18 Prozent – immer noch. 18 Prozent weniger verdienen Frauen im Vergleich zu Männern im Schnitt. Der sogenannte Gender Pay Gap ist in den letzten 20 Jahren kaum kleiner geworden. Wie kommt diese enorme Lohnlücke zustande – und wie verhandelt man ein gutes Gehalt? Von Kerstin Neurohr
Nicola Fuchs-Schündeln, Professorin für Makroökonomie und Entwicklung an der Goethe-Universität Frankfurt hat einen Beitrag geschrieben zum Jubiläum des Vereins für Socialpolitik, der größten Vereinigung von Ökonom*innen im deutschsprachigen Raum. „Warum sind Löhne und Einkommen immer noch vom Geschlecht abhängig?“, fragt sie. Die Antwort in vier Schlagworten: Es liegt an Arbeitsstunden, dem Ehegattensplitting, an der Berufswahl sowie an Normen.
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Die Zahlen sind erschreckend: Frauen verdienen in Deutschland 28 % weniger als Männer. Das liegt auch daran, dass sie weniger arbeiten als Männer, nämlich im Schnitt 31,3 Wochenstunden (bei Männern sind es 39,8 Stunden). Daneben spielen die niedrigeren Stundenlöhne von Frauen eine wichtige Rolle, sie liegen im Schnitt 18 % unter denen von Männern. Auch Vollzeit arbeitende Frauen verdienen immer noch 13 % weniger als Vollzeit arbeitende Männer. Selbst wenn man Frauen und Männer gleichen Alters, gleicher Ausbildung, im gleichen Beruf, mit gleichen Arbeitsstunden und mit gleicher Berufserfahrung vergleicht, bleibt eine Lohnlücke von 6 % bestehen.
Es seien viele kleine Hürden, die zu dieser Lohnlücke führen, schreibt Prof. Fuchs- Schündeln. Eine davon: Frauen treten in Gehaltsverhandlungen weniger fordernd auf als Männer – wobei, das ist wichtig, der Gender Pay Gap ein strukturelles Problem ist und keinesfalls dem individuellen Verhalten von Frauen geschuldet ist. Geschickt zu verhandeln ist sicherlich richtig und wichtig, daher drei Tipps für Gehaltsverhandlungen:
Standards kennen
Welche Gehälter sind in der Branche üblich, was verdienen andere Personen mit vergleichbarer Qualifikation? Das zu wissen ist die Basis.
Nicht zu wenig fordern
Frauen gehen mit niedrigeren Lohnforderungen in Gehaltsverhandlungen – hier gilt der Ausspruch von Kirsten Boie: „Der größte Fehler der Frauen ist ihr Mangel an Größenwahn.“ (s. Buchtipp Seite 26/27). Also trauen sie sich und fordern lieber mehr als weniger!
Beharrlich bleiben
Sie verhandeln den Wert ihrer Arbeit – nicht ihren Wert als Mensch. Sie gewinnen, wenn Sie die Sache weder zu persönlich noch zu emotional nehmen. Schließlich sind sie keine Bittstellerin. Werden ihre Forderungen nicht erfüllt, vereinbaren Sie Ziele und weitere Gespräche. Bleiben Sie dran!