen haben, der sich aus dem Unternehmen heraus gegründet hat und sich mit nachhaltigen Ideen beschäftigt. Einige unserer Ansätze klingen beinahe profan, wirken aber effektiver, als man zunächst denkt.
Können Sie ein Beispiel nennen?
Wir haben im alltäglichen Betrieb 115 Bagger im Einsatz, die an einem normalen Baustellentag rund 30 Prozent der Zeit im Leerlauf stehen und vor sich hintuckern – weil sie zum Beispiel warten müssen, während andere Arbeiten erledigt werden. Das verursacht hohe Energiekosten und erhöht den Ausstoß von CO2. Also haben wir die Bagger mit einer Start-Stopp-Automatik versehen, die man heute auch aus vielen Neuwagen kennt. Das war eine Investition, die zunächst Geld kostete. Wir werden aber über die gesamte Betriebszeit hinweg einen sechsstelligen Betrag einsparen – und dazu noch unseren CO2-Ausstoß verringern. Für mich zeigt sich an diesem Beispiel sehr schön, dass Nachhaltigkeit eben auch wirtschaftlich sinnvoll sein kann. Und das ist ein wichtiger Aspekt, denn wir sind als Bauunternehmen in einer Branche tätig, in der seit Jahrzehnten ein intensiver Preiskampf das Denken bestimmt und damit wenig Zeit für neue Ideen erlaubt scheint.
Beobachten Sie denn die Tendenz, dass Bauherren und Investoren verstärkt darauf achten, nachhaltig zu bauen – und nicht mehr vor allem günstig?
Ein solches Umdenken findet statt. Noch sind die Veränderungen, die sich daraus ergeben, mit Blick auf die gesamte Branche jedoch überschaubar. Wir haben bislang rund 20 Projekte begleitet, die nachhaltig zertifiziert waren. Das ist noch ein recht kleiner Teil der Gesamtprojekte, was mich ehrlich gesagt verwundert. Man muss ja nur einmal einen Blick auf den Produktlebenszyklus einer Immobilie werfen: Der eigentliche Bau einer Immobilie macht lediglich rund 30 Prozent der Kosten aus, die im gesamten Lebenszyklus entstehen. Die restlichen 70 Prozent setzen sich aus dem Betrieb und Reparaturen zusammen, aus dem Austausch von Anlagen und Komponenten. Es ist also absolut sinnvoll und wirtschaftlich, sich schon beim Bau zu überlegen, wie es gelingen kann, diese späteren Kosten möglichst gering zu halten. Und das funktioniert über Qualität und Nachhaltigkeit.
Warum geschieht das so selten?
Immobilien haben einen sehr langen Produktlebenszyklus. Die Kosten für nachhaltiges Bauen entstehen aber sofort. Häufig fehlt es am Weitblick, aber auch an der Motivation, schon jetzt ein paar Jahre weiter zu denken. Doch viele Akteure beginnen, neu zu denken. Projektentwickler erkennen, dass sich mit zertifizierten Gebäuden mehr Geld verdienen lässt. Und unsere Kunden aus dem Mittelstand prüfen genauer, welche Rolle die Nachhaltigkeit und die Energieeffizienz bei ihren Gebäuden spielen sollte. Für sie muss es nicht zwingend der Zertifikatsnachweis sein, wohl aber Nachhaltigkeitsüberlegungen.
Wie kann es denn gelingen, nachhaltiger zu bauen?
Aspekte der Nachhaltigkeit müssen unbedingt schon in den Planungs- und Entscheidungsprozess eingebunden werden. Denn wenn die Arbeit auf der Baustelle beginnt, es ist in der Regel schon zu spät. Hier helfen neue Methoden wie BIM, also das Building Information Modeling. Es handelt sich dabei um ein Projektmanagementtool, das die relevanten Projektbeteiligten viel stärker diszipliniert, sich frühzeitig und sehr intensiv zum Projekt auszutauschen – auf Basis einer integrierten Softwarelösung. So wird es zum Beispiel auch möglich, an jeder Stelle und immer wieder darauf hinzuweisen, wo nachhaltige Lösungen möglich sind und welche Auswirkungen sie haben. Die Herausforderung ist es, das Thema in den Köpfen aller Beteiligten präsent zu halten, um sie tatsächlich für Nachhaltigkeit zu sensibilisieren.
Was erhoffen Sie sich vom Nachwuchs, der in Ihr Unternehmen einsteigt? Welche nachhaltigen Denkweisen überzeugen Sie?
Der Nachwuchs, der jetzt von der Uni kommt, ist in der Regel sehr empfänglich für das Thema Nachhaltigkeit. Wichtig ist jedoch, dass die jungen Leute auch in der Praxis dranbleiben. Man muss sich vor Augen führen, dass praktisch jedes Bauprojekt unter Zeitdruck abgewickelt wird. Es ist daher eine echte Herausforderung, Aspekte der Nachhaltigkeit auch dann einzubringen, wenn andere das Projekt lieber schnell durchwinken möchten. Man benötigt viel Selbstbewusstsein, Standfestigkeit und Begeisterungsfähigkeit, um auch in so einer Atmosphäre weiter an allen Zahnrädern zu drehen. Aber es zahlt sich aus, denn wir erkennen, dass nachhaltig gebaute Immobilien unsere Kunden in aller Regel auch nachhaltig zufriedenstellen. Und da wir als Familienunternehmen sehr viel Wert auf langfristige Kundenbindungen legen, schätzen wir diesen Effekt sehr hoch ein.
Zum Unternehmen
Das Bauunternehmen Wolff & Müller wurde 1936 von Gottlob Müller gegründet, dem Großvater des heutigen Geschäftsführenden Gesellschafters Albert Dürr. Das Unternehmen ist in den drei Geschäftsfeldern Bauleistungen, Baustoffe/Rohstoffe und Dienstleistungen tätig. 2014 wurde die Firma wegen ihrer Projekte und Initiativen zur Nachhaltigkeit beim „Deutschen Nachhaltigkeitspreis“ als eines der drei nachhaltigsten Unternehmen mittlerer Größe in Deutschland ausgezeichnet. Wolff & Müller arbeitet als erstes deutsches Bauunternehmen gruppenweit CO2-neutral und engagiert sich im Klimaschutz. Zum Beispiel unterstützt das Unternehmen ein Wiederaufforstungsprojekt auf den Philippinen.
Ob bei der Dämmung oder Heiztechnik: Energieeffizienz garantiert Nachhaltigkeit. Während die Technikspezialisten bei der Suche nach innovativen Lösungen bis an die Grenzen der Physik gehen, kommt es im Vertrieb darauf an, Kunden und Verbrauchern die Vorteile zu vermitteln. Von André Boße
Energieeffizienz ist ein Ziel, aus dem sich viele Vorteile ergeben. Je mehr Energie gespart wird, desto geringer ist die Gefahr für dramatisch steigende Strompreise. Deutschland wird unabhängiger von Energieimporten. Und der Ausstoß von CO2 wird verringert, was wiederum sehr wichtig für das Klima ist. Für die Green-Tech-Branche gehört die Energieeffizienz deshalb zu den bedeutsamsten Leitmärkten. Bei bestimmten Verbrauchergruppen gibt es ein besonders großes Einsparungspotenzial, sie bilden die Segmente dieses Leitmarkts. So sollen neue Techniken und Methoden dabei helfen, die Energieeffizienz in der industriellen Produktion sowie von Gebäuden und Geräten zu erhöhen.
Es geht um viel Geld
Wie stark dieser Markt ist, zeigt die Größe des Weltmarktvolumens. Dieses lag 2013 laut der Zahlen des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) bei 825 Milliarden Euro – und damit fast doppelt so hoch wie das Volumen für die umweltfreundliche Erzeugung, Speicherung und Verteilung von Energie (2013: 422 Milliarden Euro). Bis ins Jahr 2025 werde das weltweite Volumen des Leitmarkts Energieeffizienz bis auf 1365 Milliarden Euro steigen, schätzt das BMUB. Treiber des Wachstums soll vor allem die Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden sein: Um 6,4 Prozent werde das Segment jährlich wachsen, prognostiziert das BMUB.
In genau diesem Segment ist das Unternehmen Steico tätig. Die Firma mit Sitz in Feldkirchen bei München stellt nicht nur Baustoffe mit sehr guten Dämmeigenschaften her. Sie nutzt dafür auch nachwachsende Rohstoffe und ist bei der Herstellung von Holzfaser-Dämmstoffen weltweit führend. Viele Jahre lang stand vor allem das Energiesparpotenzial von Dämmstoffen im Fokus der Kunden. „Zunehmend bestimmen aber auch weitere Faktoren den Entscheidungsprozess, zum Beispiel die Auswirkungen auf das Wohnklima, die Dauerhaftigkeit der Produkte oder der ökologische Fingerabdruck“, sagt der Leiter Marketing bei Steico, Andreas Schulze. Hier zeigt sich, dass die Kunden heute weiterdenken: Sie wünschen sich verstärkt allumfassende grüne Lösungen. „Es ist ein klarer Trend hin zu natürlichen Baumaterialien zu beobachten“, sagt Schulze. „Die Bauherren legen heute viel mehr Wert auf umweltfreundliche und baubiologisch einwandfreie Produkte. Immerhin umgibt man sich mit diesen Materialien für viele Jahrzehnte.“
Öko-Dämmung: effizient und nachhaltig
Viele Unternehmen der Branche erwarten daher eine gewisse Sonderkonjunktur, die noch dadurch verstärkt wird, dass ab 2020 sämtliche Neubauten dem Niedrigstenergiestandard entsprechen müssen: Dieser verlangt laut EU-Gesetzestext, dass der bei „fast Null liegende oder sehr geringe Energiebedarf zu einem ganz wesentlichen Teil durch Energie aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden sollte“. Wer als Arbeitnehmer bei einem Baustoffhersteller einsteigen möchte, kann dies auf technischer Seite tun, wobei hier „profunde Kenntnisse über Holz und Holzbau von Vorteil sind“, wie der Marketingleiter sagt. „Je nach Ausrichtung lassen sich solche Kenntnisse zum Beispiel über universitäre Studiengänge wie Forstwirtschaft und Chemie erwerben.“ Zudem sind Nachwuchskräfte in den kaufmännischen und Marketingbereichen gefragt, wobei es auch hier wichtig sei, Know-how über den ökologischen Baustoff und seinen Nutzen für Umwelt und Mensch zu erlangen.
IT hilft bei Energiemanagement
Dass auch neueste IT bei Energieeffizienz hilft, zeigt ein Blick auf Energiedienstleistungsunternehmen wie Ista Deutschland. Das Unternehmen mit Sitz in Essen managt Energiedaten, um den Verbrauch transparent zu machen und die Eigentümer und Verbraucher dabei zu unterstützen, Energie zu sparen. Zum Beispiel visualisieren moderne Wärme- und Wasserzähler sowie Heizkostenverteiler den Verbrauch; übertragen werden die Daten bei Bedarf per Funk, sodass Vermieter nicht mehr die Büros oder Wohnungen der Mieter betreten müssen. Intelligente Systeme sorgen zudem dafür, dass der Verbrauch gerecht abgelesen wird – und zwar permanent und von zentraler Stelle aus, sodass der Energieverbrauch wirksam gesteuert werden kann. „Dazu setzen wir verstärkt digitale Technologien ein“, sagt Jana Eggerding, Senior Vice President Corporate HR bei Ista. Gefragt sind daher hier Nachwuchskräfte aus den Bereichen Softwareentwicklung und strategisches Business Development. „Der ideale Kandidat ist analytisch stark und hat Spaß daran, neue Ideen und Projekte in die Tat umzusetzen“, so die Personalverantwortliche. Wichtig sei zudem, Lernbereitschaft mitzubringen und sich in einem internationalen Umfeld wohlzufühlen, denn Ista Deutschland ist Teil der internationalen Gruppe mit Standorten in 26 Nationen und mit knapp 4800 Mitarbeitern.
Entwickelt werden die Produkte für die weltweiten Kunden zentral im Head Office in Essen, wo Ingenieure und IT-Experten in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung tätig sind. „Wir machen die Erfahrung, dass Energieeffizienz längst kein spezifisch deutsches Thema mehr ist, sondern international immer wichtiger wird“, sagt Jana Eggerding zur globalen Perspektive des Markts. „Jedoch sind die Rahmenbedingungen von Land zu Land unterschiedlich. Daher versuchen wir, ganz gezielt auf die Bedürfnisse unserer Kunden in den verschiedenen Ländern einzugehen.“ Dass sich das Unternehmen selbst ebenfalls bemüht, nachhaltig zu wirtschaften, ist eine Frage der Glaubwürdigkeit. „Wir haben fünf Unternehmenswerte, die wir gemeinsam mit unseren Mitarbeitern entwickelt haben und die weltweit für alle Standorte gelten. Das Thema Nachhaltigkeit ist dabei prominent in unserem Wert ‚Taking Responsibility’ verankert. Für uns bedeutet das, ökonomische, ökologische und gesellschaftliche Interessen miteinander in Einklang zu bringen.“
Bis an die Grenze der Physik
Auch Heiz-, Lüftungs- und Klimatechnikspezialisten fokussieren sich verstärkt auf den Leitmarkt Energieeffizienz. In den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen arbeiten die Experten daran, die Effizienz bis an die physikalischen Grenzen zu steigern. Dabei geht es aber auch darum, im Labor erprobte Technologien in Bezug auf Kosten, Qualität und Lebensdauer weiterzuentwickeln. Von Nachwuchskräften erwartet man hier, dass sie sich gerne mit komplexen Systemen beschäftigen und dass sie diese immer aus der Sicht des Kunden betrachten. Einsteiger im Vertrieb müssen deshalb eine technische Affinität und ein gutes Gespür für die Bedürfnisse der Kunden mitbringen.
Green-Tech – die sechs Leitmärkte
Die verschiedenen Bereiche von Green-Tech haben eine Gemeinsamkeit: Ihre Produkte, Verfahren und Dienstleistungen tragen zum Schutz der Umwelt und zur Minimierung des Ressourcenverbrauchs bei. Als Querschnittsbranche hat Green-Tech Überschneidungen mit vielen anderen Branchen, zum Beispiel der Baubranche, dem Maschinen- und Anlagenbau oder der Elektrotechnik. Um Green-Tech besser zu analysieren, hat das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) die Branche in sechs Leitmärkte eingeteilt. Neben Energieeffizienz sind das: Umweltfreundliche Erzeugung, Verteilung und Speicherung von Energie, Rohstoff- und Materialeffizienz, Nachhaltige Mobilität, Kreislaufwirtschaft sowie Nachhaltige Wasserwirtschaft.
Die Daimler AG hat einen intensiven Austausch mit jungen Kolleginnen und Kollegen gestartet, um die Arbeitswelt der Zukunft zu gestalten.
In einem Workshop haben 60 Teilnehmer im Alter von 20 bis 35 Jahren insgesamt 223 Ideen entwickelt. Dabei wurden die Anforderungen und Bedürfnisse der nachrückenden Generationen an einen attraktiven Arbeitgeber erarbeitet und diskutiert. Die Vorschläge der jungen Mitarbeiter beschäftigen sich unter anderem mit neuen Formen der Zusammenarbeit, mehr Flexibilität bei Arbeitszeit und Arbeitsort, den Einsatzmöglichkeiten von Informationstechnologie, der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sowie alternativen Vergütungsmodellen. Einige der besten Ideen wird Daimler direkt umsetzen.
„Gerade bei jungen Menschen in den Fabriken und Büros hören wir ganz genau hin, wie sie sich die Arbeitswelt der Zukunft vorstellen“, sagte Wolfgang Nieke, Betriebsratsvorsitzender Mercedes-Benz Werk Untertürkheim. Die Teilnehmer des Daimler-Workshops kamen aus 21 Standorten in ganz Deutschland und gehören der so genannten Generation Y an.
Gerhard Steidl ist Verleger von Günter Grass und Karl Lagerfeld, leidenschaftlicher Büchermacher und Papierliebhaber. Sein Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung ist ein Plädoyer für die Haptik einer gedruckten Zeitung und ein Ausblick auf die neue „Gier nach Papier“.
Hochglanz-Magazine waren gestern, heute glänzen die Bildschirme von Tablets und Smartphones. Als Gegenbewegung macht Steidl eine neue Lust an haptischer Erfahrung und sinnlicher Berührung aus: Matt gestrichenes Papier, verwelkte Farben. Das macht er an einem analogen Lifestyle aus, den er beobachtet: Gärtnern, Vinylplatten hören und ähnlich geerdete Retroerfahrungen.
Dass das auch zum Geschäftsmodell taugt, bestätigt er der Süddeutschen Zeitung. Deren Großformat, die Erstveröffentlichung eines Fotos, in der Wochenendausgabe hinge jeweils über Wochen an seiner Wand. Zu schade zum Wegwerfen. Das neue Geschäftsmodell der SZ, so Steidl, bestehe offenbar darin, „ein hochwertiges Printprodukt zu machen, das eine längere Verweildauer beim Leser hat. Man verlangt etwas mehr Geld, der Leser bekommt aber auch mehr geboten. Und für den Fluss der Nachrichten und den schnellen Konsum gibt es das Internet.“
Wird so in Zukunft das Nebeneinander von Print und Digital aussehen? Mehr Einsicht gibt es im vollständigen Beitrag auf Süddeutsche.de.
Der neue Sönke Wortmann-Film entsteht ohne Drehbuch und Filmcrew: Am 20. Juni 2015 kannst du selber die Kamera in die Hand nehmen und dein Leben in Deutschland und deine Geschichten dokumentieren. „Deutschland. Made by Germany“ heißt das 24-Stunden-Projekt.
„Genre: Komödie? Drama? Doku? … Wir werden sehen!“, betonen die Macher die Improvisation des Mitmachkinos, und „Directed By: Alle, die mitmachen“, lautet die Einladung für die Crowd. Künstlerisch verantwortet Sönke Wortmann den Film, und wie das Ganze funktionieren soll, seht ihr in diesem Trailer auf Facebook.
Wie man dort sieht hat die Idee ordentlich Chaos-, aber auch Spaßpotenzial. Und wie das Deutschland-Selfie hinterher wird – Wir werden sehen!
„Recruiting muss einfacher werden“, sagt Martin Tall. Er hat eine Job-App für Bewerber und Arbeitgeber auf den Markt gebracht, die nach dem Prinzip der Dating-App „Tinder“ funktioniert. Aber funktioniert die Arbeitsuche wirklich wie ein Rendezvous?
Als er die Dating-App zum ersten Mal gesehen habe, habe es „Klick“ gemacht, sagt der schwedische Recruiting-Unternehmer im Interview mit dem Wired-Magazin. Das Prinzip des Matching ermögliche eine „Arbeitsvermittlung in der Hosentasche“. Bis 2018 wolle er Selfiejobs zur „most loved job app“ in Europa machen. Das ganze Interview gibts bei Wired.
Umsetzer gesucht: Perspektivreiche Karrieren in der Beratung
Kunden möchten, dass die Konzepte ihrer Consultants direkt umgesetzt werden und Mehrwert stiften. Ihren Berater wählen sie daher ganz pragmatisch: Den Auftrag bekommt, wer Erfolg verspricht. Dabei streiten sich die großen Beratungen mit den Spezialisten um die Gunst der Kunden, während die großen Konzerne ihren Inhouse-Beratungen vertrauen.
Violetta Ksoll hat von 2002 bis 2004 eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin für Englisch und Spanisch an einem Wirtschaftskolleg in Düsseldorf absolviert, bevor sie ihr Studium der Internationalen Betriebswirtschaft und Außenwirtschaft an der Hochschule Worms 2009 mit Diplom abschloss. 2010 stieg sie bei CSC ein und arbeitet dort seit 2013 als Senior Consultant. Von Violetta Ksoll
Consulting ist für viele Hochschulabsolventen ein Buch mit sieben Siegeln. Mit meinen Abschlüssen als Fremdsprachenkorrespondentin und Diplom-Betriebswirtin galt das zunächst auch für mich. Ein Talente-Programm bei CSC machte mich neugierig. Ich wollte hinter die Kulissen der Beratungsbranche schauen. Der Weg vom anfänglichen „Greenhorn“ bis zum Senior Consultant hat sich gelohnt. Die Arbeit macht Spaß und ist bis heute spannend.
Der Startschuss für mein Traineeprogramm fiel vor vier Jahren. Der Schwerpunkt der Ausbildung liegt auf einer praxisorientierten Qualifizierung. Die Kurse vermitteln IT- und Branchen-Know-how sowie Persönlichkeits- und Methodenkompetenz. Was sich auf den ersten Blick etwas abstrakt anhörte, füllte sich über die Stationen in den verschiedenen Beratungsabteilungen und im direkten Kundenkontakt sehr schnell mit Leben. Dreh- und Angelpunkt der Projektarbeit ist eine sich rasant entwickelnde IT. Die Online-Vernetzung revolutioniert ganze Wirtschaftszweige und öffnet Berufseinsteigern neue Welten.
Neben etabliertem Wissen sind ganz neue Denkansätze gefragt und befeuern die Teamarbeit. Der Wandel ist nicht nur im privaten Umfeld und für Freunde und Bekannte greifbar, sondern Teil des Berufs: Smartphones, Tablets und die sozialen Netzwerke schaffen jeden Tag neue Möglichkeiten und spielen beispielsweise eine zentrale Rolle für den Kundenservice der Unternehmen. Nach dem Traineeprogramm im Bereich Financial Services wechselte ich in die Projektarbeit beim Kunden. Anschließend folgten ganz neue Perspektiven mit zwei Jahren Assistenzzeit für die Geschäftsführung des Consulting-Bereichs. Zurück in der Kundenbetreuung wende ich meine gesamte bisher gesammelte Berufserfahrung an.
Heute arbeite ich sehr selbstständig mit einem eigenen Lösungsmodell und übernehme Verantwortung für das Team, das Unternehmen und die Beratungskunden. Wie sieht ein solches Projekt in der Praxis aus? In der Wahrnehmung von außen steht bei einem IT-Dienstleistungsunternehmen wie CSC natürlich häufig die technische Kompetenz im Vordergrund. Schnell wird aber klar, wie besonders wichtig der „Faktor Mensch“ in meiner täglichen Arbeit als Consultant ist. Dazu ein Beispiel:
Der Auftraggeber kommt zu uns mit dem Wunsch, seine IT-Struktur auf den neuesten Stand zu bringen. Neben dem rein technischen Umbau greift so ein Projekt unmittelbar in den erlernten Arbeitsalltag der Mitarbeiter ein und sorgt zunächst einmal für Unruhe. In meiner jetzigen Funktion als Organisational Change Managerin helfe ich dem Kunden bei der Bewältigung dieser Transformation. Neben der technischen Aufgabenstellung braucht es hier die Schlüsselkompetenz, alle betroffenen Menschen in den Prozess einzubinden. Zu diesem Zweck verschaffe mir zunächst einen Überblick über die Situation in den Abteilungen und entwickle eine Change-Strategie: Welche Mitarbeiter sind von der Umstellung betroffen? Welches Trainingskonzept macht sie fit für das neue IT-System? Welche Kommunikation ist nötig, um Mitarbeiter im Transformationsprozess zu begleiten? Was mir besonders gut im Consulting gefällt, ist, dass in jedem Kundenprojekt andere Aufgabenstellungen zu lösen sind und der Erfolg über die enge Zusammenarbeit mit Menschen führt.
Mit dem Consulting erfüllt sich die Vorstellung, die ich mir vor vier Jahren von meinem Wunschberuf gemacht hatte. Meine Arbeit hat mit Menschen zu tun. Ich muss fachlich etwas vorweisen, lerne täglich dazu und löse komplexe Problemstellungen beim Kunden. Dass die Projekte häufig in Männerdomänen stattfinden, war anfangs schon eine Herausforderung für mich. Gerade als junge Frau muss man erst einmal lernen, sich zu behaupten. Wie bei allen Mitarbeitern sind am Ende fachliche und persönliche Kompetenzen die wichtigsten Faktoren, um innerhalb des Teams respektiert zu werden. In Zukunft möchte ich meine Erfahrungen aus dem Organisational Change Management weiter ausbauen und Führungsverantwortung übernehmen. Mein Ziel ist es, große Projekte selber zu steuern und zu managen.
Frauenanteil in Beratungen
Studie zum Beratermarkt Die Consultingbranche erfindet sich teilweise neu – das zeigt die Marktstudie „Facts & Figures zum Beratermarkt 2015/2016“ des Bundesverbands Deutscher Unternehmensberater (BDU). Der Gesamtumsatz ist 2015 auf ein neues Allzeithoch von 27,0 Milliarden Euro gestiegen, für 2016 wird eine weitere Steigerung erwartet. Treiber dafür ist die digitale Transformation – die Unternehmensberatungen bieten viele neue Leistungen rund um die Digitalisierung. Zahlen zum Frauenanteil hat der BDU nicht erhoben – im Vorjahr zeigte die Untersuchung, dass die Branche mit ihren Bemühungen, mehr Frauen für den Einstieg ins Consulting zu motivieren, nur langsam vorankommt. Weiterhin war der Frauenanteil in den kleineren Beratungsgesellschaften am höchsten, wobei 2014 der Anteil bei den Berufseinsteigerinnen als Junior Consultant auf 42 Prozent gesunken war (2013: 43 Prozent).