StartHandel/E-CommerceDas Gute liegt so nah

Das Gute liegt so nah

Regional heißt der neue Trend –Lebensmittel, die nicht aus fernen Ländern kommen, sondern frisch vom Bauern aus der Gegend erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Ob im Supermarkt oder im Internet – der Markt für regionale Produkte wächst. Von Christiane Martin

Äpfel aus Neuseeland, Möhren aus Israel und Trauben aus Südafrika – längst ist die Globalisierung auf unseren Lebensmittelmärkten angekommen. Doch was uns einerseits ein breites Warenangebot zu jeder Jahreszeit beschert, führt andererseits zu immer weniger Transparenz. Und so stellen die Verbraucherzentralen in ihren Befragungen immer häufiger fest, dass Kunden vom Überangebot verunsichert sind und ein neuer Trend an Fahrt gewinnt: die Liebe zur Regionalität. Auch eine 2013 erschienene Studie der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) konstatiert, dass Regionalität „in“ ist und die latente Sehnsucht älterer wie jüngerer Konsumenten nach Überschaubarkeit und Vertrauen stillt.

Umkreis von 50 Kilometern
Große Lebensmittelhändler haben sich diesen Kundenwünschen inzwischen angepasst und bieten vermehrt regional und lokal erzeugte Waren an. Diese erfreuen sich dabei weitaus größerer Beliebtheit als die Bioprodukte. Rewe hat bereits 2012 seine Eigenmarke „Rewe Regional“ geschaffen, deren Sortiment je nach Saison 10 bis 40 Obst- und Gemüsesorten umfasst. Diese kommen in der Erntezeit zwischen Mai und November von regionalen Anbaubetrieben in Deutschland und werden im Supermarkt der jeweiligen Gegend verkauft. „Die Resonanz der Kunden auf die Regional-Eigenmarke ist sehr positiv, und die Umsätze mit den Produkten sind sukzessive und deutlich gestiegen“, erklärt Thomas Bonrath, Pressereferent bei Rewe. Die an den Waren ausgewiesene Region sei entweder das Bundesland, eine traditionelle Gegend wie das Münsterland oder die topografische Region wie beispielsweise der Niederrhein. „Die Deklaration auf der Verpackung und der Text unter dem Produktnamen zeigen an, aus welcher Region das Produkt kommt. Die Erzeugerstrukturen sind dabei so dicht angelegt, dass das Regional-Produkt im jeweiligen Markt in aller Regel aus einem Umkreis von rund 50 Kilometern stammt“, so Thomas Bonrath weiter.

Ein Regionalpartner in NRW ist beispielswiese der Familienbetrieb Holthausen in Nettetal am Niederrhein. In dritter Generation geführt werden hier auf rund 150 Hektar Lauch, Zwiebeln und Kartoffeln angebaut. „Diese Betriebe profitieren von einer Absatz- und Preissicherheit, außerdem unterstützen wir je nach Ernteverlauf variabel mit Preisaktionen den Abverkauf. Im Gegenzug nehmen wir Einfluss auf Sorten und Anbaubedingungen und damit auf die Qualität“, erklärt Thomas Bonrath.

Linktipp

Regionaler geht es nicht: Tomatenretter werden und die Patenschaft für ein Stück Land übernehmen, auf dem eine alte Tomatensorte wächst.
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Gute Chancen für Start-ups
Doch nicht nur in den Supermarktregalen finden sich die Produkte aus der Heimat. Zunehmend wird auch die Direktvermarktung über das Internet gefördert. Plattformen wie www.bauer-sucht-koch.de bringen ländliche Erzeuger mit Hoteliers und Gastronomen aus der Region zusammen.

Für junge Absolventen, die auf der Suche nach einer Geschäftsidee für ein eigenes Start-up sind, bieten sich hier gute Chancen. So hat ein Cottbuser Gründer-Trio für Landmarkt Brandenburg, einen Onlinemarkt für regionale Lebensmittel, einen Preis der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus für den besten Businessplan erhalten. Seit Oktober 2013 können Erzeuger aus Brandenburg hier kostenlos ihre aktuellen Produktangebote online stellen und Gastronomen und Einzelhändler aus der Nähe diese bestellen. Alle Marktplatzteilnehmer können dabei ihr Unternehmen anschaulich präsentieren, bei Bedarf wird sogar die passende Logistik vermittelt, wird auf der Internetseite versprochen.

Eine etwas andere Herangehensweise verfolgen die sogenannten Foodkoops. Hier schließen sich Verbraucher und Erzeuger direkt zusammen. Eine Gruppe von Personen oder Haushalten kauft gemeinsam bei einem Bauern seine Lebensmittel, die meist in einem bestimmten Rhythmus in die Stadt geliefert werden. Aber auch eine Art Abonnement erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Hinter Bezeichnung wie „Gemüsekiste“ oder „Gemüsetüte“ verbergen sich Lieferservices von frischen und meist regionalen Bioprodukten.

Kennzeichnung ist wichtig
Doch egal ob im Supermarktregal, im Internet oder beim Gemüse-Abo – wichtig ist zu definieren, was überhaupt „aus der Region“ bedeutet. Die Verbraucherzentrale NRW beklagt auf ihrer Website, dass für die Kennzeichnung und Werbung von Lebensmitteln durch Hersteller oder Händler häufig Begriffe wie „Region“, „Nähe“ und „Heimat“ verwendet werden, ohne dass ein konkretes geografisches Gebiet ausgewiesen wird. Inzwischen herrsche auf dem Markt eine unüberschaubare Vielfalt regionaler Werbebegriffe und Zeichen, die Regionalität suggerieren, aber keine oder nur eine unklare regionale Herkunft ausweisen.

Dem entgegenwirken soll ein neues bundesweites Siegel, dass es seit Januar 2014 gibt: das Regionalfenster (siehe Randspalte). Die Deklaration ist freiwillig, wird aber als wichtiger Impuls für eine europaweit verpflichtende Kennzeichnung gesehen – was einmal mehr beweist, dass das Thema „Regionalität“ weiter im Trend bleibt und somit auch relevant für Absolventen, die im Lebensmittelhandel einsteigen wollen.

Kennzeichnung regionaler Lebensmittel

Seit Januar 2014 gibt es das „Regionalfenster“, das eine bundesweit einheitliche Kennzeichnung regionaler Produkte ermöglicht und Auskunft darüber gibt, aus welcher Region Rohstoffe stammen und wo die Verarbeitung erfolgt ist. Das Siegel wurde vom Trägerverein Regionalfenster e. V. konzipiert, dessen Mitglieder aus der Lebensmittelerzeugung und -verarbeitung, dem ökologischen Landbau, dem Handwerk, dem Lebensmittelhandel und aus dem Bereich der Regionalinitiativen kommen.
www.regionalfenster.de

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