Ein Gewinner der Corona- Krise stand relativ schnell fest: die Digitalisierung. Sie war bereits vor der Krise schon eines der beherrschenden Themen für Berater, erhält nun aber nochmals weiteren Rückenwind. Doch daneben gibt es noch weitere Technologie-Trends, die kommen werden. Von Christoph Berger
Sechs Trends haben die Autoren des Reports „Deloitte Trends 2020“ identifiziert, die die kommenden Jahre prägen werden, die bei strategischen Entscheidungen helfen und die Geschäftsmodellen einen Mehrwert bieten sollen. Wobei sich die wichtigsten Treiber für disruptive Veränderungen, wie es heißt, in Form von neun Makro-Faktoren zusammenfassen lassen: Digital Experience, Analytics und Cloud, Digital Reality, Cognitive und Blockchain, Core Modernization, Risk und Business of Technology. „Alle neuen Trends, die zum Teil extrem schnelllebig sind, lassen sich diesen neun Makro-Kräften zuordnen. Zudem ergeben sich Disruptionen häufig aus der Kombination dieser Kräfte“, sagt Jochen Fauser, Partner und Leiter Technology Strategy & Architecture bei Deloitte.
Um technologische Innovationen zu ermöglichen und umzusetzen, braucht es jedoch eine agile IT, schreiben die Berater weiter – wobei traditionelle Finanz- und Budgetierungsprozesse mit der agilen Arbeitsweise in der IT zu vereinen sind. Chief Information Officer (CIO) und Chief Financial Officer (CFO) werden dafür enger zusammenarbeiten müssen. Und es wird einen stärkeren Fokus auf die Produkte und wertschöpfenden Geschäftsprozesse geben, ist sich Fauser sicher.
Um die Kundenbedürfnisse und -wünsche in Zukunft besser in den Mittelpunkt stellen zu können, werden Plattformen entwickelt, die wesentlich intuitiver und zielgerichteter die Emotionen ihrer Nutzer erkennen. Möglich wird durch die Kombination von künstlicher Intelligenz, einem Design, das den Menschen in den Mittelpunkt stellt und neurowissenschaftlichen Erkenntnissen. Allerdings gehe diese Individualisierung auch mit einer steigenden Verantwortung einher, die die Unternehmen erbringen müssten.
Den digitalen Zwilling wird es nicht nur von Produkten geben, sondern auch von uns Menschen.
Auch das Future Today Institute hat sich in seiner Studie „2020 Tech Trends Report“ mit den strategischen Trends befasst, die Wirtschaft, Politik, Bildung, Medien und Gesellschaft in diesem Jahr beeinflussen werden. Wobei viele der Entwicklungen durchaus kritisch gesehen werden. Demnach wird es zu einer immer stärkeren Bewertung jedes Menschen durch die von ihm erzeugten Daten kommen, eine Art Katalogisierung. Ein weiterer Trend ist die cloud-basierte Robotik. Sie wird beispielsweise die Fabrikautomation vorantreiben, während die synthetische Biologie die Lebensmittelproduktion verändern wird. Den digitalen Zwilling wird es zudem nicht nur von Produkten geben, sondern auch von uns Menschen, sind sich die Autoren sicher – Fakenews werden so zunehmen und immer schwieriger durchschaubar sein. Die großen Tech-Konzerne werden in die Landwirtschaft einsteigen, kriegerische Konflikte werden von Daten und Algorithmen geführt werden, Waffensysteme autonom agieren. Mit der Quanteninformatik und dem Edge-Computing stehe die Menschheit am Beginn einer neuen Ära der Datenverarbeitung, schreiben die Autoren weiter. Und unsere Gebäude werden digitale Emissionen produzieren, die wiederum in unsere Bewertungen einfließen. Bleibt schließlich noch:
Die derzeitig geschätzten Investitionen von 330 Milliarden Dollar in die Raumfahrtindustrie könnten sich bis 2026 verdoppeln. Dies ist dann die logische Folge zu all den vorangegangen Trends.