Startfrauen in führungspositionenDas letzte Wort hat: Sophia Langner, Historikerin und Autorin

Das letzte Wort hat: Sophia Langner, Historikerin und Autorin

Die Autorin von „Die Herrin der Lettern“ ist promovierte Historikerin und nutzt das Pseudonym Sophia Langner. Sie hat in Köln Geschichte, Germanistik und Anglistik studiert, anschließend ging sie an die University of St. Andrews/Schottland, wo sie nach der Promotion mehrere Jahre unterrichtet und in einem internationalen Projekt zum europäischen Buchdruck geforscht hat. Seit 2018 ist sie an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz tätig. Die Fragen stellte Kerstin Neurohr

Foto: Sophia Langner
Foto: Sophia Langner

Frau Langer, Ihr Roman „Die Herrin der Lettern“ spielt 1554 in Tübingen. Womit hat die Protagonistin Magdalena Morhart am meisten zu kämpfen?
Magdalena Morhart muss sich in einem der schwersten Gewerbe der frühen Neuzeit behaupten: Beim Buchdruck kann eine Fehlentscheidung, zum Beispiel eine zu hohe Auflage, schnell den finanziellen Ruin bedeuten. Als Frau hatte sie keine Ausbildung, das waren erschwerte Voraussetzungen für eine erfolgreiche Leitung des Betriebes. Doch sie musste durchhalten, sonst hätten sie und ihre jüngeren Kinder ins Armenhaus gemusst. Zudem gab es hohe Konkurrenz im Druckgeschäft, die politischen Verhältnisse waren instabil – Stichwort Reformation – und es gab eine schwere Pestwelle.

Eine Reise in die Vergangenheit: Was würden Sie Magdalena Morhart fragen, wenn Sie ihr persönlich begegnen würden?
Eine Reise ins 16. Jahrhundert wäre äußerst spannend und es fallen mir sehr viele Fragen an Magdalena Morhart ein. Hat sie es zum Beispiel bereut, während der schweren Pestwelle weiterhin in Tübingen zu bleiben, obwohl bereits alle Professoren und Studenten aus der Universitätsstadt vor der Pest geflohen waren? Und wie bewertet sie abschließend ihre Publikationsentscheidungen – gab es Bücher, die sie leider aus Mangel an Mitteln nicht drucken konnte?

Was können Berufseinsteigerinnen von Magdalena Morhart lernen?
Um nur ein Beispiel zu nennen: Im Roman bietet sich Magdalena Morhart mehrmals die Gelegenheit, die Druckerei zu verkaufen und somit ein leichteres Leben zu führen. Doch die Angebote liegen weit unter dem wahren Wert der Druckerei. Also bleibt Magdalena Morhart standhaft und verkauft sich – und die Druckerei – nicht unter Wert. Sie weiß, dass ihre Bücher eine höhere Qualität als die ihrer Konkurrenten auszeichnet. Daher lernt sie im Verlauf des Romans selbstbewusster zu agieren.

Was hat Sie als Historikerin dazu bewogen, einen Roman zu schreiben?
Viele Frauen spielten eine wichtige Rolle in den Buchdruckereien von damals. Einige von ihnen leiteten die Betriebe sogar selbstständig und zudem sehr erfolgreich. Doch dies ist selbst Experten kaum bekannt. Ich habe jahrelang zu Magdalena Morhart geforscht, viele neue Quellen gefunden und internationale Vorträge gehalten, wobei ich immer auf großes Interesse gestoßen bin. Daher wollte ich diese Erfolgsgeschichte auch einem größeren Publikum näherbringen.

In welcher Rolle sind Sie persönlich eher auf Widerstände gestoßen, als Wissenschaftlerin oder Autorin?
Anfänglich wurde meine Autorität von einigen Studenten nicht ganz anerkannt. Während meiner Promotion an der University of St. Andrews habe ich allerdings erfreut festgestellt, dass sich immer mehr internationale Wissenschaftlerinnen untereinander vernetzen, Karriere-Tipps austauschen und sich gegenseitig auch in solchen Fällen unterstützen. Diese Entwicklung hat auch in Deutschland zugenommen und wird durch die neuen Medien zusätzlich begünstigt.

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