Wofür steht Karriere heute? Welche beruflichen Pläne haben die Deutschen für 2016? Ich habe in einer Online-Erhebung rund 1500 Angestellte aus ganz Deutschland zu ihrer Zufriedenheit im Beruf sowie ihren persönlichen Karriere zielen 2016 befragt – mit teils überraschenden Erkenntnissen.
Der Autor
Dr. Bernd Slaghuis ist Karriere- und Business-Coach in Köln. Er hat sich auf Karriereplanung und Neuorientierung sowie das Coaching von Führungskräften aus dem mittleren Management spezialisiert. Die ausführliche Dokumentation mit allen Ergebnissen der Studie können Interessierte bei Dr. Bernd Slaghuis anfordern:
mail@bernd-slaghuis.de
www.bernd-slaghuis.de
Die gute Nachricht vorweg: Die Deutschen sind mehrheitlich zufrieden mit ihrer beruflichen Entwicklung der letzten drei Jahre. Knapp drei Viertel der Befragten erklärten, sie seien zufrieden bis hoch zufrieden in ihrem aktuellen Job. Ein überraschendes Ergebnis vor dem Hintergrund der Burnout- und Work-Life-Balance-Diskussion der letzten Jahre. Am zufriedensten sind die unter 30-Jährigen, der größte Job-Frust hingegen herrscht bei den 40-49-Jährigen.
Doch die Zufriedenheit allein bindet heute nur noch wenige an ihren Arbeitgeber. Denn jeder Dritte gab auch an, in diesem Jahr seinen Job wechseln zu wollen. Arbeitnehmer verbinden in Zeiten einer guten Arbeitsmarktlage mehr Chancen als Risiken mit einem Wechsel und möchten nicht nur ihren Lebenslauf optimieren, sondern sich vor allem weiter entwickeln. Hinzu kommt, dass die Identifikation mit dem eigenen Arbeitgeber in den letzten Jahren immer weiter gesunken ist, wie andere Studien belegen. Unternehmen forderten von Bewerbern und Mitarbeitern mehr Flexibilität ein, heute erfahren sie die Kehrseite flexibler Angestellter: Stoßen sie an die Grenzen der Entwicklung im Unternehmen oder werden unzufrieden, suchen Sie sich einen anderen Job.
Tagesordnungspunkt: Aktuelle Karrieretrends
Verteiler: Studierende und Absolventen
CC: Arbeitgeber
Ort: Köln
Datum: Mai 2016
Von: Bernd Slaghuis
Es verwundert daher nicht, dass für zwei Drittel Neues lernen ganz oben auf der Agenda ihrer beruflichen Ziele für 2016 steht. Mehr Geld verdienen landet auf Platz zwei. Die Angestellten sind wissenshungrig und wollen sich für die Veränderungen der Arbeitswelt von morgen wappnen – Stichwort Digitalisierung und Industrie 4.0 – und sich gleichzeitig für den Arbeitsmarkt bis ins Alter fit halten. Das Verständnis von Karriere hat sich vor allem bei der jungen Generation gewandelt: Selbstverwirklichung, Herausforderung und Anerkennung sind Begriffe, die 70 Prozent der Studienteilnehmer heute mit Karriere verbinden. Auf den letzten Plätzen rangieren Einfluss, Status und Wettbewerb.
Das sture Klettern auf der Karriereleiter nach oben ist vielen Mitarbeitern und Führungskräften heute nicht mehr wichtig. Sinn, Erfüllung und Zufriedenheit haben Geld und Status als Erfolgskriterien abgelöst. Auffällig hoch ausgeprägt ist laut Studie der Wunsch nach Sicherheit im Beruf besonders bei jungen Menschen unter 30 Jahren. Ein Ergebnis, das zunächst dem Bild der sogenannten Generation Y zu widersprechen scheint. Doch auch im Karriere-Coaching mit Absolventen und Berufseinsteigern erlebe ich, dass sie sich zwar mehr Flexibilität, Entscheidungs- und Handlungsfreiheit im Beruf wünschen, doch hierfür von ihren Chefs auch feste Leitplanken benötigen, die ihnen Halt und Orientierung und damit Sicherheit in einem zunehmend durch Komplexität, Dynamik und Schnelligkeit geprägten Umfeld geben.