Viele Jahre lang hat Monika Schulz-Strelow als Frauen-Lobbyistin und Präsidentin des Vereins Frauen in die Aufsichtsräte (FidAR) für die Quote gekämpft. Anfang März hat der Bundestag diese nun beschlossen. Aber wie geht es weiter – und was bedeutet der Beschluss für die Frauen? Die Fragen stellte André Boße.
Zur Person
Monika Schulz-Strelow ist Unternehmensberaterin sowie Gründungsmitglied und Präsidentin des Vereins Frauen in die Aufsichtsräte – FidAR, einem der einflussreichsten Frauennetzwerke Deutschlands. Seit 2011 gibt FidAR den Women-on-Board-Index heraus, in dem die 160 größten börsennotierten Unternehmen nach dem Frauenanteil in Aufsichtsrat und Vorstand gerankt werden.
www.fidar.de/wob-index
Frau Schulz-Strelow, am 6. März hat der Bundestag die Frauenquote beschlossen. Warum ist die Quote in diesem Augenblick die richtige Maßnahme, um Frauen in Führungspositionen zu bringen?
Die Quotenregelung ist ein Signal, das notwendig war, weil die freiwillige Selbstverpflichtung der Wirtschaft weitestgehend gescheitert ist. Veränderungen müssen von oben kommen, sonst wirken sie gar nicht. Die Quote ist als Wegbeschleuniger zu sehen. Als verbindliche gesetzliche Vorgabe gilt sie aber ja nur für etwa 100 börsennotierte und voll mitbestimmte Unternehmen. Viel wichtiger ist daher die Aufforderung an etwa 3500 Unternehmen, Planzahlen zu einer angemessenen Teilhabe von Frauen in Führungspositionen zu veröffentlichen. Damit müssen sie sich Gedanken zu den Karrierechancen von Frauen im Unternehmen machen und eine Personalentwicklungsstrategie erstellen. Nur wer hier eine überzeugende Botschaft kommuniziert, wird auch gute Frauen für das Unternehmen gewinnen. Diversity wird damit zu einem der zentralen Faktoren beim Recruiting.
Welche Bedeutung wird dieser Beschluss für ambitionierte Frauen auf dem Weg nach oben konkret haben?
Diese Frauen erhalten nun Rückenwind – gerade in solchen Unternehmen, in denen sie bislang auf dem Weg nach oben ausgebremst wurden. Das Signal ist klar: Wir brauchen engagierte und qualifizierte Frauen für eine gute Unternehmensführung. Wir sind überzeugt davon, dass gemischte Teams bessere Entscheidungen treffen. Wir sorgen dafür, dass Frauen die gleichen Aufstiegschancen haben wie Männer. Jetzt müssen sich diese Frauen aber auch einbringen und mitgestalten.
Buchtipps der Redaktion
Insa Sjurts:
Frauenkarrieren in der Medienbranche: Auf was es ankommt.
Springer Gabler 2014.
ISBN 978-3658023812.
39,99 EuroArianna Huffington:
Die Neuerfindung des Erfolgs: Weisheit, Staunen, Großzügigkeit – Was uns wirklich weiter bringt.
Riemann Verlag 2014.
ISBN 978-3570501733.
19,99 Euro
Welche Schritte müssen in den Unternehmen folgen, damit der Quoten- Beschluss tatsächlich nachhaltig im Sinne der Frauen wirkt?
Alle Unternehmen müssen sich mit der Personalentwicklung und hier im Besonderen mit Entwicklungsperspektiven für Frauen ernsthaft auseinandersetzen. Dabei geht es unter anderem um die Entscheidungswege bei der Beförderung. Hier muss analysiert werden, warum bei einem Unternehmen mit 50 Prozent Frauen in der Belegschaft der Frauenanteil im gehobenen Management bei unter zehn Prozent liegt. Es sind Maßnahmen zu ergreifen, um diese Missstände zu beseitigen. Es geht nicht mehr nur um mehr Plätze in der Betriebs-Kita, sondern um einen Bewusstseinswandel in allen Bereichen der Unternehmenskultur. Die Unternehmensleitung muss das Thema nach außen vertreten und auf die Liste der Top-Themen der Unternehmensstrategie setzen.
Welchen Tipp geben Sie jungen Frauen nach diesem Beschluss mit auf den Karriereweg?
Nutzen Sie die Chancen, die sich jetzt bieten. Setzen Sie sich für Ihre Karriere ein und fördern Sie auch Kolleginnen, wenn Sie eine entsprechende Position erworben haben. Schaffen Sie sich Netzwerke oder treten Sie in bestehende gemischte Netzwerke ein – innerhalb, aber auch außerhalb des Unternehmens. Sie haben jetzt Möglichkeiten, für die andere Frauen jahrzehntelang gekämpft haben!
Redaktionstipp
Aktuelle Studie: Erfolgreiche Banken brauchen Frauen
Banken sind erfolgreicher, wenn sie Frauen in Führungspositionen haben – das belegt eine Studie, die im Januar 2015 veröffentlicht wurde. Regina Reinert und Prof. Dr. Florian Weigert von der Universität St. Gallen sowie Dr. Christoph Winnefeld, Ökonom bei der Luxemburger Finanzaufsicht, haben anonymisierte Daten von 264 Luxemburger Kreditinstituten aus den Jahren 1999 bis 2013 ausgewertet. Sie konnten zeigen, dass es einen eindeutigen Zusammenhang zwischen dem Anteil von Frauen in Führungspositionen und dem Geschäftserfolg von Banken gibt. Wurde der Frauenanteil im Top-Management zehn Prozent erhöht, verbesserte dies die jährliche Eigenkapitalrendite der Banken um durchschnittlich drei Prozentpunkte. Besonders deutlich wurde der Effekt eines hohen Frauenanteils während der Finanzkrise – damals war der positive Zusammenhang fast doppelt so stark wie in Zeiten stabiler Märkte.
Paper zur StudieDass Frauen im Aktienhandel anders agieren als Männer, wurde bereits 2013 wissenschaftlich beschrieben. Dr. Catherine C. Eckel von der Texas A&M University und Dr. Sascha Füllbrunn von der Radboud University Nijmegen konnten in einem Experiment nachweisen, dass Frauen das Entstehen von Preisblasen an der Börse bremsten.
Paper zur Studie